Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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in den Statistiken rangieren.«

      »Sehen S’, und das ist in Deutschland ganz anders«, hakte Sebastian nach, der ahnte, daß er jetzt nicht lockerlassen durfte, wenn er Felix überzeugen wollte. »Hier haben die Menschen schon recht früh erkannt, daß es ein Verbrechen an der Natur, an den Tieren und ihnen selbst ist, wenn sie sich mit Pflanzenschutzmitteln verpestete Gemüse, hormonverseuchtes Fleisch oder Eier von Hühnern, die ihr Dasein in Legebatterien fristen, vorsetzen lassen. Man ist endlich dahintergekommen, daß wir auf dem besten Weg waren, uns selber umzubringen.

      Deshalb ist es eine hervorragende Idee, wenn Sie aus dem Hochberghof einen Bio-Betrieb machen wollen.«

      Felix Thorwald hob abwiegelnd die Hand.

      »Noch ist es nicht so weit, Hochwürden«, gab er zu bedenken. »Selbst wenn die Finanzierung gesichert wäre – Sie müssen wissen, ich bin nicht unvermögend, und mit dem, was ich besitze, bin ich durchaus kreditwürdig – dennoch bleibt die Tatsache bestehen, daß ich von Ackerbau und Viehzucht keine blasse Ahnung habe.

      Und was wir auch nicht vergessen sollten – wenn ich mich dafür entscheide, dann gebe ich ein herrliches Leben auf, zwar auch arbeitsreich, aber es ist eine Tätigkeit, die mir sehr viel Spaß macht. Die würde ich dann gegen eine Arbeit eintauschen, die ungleich mühevoller ist als der Job, den ich jetzt mache.«

      Diese Argumente konnte der Seelsorger sehr gut nachvollziehen. Doch Sebastian war nicht gewillt, die Flinte so leicht ins Korn zu werfen.

      »Da mögen Sie sicher recht haben«, erwiderte er. »Aber ist Ihnen auch klar, was Sie dafür bekommen? Die Frau, die Sie lieben.«

      Sie hatten ihre Sachen wieder eingepackt und die Rucksäcke umgeschnallt.

      »Und was Ihre Bedenken angeht, nix vom Bauernhandwerk zu verstehen – da gibt’s bestimmt Fachleute, die bereit sind, ihr Wissen weiterzugeben. Stellen S’ einen tüchtigen jungen Landwirt ein, der keinen eigenen Hof hat und dessen Sinn in dieselbe Richtung geht, dem Naturschutz und Ökologie am Herzen liegt. Da kann gar nix schiefgehen.

      Außerdem gibt’s genug andere, die Sie unterstützen würden, da bin ich überzeugt. Einen davon lernen S’ schon bald kennen. der Senner von der Kanderer-Alm versteht sich aufs Käsemachen wie kein zweiter, und beim Thurecker-Franz gibt’s keine künstlichen Aromastoffe oder Zusätze, die den Käse fettiger erscheinen lassen. Bei dem ist’s Natur pur!«

      *

      Am späten Vormittag hatten sie die Almhütte erreicht. Sebastian erkundigte sich unterwegs mehrmals, ob Felix die Tour nicht zu anstrengend würde, doch sein Begleiter versicherte ihm, daß es ihm keine Mühe bereite, seinem Bergführer zu folgen.

      Die Kandererhütte lag in einer kleinen Senke zwischen zwei grünen Almwiesen. Auf der Terrasse saßen bereits zahlreiche Wanderer, vorwiegend Touristen aus St. Johann oder den zwei anderen Dörfern im Wachnertal, Engelsbach und Waldeck, und warteten, mehr oder weniger ungeduldig, auf die Vesper, die der Senner vorbereitet hatte.

      »Hochwürden, das ist aber eine Freud’«, begrüßte Franz den Bergpfarrer und dessen Wandergefährten.

      Sebastian machte die beiden Männer miteinander bekannt.

      »Setzen S’ sich nur«, sagte der Senner. »Die Milch kommt gleich.«

      Er kannte die Vorliebe des Geistlichen für frische Alpenmilch und brachte gleich einen Krug mit zwei Gläsern.

      Die Milch war herrlich kalt und erfrischte wunderbar. Sie schmeckte ganz anders, als Felix sie in Amerika gewohnt war, und erinnerte ihn irgendwie an seine Jugend.

