Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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ist, Mister. Können Sie den Fahrpreis vorher bezahlen?«

      »Ja, wohin geht’s?«

      »Zum Cimarron River nach Tulassy!«

      Wyatt nahm sein Gewehr auf, reichte dem Beifahrer ein paar Münzen und wollte dann den Wagenschlag öffnen.

      »Halt!« brüllte der Mann vom Kutschbock her. »Die Kutsche ist besetzt. Sie müssen schon sehen, wo Sie bleiben!«

      Kurz entschlossen kletterte Wyatt auf das staubbedeckte Dach und mußte alsbald einsehen, daß es kaum noch einen schlechteren Platz auf einer Postkutsche geben konnte.

      Der Staub, vom Bodenwind hochgetrieben, überholte die Kutsche an allen Biegungen und senkte sich auf das Dach.

      Jeder Stein warf seine Erschütterung bis hinauf ins Dach und verlangte von dem gepeinigten Passagier immer wieder, daß er sein Gleichgewicht und überhaupt sich selbst oben festhielt.

      Und es gab viele Steine auf dem Weg zum Cimarron-River.

      Nach mehreren wilden halsbrecherischen, rumpelnden und zermürbenden Stunden in glühender Vormittagssonne überlegte der wirklich an vielerlei Strapazen gewöhnte Missourier, ob er nicht lieber auf diesen fürchterlichen Platz verzichten sollte. Das Dach bot keine Sitzmöglichkeit. Es war flach und leicht gebogen, sehr glatt und bot keinerlei festen Halt. Die Lehne des Kutschbockes war vom Wagendach getrennt. Der überzählige Passagier hatte sich in den Türöffnungen festgekrallt. Dieser Zustand löste einen so hartnäckigen Krampf in seinen Armen aus, daß er bei einer Pferdewechsel-Station vom Dach rutschte und wie ein Brett neben dem Wagen liegen blieb.

      Der Shotgun warf einen mitleidlosen Blick auf ihn, dann stieß er den Kutscher an, und die Fahrt ging weiter.

      Der Mann am Boden wartete, bis der Wagen einige hundert Yards weit weg war, dann richtete er sich auf. Es war ihm, als seien seine Glieder mit Bleigewichten behangen.

      Da hörte er vom Corral her, wo die Pferde standen, Schritte.

      Ein staubiges Stiefelpaar tauchte vor ihm auf. Gleich darauf erhielt er einen fürchterlichen Schlag auf den Schädel.

      Doch ehe er in dunkle uferlose Nacht versank, hatte er dicht vor seinem Gesicht ein gewaltiges goldglitzerndes Sternradsporenpaar gesehen...

      *

      Der Texaner hatte im Schatten der kleinen Post-Station gestanden, als die Kutsche kam. Und dann hatte er den Mann auf dem Dach gesehen. Mit ungläubig zwinkernden Augen hatte er zu dem staubbedeckten, wie angebundenen Bündel Mensch hinaufgesehen.

      Dieses braune staubverklebte Gesicht war unverkennbar das Gesicht Wyatt

      Earps.

      Was war mit dem Mann? Er lag wie tot da oben auf dem vor Hitze flimmernden Dach – und jetzt rutschte er wie ein lebloser Postsack herunter und blieb direkt neben dem Wagen liegen.

      In diesem kurzen Augenblick des Fallens hatte der Mörder Cassebeater, der als Bill Hogeeter einen grausamen Racheritt durch das untere Kansas hinter sich gebracht hatte, den Mann erkannt. Es war ganz zweifellos der Marshal Earp aus Wichita.

      Wie tot blieb er neben dem Wagen liegen.

      Er lag auch noch da, als die Kutsche abfuhr.

      Da stieß Cassebeater sich von der Hausecke ab und ging auf den Mann zu.

      In diesem Augenblick hob Wyatt Earp den Kopf.

      Da riß Cassebeater sein Gewehr hoch und ließ den Kolben auf den Kopf des Marshals niedersausen.

      Als er sich bücken wollte, um den Mann von hier wegzuschleifen, hörte er den alten Postmeister aus dem Haus kommen. Schnell sprang er zurück, hinter einen Vorsprung des Hauses, lief um das Blockhaus herum und war bald darauf verschwunden.

      *

      Als Wyatt zu sich kam, lag er neben dem Corralgitter und triefte vor Nässe.

