Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
Скачать книгу
solchen weiterzuführen. Vermutlich würden s’ ihn abreißen und irgendwas darauf bauen, das net hierher gehört.«

      Sebastian dachte dabei in erster Linie an Markus Bruckner, den umtriebigen Bürgermeister von St. Johann, dessen Ehrgeiz es war, aus dem beschaulichen Alpendorf ein Touristenzentrum ersten Ranges zu machen. Immer wieder versuchte er, unter Umgehung des Gemeinderates Projekte durchzudrücken, die für Umwelt- und Naturschützer ein Schrek-kensbild waren. Seiner Meinung nach brauchte St. Johann einen Skilift, um die Wintersaison anzukurbeln, auf jeden Fall eine Diskothek, damit die Touristen ihr Geld auch im Ort ließen, und wenn es nach ihm gegangen wäre, dann stände schon längst ein großes Ferien- und Kongreßzentrum auf Gemeindegrund, mit allem, was dazugehörte, einschließlich einer teuren Schwimmhalle.

      Pfarrer Trenker war es jedoch, oft in letzter Minute, immer gelungen, diese haarsträubenden Pläne zu durchkreuzen. Zwar lag der Hochberghof nicht direkt am Dorf, doch im Geiste sah Sebastian dort schon ein monströses Etwas entstehen, und den Bruckner-Markus, der sich im Schein seines Erfolges sonnte.

      Felix Thorwald hatte den Ausführungen des Geistlichen zugehört. Jetzt lächelte er.

      »Also, ein Käufer ist ja weit und breit net in Sicht«, meinte er.

      »Noch net«, gab der Seelsorger zu bedenken. »Wenn sich erstmal herumspricht, daß der Hof zum Verkauf steht, dann werden S’ sich vor Angeboten wohl kaum mehr retten können.«

      Felix trank seinen Kaffee aus.

      »Es sind ja noch ein paar Wochen, in denen ich mir überlegen kann, was ich anfange«, wich er einer direkten Antwort aus.

      Er winkte nach der Bedienung. Als sie wenig später vom Tisch aufstanden, stutzte Sebastian.

      In der Nische neben ihnen saß ein Mann am Tisch, der ihn freundlich grüßte. Allerdings war in diese Freundlichkeit eine Spur Verschlagenheit gemischt.

      »Auch das noch«, entfuhr es dem Geistlichen, als er kopfnickend zum Ausgang ging.

      Felix Thorwald hatte die Worte nicht gehört. Er warf einen kurzen Blick auf den anderen Mann und folgte dem Bergpfarrer nach draußen.

      Sebastian stand an der Tür und schaute zurück.

      Der Gast, der immer noch in seiner Nische saß, blickte ihnen lächelnd hinterher.

      Ausgerechnet Josef Ramsauer, dachte er. Hoffentlich hat er unser Gespräch net mit angehört!

      *

      Nach dem Mittagessen verabschiedete sich Felix mit dem Hinweis, noch einmal zum Hof fahren zu wollen. Sebastian Trenker nickte zufrieden.

      Bedeutete dieses Interesse vielleicht, daß seine Worte im Café auf fruchtbaren Boden gefallen waren? Überlegte Felix Thorwald bereits, sein Erbe doch nicht zu verkaufen?

      Er konnte es nur hoffen. Im anderen Fall schien ein riesiges Problem auf ihn, den Bergpfarrer, zuzukommen…

      Von diesen Gedanken seines Gastgebers ahnte Felix nichts, als er langsam losfuhr. Es war erst sein zweiter Tag hier, aber was er bisher gesehen hatte, gefiel ihm. Es war alles ganz anders als drüben in den Staaten, doch er hatte das Gefühl, hier mehr heimischer zu sein als in Amerika.

      Vermutlich kann man seine Wurzeln nicht verleugnen, überlegte er, während er aus dem Dorf fuhr.

      Die Worte des Geistlichen gingen ihm nicht aus dem Sinn. Aber er fragte sich, ob er das wirklich wollte, Bauer werden. Wenn er sich vorstellte, hier mit dem Traktor auf die Felder zu fahren, Kühe zu melken und Schweineställe auszumisten, dann mußte er unwillkürlich lachen.

      Einer Eingebung folgend, fuhr er an den rechten Straßenrand und hielt an. Er stieg aus, lehnte sich an den Wagen und schaute um sich.

