Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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      Die Frau stand steif da und starrte in den dunklen Gang.

      Plötzlich schüttelte ein krampfhaftes Weinen ihren Körper. Sie schluchzte so, daß sich dem Mann hinter ihr das Herz zusammenkrampfte.

      Behutsam legte er seine Hand auf ihren Arm.

      Susan war so verzweifelt, daß sie es gar nicht merkte.

      »Miß Hollister«, sagte der rauhe Marshal sanft. »Kommen Sie, ich bringe Sie zu den anderen zurück.«

      Susan schüttelte den Kopf und weinte still in sich hinein. »Ich will nicht. Nein, ich will nicht!« Plötzlich warf sie den Kopf hoch und sagte dumpf: »Und ich wußte es. Ich wußte es immer. Ich habe es gefühlt. Daß sie gelogen hatten, wußte ich nicht. Ich dachte nur, sie hätten sich geirrt. Aber er hat recht: Ich bin verloren. In einem Jahr muß ich sterben... Genau wie Mutter.«

      Wieder erschütterte ein Weinkrampf ihren Körper.

      Wyatt suchte sie zu trösten, aber darin besaß er leider nicht allzuviel Geschick.

      In diesem Augenblick wurde die Saaltür aufgestoßen.

      Heller Lichtschein überflutete den Flur

      Der Schrei eines Mannes drang zu den beiden, die nebeneinander an der Wand standen.

      Wyatt sah Everett Collanders gewichtige Silhouette in der Tür.

      »Susan!« kreischte der Mann.

      Wyatt hob die Hand. »Ich fand Miß Hollister hier. Sie fühlt sich nicht wohl. Vielleicht hat sie den Whisky und die Tabakluft nicht vertragen.«

      Die Frau hob das Gesicht und blickte mit trockenen, tränenleeren Augen den Marshal an. Dann sagte sie tonlos: »Ja, so ist es.«

      Collander eilte auf sie zu und führte sie zur Hoftür. »Komm, mein Herz, ich bringe dich ein wenig an die Luft...«

      Wyatt verließ das Haus.

      Als er die Straße erreichte, hörte er oben an ihrem Ende den harten sporenklirrenden Schritt des Texaners.

      Rasch folgte er ihm.

      Am Anfang der Mainstreet hatte er ihn fast erreicht.

      »Hogeeter!«

      Der Cowboy wirbelte herum.

      Wyatt sah, daß er einen Revolver in der Faust hatte.

      »Verdammt schlechtes Gewissen haben Sie.«

      Jetzt hatte der andere die Stimme des Marshals erkannt. »Wyatt Earp!« stieß er eisig hervor. »Sie haben mir gerade noch gefehlt. Lassen Sie mich gefälligst zufrieden.«

      Wyatt kam heran. »Nehmen Sie den Colt weg...«

      Der Cowboy dachte nicht daran.

      Da flog Wyatts linke Stiefelspitze unter die rechte Hand des Cowboys. In hohem Bogen wurde der Colt zur Seite geschleudert.

      Der Texaner spreizte die Hände. »By gosh! Du bist ein ganz verdammter Hund, Earp! Einmal hast du mich geschlagen und einmal getreten. Ich schwöre dir, daß ich beim nächsten Mal an der Reihe bin.« Er bückte sich und suchte seinen Colt.

      Dann wollte er weiter.

      Wyatt packte ihn am Ärmel. »Hören Sie zu, Hogeeter. Sie haben da eben eine ganz verdammte Schweinerei verbrochen. Ich habe jedes Wort gehört, was Sie der Frau gesagt haben. Ich habe jetzt nur eine Frage: Ist es wahr, was Sie ihr gesagt haben?«

      »Ja!« zischte der Texaner. »Es ist

      wahr. Und ich freue mich darüber. Gute Nacht, Marshal!« Er steckte seinen Revolver weg, machte kehrt und schob sporenklirrend quer über die Mainstreet davon.

