Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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Bandit hielt im Gehen inne und wandte sich langsam um. »All right, Earp! An einem oder an deinem; kommt ganz darauf an, wer die Sonne im Rücken hat!«

      »Du irrst dich, Cassedy. Ich glaube nicht, daß an deinem letzten Tag die Sonnen scheinen wird!«

      Silk Cassedy und seine Leute verließen tatsächlich die Stadt. Sie holten ihre Pferde aus Harpers Mietstall und trollten sich davon.

      Auf dem Marktplatz herrschte lauter Jubel.

      Der alte Lester wurde vom Wagen gehoben und seiner Fesseln entledigt.

      Die Leute drängten sich dicht um den Constabler aus Lamar; der zündete sich eine Zigarre an, zwängte sich durch die Herandrängenden und ging dann langsam auf das Haus des Brunnenmachers Sutherland zu.

      Als er die Tür öffnete, blieb er verdutzt stehen.

      Gleich neben dem Eingang lehnte ein blondes, etwa neunzehnjähriges Mädchen an der Wand. Es hatte die Winchester noch in der Hand.

      »Was denn? Das waren Sie?« fragte Wyatt.

      Über das blasse Gesicht des Mädchens schoß ein glühendes Rot. »Ja«, sagte es mit einer hellen, warmen Stimme. »Irgendeiner mußte doch was tun. Das war ja schrecklich…«

      Plötzlich ließ die junge Dame den Kopf auf die Brust sinken und fing leise an zu weinen. Erst jetzt kam ihr zum Bewußtsein, was geschehen war und was alles hätte geschehen können.

      Wyatt nahm ihre Hand. »Vielen Dank, Miß…«

      Der alte Sheriff war Wyatt gefolgt. Er stand hinter ihm in der Tür. »Das ist Miß Willa Sutherland, Mr. Earp.«

      Wyatt drehte sich und nahm auch Lesters Hand.

      »Vielen Dank, Mr. Earp. Ich glaubte nicht, daß ich noch eine Chance gehabt hätte, wenn Sie nicht dazugekommen wären.«

      »Hatten Sie tatsächlich Hilfe angefordert?«

      »Ja, Joel McCoy sitzt unten im Post-Office. Ich hatte vor einer Stunde einen Burschen zu ihm geschickt. Den kleinen Joe White. Cassedy hat ihn ja drüben vor dem Sheriff-Office niedergeschossen. Auch auf Jimmy Gennan hat er geschossen. Wenn ich ein Mittel wüßte, wie ich Cassedy einsperren könnte, würde ich ihn dem Distriktsrichter übergeben.«

      Wyatt nickte. »Ich glaube, dieses Mittel wird Ihnen Cassedy heute nacht selbst in die Hand geben.«

      »Um Himmels willen! Glauben Sie etwa, daß er wiederkommt?«

      »Todsicher. Er wird sich für die erlittene Schlappe rächen wollen.«

      Der Alte nahm seinen Hut vom Kopf und wischte sich über die Stirn. »Reiten Sie heute noch weiter?«

      »Ich muß nach Villary hinauf. Bin hinter einem Rinderdieb her, der unten bei uns Vieh gestohlen hat.«

      »Vielleicht kann Mr. Earp heute nacht noch in der Stadt bleiben«, warf Willa Sutherland ein.

      »Der Mann, dem ich folge, hat ohnehin anderthalb Tage Vorsprung, Miß!« Wyatt sog an seiner Zigarre und blies eine feine tiefblaue Rauchwolke gegen die Decke.

      Die junge Frau betrachtete ihn. Das war also Wyatt Earp, der Mann, von dem Vater oft erzählt hatte. Der Hilfs-Sheriff aus Lamar.

      Wie alt mochte er sein? Willas Augen suchten in seinem Gesicht. Es war ein hartes, eckiges tiefbraunes Männergesicht. Um die Augen zog sich ein Kranz winziger Fältchen, die man bei all jenen Männern beobachten konnte, die viel in Wind, Wetter und sengender Sonne unterwegs waren. Sein schwarzes Haar hatte an den Schläfen einige blinkende Silberfäden. Wie alt mochte er sein, dieser Wyatt Earp, von dem Papa, Onkel Joe und auch die anderen in der abendlichen Kartenrunde oft gesprochen hatten? Natürlich hatte auch Silk Cassedy ihn gekannt. Er war nur geschickt genug gewesen, sein Erschrecken zu verbergen. Es gab wohl kaum einen Mann, vor dem der brutale Bandit aus Wichita so sang- und klanglos das Feld geräumt hätte. Keinen anderen als diesen seltsamen Wyatt Earp.

