Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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einen Vertrag miteinander abgeschlossen, wonach der eine den anderen im Todesfalle beerben sollte.«

      »Aha«, stieß Hayley lauernd hervor. »Und wo ist dieser Vertrag, he?«

      »Ich habe ihn bei mir. Für den Fall, daß sich jemand dafür interessierte, hat der Boß ihn mir mitgegeben.« Der Cowboy nahm ein Blatt Papier aus der Jacke, die hinten im Wagen lag, und reichte es dem Vormann über den Zaun.

      »Boß?« knurrte der grimmig, während er das Schriftstück aus der Hand des Cowboys riß. »Boß! Als ob so ein kleiner Krauter ein Boß sein könnte!« Dann las er mit zusammengezogenen Brauen, was auf dem Papier stand.

      Sein Gesicht verdüsterte sich von Zeile zu Zeile. Schließlich blinzelte er tückisch über den Rand des Schriftstücks auf den Mann am Wagen nieder. »Was ist das? Ein Vertrag?«

      »Ja, der Rancher Hartmann hat ihn als Zeuge unterzeichnet, und der Sheriff von Florence hat ihn atmlich beglaubigt!«

      »Der Sheriff –?« Hayley stieß ein lästerlichen Fluch aus. »Ah, so ist das also! Die beiden Krauter haben einen Vertrag gemacht, ohne Bill Cumberland davon zu unterrichten!«

      »Wozu hätten sie den unterrichten sollen? Es war ein Vertrag, der nur die beiden anging. Cumberland hat nichts damit zu schaffen!«

      Da lehnte sich der Vormann weit über das Sattelhorn und brüllte unbeherrscht: »Cumberland hat nichts damit zu schaffen? Hör zu, du Strolch! Du scheinst hier noch herzlich wenig Umschau gehalten zu haben. Big Bill Cumberland ist der König dieser Weide. Und jeder, der hier herumkriecht, hat ihn zu fragen, wenn er etwas unternimmt! Eigenmächtigkeiten gibt es nicht. – Verträge! Wo gibt es so was! Wie können zwei lausige Siedler untereinander Verträge abschließen, die einen anderen schädigen!«

      »Wen schädigt der Vertrag denn?« fragte Wynn mit argloser Miene.

      »Wen? Die C-Ranch natürlich. Hunters Land fällt selbstverständlich an die C-Ranch!«

      »Selbstverständlich?«

      Hayley wurde plötzlich um einen Schein bleicher. Er lehnte sich zurück und hob das Papier an. »Paß auf, Sattelstrolch, damit du siehst, wieviel der Vertrag Walkers wert ist!« Er zerriß das Schriftstück langsam in lange, breite Streifen, die er schließlich zusammenknüllte und in die Hosentasche schob. »Nun, Sonny, was ist jetzt mit deinem Vertrag?«

      Wynn hob leicht die Schultern an und wandte sich wieder seiner Drahtrolle zu. »Es ist Ihre Sache, wenn Sie meinen, eine Urkunde vernichten zu können. Ein Unglück ist es übrigens nicht: Die drei Männer haben natürlich das Schriftstück in dreifacher Ausfertigung hergestellt. Das ist doch logisch!« Wynn hängte die Drahtrolle hoch, machte ›Haaa!‹ und der Braune vorne zog an.

      Da riß Hayley mit wutverzerrtem Gesicht den Colt aus der Tasche und gab einen Schuß auf den Wagen ab.

      Sofort folgten die anderen Cowboys seinem Beispiel.

      Unbeirrt zog der Braune den Wagen, und ungerührt ging der Mann hinterher, hob den abrollenden Draht mit einem schweren Lederhandschuh an und beobachtete gleichmütig, wie der Gaul auf den nächsten Pfahl zustampfte.

      Plötzlich war Hayley neben ihm. »Los, du Dreckskerl, zieh deinen Colt!«

      Wynn ging weiter. »Ich habe keinen Colt bei mir«, versetzte er. »Sie wissen es ja.«

      »Du sollst ziehen, sonst knalle ich dich so ab! Es ist aus mit euren Verrücktheiten! Auf dieser Weide muß endlich Ordnung herrschen. Es ist Cumberlands Weide. Und hier herrscht sein Gesetz.«

      Da blieb Wynn stehen und blickte den Vormann offen an. »Gesetz?« fragte er gedehnt. »So etwas nennt man hier Gesetz?«

      Mac Hayley sprang vom Pferd. Ganz nah trat er an den Cowboy heran. »Ich lasse dich jetzt von meinen Boys so zusammenschlagen, Tramp, daß du vielleicht nicht mehr aus eigener Kraft auf die Beine kommst. Und es ist deine eigene Schuld. Hier beugt sich alles dem Wort Big Bill Cumberlands! Und ich spreche sein Wort! Verstanden! He, Ed, halt endlich den blöden Gaul an, sonst wickelt er seinen Draht noch bis nach Wyoming hinauf.«

      Der dicke Ed Henderson hielt das Pferd an.

