Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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Aber Vater hat beim Abendbrot verboten, daß sie hinausgehen. Er wußte, daß niemand ins Sheriff-Office kommen würde. ›Es hat keinen Sinn‹, sagte er. ›Die Leute lassen Wyatt Earp allein gehen.‹«

      Der Constabler lächelte unmerklich. »Gehen Sie ins Haus, Miß Willa. Ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind.« Und plötzlich nestelte er ein kleines weißes Tüchlein aus seiner oberen Jackentasche.

      »Ja, und das hier, das… das habe ich vorhin gefunden. Ich möchte es Ihnen wiedergeben.«

      Sie griff danach und drückte es fest in seine Hand. Dann wandte sie sich um und lief zurück ins Haus.

      Der Mann wandte sich langsam um und ging weiter. Auch hier auf dem Marktplatz war es still.

      Wyatt ging die Mainstreet drüben weiter hinunter zum östlichen Stadtausgang.

      Gleich bei dem letzten Haus auf der linken Seite blieb er stehen, lehnte sich auf dem Stepwalk gegen einen Vorbaupfosten und lauschte in die Nacht hinaus. Das Gewehr hatte er schußbereit in der Linken.

      Es war still.

      Man hätte das Geräusch eines Pferdehufs oder auch den Schritt eines Menschen auf hundert Yards hören können.

      Der Mann stand eine Stunde reglos auf seinem Posten.

      Er blieb ruhig.

      Plötzlich hob der Lauscher den Kopf.

      Es war nur ein ganz schwaches Geräusch, das da an sein Ohr geflogen war. Ein dumpfes metallisches Geräusch.

      Still blieb der Mann an dem Vorbaupfosten stehen. Fast unmerklich hob er die Hand mit dem Gewehr.

      Obgleich seine scharfen Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er noch nichts erspähen.

      Da, wieder das dumpfe metallische Geräusch!

      Ganz tief duckte Wyatt sich an den Boden, verließ den Vorbau und huschte aus der Stadt heraus. Nach fünf Schritten blieb er stehen, um zu lauschen.

      Wieder war das Geräusch zu hören. Diesmal mußte es bedeutend näher sein.

      Endlich, nachdem er sich etwa hundertfünfzig Yards tief am Boden vorwärtsbewegt hatte, sah er gegen den Nachthimmel die Silhouetten zweier Männer. Sie schleppten schwere Gegenstände von einem etwas weiter zurückstehenden Wagen auf die Straßenmitte.

      Gegenstände, die aus Metall waren.

      Vor ihm standen wenigstens zwölf Petroleumkanister.

      Das also sollte ihre Rache sein.

      Cassedy wollte die Stadt anzünden!

      Der Constabler wartete, bis die beiden wieder zurück zum Wagen gegangen waren, und robbte dann auf Händen und Füßen vorwärts, betastete die Gegenstände – und hielt inne.

      Die Männer hatten den Wagen anscheinend selbst bis da drüben hingezogen, um das Geräusch, das Pferdehufe auf dem harten Boden doch gemacht hätten, zu vermeiden. Dann hatten sie die Kanister noch selbst fast fünfzig Yards geschleift. Höchstwahrscheinlich mußte der Wagen erst entladen werden. Dann würden die beiden Banditen sich an den Weitertransport zu den ersten Häusern machen.

      Wyatt hörte drüben vom Wagen her mehrere Stimmen. Also waren die beiden nicht allein. Es hatte infolgedessen nicht viel Sinn, ihnen hier aufzulauern.

      Der gefährlichste Feind stand hier vor ihm; das Petroleum. Erst hatte er mit dem Gedanken gespielt, die Kanister alle in Sicherheit zu bringen. Aber das war so gut wie unmöglich. Sie waren zu schwer, und es hätte viel zu lange gedauert, bis er sie in die Stadt gebracht hätte.

      Mit lautlosen Griffen öffnete er den Verschluß eines Kanisters, hob ihn an und goß den Inhalt über die anderen Kübel aus.

      Das Glucksen, das dabei verursacht wurde, mußte drüben beim Wagen zu hören sein.

