Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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      Hollister nickte abwesend.

      Da hörte er den Cowboy sagen: »Weil ich mit Ihnen sprechen muß, Patrick Hollister!«

      Der Rancher wandte den Kopf. »Sprechen? Ja, sicher, Bill. Aber nicht jetzt. Sie werden verstehen, daß die Sorge um Mary all meine Gedanken gefangen hält.«

      »Yeah – natürlich. Erst war es Susan, und jetzt ist es die andere. Denken Sie ruhig darüber nach, Patrick Hollister! Ich werde trotzdem mit Ihnen sprechen. Wie ich überhaupt nur Ihretwegen gekommen bin...«

      Hollister zog die Brauen zusammen. Er begriff kein Wort von dem, was der Texaner sagte.

      Bill Hogeeter stand da wie ein Standbild aus Stein. Groß, hochaufgerichtet und drohend. Die Hände hingen seitlich neben seinem Waffengurt.

      »Ich bin von Texas gekommen, Patrick Hollister«, begann er dumpf.

      »Ja, ja, ich weiß«, brummte der Rancher mißmutig, dem die eigenartige Rede des Cowboys Unbehagen bereitete. »Ich werde ins Haus gehen...«

      Da streckte der andere die Hand aus und hielt den Arm des Ranchers fest. »Bleiben Sie, Hollister. Ich will mit Ihnen sprechen, habe ich gesagt.«

      Der Rancher nahm die Hand des Cowboys von seinem Arm. Mit zusammengezogenen Brauen blickte er in das tief im Dunkeln liegende Gesicht des anderen.

      »Was wollen Sie?«

      »Hören Sie genau zu, Patrick Hollister. Ich bin von Texas gekommen. Nicht vom Brazos, sondern von einer kleinen Pferde-Ranch unten bei Muskogee.«

      »Was?« stammelte der Rancher. »Ich verstehe Sie nicht, Hogeeter!«

      »Ich heiße nicht Hogeeter, Patrick Hollister. Mein Name ist Cassebeater, Mr. Hollister! Clint Cassebeater!«

      Der Rancher wich einen Schritt zurück.

      »Nicht wahr«, höhnte der Cowboy, »das sagt Ihnen etwas, Hollister!«

      »Cassebeater?« stieß der Rancher tonlos hervor.

      »Yeah – Cassebeater. Ich bin der kleine Clint Cassebeater, der damals erst sieben Jahre alt war, als der große Pat Hollister auf der Ranch meines Bruders unten bei Muskogee Vormann war...«

      Der Rancher griff haltsuchend nach einem der großen Verandapfeiler. »Cassebeater!« stieß er leise hervor. »Du... du bist Clint Cassebeater?«

      »Ja, großer Vormann. Ich bin Dave Cassebeaters Bruder – und Rächer.«

      Es war eine endlose Minute still auf der Veranda.

      Dann sagte Pat Hollister mit belegter Stimme: »Rächer? Wen willst du rächen?«

      Ganz dicht schob der Texaner sein Gesicht an den Rancher heran. »Meinen Bruder will ich rächen, Hollister. Ich habe es ihm in seiner letzten Stunde schwören müssen, daß ich ihn an dir rächen werde. An dir und an allem, was zu dir gehört. Und deshalb bin ich nach seinem Tode im Frühjahr hier heraufgekommen, habe den langen Ritt gemacht, um dich zu suchen, Patrick Hollister. Ich habe deine Rinder gestohlen, ich habe sie aus der Weide getrieben. Ich habe meine Hände und mein Gesicht in den Blutdornbüschen zerkratzt, damit es nach Kampf aussehen sollte. Ich habe die Männer töten müssen, die sich gegen mich stellten...«

      »Mörder! Bandit!« schrie der Texaner. »Wenn das schon ein Grund ist, zu toben, so will ich dir noch mehr Freude machen, Hollister! Ich war nicht in Arkansas City wegen der Rustler. Ich war in Wichita.«

      »Wo?«

      »In Wichita, bei deiner Tochter Susan.«

      »Bei Susan!« stieß der Rancher heiser und atemlos hervor. »Das ist nicht wahr!«

      »Doch, es ist wahr. Und ich habe dort mit ihr gesprochen. Alles, alles habe ich ihr gesagt! Daß sie sterben muß. Noch in diesem Jahr, daß ihr Leben zu Ende geht, noch ehe es richtig angefangen hat. Yeah – das habe ich ihr gesagt, und es war mir eine Genugtuung, es ihr zu sagen...« Er brach ab. Daß er es vor allem deshalb getan hatte, weil Susan einen anderen Mann hatte nehmen wollen, verschwieg er. Auch, daß er diesen Mann getötet hatte.

