Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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zündete sich selbst auch eine an, tippte an den Hut und ritt weiter.

      *

      Wyatt Earp hatte die texanische Grenze überschritten.

      Nichts in der Landschaft zeigte an, daß er einen anderen Staat erreicht hatte. Nur langsam fraß sich in dem tafelglatten Land südlich des Arkansas der gelbe, mehlfeine Texassand in die Grünfläche.

      Weit spannte sich ein azurfarbener Himmel über das Land, über den gelben Boden und die zahllosen grünen Inseln.

      Gegen Abend traf er in buschbestandener Landschaft auf einen Wagentreck.

      Der Alte, der mit gewaltigem Vollbart vorn neben einem jungen Burschen saß, betrachtete den staubbedeckten Reiter wenig freundlich.

      Wyatt erkundigte sich nach dem Sternsporenreiter. Nein, die Leute hatten ihn nicht gesehen. Es waren Siedler, die nach Wyoming wollten.

      »Wyoming?« fragte der Marshal. »Da haben Sie ja noch eine schöne Reise vor sich.« Dann riet er dem Alten, wenn er über Wichita komme, solle er sich in der Mainstreet im Marshal-Office bei dem Deputy Kid Kay vorstellen, der könne ihm eine Menge nützlicher Tips für den vorübergehenden Aufenthalt in der Stadt geben. »Sagen Sie ihm einen schönen Gruß von seinem Boß, und er soll Ihnen sagen, wo es den besten und billigsten Schmied gibt, wo ein guter und billiger Doktor wohnt, wo das preiswerteste Kaufhaus ist und wo Sie alles für Ihre Weiterreise zu gutem Preis bekommen können.«

      »He, das ist ein Wort!« rief der Alte. »Wie ist Ihr Name, Mister?«

      »Wyatt Earp.«

      Der Alte zog die Brauen hoch. »Wyatt Earp? Teufel auch – den Namen habe ich doch schon gehört! Sind Sie nicht ein Sheriff?«

      »Ja, so etwas Ähnliches. Ich bin Marshal.«

      »Richtig!« Der Alte schlug sich auf die Knie. Er trug einen gewaltigen Sombrero, hatte ein frisches, von unzähligen Falten zerschnittenes Gesicht. Sicher war er an die siebzig Jahre. »Gut, Mr. Earp, das soll ein Wort sein, ein bißchen Hilfe unterwegs ist immer von Nutzen. Nun hören Sie zu. Es ist bald Abend. Wir bauen eine Wagenburg und feiern Geburtstag. Sie sind herzlich dazu eingeladen. Unsere Burschen haben eine Gitarre mit, da geht’s lustig her. Einen anständigen Braten gibt’s selbstverständlich auch. Und das Geburtstagskind hat schon ein paar Flaschen Whisky gestiftet.«

      Wyatt blickte den Alten an. Sicher, er hatte es brandeilig, aber letztlich konnte er die Nacht doch nicht durchreiten, ob er sich nun ein paar Meilen weiter südlich allein unter das große Sternenzelt legte, oder hier im Kreise dieser geselligen Leute ein paar frohe Stunden verbrachte, das war schließlich einerlei. Ja, er war kein guter Gesellschafter, sicher nicht, aber der Alte hatte die Einladung so nett vorgebracht, daß Wyatt nicht abschlagen mochte.

      »Wer hat denn Geburtstag?« fragte er.

      Der Alte feixte. »Mein Vater!«

      »Aha – was?« Wyatt warf den Kopf hoch. »Das ist doch nicht Ihr Ernst?«

      »Na, hören Sie, Marshal! Gönnen Sie mir etwa keinen Vater mehr?«

      »Natürlich«, lachte Wyatt, »aber die Vorstellung ist etwas schwierig.«

      Da drehte sich der Alte um, schlug die Plane hinter sich auseinander und rief »Vater! Komm, streck deinen Kopf mal raus, hier ist ein Polizei-Reiter, der dich mal untersuchen will!«

      Gleich darauf erschien der schlohweiße, ebenfalls mit einem dichten weißen Bart geschmückte frischgesichtige und von tausend Falten gezierte Kopf eines Mannes zwischen den Planen. Seine Augen plinkerten den Marshal munter an. »Was will er?« fragte er mit einer unglaublich tiefen Baßstimme.