      *

      Nachdem Everett Collander Susan wieder ins Haus begleitet hatte, sorgte die Tante, eine rundliche energische Person, dafür, daß die Feier ein Ende fand.

      Die Gäste hatten zum größten Teil Verständnis, und bald hatte sich der kleine Saal geleert.

      Auch Collander verabschiedete sich und machte sich auf den Heimweg.

      Die Stadt hatte sich zur Ruhe gelegt.

      Nur vereinzelt brannte in den Häusern noch Licht.

      Everett Collander dachte an die schöne Frau, die er heimführen würde. Er ahnte ja nichts von dem Unglück, das auf Susan Hollister zukam.

      Leichten Herzens schritt der Mann auf sein Haus zu, pfiff leise vor sich hin, schloß die Tür auf und betrat die dunkle Diele.

      Als er sich auf die Wohnstube zutastete, hatte er plötzlich das atembeklemmende Gefühl, daß er nicht allein war.

      Er war kein sonderlich mutiger Mann, der Glücksritter Everett John Collander.

      Zaghaft blieb er einen Augenblick stehen und lauschte.

      Leise knarrte vor ihm irgendwo eine Diele.

      Da rannte er zurück zur Tür.

      Im gleichen Augenblick hörte er wieder jenes Knacken im Holz.

      An der Tür hielt er inne und lehnte den Kopf gegen das kühle Holz.

      »Irrsinn! Hirngespinste!« stieß er flüsternd vor sich hin.

      »Wäre ich doch bloß in der Stube, da steht die große Kerosinlampe...«

      Collander wandte sich um.

      Da war ihm plötzlich, als huschte ein Schatten am Ende des Flurs vor dem Hoffenster vorbei.

      Er stieß einen halberstickten Schrei aus und spürte, wie eine Gänsehaut über seinen Rücken kroch.

      Minutenlang stand der feige Mann auf ein und demselben Fleck und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit.

      In dieser Minute hätte er sein Leben noch retten können. Er hatte die Tür nicht weit hinter sich, er hätte hinauslaufen können.

      Aber er schämte sich, auf der Straße anderen Menschen zu begegnen, die ihn vielleicht fragen könnten, was ihn wieder aus dem Haus trieb.

      Da hatte er einen Einfall. Er wandte sich nach links, ergriff das Treppengeländer und hastete die knarrenden Stufen hinauf.

      Auf der vorletzten Stufe stürzte er, fiel mit dem Kinn hart auf den Boden und blieb sekundenlang wie betäubt liegen.

      Als er wieder zu sich kam, raffte er sich hoch und torkelte auf sein Schlafzimmer zu.

      Verdammt, daß die Türen keine Verriegelungen hatten.

      Er ging auf Zehenspitzen zum Bett, kroch hinein, ohne sich auszuziehen, und zog die Decke über den Kopf.

      Aber die Angst wollte ihm die Kehle zuschnüren.

      Nebenan an der Wand stehen im Gewehrständer zwei kostbare Gewehre! zuckte es ihm durch den Kopf.

      Eines davon ist sogar geladen.

      Langsam schob er die Decke vom Gesicht.

      Da fuhr ein eisiger Schauer wie ein Messerstich durch seine Brust: Draußen auf dem Flurgang knarrte eine Diele.

      Und jetzt hörte der zu Tode erschrockene Mann ganz deutlich das Singen von großen Radsporen.

      Er saß aufrecht in seinem Bett und hielt den Atem an. Da knarrten draußen auf dem Gang die Dielen laut.

      Collander fühlte, daß sein Herz stockte. Trotz der Dunkelheit sah er, daß sich der Messinggriff der Tür bewegte.

      Da schrie der Mann auf vor Angst. Schrill und gellend.

      Knarrend öffnete sich die Tür.

      Everett hatte die Augen geschlossen.

      Er hörte die rauhe Stimme eines Mannes: »Steh auf, Brother!«

      Collander riß die Augen auf und starrte zur Tür, wo er undeutlich und verschwommen die Umrisse einer Gestalt sah.