Die wichtigsten Werke von Jacob Burckhardt. Jacob Burckhardt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jacob Burckhardt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9788027213764
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mit dieser Angabe ist gewiss kein anderer Tempel gemeint), und dieses Gebäude lehnte sich mit seiner Rückseite so in den Quirinalischen Berg hinein, dass sich der Gedanke an eine mithrische Andeutung nicht unbedingt abweisen lässt401. Denn Mithras ist und bleibt »der Gott aus dem Felsen«402, und schon deshalb mussten alle seine Weihestätten etwas Höhlenartiges haben, auch wenn die Höhle nicht wesentlich das Symbol der sichtbaren Welt sein sollte. Dass auch auf den Bildwerken die Stiertötung in einer Höhle vorgeht, wurde bereits erwähnt. Auf Aurelians Münzen kommt Sol invictus vor. – Das Verhältnis der nächstfolgenden Kaiser zum Mithraskult ist ungewiss403; bei Anlass Constantins werden wir noch einmal auf diesen Punkt zurückkommen.

      Die obige Auseinandersetzung zeigt, dass die späten Heiden nicht mehr bloss um Fruchtbarkeit, Reichtum und Sieg zu den Göttern beteten; eine dunkle Sorge um das Jenseits hat sich ihrer bemächtigt und treibt sie zu den sonderbarsten Lehren und Weihen.

      Wenn man die grosse Menge von einzelnen überlieferten Zügen dieses Zauberwesens überblickt, so möchte man glauben, dass die ganze alte Welt davon gänzlich bestrickt und im täglichen Leben unaufhörlich dadurch geängstigt gewesen sei. Und dennoch taten diese früher vereinzelt auf tretenden Superstitionen der alten Religion lange nicht so starken Abbruch, das heisst sie störten das naive Verhältnis des Menschen zur Gottheit lange nicht so sehr, als der spätere systematische Aberglaube, welcher namentlich seit der Kaiserzeit zu herrschen begann.

      Zunächst ist hier von der Sterndeutung zu reden, welche als ein altes Vorrecht des Orientes galt, und deren Adepten auch in der Regel noch Chaldäer heissen, obwohl sie nur geringstenteils wirklich aus dem Lande am untern Euphrat stammen mochten. Wenigstens haben die bekanntern unter ihnen, der Thrasyllus des Tiberius, der Seleucus und Ptolemaeus des Otho, griechische Namen. Ausser der babylonischen Weisheit berief man sich übrigens auch auf die ägyptische, welche an die Namen Petosiris und Necepso geknüpft ist, die als Autoren der verbreitetsten astrologischen Schriften galten.