      Das Mittagessen nahmen sie zusammen mit dem Thurecker-Franz ein, nachdem die meisten der anderen Gäste bereits wieder gezahlt hatten und gegangen waren. Der Senner, der das ganze Jahr über auf der Hütte wohnte und nur selten ins Dorf hinunterkam, war ein sehr guter Koch, wie Felix feststellte. Das einfache Gericht bestand aus gerösteten Kartoffeln und gebratenen Fleischstreifen, die in einer köstlichen Sauce schwammen.

      Franz war erstaunt, als er hörte, daß sein junger Gast der neue Besitzer des Hochberghofes war.

      »Sie sind also der Sohn von der Vroni…«

      »Ja. Haben Sie meine Mutter etwa gekannt?«

      »Gekannt?«

      Der Senner schmunzelte.

      »Zur Schule sind wir zusammen gegangen«, lachte er. »Ein recht fesches Madel war sie, Ihre Mutter. Wie geht’s ihr denn überhaupt? Hätt’ sie damals net eigentlich den Hof erben müssen?«

      »Meine Mutter ist vor fünf Jahren verstorben«, antwortete Felix Thorwald. »Ein Jahr nach Vaters Tod.«

      Franz Thurecker war bei den Worten zusammengezuckt.

      »So früh schon? Das tut mir leid. Ich hab’s net gewußt.«

      »Natürlich nicht. Woher sollten Sie auch?«

      »Und jetzt haben S’ den Hof geerbt, weil der Franz ja keine Kinder hatte.«

      »Ja, das ist eine lange und komplizierte Geschichte«, mischte Sebastian sich in das Gespräch.

      »Und was fangen S’ jetzt an?« wollte der Senner wissen.

      Er schmunzelte verlegen.

      »Entschuldigen S’, wenn ich so neugierig bin, aber wie ein Bauer schauen S’ net aus.«

      Felix lachte.

      »Das haben Sie gut erkannt.«

      »Aber es könnt’ einer aus ihm werden, wenn er nur will«, sagte der Bergpfarrer.

      Er erzählte von der Idee der jungen Magd.

      »Warum net«, nickte Franz Thurecker. »Ein ordentlich geführter Hof ernährt auch heut’ noch seinen Mann.«

      Sie unterhielten sich eine ganze Weile über dieses Thema, und Felix wankte immer mehr.

      Natürlich wußte er, daß es keine leichte Aufgabe sein würde, die da auf ihn zukam. Aber wenn er an Maria dachte, dann war er überzeugt, die Welt aus den Angeln heben zu können.

      Nach dem Essen besichtigten sie die kleine Käserei. Franz erklärte seinem Gast geduldig die Gerätschaften, die für die Käseherstellung nötig waren, und den eigentlichen Vorgang. Hinterher betraten sie das Käselager, wo die großen Laiber reiften und jeden Tag gewendet und mit Salzlake abgerieben wurden. Felix lernte die unterschiedlichen Reifegrade kennen, und selbstverständlich wurde auch probiert.

      Als Sebastian und Felix sich später von Franz verabschiedeten, steckte ein großes Stück Käse in dem Rucksack, in dem am Morgen noch der Proviant war.

      »Ich möchte Ihnen recht herzlich danken«, sagte Felix zu Sebastian. »Es war ein wunderschöner Ausflug, und ich habe mich wirklich gefreut, einen alten Bekannten meiner Mutter kennernzulernen.«

      »Es gibt noch viele schöne Ecken und Winkel im Wachnertal«, erwiderte der Seelsorger. »Bestimmt kann die Maria Ihnen da einiges zeigen.«

      Sie erreichten das Pfarrhaus am Nachmittag. Felix hätte sich gerne ein wenig ausgeruht, doch die Sehnsucht nach Maria trieb ihn an. Er würde heute abend bestimmt nicht einschlafen können, ohne sie gesehen zu haben.

      *

      Auf dem Hochberghof traf er die Magd alleine an. Florian war ins Dorf gefahren. Maria begrüßte Felix mit einem liebevollen Kuß.

      »Schön, daß du da bist«, sagte sie. »Da kannst’ mir gleich beim Melken helfen.«

      »Ich…?«

      Sie lachte, als sie sein verdutztes Gesicht sah.

      »Freilich du«, antwortete sie. »Schließlich bist’ der Bauer, und wenn du’s noch lernen mußt, dann fangen wir am besten gleich damit an.«

      Zuerst trieben sie die Kühe von der Weide in den Stall. Felix wunderte sich, daß die Tiere so gehorsam vor ihnen hertrotteten.

      »Das