Traumprotokolle. Christof Wackernagel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christof Wackernagel
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783866747821
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zwei Stockwerke hoch zu mir, aber genau in dem Moment, als ich oben in meinem Dachzimmer mit oben schrägen Wänden an meine Kasse gehe, kommt dieser blöde kleine Ami rein, ist mir nachgelaufen und schaut sich frech neugierig in meinem Zimmer um, ich sage ziemlich scharf: »das ist hier rein privat, hier sind keine fremden Personen zugelassen«, woraufhin er sich sofort, allerdings deutlich beleidigt, zurückzieht; ich gehe dann auch runter und begrüße Marosch, der sich sehr freut, dass wir uns sehen, wir umarmen uns, ich gebe der Frau ihre zehntausend, die aber gar nicht enttäuscht ist, dass es nicht mehr ist; wir gehen raus und ich versuche, den Amerikaner loszuwerden, was auch klappt, aber dann kommen Marosch und ich in eine Unterführung, an deren anderem Ende es steil raufgeht, und Fips tippt mich an die Schulter und sagt: »da sind sie schon wieder, die Amerikaner«, denn an diesem Ende des Tunnels knien und liegen diese ganzen – es sind drei – Amerikaner, allerdings zum Glück mit dem Rücken zu uns und Blick nach oben, so dass sie uns nicht sehen, und ich haue schnell ab, bevor sie uns entdecken könnten • bin in einer breiten Fußgängerzone, die zeitweise auch Markt mit Ständen ist, mit irgendjemandem, da kommt ein Nachbar und pfeift und pfeift und pfeift, und die Frau, mit der ich spazieren gehe, sagt: »der sucht seinen Hund – der ist Marktverkäufer und hat tagsüber hier« – sie zeigt an eine Stelle, die am Boden etwas angezeichnet, aber sonst leer ist – »seinen Stand, aber jetzt sind sein Hund und seine Katze weg und der nervt immer so!«, da guckt er ganz traurig zu uns, als ob er das gehört hätte, aber dann sehen wir auch schon etwas weiter hinten seine ganz kleine, sehr junge Katze, neben der ein Pferd unter einem Baum steht, und die beiden suchen was zu fressen, grasen da rum, aber dann will der Hengst die Katze besteigen, was natürlich nicht geht, und der Nachbar jammert: »oh je, die arme kleine Katze, ist zum ersten Mal draußen – ob das jetzt gut geht mit der?!« und die Frau, mit der ich spazieren gehe, es könnte Gesine sein, schüttelt nur den Kopf und meint mit nach oben verdrehten Augen: »mein Gott!« – bin bei ganz reichen Leuten, Arabern, Scheichs, im Garten eines hochherrschaftlichen, fast schlossartigen Hauses, einer dunklen Prachtvilla aus dem neunzehnten Jahrhundert, bin mit denen aber nur lose verbunden, in gewisser Weise vielleicht so etwas wie ein Bediensteter, sie sind alle nur Erben, junge Schnösel, die selber nich gar nichts zustande gebracht haben, und sie sitzen hinten am Ende des Gartens, ich an der Seite an einem kleinen Tischchen, Angestellte laufen dauernd zwischen dem Haus und denen da hinten rum und bringen und holen was, aber der eine junge Typ von denen flippt aus, ruft einen und sagt: »bring doch das Tablett endlich mal weg!« – das steht auf einem kleinen Tischchen, auf dem ein angefangener Rotwein und andere Naschereien stehen, auch eine Sprudelflasche, und ich sage: »jetzt reg dich doch nicht auf, ich bring das schon hoch in die Küche und so – wird schon alles gut werden«, und in diesem Moment fängt es auch an zu regnen und der junge Typ sagt: »wir müssen uns mal in Ruhe unterhalten wir beiden, habe da so eine Idee« und ich sage: »am besten nächste Woche, weil ich so früh weg muss: in drei Wochen fahr ich nach Deutschland« und dann sagt er: »dann gehen wir in ein schönes Lokal« und ich sage: »vielleicht am besten das Logon – aber das ist mir zu teuer«, worauf er sagt: »ich dachte eigentlich an ein anderes, aber das Logon ist nicht so teuer«, womit klar ist, dass er bezahlt, und ich denke: »vielleicht will der mir einen Kulturjob bei sich anbieten mit regelmäßiger Bezahlung« und ich weiß sofort, dass ich das auf keinen Fall machen will, auf keinen Fall, da wehrt sich alles in mir dagegen • bin bei irgendwelchen Scheichs im Palast und will gerade mein Geld holen, da greift mich einer an und will mir das Geld wegnehmen, mich vielleicht sogar umbringen – es sind nur zwanziger und zehner Euroscheine –, wir ringen miteinander und es geht auch um die Frau, die noch im Raum ist, sie greifen mich zu zweit an und es muss schnell gehen, denn je mehr Zeit vergeht, desto mehr bin ich im Vorteil, aber es ist nicht richtig ernst, hat was Schaukampfartiges, wobei der eine mich an dem Zwanzig-Euro-Schein aus dem Zimmer rauszieht, was vielleicht der Zweck des Ganzen war, weil in dem Zimmer der andere Scheich jetzt mit der jungen Frau rummacht, und dann lässt der Angreifer auch ab von mir, lässt mir mein Geld, aber ich renne sofort wieder in das Zimmer, in dem immer noch Geld von mir ist, das ich auch unbedingt haben will, aber da liegt der andere Scheich halb auf der Frau mit raushängendem Schwanz und hat schon abgespritzt, alles ist voll mit Sperma, das bis auf den letzten Zwanziger von mir gespritzt ist, weshalb ich Tempotaschentücher suche, um das abzuwischen, sind immerhin noch vier Scheine, kriege das Sperma aber nur oberflächlich weg, weil ich auch dauernd zu der jungen Frau gucke, die ganz angezogen immer noch halb unter dem Scheich liegt und lächelnd sagt: »ich gehe jetzt ins Frauenhaus zu dem Fest und mache ihnen allen an der Muschi Freude, mache sie alle an ihrer Muschi glücklich« und ich wundere mich, dass die Araberinnen auch in dieser Hinsicht aktiv sind, hatte diese Frau für eine Edelnutte gehalten, denke aber jetzt, dass sie eher so was wie eine Sexpriesterin ist, aber dann muss ich auch noch schnell aufs Klo und pinkeln, was aber alles gelaufen sein muss, bevor die Hausbesitzer wiederkommen und es eventuell noch Diskussionen um das Geld gibt, das aber auf jeden Fall von mir ist, aber das haben sie ja versucht zu klauen, vorher, und während ich im Klo stehe und pinkle und zum Fenster hinaussehe, verändert der wunderschöne goldene Spiegel davor seinen Winkel und ich sehe in gleißendem goldenem Licht die Lok der Straßenbahn oder des Zuges, mit dem ich ja gleich selbst fahren werde, langsam in den Tunnel unter dem Schloss der Scheichs fahren, ein beeindruckendes majestätisches Bild, wobei ich allerdings immer noch mit Sperma an einem Zwanzigerschein kämpfe und nur einen Schuh richtig anhabe, während ich zur Straßenbahn eile, deren Haltestelle wie der Barfüsserplatz in Basel aussieht, und dort versuche, mir den anderen Schuh noch anzuziehen, nachdem ich dort aus der Straßenbahn ausgestiegen bin –

