Traumprotokolle. Christof Wackernagel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christof Wackernagel
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783866747821
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eine Rede und ich denke: »na, da machen sie doch nur die europäischen Gewohnheiten nach, aber sie machen es immerhin auf eine sehr eigene Weise« und es könnte Souleyman Goro sein, der sich diese Sache mit dem Bart ausgedacht hat, diesem weihnachtsmannartigen, und wie er reinkommt, wird sogar ein Scheinwerfer angemacht; ich wollte eigentlich nur kurz da vorbeikommen, bleibe jetzt aber länger, obwohl Leute auf mich warten, ich habe ganz viele verschiedene Requisiten, große, kleine, große Milchkannen, habe sie selber mitgebracht oder geschenkt bekommen, sie stehen da jedenfalls auch der Reihe nach auf dem Tisch, also nach Größe geordnet und ich wundere mich, dass Souleyman Goro den Text kann, ohne dass er ihm von der Seite eingeflüstert wird • ein ganz junger Interviewer interviewt eine Schlagersängerin, erzählt aber selber erstmal ganz viel, wie er bei ihr zu Hause war und ihr Sohn und sie sich einen Spaß gemacht haben, indem nach dem Essen das Kind gefragt hat: »na, bist du auch satt geworden?« und er angedeutet hatte, dass er nicht genug bekommen hatte, woraufhin der kleine Junge gesagt hatte: »na, ich kann uns noch was besorgen« und dann sieht man die gleiche Szene als Sketch im Fernsehen, in grellen Farben wie bei einer Tütensuppenreklame, wie eine Mutter, eine eher dicke, ältere in bunten Kleidern aus der Küche, die durch eine Fensterwand und Glastüren abgetrennt ist, kommt und den Gast begrüßt, der in der Tür steht, den man aber nicht sieht, sondern das Kind, ein höchstens Zweijähriges, das auf den Küchentisch klettert, auf dem ganz schnodderig irgendwie lieblos und achtlos hingeknallt Teller und Messer und Gabel liegen, und das wirklich fast babykleine Kind richtet es alles schön hin, richtet Messer und Gabel schön gerade aus, alles ganz anständig und vorher fragt der Interviewer die Schlagersängerin, ob sie Lust hat zu rauchen, und sie antwortet, sie rauche nie, sie habe was gegen’s Rauchen, aber da sagt er: »ich habe doch gerade in der Vorbesprechung gesehen, wie du geraucht hast!« –

      – ich muss das Auto irgendwo parken, und um das hinkriegen zu können, finde ich gerade noch eine Parklücke, bevor es irgendwie auf die Autobahn geht, also die Straße in die Autobahn übergeht und es dann ganz lange nicht mehr geht – das Fahrrad in den Schatten stellen, mit Einverständnis der Hotelbesitzer {wo ich mit dem Taxi unterhalb des Hotels ausstieg, dann die Treppe hochmusste und von dort jemand kam, die Koffer tragen helfen} • alle möglichen Freunde wollen mit Gerüsten irgendwelche Außenwände renovieren, aber das Gerüst hängt nur ganz labbrig in der Wand und die Bretter rutschen immer so nach hinten weg, aber Tommi Metzler steht mit einem Seil um den Bauch da und hält sich an dem Seil fest, wenn das Gerüst zurückrutscht, da kommt der Vater von irgendjemandem und ist stinksauer, sagt: »das wird kaputt gehen!«, ich steh da drauf und habe auch Angst, war erst drinnen in dem Gebäude und habe das so gemerkt wie dieses Gerüst als ganzes immer wieder nach hinten schwappt, an den Halterungen zerrt, gehe dann raus, sehe diesen Vater, der sich aufregt, aber die auf dem Gerüst machen einfach weiter, sobald sie wieder an der Mauer sind, hacken da wieder rein, hacken weiter an der Mauer rum, aber dann fällt das Gerüst doch wieder nach hinten und zerrt weiter und auf einmal macht es dann wutsch und dann kracht das Ganze nieder und begräbt ein Haus, das an der Straße steht, unter sich – eine relativ belebte Straße – ein flaches Haus mit mehreren Buden und Geschäften drin; ich stehe etwas weiter weg und renne dann hin, sehe ein kleines schwarzes Kind verletzt heulend darunter herauskommen, das weglaufen will nach Hause, und sehe dann, wie einer von den Bau-Kollegen da mit einem verletzten Arm angeführt wird, Peter Schmidt, Schmido, steht auch da und schaut sich das an – Küche mit einem hüfthohen Schalthebel aus Holz, wie eine Gangschaltung mit einem Knubbel oben drauf, mit dem man die Küche dirigieren kann • komme mit dem Fahrrad in einem Aufzug an, hinter dem man eigentlich nicht mit dem Fahrrad durch den UNI-Gang fahren darf, weshalb ich das Fahrrad da einfach neben dem Aufzug liegen lasse und auf meinem über den Arsch gezogenen Pullover den ganzen Gang runterrutsche, auch die Treppen, was außerordentlich glatt und angenehm flutscht, richtig Spaß macht, total gut klappt, wie von alleine flutscht, als ob es einen geheimen Antrieb gäbe, und unten ziehe ich den Pullover aus und laufe zurück, um das Fahrrad zu holen, wobei ich einen anderen sehe, der sein Fahrrad hochträgt, um es in einen von dem Gang abgehenden seitlichen Raum mit Schließfächern, in dem ziemlich viele Leute an den Schließfächern rummachen, zu bringen und dort irgendwie abzustellen, währenddessen er sich mit einem anderen, der eine halbe Treppe weiter oben steht, Taubstummenzeichen gibt, und der Taubstumme steht an der Stelle, gestikuliert dort rum, wo ich mein Fahrrad platziert habe und ich denke: »ach so, deswegen darf man da nicht mit dem Fahrrad fahren« – bin leicht krank und will baden; es ist morgens und wir sind in einer größeren Gruppe, in irgend so einer campartigen Geschichte auf dem Land, wo für ein Festival aufgebaut wird; es gibt zwei Bäder, das heißt, es kann nur einer nach dem anderen, und die eine Frau, die Bonne, will schon Kleider waschen, und die Frage ist, ob sie das gleichzeitig mit mir tut, während ich schon bade, was ja eigentlich nicht geht, mir aber egal wäre, ich kein Problem finde und weshalb ich schon die Badewanne einlasse, aber dann macht Renate so ein Theater, dass das wieder diskutiert wird, die Bonne will zuerst waschen, ich sage: »sie kann doch hinterher waschen«, außerdem stelle ich fest, als ich in das Bad reingucke, dass es ein riesiges Teil auf zwei Ebenen ist, in dem oben eine Badenwanne ist, in die schon Wasser läuft, unten, nach den Treppen, nur halb zu sehen, dann noch ein komplettes zweites Bad kommt, mit Dusche, die geschlossen werden kann mit Türen aus undurchsichtigem Glas und einer wunderschönen neuen Badewanne, alles blau gestrichen, also ich könnte ja unten baden und die Bonne oben waschen, so dass sie mich nicht sieht, aber Renate verhindert das und ich ziehe mir dann meinen Kaftan an, weil sonst sieht es so aus, als wolle ich von der Bonne was, was aber nicht stimmt, allein schon wegen der Krankheit; ich ärgere mich wahnsinnig über Renate und gehe dann über das frisch gepflügte Ackerland draußen, dessen Erde richtig nass ist vom Pflügen und dem frischen Dünger, glänzenden, genau gleich runden und in sauberen Reihen gelegten Kuh- oder Eselskötteln, schöne, bearbeitete Düngerballen, zu dem flachen großen Zelt, in dem die anderen sitzen, um da nochmal Palaver zu machen wegen dieser Scheißdebatte –