      Willa wunderte sich selbst, als sie ihre Hand auf seinem Unterarm sah und sich sagen hörte: »Bitte, Mr. Earp, bleiben Sie doch heute nacht. Sie wissen genau, daß Cassedy zurückkommt. Er ist imstande, aus Rache die Stadt anzuzünden.«

      Der Constabler wandte sich an den Sheriff. »Sie müssen eben eine Bürgerwehr bilden, Mr. Lester. Der arme Bursche, der drüben vor Ihrem Office liegt, und der Mann mit der Parkerbüchse werden doch nicht die einzigen mutigen Männer in ganz Howell sein.«

      »Natürlich nicht«, gab der Sheriff zurück. »Aber Sie haben ja selbst erlebt, Mr. Earp, was Silk Cassedy mit Leuten macht, die sich ihm in den Weg stellen.«

      »Darüber habe ich meine eigene Ansicht, Sheriff.«

      Lester wischte sich über die Stirn. »Sie haben das verteufelt gut gemacht. Und die Kerle hatten gewaltige Manschetten vor Ihrem schnellen Colt. Aber ein verdammtes Risiko war es doch. Ich dachte dauernd: Wenn nur einer von der Sippschaft schießt, ist es um uns beide geschehen. Sie hatten schließlich nur noch drei Kugeln.«

      Über das Gesicht Wyatts glitt ein stilles Lächeln. »Die erste Kugel hätte der erste Schütze bekommen. Und außerdem, Sheriff, ich gehe immer auf sicher…« Mit einer blitzschnellen Bewegung zog er mit der Rechten aus der linken Brusttasche einen silberblinkenden Colt Western 44.

      Der Alte riß die Augen auf. »Damned, Sie sind eben doch ein gefährlicher Kerl, Wyatt…«

      Als der Constabler das Haus des Brunnenbauers verließ, hatte sich auf der Straße eine große Menschenmenge eingefunden.

      »Mr. Earp!« rief ein Mann mit schwerem Leib und massigem Schädel. »Wir möchten Ihnen danken!«

      Der Constabler winkte ab.

      »Doch, das muß ich Ihnen als der Bürgermeister von Howell sagen. Aber ich möchte eine Bitte mit diesem Dank verbinden. Silk Cassedy wird heute nacht zurückkommen. Das wissen Sie auch! Wir brauchen einen Mann, der unsere Leute richtig aufstellen und ihm entgegentreten kann.«

      Der Constabler ließ den Kopf sinken. Seine schlanke linke Hand mit den schmalen Fingern, die den Colt mit so unnnachahmlicher Geschicklichkeit handhaben konnte, spielten am rechten Revers. Als er sich einmal umblickte, sah er in der Tür die blonde Willa Sutherland. Ihre Augen suchten seinen Blick.

      Da trat er bis an den Rand des Stepwalks und meinte halblaut: »Gut, ich werde bleiben.« Er blickte die Straße hinunter. »Wo gibt’s einen trinkbaren Brandy?«

      Im Jubelzug brachten die Männer den Constabler zum Saloon Butch Keatons.

      Der kleine Wirt der Schenke »Zum toten Sioux« hatte sich von den Schlägen des gewalttätigen Goliaths wieder erholt und von seiner Schwingtür aus die Vorgänge auf dem Marktplatz beobachtet.

      Als Wyatt Earp in den Saloon geführt wurde, trat der kleine Mann ihm entgegen. »Herzlich willkommen im ›Toten Sioux‹, Mr. Earp! Sie sind mein Ehrengast!«

      Wyatt zog sich aus dem Kreis der Trinkenden bald zurück.

      Der Constabler stand draußen unter dem Vordach auf den Holzdielen und blickte die Straße hinunter. Dann ging er langsam hinüber zum Sheriff-Office.

      Der alte Lester war gerade dabei, seinen Colt zu reinigen. »Hallo, Mr. Earp, da sind Sie ja! Wir haben noch vier Stunden Zeit. Dann bricht die Dämmerung herein. Ich habe ein paar Boys losgeschickt, die den Männern Bescheid sagen sollen. Die Leute finden sich um sechs Uhr hier ein.«

      »Mit wieviel Mann rechnen Sie etwa?«

      »Mit fünfundzwanzig Colts bestimmt.«

      »Die Hälfte wird reichen«, meinte Earp gedankenvoll. Er zündete sich wieder eine seiner langen schwarzen Virginias an und setzte sich still in eine Ecke des Offices.

      Die Dämmerung brach über die Stadt herein.

      Es wurde dunkel.

      Um sechs Uhr war noch niemand da.

      Und halb sieben ging der Sheriff vor die Tür und lief unruhig auf dem