      – ich kann nicht einschlafen, wälze mich dauernd hin und her – da klingelt es, ich stehe auf und merke, dass es früher Nachmittag ist, und Reinhild ist schon zurückgekommen • Einkauf im Baumarkt, wir laufen zwischen den hohen Regalen rum und ich sehe noch einen Flüssigkleber, den ich dann auch noch kaufe, sowie ein durchsichtiges Kleberollband, aber dann gibt es eine lange Diskussion mit Jonas, ob es gerechtfertigt war, so viel Kleber zu kaufen, wir knien vor einer Palette nieder und ich breite die Kleber darauf aus, Jonas nimmt die Packungen einzeln in die Hand und fragt jeweils, ob das wirklich nötig war und wie viel es kostet, und er sagt, dass wir in Zukunft immer vorher genau diskutieren müsse, wie viel Geld wir für was ausgeben, weil insgesamt einfach nicht genügend Geld da ist; ich rechtfertige mich und wundere mich selbst, dass ich mich vor ihm rechtfertige, freue mich aber auch, dass er in dieser Hinsicht so genau ist, sage, während ich mich in diesem riesigen Lagerraum umsehe, in dem auch viele andere rumwuseln, fast wie Teammitglieder: »ich musste diesen durchsichtigen Kleber jetzt kaufen, sonst ist er nicht da, wenn man ihn dann braucht und schnell kaufen muss – und dann wird es teurer und genau das werfe ich doch den Leuten hier in Afrika immer vor!« –

      – Julia ruft an und sagt, dass sie mich doch lieber nicht sehen will, weil sie diese ganzen Stressgeschichten, die ich da im Harz habe mit den Leuten dort, nicht mitmachen will • ich sitze in der Straßenbahn, die Sonne scheint gleißend, wir stehen an der Haltestelle und ich sitze so weit vorne, dass ich rausschauen und die Straße vor lauter Helligkeit nicht sehen kann, aber eine alte Frau, die, so schnell sie kann, rennt, um die Straßenbahn noch zu erwischen, keuchend gerade noch rechtzeitig an der offen Tür vorne beim Fahrer ankommt, schon einsteigen will und dabei sagt, dass sie von Oberschleißheim bis hier, wohl Unterschleißheim, gerannt sei, weil die Straßenbahn ihr dort davongefahren sei, da fragt der Fahrer sie nach ihrem Ticket und sie antwortet, dass sie einen Altenfahrschein habe, worauf der Fahrer sagt, dass sie ihn zeigen soll, sie beim Einsteigen innehält und mit schriller Stimme, empört, aber so, dass man sofort merkt, was los ist, fragt: »ich?!?« – wobei man sieht, dass sie gar kein Gebiss hat –, und betroffen zurückweicht und beschämt zu Boden blickend mit ihrem zahnlosen Mund herumkaut – und der Fahrer schließt erbarmungslos die Tür und fährt los und ich sehe sie traurig da stehen und fühle mich beschissen –

      – fahre mit dem Auto auf eine brückenartige Baustelle aus Holz, auf der auch eine Straßenbahnlinie fährt, aber der Autofahrweg wird immer enger, so dass ich plötzlich zwischen einer stehenden Straßenbahn und der Holzwand am Rande der Baustellenbrücke stecken bleibe, wobei klar wird, dass das alles weggemacht und vertuscht werden soll, keiner das sehen darf, keiner von dieser ganzen Baustelle und allem Drum und Dran erfahren darf, top secret alles, woraufhin ich den Wagen erstmal wieder etwas rückwärts rausfahre, dann aber die Straßenbahn weiterfährt, wobei das Metall des Autos am Metall des zweiten