      Dann standen die hartgesottenen Cowboys um den waffenlosen Mann herum.

      »Jetzt lasse ich Brennholz aus dir machen, du Landstreicher!« zeterte Hayley. »Wie kommst du dazu, bei einem dreckigen kleinen Siedler einen Job anzunehmen? Bei einem Halunken, der unser Vieh stiehlt? Der seinen eigenen Nachbarn nierdergeschossen hat, um in den Besitz von dessen Land zu kommen...«

      Wynn hob den Kopf und sagte eisig: »Sie wissen genau, daß das nicht stimmt, was Sie da sagen, Hayley. Walker und Hunter waren Freunde.«

      »Ah«, giftete der Vormann. »Und wer soll den Farmer umgebracht haben, he?«

      Wynn blickte die Männer der Reihe nach an. Seine tiefblauen Augen blieben auf jedem einzelnen Gesicht einen Augenblick haften. Und plötzlich gab es einige Männer unter den harten Burschen, die ein ungutes Gefühl bei diesem Blick verspürten.

      »Ach, so ist das?« keifte Hayley. »Du elender Buschräuber hast uns im Verdacht, den Farmer ausgelöscht zu haben, he!«

      Wynn Evans schwieg.

      Da ballte der Vormann seine schwielige Faust und hieb sie dem Cowboy ins Gesicht.

      Der Mann blieb stehen, wo er stand.

      Und wieder schlug der Vormann zu.

      Evans rührte sich nicht.

      »Schlag zurück! Schlag endlich zurück!« röhrte Hayley, glühend vor Zorn. »Ich werde dich in den Boden stampfen.«

      Evans sah ihn kalt an. Aus den Tiefen seiner Augen, schien eine magische Kraft aufzuleuchten, die den Vormann innehalten ließ.

      Mit zitternden Armen stand Mac Hayley vor dem anderen. Keuchend vor Wut stieß er hervor: »Es ist gut; du feiger Hund wehrst dich nicht, du hast auch keinen Colt. Aber eines hast du, nämlich Glück. Ich gebe dir nämlich noch eine letzte Chance. Du hast bis morgen mittag zwölf Uhr Zeit. Trifft dich nach diesem Zeitpunkt noch einer meiner Männer an, so hat er ein Recht, dich abzuknallen. Ob du eine Waffe bei dir hast oder nicht.«

      Wynn blickte den Vormann gelassen an. Ruhig fragte er: »Er hat ein Recht, mich zu töten? Wer gibt ihm das Recht dazu?«

      Mac Hayley lehnte sich zurück und stemmte die klobigen Fäuste in die Hüften. »Big Bill Cumberland, verstehst du! Er gibt ihm das Recht, einen Weidedieb, der gegen ihn arbeitet, abzuknallen, wie einen räudigen Hund...«

      »... oder wie einen lästigen Small-Rancher«, sagte Wynn ruhig.

      Hayley zog die Luft tief und geräuschvoll ein. »Du kannst mich heute nicht mehr reizen, Tramp. Wir haben jetzt einen Vertrag miteinander. Und der hat Gültigkeit. Morgen mittag um zwölf Uhr ist deine Zeit abgelaufen. Je mehr Land du zwischen dich und die Cumberland-Ranch bringst, um so besser ist es für dich!« Er stieg auf und sprengte, gefolgt von seinen Männern, nach Südwesten davon.

      *

      Wynn Evans war auf dem Ritt nach Norden.

      Auf dem Ritt zur Termolen-Ranch.

      Die Termolen-Ranch war ein Prunkstück gewesen. Der Holländer hatte Zeit seines Lebens zu sehr um ihren Bestand kämpfen müssen.

      Wynn Evans war gekommen, weil er nachsehen wollte, ob der alte Wim Termolen noch am Leben war.

      Er schob die Tür ganz auf und blickte angestrengt in den Dämmer, der in dem großen Raum herrschte.

      Die Fenster waren klein, und man sah ihnen an, daß sie früher in der Indianerzeit als Schießscharten gedient hatten und später ein wenig vergrößert worden waren. Überhaupt erinnerte hier alles noch stark an die Indianerzeit.

      Wynns scharfe Augen hatten sich noch nicht völlig an den Halbdämmer in der Halle gewöhnt, als ihm eine hohle Stimme aus dem muffigen Dunkel entgegenschlug.

      »Kommen Sie nur näher...«