Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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der Westwind trieb sie zu den Nachbarhäusern hin.

      Jetzt endlich kamen die Leute auf die Straße.

      »Löschen, Männer! Löschen!« brüllte der Constabler. Dann rannte er zum Marktplatz zurück. Dabei sah er einen Reiter an sich vorbeischießen.

      Nanu? Hatte der Mann nicht jemand vorn vor sich im Sattel sitzen?

      Ein gellender Hilferuf kam von den Lippen einer Frau.

      Der Reiter verschwand auf das große Feuer am östlichen Stadtausgang zu.

      Wyatt hatte den Colt in der Hand.

      Aber er ließ ihn wieder ins Halfter gleiten.

      »Mr. Earp!« Ein Mann kam auf ihn zugelaufen. »Willa! Sie stand hier auf der Treppe! Da kam einer der Banditen vorbei…«

      Wyatt rannte los.

      Weshalb hatte er vorhin auch das Gewehr bei dem Sheriff gelassen, als er zum Marktplatz gegangen war? Er wollte ungehindert sein. Das hatte es dem anderen jetzt ermöglicht, mit der Frau zu entkommen.

      Der Constabler stürmte ins Sheriff-Office, riß seine Büchse aus dem Halfter und rief dem Alten zu: »In der Gasse hinter der City Hall brennen zwei Häuser!« Dann stürmte er hinaus und holte im Mietstall sein Pferd.

      Hinter dem letzten Haus machte er einen großen Halbkreis um das Feuer auf der Straße und preschte dann in die Nacht hinein nach Osten.

      Ein Glück, daß Silk Cassedy nicht mehr in der Nähe war; das wäre die willkommene Gelegenheit gewesen, seine Rache weiter auszukosten. Die Leute in der Stadt hatten alle Hände voll zu tun, die Brandstellen zu löschen.

      Aber Silk Cassedy war geflüchtet; wie ein feiger Kojote hatte er sich im Schutze der Dunkelheit davongeschlichen.

      In wilden Hast waren seine Leute ihm gefolgt.

      Nur einer war geblieben.

      Ein kleiner Mann mit Schlitzaugen und krummen Reiterbeinen. Der in drei Staaten steckbrieflich gesuchte Bandit Jimmy Loon.

      Tief an der Erde hatte er unter dem Vorbau des Saloons gelegen. Obwohl er den Constabler in nur zwanzig Yards Entfernung mitten auf der Straße hatte stehen sehen, war er nicht mutig genug gewesen, ihm eine Kugel zu schicken. Er hatte in seiner verschlagenen Art abgewartet, bis sich die große Gefahr verzogen hatte.

      Silk war getürmt.

      Die anderen auch.

      Da vorn neben dem Geländer lag Bill Kennedy am Boden. Tot.

      Drüben lag Mac Lobbins, und an der Ecke vorn lag Gerry Hennessen, zusammengerollt wie eine Schnecke.

      Und Jimmy Loon hatte gesehen, daß da nur ein Mann allein geschossen hatte, allein auf beiden Seiten der Straße: Wyatt Earp.

      Und trotzdem hatte der Bandit so viel Respekt vor diesem Mann, daß er still in seinem Versteck geblieben war. Er hätte es dem Constabler ohne weiteres zugetraut, daß er ihn auch noch da unter dem Vorbau herausgeschossen hätte.

      Deshalb war Jim still liegengeblieben und hatte gewartet, bis die Luft rein war.

      Er war ein sehr vorsichtiger Mann.

      Während die anderen von beiden Seiten die Hauptortseingänge zur Mainstreet bei dem Überfall benutzen wollten und auch benutzt hatten, war Jimmy mit seinem Gaul durch die Gasse gekommen, die auf die Mainstreet mündete.

      Sein Brauner stand unweit von ihm in der Gasse vor einem Zügelholm.

      Als die Straße frei war, kroch Jimmy zurück, stieg auf sein Pferd und hob die Zügel. Da hörte er oben aus der Gasse Stimmengeräusch. Sofort riß er sein Tier herum und sprengte auf die Mainstreet hinaus dem Marktplatz zu. Weil er den Constabler dem westlichen Stadtausgang hatte zugehen sehen.

