Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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die Schläuche an den Eutern befestigt wurden. Wenig später lief die Milch in die vorgesehenen Behälter.

      »Das ist ja ganz einfach«, staunte er.

      Er hatte es sich wirklich schwieriger vorgestellt, und als er sich zum ersten Mal unter den Körper einer Kuh bückte, um den Schlauch zu befestigen, da hatte er schon ein wenig Angst gehabt, die Kuh könne ihn treten.

      »Sie wissen, daß du der Bauer bist«, hatte Maria ihn schmunzelnd beruhigt.

      Die gefüllten Milchkannen standen auf einem kleinen, fahrbaren Untersatz und wurden an die Straße gerollt. Jeden Morgen und Abend kam ein Wagen der Molkereigenossenschaft und leerte sie. Anschließend wurden sie peinlich gesäubert für den nächsten Einsatz.

      Nach dem Melken war das Füttern der Schweine an der Reihe. Felix beobachtete amüsiert, wie die Borstentiere sich auf das Futter stürzten. Bisher kannte er Schweinefleisch nur in Form von Kotelett oder Braten.

      »Die sind ja richtig niedlich«, rief er. »Viel zu schade, um sie zu essen.«

      Maria erzählte, daß das Futter, das die Tiere bekamen, einzig vom Hof selbst stammte. Die Schweine waren das Hobby seines Onkels gewesen und weniger angeschafft worden, um damit Geld zu verdienen. Von daher hatte Franz Bachmann auf Kraftfutter, um die Mast anzukurbeln, verzichtet. Die Schweine wurden mit Hausabfällen ernährt, und weil die alleine nicht ausreichten, mit hofeigenen Kartoffeln zugefüttert.

      »Außerdem mögen sie gerne Eicheln und Kastanien«, sagte Maria. »Im Herbst gehen wir immer sammeln.«

      Sie saßen wieder auf der Bank. Die hübsche Magd sah Felix an und lächelte.

      »Jetzt hast’ schon ein bissel was davon gesehen, wie’s auf einem Bauernhof zugeht.«

      Seit gestern brannte ihr eine Frage auf der Zunge, aber sie wagte nicht, sie zu stellen. Sie hielt seine Hand und wünschte sich von Herzen, er möge sagen, daß er den Hof behalten wolle.

      Doch Felix Thorwald schwieg.

      Er saß neben ihr und schaute gedankenverloren in die Ferne. Das Angebot des Bauunternehmers ging ihm nicht aus dem Kopf. Zweihunderttausend Euro!

      Warum nahm er nicht das Geld und kehrte nach Amerika zurück?

      Besser konnte es ihm doch gar nicht gehen!

      »Woran denkst du?« unterbrach Maria das Schweigen.

      Sein Kopf ruckte herum.

      »An Geld«, gestand er. »An sehr viel Geld.«

      Sie sah ihn forschend an.

      »Wie meinst’ das?«

      Felix zuckte die Schultern.

      »Der Mann, der gestern nachmittag hier war – er ist Bauunternehmer aus Waldeck und hat mir für den Hof zweihunderttausend Euro geboten…«

      Marias Herz schien auszusetzen, als sie das hörte. Dann schlug es plötzlich nochmals so schnell.

      »Und jetzt überlegst’, ob du das Angebot annimmst?«

      Er nickte stumm. Die junge Magd schluckte, aber der dicke Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, wollte einfach nicht verschwinden.

      Felix sah ihr enttäuschtes Gesicht.

      »Es ist sehr viel Geld, Maria«, gab er zu bedenken. »Ich habe dir doch von Steve erzählt, meinem Freund und Arbeitskollegen. Wir träumen schon lange von einer eigenen Firma. Mit dem Geld, das der Herr Ramsauer mir bietet, könnten wir uns selbständig machen.«

      Bestürzt schaute er auf die Tränen, die über ihre Wangen rannen. Er nahm sie in die Arme.

      »Aber Liebes, das ändert nichts an uns beiden«, beteuerte er, weil er annahm, sie befürchtete, er könne zurückgehen und sie hier lassen. »Natürlich kommst’ mit mir nach Amerika. Es wird dir dort gefallen.«

      »Ach, Felix!«

      Maria schüttelte den Kopf.

