Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
Скачать книгу
in Wichita.«

      »In Wichita? Kommen Sie etwa ganz aus Kansas hier herauf?«

      »Yeah –«

      »Na und?«

      »Ich sagte es Ihnen schon: Ich suche einen Mann.«

      Der Vormann warf den Kopf in den Nacken, schob sich das Revolver-Halfter ein wenig nach vorn auf den rechten Oberschenkel und fragte: »Wie sieht er aus?«

      »Etwas kleiner als ich. Breit, kräftig, hat aschblondes Haar und trägt abgenutztes graues Tuchzeug.«

      Coster senkte den Kopf und schüttelte ihn dann langsam. »No, Marshal. Den

      gibt’s hier nicht.«

      »Haben Sie in letzter Zeit Leute eingestellt?«

      »Hier werden dauernd Cowboys eingestellt und dauernd gehen welche. Im Sommer ist es besonders lebendig hier.«

      »Ich weiß. Ich habe früher selbst auf einer Ranch unten bei Dodrige gearbeitet. Sie haben also keinen Mann in der Crew, der auf meine Beschreibung passen könnte?«

      »No, vor vierzehn Tagen hatte ich einen, auf den die Haarfarbe paßte, aber der Kerl ist noch einen halben Kopf länger als Sie und dürr wie ein Dreschflegel. Ein tüchtiger Bursche, leistet saubere Sattelarbeit.«

      »Und in den letzten Tagen?«

      Der Vormann senkte wieder den Kopf und überlegte.

      »No – da wären Sam Olverson, Jimmy Turner und Chuc Henderson. Olverson ist ein Ire und hat einen Schopf so rot wie Ihr Halstuch; und die beiden anderen Männer sind dunkel.«

      »War auch kein Reiter hier, der einen Grauschimmel ritt? Ein schnelles Tier? Der Mann hat einen Colorado-Gurt mit doppelten Halftern um, zwei Colts. Seine Augen sehen irgendwie gelblich aus…«

      »No.« Coster schüttelt wieder den Kopf. Dann sah er Wyatt offen an. »Was hat der Kerl denn auf dem Kerbholz?«

      »Eine ganze Menge. Er hat in Wichita einen Richter erschossen…«

      Diesmal war der Pfiff, den Coster ausstieß, bedeutend länger und schärfer. »Bloody – einen Richter! Hey!« Er schnipste mit den Fingern und überlegte. »Ja, ich hab’ doch so was gehört. Ist nicht Richter Gennan bei euch in Kansas erschossen worden?«

      »Yeah. Und seinen Mörder suche ich. Er hat noch mehr auf dem Konto. Er hat noch drei Männer getötet – und eine Frau.«

      »Eine Frau?« Der Vormann schob das Kinn ein wenig vor und kniff die Augen zusammen. »Ist er vielleicht verrückt?«

      Wyatt hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Ich weiß es nicht. Er macht nicht den Eindruck. Er mordet, wenn es ihm nützlich erscheint. Nicht aus purer Lust am Töten. Nein, ich glaube nicht, daß er wahnsinnig ist. Ich halte ihn eher für einen gewissenlosen brutalen Mann, der genau weiß, was er will – dem aber ein Menschenleben nichts bedeutet. Er heißt Jack Donegan und hatte unten bei Wichita eine Ranch.«

      Coster rümpfte die Nase, nahm sein Rauchzeug aus der Westentasche und kurbelte sich eine Zigarette mit braunem Papier. Dann bot er auch dem Marshal den Tabak an.

      Wyatt lehnte dankend ab, zog eine schwarze Zigarre aus der Satteltasche, nahm Feuer von dem Vormann und blickte über den Hof. »Pech – dann werde ich wieder reiten.«

      »Nichts da. Sie essen bei uns mit.«

      »Thanks, aber ich muß weiter. Habe den Mann unten in Douglas verloren. Ich hatte in einem kleinen Hotel übernachtet. Er war gut eingesperrt auf dem Dachboden. Eine Magd aus der Küche muß ihn befreit haben. Zum Dank dafür hat diese Bestie das Mädchen getötet…«

      Lautes Johlen drang über den Hof.

      »Was ist das?« fragte Wyatt.

      Der Vormann wischte sich über die Nase. »Äh – das sind die Boys, die vom Corral zurückkommen. Vielleicht hat Chuc wieder eine Prügelei angefangen. Ein schrecklicher Kerl. Er trinkt mir zuviel. Ich werde ihn rausschmeißen, obgleich er gut mit den Pferden und dem Vieh umgehen kann und eine Menge davon versteht.«

      Das Gejohle wurde immer lauter.