      Da stand sie auf der Treppe. Klein, mit langem blondem Haar und hellem Kleid.

      Jimmy Loon hatte den Gaul an den Vorbau getrieben und die Frau zu sich heraufgerissen.

      Es war nicht das erstemal, daß der Verbrecher Loon so etwas riskiert hatte. Drüben in Wichita war vor zwei Jahren ein Mädchen entführt worden. Bis heute wußte niemand, daß es der kleine Jimmy Loon aus der Crew des Banditen Cassedy war, der sie entführt hatte.

      Entführt, und oben in den Wäldern von Newton getötet…

      Er war eine feige Ratte, dieser kleine Jimmy Loon. Der gefährlichste außer Cassedy selbst in der Bande.

      Jimmy hatte sich geirrt.

      Wyatt Earp war nicht dem westlichen Ortsausgang zugegangen. Das war der alte Sheriff gewesen.

      Wyatt hatte sich zum Marktplatz gewandt, als er die Schritte oben in der Gasse hinter der City Hall gehört hatte und schließlich das Feuer sah, hatte er Tub Crooner gestellt.

      In diesem Augenblick war der Räuber Jimmy Loon mit dem Mädchen über den Marktplatz geflohen.

      *

      Drei Meilen war der Constabler etwa geritten, als er innehielt.

      Die Flanken des Pferdes schlugen. Heftig stieß es den Atem in großen Wolken aus den Nüstern.

      Der Mann lauschte mit geschlossenen Augen.

      Da – vor ihm klang der Hufschlag eines Pferdes.

      Wyatt hob die Zügel. »Hy!« rief er leise.

      Sofort schob der Falbe in weiten, federnden Sprüngen davon.

      Wieder zügelte der Mann den Lauf seines Pferdes etwa nach einer halben Meile und lauschte.

      Diesmal war der Hufschlag bedeutend näher.

      Nach wenigen Minuten sah er das Band des Flusses in der Ferne schimmern. Den Reiter vor sich.

      Der bemerkte ihn plötzlich und schoß.

      Nur ein paar Zoll pfiff die Revolverkugel am Hut des Constablers vorbei.

      Wyatt legte sich dicht auf den Hals des Pferdes, schlug dem Tier die Sporen in die Weichen und preschte links in einem Halbkreis an dem anderen vorbei.

      Dann richtete er sich im Sattel auf, drehte sich um und hob das Gewehr. »Halt an!« brüllte er.

      Wieder blitzte der Revolver auf.

      Aber der Mann kam näher.

      Wyatt duckte sich nach Indianerart neben den Pferdeleib und galoppierte dem Mann entgegen.

      Die beiden Pferde wären fast zusammengeprallt.

      Noch zweimal bellte der Colt des Banditen auf.

      Dann war Wyatt Earp heran. Er warf sich hoch, schwang sich hinüber auf das andere Pferd und riß den Mann aus dem Sattel.

      Die Frau sank ohnmächtig vom Pferd.

      Die beiden Männer wälzten sich am Boden.

      Der Bandit war gewandt wie eine Katze.

      Aber der Constabler hatte ihn mit eisernem Griff an sich gepreßt, daß ihm fast die Luft ausging.

      Jimmy Loon röchelte. Seine Rechte tastete nach dem Messer im Waffengurt, bekam es zu packen und stieß es dem anderen gegen die Rippen.

      Die Klinge prallte an einem Metallgegenstand ab.

      Da ließ Wyatt den Mann für einen Augenblick los, richtete sich halb auf und versetzte ihm mit der Linken einen krachenden Faustschlag gegen den Schädel.

      Sofort war Wyatt über ihm und riß die Waffen aus seinem Gurt, dann nahm er ihm das Halstuch ab und band ihm damit die Hände zusammen.

      Wyatt erhob sich und betastete den Stern unter der Jacke. Eine scharfe Schramme hatte das glatte Metall an einer Seite aufgerissen. Er nahm ihn ab und steckte ihn in die Satteltasche, dann lief er zu der Frau.

      Willa lag still am Boden.

      Der Mann sah, daß sie die Augen ein wenig geöffnet hatte.