      Der Berg dort drüben war der Kogler, hatte sein Gastgeber ihm erklärt, und auf der anderen Seite, die beiden, die fast gleich aussahen, waren die Zwillingsgipfel ›Himmelsspitz‹ und ›Wintermaid‹. Schneebedeckte Höhen, die bis in die Wolken ragten. Darunter saftige Wiesen mit Wildkräutern und Blumen. Aus der Ferne drang das Geläut von Kuhglocken zu ihm herüber, und er dachte an den schmackhaften Bergkäse, den er zum Frühstück gegessen hatte. Dazu schien eine herrlich warme Sonne und gab einem das Gefühl, mitten im Paradies zu sein.

      Und dann stand ihr Bild wieder vor ihm.

      Felix sah im Geiste Maria über den Hof gehen, einen Korb in der Hand. Vielleicht ging sie gerade in den Hühnerhof, um die Eier einzusammeln, oder sie pflückte Beeren im Garten.

      Ihm wurde bewußt, daß er den ganzen Tag schon immer wieder an sie gedacht hatte, und einmal ertappte er sich bei der Vorstellung, daß er das hübsche Gesicht in seine Hände nahm und zärtlich küßte.

      Dummkopf, hatte er sich geschimpft, du kennst sie doch überhaupt nicht.

      Aber er mußte zugeben, daß der Gedanke auch etwas Reizvolles an sich hatte. Diese junge Magd in den Armen zu halten – das konnte sein Herz durchaus schneller klopfen lassen.

      Er stieg wieder in das Auto, und während er den Motor startete, merkte er, wie sehr er sich auf das Wiedersehen mit Maria Hochleitner freute.

      Als er ausgestiegen war, öffnete sich die Haustür, und Maria trat heraus. Felix lächelte, als er sie sah, und winkte ihr zu.

      »Grüß Gott«, rief sie und kam herüber.

      Sie reichten sich die Hände, und die junge Frau hatte das Gefühl, daß Felix ihre Hand einen Moment länger festhielt als nötig.

      »Ich wollte mich noch einmal umsehen«, erklärte er seinen Besuch.

      »Möchten S’ vielleicht einen Kaffee trinken?« fragte Maria. »Es ist auch noch was von dem Kuchen da.«

      »Später gern«, nickte er und schaute sich um.

      Die Magd stand neben ihm.

      »Ja, ich geh’ dann mal ins Haus zurück«, sagte sie.

      »Ach, wenn Sie einen Moment Zeit haben, dann könnten Sie mir ja vielleicht noch mal den Garten zeigen«, bat er. »Gestern habe ich ihn mir gar nicht richtig angesehen.«

      »Freilich«, erwiderte Maria. »Kommen S’ nur.«

      Sie gingen über den Hof, rechts am Haus vorbei und betraten den Rasen. Durch eine kleine Pforte kamen sie in den Garten. Gleich vorne an befand sich die Tür zum Hühnerhof. Die Tiere scharrten munter im Boden, auf der Suche nach Regenwürmern.

      »Ach, Kaninchen haben Sie auch«, rief Felix erfreut. »Wissen Sie, früher hatte ich zu Hause auch eins.«

      Maria lächelte über seine Formulierung.

      »Es sind net meine Kaninchen«, antwortete sie. »Die gehören alle Ihnen, Herr Thorwald.«

      Felix stutzte einen Moment lang, dann schlug er sich an die Stirn.

      »Natürlich«, lachte er. »Wie konnte ich das nur vergessen?«

      Er hockte sich vor den Stall und öffnete eines der Türchen. Vorsichtig nahm er ein kleines Kaninchen auf den Arm und streichelte es.

      »Genauso wie früher«, sagte er. »Dieses schöne, weiche Fell!«

      Hatte Marias Herz vor Aufregung schon geklopft, als sie ihn durch das Küchenfenster sah, so schlug es jetzt geradezu Kapriolen. Felix Thorwald mit dem Kaninchen im Arm zu sehen, das er so liebevoll streichelte – wie gerne wäre sie jetzt an der Stelle des Tieres.

      Er setzte es in seinen Stall zurück und sah sie an. Einen Moment widerstand sie diesem Blick, dann wandte sie sich verlegen ab.

      »Ja, das ist also der Garten«, erklärte sie. »Die Obstbäume sind schon sehr alt. Ihr Urgroßvater soll sie gepflanzt haben.«

      Die Magd deutete auf Apfel-, Birnen- und Quittenbäume, die voller Früchte hingen.

      »Ich muß sie unbedingt pflücken«, fuhr sie fort. »Leider bin ich bis jetzt net dazu gekommen.«

      »Wie wäre