Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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brütende Hitze schlug ihm aus dem großen Schlafraum entgegen.

      Auch hier war kein Mensch.

      Er rannte hinüber zum Stall – und wäre an der Tür fast mit dem schwarzen Negerboy zusammengeprallt.

      Erschrocken fuhr der Junge zurück. Als er Wyatt erkannte, trat ein Leuchten in seine glänzenden Augen. »Oh, Mr. Earp – Sie sind hier! Es ist etwas Furchtbares passiert! Der Rancher ist tot... Erschossen. Er lag oben auf der Veranda!« Der Schwarze fuchtelte vor Wyatts Gesicht in großer Erregung mit Armen und Händen herum. »Und Miß Mary ist tot, sie ist gestürzt, vom Pferd gestürzt... Furchtbares Unglück! Oh, Mr. Earp...«

      Wyatt preßte die Lippen zusammen und schob sich den staubigen Hut aus der Stirn. Schließlich fragte er: »Wo sind die Cowboys? McIntire und die anderen?«

      »Oh, Joe ist mit ihnen geritten. Er will ihn suchen, den Mörder, der den Rancher erschossen hat. Es ist schrecklich – und der Texaner ist auch nicht zurückgekommen. Sicher sucht er noch nach Mary, oder er ist auf der Weide oben an den Red Hills auf Rustler gestoßen. Es ist furchtbar, Mr. Earp. Ich fürchte mich allein hier auf der Ranch!«

      Wyatt nahm den furchtsamen Burschen an den Schultern. »Hör genau zu, Sammy. Bill Hogeeter ist ein Mörder. Ich weiß nicht, ob er den Rancher getötet hat und ob er etwas mit Marys Tod zu tun hat. Aber ich befürchte es. Gib genau acht: wenn die anderen zurückkommen, sagst du ihnen, was ich dir jetzt erklärt habe, hast du mich verstanden?«

      »Yeah, Mr. Earp... Ich habe alles verstanden. Aber können Sie denn nicht hierbleiben? Es ist fürchterlich hier. So still – und einsam... Ich...«

      »Nein, ich muß weiterreiten...«

      *

      Am nächsten Morgen traf Wyatt oben in einer der Bergschluchten auf Joe McIntire und mehrere Leute.

      Verwundert blickten die Männer dem Marshal entgegen.

      »Earp? Sie?« rief McIntire verdutzt. »Wie kommen Sie denn hierher?«

      »Ich bin hinter Bill Hogeeter her.« Wyatt klärte die Männer auf und sagte dann, daß er weiter müsse.

      »Reiten Sie zur Ranch zurück, Joe. Da werden Sie nötiger gebraucht. Bringen Sie die Leute auf die Weide und sehen Sie zu, daß die Ranch in Ordnung bleibt.«

      Der kleine Cowboy wischte sich immer wieder mit einem großen roten Tuch durch sein schwitzendes Gesicht. »Die Ranch?« fragte er mutlos. »Für wen soll ich sie in Ordnung halten?«

      Wyatt sah ihn aufmerksam an. »Für Susan«, sagte er vorsichtig.

      Der Kleine hob den Kopf. »Susan? Glauben Sie, daß sie die Ranch noch braucht?«

      »Ich verstehe Sie nicht.«

      Da sagte der Cowboy: »Ich habe sie damals nach St. Louis gebracht, Marshal. Und als ich sie wieder abholte, und die Gesichter der Ärzte sah, wußte ich genug...«

      Wyatt schwieg. Er sah zu, wie die Cowboys ein Feuer anzündeten und ein Mahl bereiteten.

      Nach einer halben Stunde wurde aufgebrochen. Wyatt verabschiedete sich von den Männern. »Trotzdem, Joe«, meinte er zum Abschied zu dem kleinen treuen McIntire, »halten Sie die Ranch hoch. Noch lebt Susan. Es gibt noch keinen Menschen, der sagen kann, wann unser Leben wirklich zu Ende ist.«

      Der Cowboy nickte und drückte die Hand des Marshals. Dann ritt er mit seinen Männern in nördlicher Richtung davon.

      *

      Von diesem Tage an folgte Wyatt Earp allein der Spur des Mörders.