      Und richtig: Er hörte jetzt auch eine halblaute Stimme: »He, Lad! Wer ist bei den Kanistern?«

      »Keiner, Jimmy ist doch hier!«

      »Yeah…«

      Für Wyatt war wirklich höchste Eile geboten. Er riß ein Zündholz an, warf es zwischen die Kanister, zündete mit eisiger Ruhe noch ein zweites Hölzchen an und warf es an eine andere Stelle zwischen die Kübel.

      Dann rannte er los.

      Keine Sekunde zu früh.

      Im Aufzucken der ersten Flammen waren drüben Schüsse gefallen.

      Wyatt rannte nicht sehr weit; nach vierzig Yards blieb er stehen, nahm das Gewehr hoch und schoß auf die Kanister, die von den ersten Flammen umzüngelt wurden.

      Da brach vorn an dem Wagen die Hölle los. Die Männer schrien auf vor Wut, als sie die Flammen plötzlich haushoch schlagen sahen.

      Wyatt wechselte seinen Standort – und wiederum keine Sekunde zu früh.

      Vom Wagen her blitzten erneut Schüsse auf.

      Wyatt feuerte weiter mit dem Repetiergewehr in die Kanister hinein.

      Die Flammen schlugen prasselnd hoch, und ihre wabbernden Spitzen wurden vom Wind nach Osten auf den Wagen zu getrieben. Nur dieser Umstand hatte den Mann in seinem Vorhaben bestärkt; wenn der Wind nach Westen gestanden hätte, würde Wyatt mit dem Feuer die Häuser gefährdet haben.

      Immer größer wurde der Brand.

      Dahinter war es still geworden.

      Wyatt rannte los, die Mainstreet hinauf, über den Markt, dem anderen Ortsausgang zu.

      Er hatte die letzten Häuser noch nicht erreicht, als er den Hufschlag mehrerer Pferde hörte.

      Mitten auf der Straße blieb der Constabler stehen.

      Als der erste Reiter etwa noch siebzig Yards vor ihm war, gab Wyatt mit dem Colt einen Warnschuß ab, sprang ein paar Schritte zur Seite und rief: »Stop, Gents! Auch hier ist der Laden zu!«

      »Damned!« scholl es ihm entgegen.

      Die Reiter rissen die Tiere herum und galoppierten wieder zurück.

      Wyatt Earp war erfahren genug, um zu wissen, daß Cassedy jetzt auf keinen Fall aufgeben würde. Er würde zurückkommen. Und sicher nicht nach drüben, wo das Feuer jetzt einen roten Schein in den Nachthimmel warf und die Straße auf hundertfünfzig Yards erhellte, sondern hierher. Vielleicht auch von der Südflanke, aber da war der Ort fast unzugänglich, nicht ganz so war es im Norden. Cassedy würde also höchstwahrscheinlich wieder einzubrechen suchen.

      Wyatt wartete.

      Er saß auf der obersten Stufe einer Vorbautreppe, hielt das Gewehr über den Knien und lauschte.

      Es war totenstill in der Stadt.

      Nur das Feuer drüben belebte die Nacht. Es war so groß geworden, daß man das Knistern bis ans Ende der Stadt zu hören glaubte.

      Vor dem roten Schein zeichneten sich die Silhouetten der Häuser ab. Eine Biegung in der Mainstreet versteckte dem Constabler jedoch den direkten Blick auf das Flammenmeer.

      Eine Dreiviertelstunde war vergangen.

      Da vernahm der lauschende Mann kaum wahrnehmbare Schritte vor dem Stepwalk auf seiner Straßenseite.

      Und von da an ging alles rasend schnell.

      So schnell, daß der alte Sheriff, der unbemerkt von Wyatt in der halboffenen Tür seines dunklen Offices stand, vor Verblüffung nur den Mund aufreißen konnte und auf die Straße starrte.

      Wyatt hatte den Gegner bis auf zwanzig Schritt herankommen lassen, dann rief er ihn an: »Bleib stehen, Boy!«

      Der Mann schoß sofort.

      Wyatt schoß zurück.

      In diesem Moment krachte vom gegenüberliegenden Stepwalk ein lauter Schuß.

      Der alte Howard Lester konnte schwören, daß er den Constabler