      Wyatt starrte ihn fassungslos an. »Hallo!« sagte er dann. »Ich höre, Ihr Geburtstag wird gefeiert? Wie alt werden Sie denn?«

      »Zweiundneunzig, Freund – falls es Ihnen gefällt!«

      »Doch, das gefällt mir sehr...«

      Wyatt blieb. Er sah zu, wie die Männer die fünf Planwagen zu einer richtigen Wagenburg zusammenschoben, beobachtete, wie sie die Pferde in den geräumigen Kreis nahmen und wie flinke Frauenhände sofort zwischen den einzelnen Wagen Wäscheleinen spannten und in dem winzigen Rinnsal, das unweit des Lagers war, ihre Wäsche wuschen.

      Die Männer saßen beieinander und unterhielten sich.

      Besonders der Treckführer war ein großer Erzähler vor dem Herrn. Er wußte die tollsten Storys zu erzählen, so daß Wyatt zuweilen schon glaubte, die Geschichte mit seinem Vater müsse auch eine seiner Storys sein. Aber sie stimmte, der Greis war tatsächlich sein Vater und wurde an diesem Tag wirklich zweiundneunzig.

      Es wurde eine frohe Geburtstagsfeier.

      Als Wyatt kurz vor Mitternacht einmal aufstand, den Kreis der schwatzenden, rauchenden und trinkenden Männer verließ, um nach seinem Pferd zu sehen – fand er den Platz, wo er den Falben bei den anderen Wagenpferden angebunden hatte, leer.

      Sofort lief er um die Wagenburg, stieß den scharfen Doppelpfiff aus, womit er das Tier sonst zu rufen pflegte – mußte aber feststellen, daß der Falbe verschwunden war.

      So sehr er die Siedler bat, auf diese Entdeckung hin keinen auffälligen Lärm zu schlagen, brach doch augenblicklich ein Höllenlärm los.

      Alles brüllte, rannte und schrie durcheinander, bis der Treckführer endlich Ruhe befahl.

      »Leute, ein Pferd ist gestohlen worden. Wir werden uns sofort auf die Suche machen. Bill und Gap nehmen die beiden Stuten und reiten nach Norden. Etwa fünf Meilen. Im scharfen Galopp. Hanc und Bread nehmen die Füchse und brechen nach Süden auf, auch auf fünf Meilen, Piet und Donald nehmen den Braunen und meinen Wallach, einer nach Osten und einer nach Westen. Los, schnallt die Sättel auf.«

      Wyatt war von dieser zwar sehr kategorischen, aber keineswegs sehr überlegten Maßnahme nicht begeistert, aber ehe er etwas sagen konnte, galoppierten die Männer in die Dunkelheit davon.

      Nach Stunden kamen sie zurück, ohne irgend jemanden im Umkreis von fünf Meilen angetroffen zu haben.

      Betreten blickten die Siedler drein.

      »Jetzt haben wir Sie durch unseren verrückten Geburtstag in eine solche Lage gebracht!« meinte der Treckführer bedauernd.

      »Nicht so schlimm«, suchte Wyatt einzulenken. »Ich werde mich jedenfalls gleich zu Fuß auf den Weitermarsch machen...«

      »Wir würden Ihnen gern ein Pferd geben...«

      »Nein!« wehrte der Marshal ab. »Jeder Wagen braucht zwei Tiere. Das ist eine Notwendigkeit. Und ich habe zwei gesunde Beine...«

      Er verabschiedete sich von den jetzt recht betretenen Leuten und marschierte los.

      Am frühen Morgen, als er an einem kleinen Wasserlauf eine Rast machte, sah er von Nordwesten in einer gewaltigen Staubwolke eine Postkutsche näherkommen.

      Wyatt nahm sein Gewehr, das er glücklicherweise nicht im Scabbard gelassen hatte, sprang auf und lief durch das Wasser, die Uferböschung hinauf, weiter, bis er eine dünne Wagenspur erreicht hatte.

      Hier mußte die Post also vorüberkommen.

      Und wirklich lenkte das knarrende, rollende und gefährlich schaukelnde Gefährt auch nach mehreren Wegbiegungen auf ihn zu.

      Wyatt hob die Hand.

      Da krachte ein Schuß – und dicht vor seinen Füßen stiebte der Sand auf.

      Wyatt hatte das Gewehr neben sich auf dem Boden liegen und winkte mit seinem Halstuch.

      »Hooo!« brüllte der Kutscher.

      Der Beifahrer, auch Shotgun genannt, war ein kleiner drahtiger Mann von vielleicht vierzig Jahren. Er musterte Wyatt scharf und knurrte: »Was wollen Sie?«

      »Mitfahren.«

      »Mann ohne Sattel? In dieser Gegend? Wie kommen Sie hierher? Ich weiß, Ihr Pferd ist Ihnen in der Nacht gestohlen