      Der Sternsporenreiter würde schwerlich nach Arkansas City geritten sein, überlegte Wyatt, als er die Red Hills hinter sich hatte und am Ufer des Arkansas entlang nach Südosten ritt.

      Den Fluß konnte er hier nur an wenigen Stellen überqueren.

      Die erste Furt war gleich vor einer starken Rechtsbiegung des Arkansas. Es war die alte Comanchen-Furt, eine passierbare Stelle, die früher gern von den Rothäuten benutzt worden war.

      Spuren?

      Es gab keine Spuren mehr.

      Ein Nachtregen, der wie mit gewaltigen Kübeln aus den Wolken gekommen war, hatte alle Spuren verwischt.

      Jetzt brannte wieder die Sonne und schien glühend auf das Land, ließ alles in prächtigen Farben aufleuchten und verriet nichts davon, daß hier der Mörder Bill Hogeeter durchgeritten war.

      Es war Mittag.

      Die Hitze flimmerte trotz der Wassernähe über den Gräsern und ließ den Horizont regelrecht verschwimmen.

      Schon von weitem sah Earp vor der Flußbiegung einen Reiter.

      Als er ihn ebenfalls gesichtet hatte, nahm er sein Pferd herum und wandte sich scharf nach Norden.

      Wyatt hielt sich nach links und schnitt ihm den Paß ab. In weiten federnden Sätzen schnellte der Falbe über die Weide.

      Wyatt kam dem Mann bald so nah, daß er ihn ziemlich genau erkennen konnte.

      Es war ein Indianer.

      Jetzt trieb der Marshal sein Pferd zu höchster Eile an.

      Der Rote sah, daß kein Entkommen war. Er hielt sein Pferd an und blickte dem weißen Mann mit stoischem Gleichmut entgegen, so, als sei er nicht eben noch wild vor ihm geflohen.

      Wyatt sah ihn scharf an und grüßte ihn dann kurz.

      »Was willst du?« fragte der Indianer in der gutturalen Tonart seiner Rasse. Dabei hafteten seine tiefschwarzen Augen auf dem Gesicht des Weißen.

      Wyatt schlug die Jacke zurück.

      Der Indianer sah den fünfzackigen Stern an seiner Brust. »Ich habe nichts getan«, sagte er, ohne den Blick von Wyatts Gesicht zu nehmen.

      »Ich will dich etwas fragen.«

      Der Indianer hob ein wenig sein zerfurchtes rotbraunes Gesicht, das nicht unedel wirkte.

      »Du bist ein Comanche?« fragte Wyatt, wobei sein Blick vom Kopf des Indianers bis hinunter zu seinen ledernen Mokassins glitt.

      »Ja.«

      »Also bist du durch die gelbe Ebene geritten?«

      »Ja.«

      »Hast du gestern einen Reiter getroffen? Einen Weißen? Er reitet ein graues Pferd, trägt einen grauen Hut und hat texanisches Geschirr und texanische Stiefel...«

      Der Rote schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht erinnern. Ich war gestern in Tulassy...«

      »In Tulassy? Das liegt schon weit drüben in Texas, am Ende der gelben Ebene!«

      »Ja.«

      »Ist dir kein Mann, auf den meine Beschreibung paßt, auf diesem weiten Weg begegnet?«

      »Nein, ich kann mich nicht erinnern.«

      »Er ist groß, fast so groß wie ich, breitschultrig, trägt rechts einen alten Revolver und hat Sternradsporen an den Stiefeln, die so groß sind wie die Öffnung eines Whiskyglases, riesige goldene Sporen, die auf silbernen Stegen sitzen und...«

      »Ich habe ihn gesehen«, unterbrach ihn der Rote kurz und ohne jede Bewegung.

      »Du hast ihn gesehen?«

      »Ja, den Mann, der diese Sporen trägt.«

      »Wo war das?«

      »In Tulassy.«

      Wyatt wischte sich über die Stirn. »In Tulassy? Das ist fast ausgeschlossen. Er müßte geritten sein wie der Teufel!«

      »Das ist er auch.«

      »Woher weißt du das?«

      »Weil ich ihn beim Mietstall gesehen habe, als er sein Pferd abgab. Es hatte blutige Flanken und weiße Schaumflocken am Maul.«

      »Ich