      »Sie sind drüben hinter der großen Scheune. Kommen Sie, wir seh’n mal nach.« Mit großen Schritten stapft der Vormann über den Hof auf die Ecke der Scheune zu. Es war der letzte Gang des Henry Coster.

      Wyatt kam einen halben Schritt hinter ihm her und sah hinter dem Corralgatter die Cowboys. Sie hatten einen Halbkreis um zwei Männer gebildet, die sich prügelten. Ein breitschultriger Mann von wenigstens sechs Fuß Größe und ein schwarzhaariger Kerl von mittlerer Größe.

      Der Riese hatte dem Kleineren gerade einen Faustschlag an den Schädel geworfen, worauf der andere mit zwei blindwütigen Schlägen antwortete, den Riesen mit einem dritten Schlag genau unter die Kinnspitze von den Beinen riß, und dann noch wie wild auf den Gestürzten losschlug.

      »Chuc!« brüllte der Vormann. »Aufhören! Sofort aufhören!«

      Aber der Mann war wie rasend in seinem Zorn. Wild hämmerten seine Fäuste auf den besinnungslosen Gegner ein.

      Der Vormann war noch etwa zwanzig Yards entfernt; da er nicht schnell genug an die Kämpfenden herankommen konnte, feuerte er einen Schuß in den blauen Himmel ab.

      Da ließ Chuc von seinem Opfer ab, hob den Kopf – und riß im nächsten Moment seinen Colt aus dem Halfter.

      Der nächste Schuß brüllte los. Coster fiel durch die Stirn getroffen nach vorn aufs Gesicht.

      Wyatt hatte sich sofort an die Scheunenwand gepreßt.

      Der Mann, der da eben den Vormann erschossen hatte, war niemand anders als der flüchtige Mörder Jack Donegan. Und die Kugel hatte ihm, dem Marshal Wyatt Earp gegolten.

      Die Cowboys brüllten auf vor Wut und standen doch steif vor Schreck da.

      Donegan hatte jetzt beide Revolver in den Fäusten. Der eine war auf die Cowboys gerichtet und der andere auf die Ecke der Scheune, hinter der jetzt der Buntline-Revolver des Marshals zu sehen war.

      »Chuc!« brüllte einer der Männer. »Er ist wahnsinnig! Er hat Coster umgelegt…«

      Blitzschnell duckte sich Wyatt nach vorn und schoß zweimal. Die Revolver wurden Donegan aus der Hand gerissen.

      Mit einem wilden Fluch warf der Bandit sich zwischen die Leute, wollte sich durch sie hindurchzwängen, wurde aufgehalten und hatte nur drei Sekunden später die eisenharte Faust des Missouriers im Genick. Wyatt riß ihn mitten aus dem völlig kopflosen Haufen der Cowboys heraus und zerrte ihn an die Scheunenwand.

      Jetzt endlich hatten sich die Männer gefaßt. Sie waren so erschrocken gewesen, daß sie tatsächlich eine volle Minute benötigt hatten, um das Vorgefallene zu begreifen. Chuc mußte verrückt geworden sein! Anders konnte es nicht sein. Erst hatte er Jube Fuller halb totgeschlagen, und dann hatte er den Vormann niedergeschossen.

      Und jetzt war da plötzlich ein Fremder, der ihn gestoppt und wie einen nassen Sack an die Scheunenmauer geworfen hatte.

      »Ich bin Wyatt Earp«, sagte der Fremde. »Hilfsmarshal aus Wichita unten in Kansas. Ich suche den Mann seit einiger Zeit. Er hat eine Reihe von Morden auf dem Gewissen. Ich nehme ihn mit.«

      Verstört schwiegen die Cowboys. Sie wußten nicht recht, was sie dazu sagen sollten. Am liebsten hätten sie den Mörder ihres Vormannes sofort aufgehängt. Aber wenn der Fremde da wirklich ein Marshal war…

      *

      Zwei Tage später schon ritten die beiden wieder nebeneinander her.

      Als sie den Powder Creek überschritten hatten, lag die weite Ebene vor den Big Horn Mountains vor ihnen.

      Nur noch hundert Meilen bis Sheridan.

      Wyatt hatte es von einem Fellhändler erfahren, den er am Powder Creek getroffen hatte.

      Zur Linken schlossen die hohen