      »Willst’ es wirklich tun?« fragte sie verzweifelt. »Und was soll ich in Amerika? Ich leb’ hier. Hier ist meine Heimat. Ich weiß gar net, ob ich woanders glücklich werden könnt’.«

      Jetzt war er es, der enttäuscht schaute.

      »Auch net mit mir?«

      Einen Moment sah sie ihn an, dann blickte sie fort und schwieg.

      *

      Am nächsten Morgen erwachte sie aus einem unruhigen Schlaf. Maria richtete sich auf und schaute sich im Zimmer um.

      Würde schon bald die letzte Nacht kommen, die sie hier geschlafen hatte?

      Gestern abend – Felix und sie saßen auf der Bank und schwiegen sich an. Wie es den Anschein hatte, war er entschlossen, das Angebot des Herrn Ramsauer anzunehmen, und sie ließ sich ihre Enttäuschung anmerken. Einige Male versuchte Felix, ihr die Schönheiten seines Zuhauses zu schildern, doch sie hörte nur mit halbem Ohr hin, nickte hin und wieder.

      Amerika, was soll ich dort? dachte sie. Selbst an der Seite des geliebten Mannes würde sie sich einsam und verloren fühlen.

      Oder war ihre Liebe gar nicht so stark, wie sie geglaubt hatte? Müßte sie ihm nicht überall hin folgen?

      Nach einer Weile stand Maria auf und ging hinaus. Florian war schon damit beschäftigt, die Kühe zu melken. Maria trieb die Schweine nach draußen und mistete den Stall aus. Hinterher ging sie ins Haus und bereitete das Frühstück vor.

      »Was denkt sich denn der Bauer jetzt mit dem Dünger?« wollte der Knecht wissen. »Irgend etwas muß ja aufs Feld.«

      Die Magd zuckte die Schultern.

      »Ruf halt im Pfarrhaus an und frag ihn«, antwortete sie. »Allerdings wird der Hof, so wie’s ausschaut, ohnehin verkauft. Brauchst dir also deswegen vielleicht auch keine großen Gedanken mehr zu machen.«

      »So?« meinte der Knecht nur und runzelte die Stirn.

      Gestern abend, als er aus dem Dorf zurückkam und den Bauern und die Magd auf der Bank hatte sitzen sehen, da hatte er den Eindruck, daß Felix Thorwald doch daran interessiert war, den Hof zu behalten.

      »Ist da was zwischen dir und dem Bauern?« fragte er schließlich.

      Maria sah ihn kurz an und zuckte die Schultern.

      Später stellte sie sich die Frage selbst.

      Florian war wieder hinausgefahren, und sie saß in der Küche. Viel Arbeit gab es nicht mehr, seit der Bauer tot war. Hin und wieder ging sie in das Wohnzimmer und staubte ab. Aber damit war sie schnell fertig.

      Sie dachte an die verdorbene Stimmung, in der sie und Felix Abschied genommen hatten. Als Maria durch die Diele ging und das Telefon auf der Anrichte sah, war sie einen Moment versucht, den Hörer zu greifen und die Nummer des Pfarrhauses zu wählen. Doch dann unterließ sie es.

      Ihr Herz schlug schneller, als sie draußen einen Wagen auf den Hof fahren hörte.

      Felix! war ihr erster Gedanke. Doch dann schaute sie enttäuscht auf den Wagen des Bauunternehmers.

      »Grüß Gott«, rief Josef Ramsauer. »Ist der Herr Thorwald net da?«

      Maria war der Mann äußerst unsympathisch, was nicht nur daran lag, daß er Felix ein Angebot gemacht hatte, das ihre Liebe zueinander auf eine harte Probe stellte. Der Besucher gehörte zu der Sorte Menschen, die einem auf Anhieb nicht gefielen.

      »Nein«, antwortete sie. »Waren S’ denn mit ihm verabredet?«

      Der dicke Mann nickte und schüttelte den Kopf gleichzeitig.

      »Na ja, net direkt. Aber…«

      Er hatte eine Aktenmappe in der Hand, aus der er ein Schriftstück zog.

      »Ich hab’ schon mal den Vertrag vorbereitet und wollt’ ihn dem Herrn Thorwald zur Prüfung vorlegen. Wären S’ so nett, ihm das hier