      Über sich sah er ein steinaltes, verhutzeltes bartloses Männergesicht. Zwei braune Augen blickten ihn besorgt an. »He, Mister..., kommen Sie endlich zu sich! Was war denn los? Waren Sie in der Kutsche? Wie kommen Sie hierher? Sind Sie vielleicht aus dem Wagen gefallen...?«

      Wyatt sah, daß der Mann eine Kanne mit Wasser in der Hand hatte, aus der er dem Ohnmächtigen anscheinend einige Güsse verabreicht hatte.

      Wyatt schluckte, riß mit einer ungelenken Bewegung den Hut vom Kopf und betastete seinen Schädel.

      Verdammt – hatte er das mit den goldenen Sternradsporen nur geträumt?

      Ächzend richtete er sich an dem Corral hoch. Der Hinterkopf schmerzte scheußlich. Was war passiert? Irgend jemand hatte ihm einen harten Schlag auf den Schädel versetzt. Vielleicht war es ein Glück, daß der schwarze Hut aus sehr steifem Filz war; er hatte höchstwahrscheinlich die größte Wucht des Schlages abgefangen. Und geschlagen hatte ihn jemand. Hinten im staubigen Puder des Hutes war ein faustgroßer dunkler Fleck, der blanke Ränder hinterlassen hatte. Es sah fast so aus, als sei da ein metallbeschlagener Gewehrkolben aufgeschlagen...«

      Wyatt musterte den Mann. »Sind Sie der Posthalter?«

      »Ja, scheint so. Und wer sind Sie?«

      »Ich... war in der Kutsche. Das heißt, oben auf dem Dach.«

      »Sind Sie verrückt?« Der Mann blickte dahin, wo vor einiger Zeit die Kutsche verschwunden war. »Ah, das war wieder Bill Happ, dieser verdammte Geier. Er nimmt Passagiere mit, auch wenn alles voll ist, läßt sie aufs Dach klettern und weiß ganz genau, daß er sie nach einigen hundert Yards verlieren wird. Da oben hält es doch keiner bei dieser Hitze aus, ganz davon abgesehen, daß er keinen Halt findet und im Staub erstickt.«

      Wyatt wischte sich durch das Gesicht, das von Schweiß, Staub und dem Wasser bis zur Unkenntlichkeit verschmiert war. »Einige hundert Yards ist gut, Mister – ich habe einige Stunden da oben verbracht.«

      »Was –?«

      Es war dem Postmeister unschwer anzusehen, daß er an dem Geisteszustand des Fremden zweifelte.

      »Mann, es ist eine alte Sache, daß der Staub da oben pfundweise niedergeht...«

      Wyatt tastete wieder nach der Beule, die hinten am Schädel schwoll, und unterbrach den Mann: »Wie kommt es eigentlich, daß die Kutscher vorn nicht soviel Staub abbekommen?«

      »Ganz einfach, weil das Wagendach von ihren Lehnen getrennt ist und weil die Luft da einen Wirbel bildet.«

      »Aha.«

      »Ja, fragen Sie den alten Ben Holloway nur, junger Mann, er ist selbst fünfzehn Jahre als Shotgun gefahren.«

      Wyatt blickte in den Corral. »Eine andere Frage, Mr. Holloway, können Sie mir ein Pferd verkaufen?«

      Der Mann wich zurück. »He! Sie müssen doch übergeschnappt sein. Bin ich ein Pferdehändler? Ich habe doch bloß die Wechselgäule da. Da ist nicht ein Huf übrig.«

      »Natürlich.«

      Wyatt stülpte den Hut auf den Kopf, ging auf unsicheren Beinen zur Pferdetränke hinüber und kühlte sich den schmerzenden Schädel.

      Dann blickte er auf.

      Der Postmeister stand noch vor der Tür und sah ihm mißtrauisch zu.

      »Wie weit ist es bis Tulassy?«

      Der Mann feixte. »Zu Fuß?«

      »Fliegen kann ich leider nicht.«

      »He.« Der Postmeister kraulte sich in dem Nacken. »Da werden Sie ganz schön marschieren müssen.«

      Wyatt wandte sich zum Gehen. Dann aber drehte er sich nochmals um und fragte über die Schulter: »Einen Reiter haben Sie hier nicht gesehen?«

      »Wann?«

      »Vorhin, als die Kutsche hier war, oder gleich danach?«

      »Nein.«

      Wyatt hatte das Gefühl,