Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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      Da wälzte sich Collander wie betrunken aus dem Bett.

      Der Mann stieß ihn vorwärts.

      Collander stürzte auf die Dielen.

      »Steh auf und geh voran!«

      Collander richtete sich ächzend hoch und ging zur Tür.

      Der Mann schob ihn hinaus auf den Gang, zur Treppe.

      Collander wagte nicht, sich umzudrehen.

      Wieder stieß der Mann ihn in den Rücken. »Vorwärts!«

      Collander stakste auf weichen Knien die Treppe hinunter.

      »Geh schneller!« befahl der Mann.

      Als sie unten ankamen, stieß der nächtliche Eindringling auf eine offenstehende Tür am Ende des Ganges zu.

      Collander blickte in den kahlen, großen Raum, in dem er sein Zeitungsbüro errichten wollte.

      Langsam wandte er sich nach dem anderen um. »Was wollen Sie von mir?« stieß er krächzend hervor.

      »Du wirst jetzt sterben.«

      »Sterben –«, hechelte der Zeitungsmann.

      »Ja, und zwar, weil du mir die Frau weggenommen hast!«

      »Die Frau? Ich? Das ist doch Wahnsinn! Wer sind Sie denn überhaupt? Ich kenne Sie gar nicht!«

      »Sei still, du Fettwanst! Du hast mir Susan weggenommen, dafür wirst du jetzt sterben.«

      Der Zeitungsmann glaubte nicht recht zu hören. »Susan?« fragte er mit belegter Stimme. Irgendwo ganz tief in seinem Inneren glomm ein Hoffnungsfunke auf. Auf dem Grund seiner feigen Seele keimte ein Gedanke, der ihn vielleicht retten konnte. »Susan«, stammelte er. »Ich verstehe Sie nicht, Mister. Susan..., sie will mich gar nicht!«

      »Halt keine Reden, Mann! Du stirbst. Du hast sie mir weggenommen. Ich habe heute abend mit ihr gesprochen, drüben in der Lincolnstreet an der Hoftür...«

      »Sie?« Collander wischte sich über die Augen, als könne er dadurch besser sehen. »Wer sind Sie?«

      »Das kümmert Sie nicht mehr, ich weiß auch nicht, wer Sie sind und wie Sie heißen. Ich weiß nur, daß Sie mir Susan weggenommen haben. Und deshalb bin ich Ihnen gefolgt, um Sie zu töten!«

      »Aber...«, stotterte der feiste Mann, »ich habe Ihnen doch gesagt: Sie will mich gar nicht! Sie hat irgend einen anderen im Kopf. Einen Kerl von ihrer Ranch draußen in der Prärie, da, wo sie herkommt! Glauben Sie mir doch!«

      »Lüge!« zischte der Fremde. »Zieh deinen Revolver. Du sollst einen Revolver in der Hand haben, wenn du stirbst.«

      Collander stammelte mit versagender Stimme: »Ich habe keine Waffe bei mir. Der Marshal hat das Tragen von Feuerwaffen in der Stadt verboten...«

      »Der Marshal!« knurrte der Eindringling. »Mit ihm werde ich auch noch ein bitteres Wort zu sprechen haben. – Los jetzt. Fang auf, hier ist ein Colt. Er ist geladen. Du brauchst nur den Hahn zu spannen!«

      Der Mann warf einen Gegenstand auf Collander zu, der den hart am Oberschenkel traf und dann polternd zur Erde fiel.

      »Los, heb den Colt auf und dann vorwärts!«

      Collander starrte auf den schwarzen Fleck auf den hellschimmernden Dielen. »Ich... ich kann nicht schießen... Ich habe nie so einen Revolver...«

      »Keine Reden! Ich habe wenig Zeit! Nimm den Colt! Sonst fege ich dich so von den Brettern!«

      Ächzend bückte sich der Zeitungsmann und griff nach dem schwarzen Revolver.

      Er lag wie ein Bleigewicht in seiner Hand.

      Niemals hatte er mit solch einer Waffe geschossen. Er hatte es nicht nötig gehabt, sich mit einer Waffe gegen einen anderen Menschen zur Wehr zu setzen. Und nun stand er hier im dunklen Zimmer vor einem wahnsinnigen Gegner, der ihn zum Schießen zwingen wollte, nur damit er einen Grund hatte, ihn selbst abzuknallen.