      – eine Klobrille ohne Deckel • bin im Schauspielhaus mit Johannes Schütz und ähnlichen blasierten Leuten, weshalb ich rausgehe, und vor dem Haus treffe ich eine junge Frau, wahrscheinlich eine Assistentin, die sich freut, dass die Leute von Steckel wiedergekommen sind, der andere Intendant sei furchtbar gewesen, wir wollen dann außen an dem Haus – dem Hotel – hochsteigen und da nimmt sie einen Gummizug, einen Gummistreifen, der raushängt, um sich damit rüberzuschwingen in ihr Hotelzimmer beziehungsweise auf dessen Balkon im ersten Stock, was ich dann nach−, aber daraus eine Kunst mache und mit einem Kredit von dreißigtausend Euro mir das nötige Material kaufen könnte, auch den roten Spiegel, den man dafür braucht, also praktisch ein fahrendes Geschäft draus machen und das überall vorführen, pro Tag vier Stunden arbeiten und genügend verdienen, und dann hänge ich an diesem Gummizug über dem großen Wasserbecken, fast einem kleinen, kreisrunden See, vor dem Hotel, an dem dieser Gummizug an einem Balkon im ersten Stock festgemacht ist, auf dem meine Freundin steht, die sich dorthin ja schon hochgeschwungen hat und mir zusieht, Videokameraleute sind auch da und drehen mit, was zum Teil schon kommentiert im Fernsehen kommt und ich schwinge weit ausholend erstmal in einem großen Bogen im Halbkreis über dem Wasser vor dem Balkon, sehe dabei an der Seite Kinder im Wasser spielen und denke mir: »naja, wenn irgendwas passiert, falle ich zumindest ins Wasser und es passiert nichts«, steuere dann direkt auf den Balkon zu, erwische aber nicht genau die Höhe des Balkons und haue mir ziemlich schmerzhaft die Füße an, stehe dann leicht bedeppert da – es könnte auch Veiti sein, nicht ich –

      – Moni kommt, und wir wollen eigentlich zu dritt, es ist alles gut vorbereitet, ich fange erst alleine mit ihr an, aber wir werden gestört, es kommt ums Verrecken nicht dazu • ein Studio, in dem man mit holografischen Projektionen arbeitet, wozu ein Interview mit mir gemacht wird, allgemein über philosophische Fragen von Fortschritt und Rückschritt – an diesem Beispiel – und die verschiedenen Kulturen und was man jeweils von den anderen lernen kann, und ich sage: »hier kann man zwar alles machen« – was man an diesen holografischen Experimenten sehen kann – »hat aber die Distanz verloren – dort aber« – womit Afrika gemeint ist – »haben die Leute noch die Distanz und können noch mit sich was anfangen«, aber meine Gesprächspartner sind überhaupt nicht meiner Meinung, sogar fast ein wenig ärgerlich, aber auch spöttisch darüber, und gehen sofort wieder rüber ins Studio und machen ihre holografischen Spielchen, bei denen auf eine Person von hinten projiziert wird, aber wohinter kein Schatten zu sehen