      Da streckte der Rancher plötzlich die Hand aus. »Zur Seite!« keuchte er. »Ich muß weg, weg! Sonst ersticke ich! Ich muß Mary suchen, Mary!«

      Vielleicht hatte ihn eine dunkle Ahnung beschlichen, als er jetzt an dem Texaner vorbei wollte.

      Der aber rief ihm mit einem Satz zurück: »Du brauchst dich nicht zu beeilen, Hollister!«

      Wie angewurzelt blieb der Rancher stehen. Er stierte mit glasigem Blick auf die Treppenstufen. Unendlich langsam wandte er sich um. Erst nach einer Weile fragte er leise: »Nicht beeilen? Wie meinst du das?«

      Die drei Worte, die der vom Haß zerfressene Mann jetzt aussprach, ließen dem Rancher das Blut in den Adern gefrieren: »Sie ist tot.«

      Das Kinn des Ranchers fiel auf seine breite Brust. »Tot.«

      »Sie ist tot, wie Susan eine lebende Tote ist, und tot, wie du in wenigen Augenblicken sein wirst, Pat Hollister.«

      Der Rancher hörte diese Drohung nicht. »Tot?« murmelte er tonlos. Seine Hand tastete haltsuchend nach dem Geländer. »Tot – und du hast sie umgebracht!«

      Der Texaner zischte: »Umgebracht? Ja – doch, ich habe sie umgebracht!«

      Urplötzlich strömte eine wilde, verzweifelte Kraft durch den Körper des gequälten Mannes. Er warf sich vorwärts, klammerte seine breiten, schwieligen Hände um den Hals des Cowboys. »Du hast sie umgebracht!« schrie er heiser in wilder Erregung, wobei er den anderen würgte und schüttelte: »Wie hast du sie umgebracht, du Scheusal! Wie? Sag es mir! Sag es...«

      Der brüllende Schuß aus dem Colt des Texaners sprang den Rancher an, riß seinen Leib auf, lockerte seine Hände vom Hals seines Mörders und stieß ihn wie ein Hieb zurück.

      Schwer fiel er gegen das Geländer, klammerte seine Hände um den Griff, krallte die Nägel in das harte Holz – und rutschte dann kraftlos hinunter auf die Planken.

      Der Mörder hatte den Revolver noch in der Faust. Beißend stach ihm der Pulverrauch in die Augen. Mit unbewegtem, starrem Gesicht sah er auf den Niedergeschossenen.

      Er wußte, daß er gut getroffen hatte. Das glühende Stück Blei saß im Leben des Patrick Hollister und würde es binnen weniger Minuten auslöschen.

      Trotzdem sagte der grausame Mann noch mit kaltem Hohn: »Es ist zu Ende, Hollister. Ich habe meine Rache erfüllt. Susans Mutter hätte Daves Frau werden sollen. Er hat sie geliebt wie nichts in seinem Leben. Du hast sie ihm genommen damals, weil du es besser verstanden hast als er, ihr Herz zu umgarnen... Jetzt hast du die Strafe bekommen. Spät, aber um so vernichtender. Und das, was von dir und ihr gekommen ist, deine beiden Töchter, auch sie haben die Rache erfahren...«

      Es war ein fast irres Lachen, das jetzt von den Lippen des Mannes brach, der ausgezogen war, den gekränkten Stolz des älteren Bruders auf eine so scheußliche Weise zu rächen.

      Bill Hogeeter, der in Wirklichkeit der texanische Pferdezüchter Clint Cassebeater war, wandte sich ab.

      Er hörte noch das schwache Röcheln des Sterbenden, als er sich in den Sattel zog.

      Sein Rachedurst war gestillt.

      Dave, der ältere Bruder, der seit Wochen unter der gelben texanischen Erde lag, würde mit ihm zufrieden sein.

      Jedenfalls dachte das der Mörder Clint Cassebeater, der als Bill Hogeeter in dieses Land hier gekommen war...

      *

      Als Wyatt Earp die Ranch erreichte, lag sie im gleißenden Mittagssonnenschein wie ausgestorben da.

      Neben der Pferdetränke stieg der staubbedeckte Reiter von seinem Falben.

      Während das Tier das Maul in das Wasser steckte, schritt Wyatt auf das Haus zu.

      Die Tür war verschlossen.

      Auch