      Kalter Schweiß stand auf der Stirn Collanders. Das Bewußtsein, sterben zu müssen, verloren zu sein, brachte ihn an den Rand einer Ohnmacht.

      »Vorwärts!« kam die Stimme des anderen auf.

      Everett keuchte: »Ich will sie nicht, Mister! Ich schwöre es Ihnen. Ich hatte nur mit ihrem Besitz prahlen wollen...«

      »Eben!« unterbrach der Fremde eisig. »Heb die Waffe hoch und spann den Hahn!«

      »Ich kann nicht, ich kann nicht. Und ich will sie wirklich nicht, die Frau.Ich bin ja nicht einmal verliebt in sie... Es war nur ihre Schönheit, mit der ich prunken wollte!«

      »Sei still! Sie wollte dich heiraten! Du hast sie mit deinem Geld geblendet. Dafür wirst du jetzt sterben. Vorwärts, du hast eine Chance. Ich gebe dir den ersten Schuß!«

      Ach, es war keine Chance. Everett Collander wußte es. Er war verloren.

      Diese Männer, die die Gurte um den Leib trugen mit den schweren Revolvern, Männer, die so sprachen wie dieser Mann da drüben, die waren ihres Schusses sicher.

      Es war nur eine Reflexbewegung, die den zitternden Mann die Waffe hochnehmen ließ.

      Da fauchte ihm aus dem Dunkel ein Schuß entgegen.

      Everett Collander war tot.

      *

      Den ganzen Tag über gingen die Menschen vorn an den papierverklebten Fenstern vorbei, und niemand ahnte, daß dahinter mitten in dem großen Raum ein Toter lag.

      Es war Wyatt Earp, der einen Tag später Everett Collander sprechen wollte. Wegen des großen Schildes, das quer über den Gehsteig unter dem Vorbaudach gehangen hatte, auf einer Seite losgerissen war und jetzt gefährlich über den Köpfen der Vorübergehenden herumschaukelte.

      Die Tür war verschlossen.

      Wyatt versuchte, über den Hof ins Haus zu kommen.

      Und da hatte er Erfolg.

      Drei Minuten später fand er den Toten. Er ging sofort zurück ins Marshal Office und instruierte seinen Deputy, den frischen Blondkopf Kid Kay.

      »Bring das in Ordnung, Kid. Verständige Doc Croft und den Bürgermeister. Und dann läufst du in die Lincolnstreet und läßt Miß Hollister wissen, was geschehen ist. Ich muß sofort weg.«

      »Wohin?«

      »Hinter einem Mann her...«

      Während der Tod des Zeitungsmannes Everett Collander in der Stadt großes Aufsehen erregte, saß Wyatt wieder im Sattel und ritt schon fünfzehn Meilen südöstlich von der Stadt über die Prärie auf die fernen Red Hills zu.

      *

      Bill Hogeeter hatte, nachdem er durch den Hof das Haus Everett Collanders verlassen hatte, im Schatten der dunklen Nebengasse den Mietstall Jeff Alamos erreicht.

      Er weckte den griesgrämigen Alten, ließ sich seinen Grauschimmel geben und ritt aus der nächtlichen Stadt hinaus, in der er vor wenigen Minuten einen hilflosen Menschen niedergeschossen hatte.

      Ohne Hast ritt er nach Südosten über die schweigende Savanne.

      Jetzt hatte er nur noch ein Ziel, der unselige Mann: die Moon-Ranch.

      Jetzt würde er sein Werk vollenden.

      Er war in dieses Land gekommen, um Rache zu nehmen. Um den Rancher Patrick Hollister zu vernichten.

      Und das würde er jetzt tun.

      Er hatte keinen Grund mehr, zu warten. Im Gegenteil, jetzt galt es, sich zu beeilen. Hinter ihm in der Stadt gab es einen Mann, den der Mörder Bill Hogeeter fürchtete und von dem er todsicher wußte, daß er sich auf seine Fährte setzen würde.

      Denn daß der Marshal auf seine Spur kommen würde, stand für ihn fest. Obgleich Hogeeter nicht wußte, daß Wyatt ihn in der Lincolnstreet gesehen und