Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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ja bloß sagen, daß ich mich auf eine Schwiegertochter freu’ und auf ein paar Enkelkinder.«

      Wolfgang wußte nicht, welcher Teufel ihn jetzt ritt. Jedenfalls grinste er seine Mutter an und machte eine vage Handbewegung.

      »Wer weiß«, meinte er geheimnisvoll. »Vielleicht kann ich dir diesen Wunsch ja bald erfüllen. Ich meine den mit der Schwiegertochter. Das mit den Enkelchen dauert ja naturgemäß ein bissel länger.«

      Seine Mutter machte große Augen.

      »Wie meinst’ denn das?« wollte sie wissen. »Gibt’s da was, das ich net weiß?«

      Der junge Bauer stand an der Tür, die Klinke schon in der Hand.

      »Ach, Mutter«, sagte er hintergründig, »es gibt immer was, wovon du nix ahnst…«

      Damit ging er hinaus, ihr Rufen ignorierend.

      Stillvergnügt vor sich hin lachend, ging er die Treppe hinauf, in sein Zimmer. Die Altbäuerin bewohnte das Erdgeschoß, oben lagen die Gesindekammern, wovon Wolfgang sich eine zurechtgemacht und nach seinem Geschmack eingerichtet hatte.

      In der Kammer gegenüber schlief Franzi Lechner. Als der junge Bauer seine Türklinke herunterdrückte, sah er durch den Spalt ihrer Tür, daß bei der Magd noch Licht brannte. Kopfschüttelnd betrat er seine Kammer.

      Irgendwie schienen die beiden Frauen heute überhaupt nicht müde zu sein. Dabei war es schon kurz vor Mitternacht, und in ein paar Stunden würde wieder der Hahn krähen.

      Er jedenfalls würde sehr gut schlafen, und wenn er etwas träumen würde, dann wußte er auch von wem…

      »Schlaf’ schön, Regina«, murmelte er wenig später, als er sich unter seine Decke gekuschelt hatte. »Und träum’ was Schönes… am besten von mir!«

      *

      Blasius Eggensteiner war ganz das Gegenteil von Sebastian Trenker. Während der Bergpfarrer schlank und sportlich war, hatte sein Amtsbruder eine Figur wie ein Faß, die er auch unter der Soutane, die er immer eine Nummer zu groß kaufte, nicht verbergen konnte. Der Geistliche von St. Anna besaß dazu einen fast kahlen rundlichen Kopf, und sein Gesicht hatte eine beinahe schon ungesund wirkende Farbe.

      Während der gute Hirte von St. Johann eine wahre Perle als Haushälterin hatte – Sophie Tappert hatte mit ihren Kochkünsten noch jeden begeistert –, so sah man der Pfarrköchin von St. Anna schon an, daß sie auf gutes Essen keinen großen Wert legte. Hermine Wollschläger war das, was man einen Strich in der Landschaft nannte.

      Von hagerer Gestalt, und mit einem Gesicht, das immer irgendwie vergrämt wirkte – wahrscheinlich das Anzeichen eines Magengeschwürs – strahlte sie einen Unwillen aus, so daß jeder, der nicht unbedingt mit ihr zu tun haben mußte, lieber einen Bogen um sie machte.

      Wobei aber nicht gesagt werden soll, daß sie sich nicht um das leibliche Wohl des ihr anvertrauten Geistlichen sorgte.

      Im Gegenteil, für Blasius Eggensteiner sorgte sich Hermine Wollschläger viel zu sehr. Sie achtete zu seinem Leidwesen darauf, daß er nicht zuviel und nicht zu fett aß, und die Krönung war, daß sie ihm seit ein paar Wochen nur noch koffeinfreien Kaffee vorsetzte!

      »Als wenn ich herzkrank wäre«, schimpfte Pfarrer Eggensteiner immer wieder.

      Doch seine Haushälterin dachte gar nicht daran, etwas an ihrem Speiseplan zu ändern oder gar »richtigen« Kaffee zu kochen.

      »Wenn ich net ein Aug darauf hab’, dann werden S’ bald herzkrank sein«, argumentierte sie.

      Sie saßen in der Küche des Pfarrhauses, als es klingelte.

      »Nanu, wer kann denn das sein?« fragte die Haushälterin ungehalten. »Die Sprechzeiten im Pfarrbüro sind doch noch gar net. Kann der Mensch denn net lesen? Da, jetzt klingelt er schon wieder!«

      »Dann machen S’ in Gottes Namen auf«, sagte Blasius Eggensteiner gereizt. »Wenn jemand Hilfe braucht, dann wird er sich net an die Sprechzeiten halten können. Außerdem wird dann auch gleich Ihre Frage, wer da draußen steht, beantwortet.«

      »Wahrscheinlich jemand, der nur betteln will«, meinte die Haushälterin und bequemte sich dann doch, endlich aufzustehen und an die Haustür zu gehen.

      Der Seelsorger nutzte die Gelegenheit und schüttelte seine noch halbvolle Kaffeetasse im Spülbecken aus. Von dem Knäckebrot, das dünn mit Halbfettmargarine bestrichen war und auf dem man die Marmelade nur erahnen konnte, hatte er nur einmal abgebissen.

      »Pfarrer Trenker möcht’ Sie sprechen«, sagte Hermine Wollschläger. »Ich hab’ ihm gesagt, er soll in Ihrem Arbeitszimmer warten.«

      Blasius Eggensteiner stutzte.

      Sebastian Trenker – was konnte der denn wollen?

      Er nickte der hageren Frau zu und stand auf.

      »Sie können abräumen.«

      Die Haushälterin schaute auf das angebissene Knäckebrot.

      »Aber, Sie sind doch noch gar net fertig mit dem Frühstück.«

      »Mir reicht’s«, gab der Geistliche zurück und schloß die Küchentür hinter sich.

      Hermine Wollschläger blieb kopfschüttelnd zurück.

      Sie hatte sich so darauf gefreut, als Blasius Eggensteiner die Pfarre St. Anna übernahm, wieder in die Heimat zurückzukehren. Doch inzwischen wünschte sie sich, sie wären am Orinoko geblieben. Dort hatte sie den Geistlichen besser unter Kontrolle gehabt. Er konnte nicht einfach ins nächste Wirtshaus gehen und all das essen, was sie ihm verbot. Hier, argwöhnte sie, hinterging er ihren Speise- und Gesundheitsplan einfach und ließ sich im Dorfkrug ein Weißwurstfrühstück servieren!

      Seufzend räumte sie den Tisch ab. Zum Mittagessen hatte sie Pellkartoffeln und Quark vorgesehen.

      Ein einfaches, aber köstliches Gericht, wenn man den Quark, so wie es im Pfarrhaus in St. Johann geschah, selbst anrührte und mit Kräutern und Gewürzen abschmeckte.

      Hermine Wollschläger allerdings bevorzugte Magerquark, der nur mit etwas fettarmer Milch glattgerührt wurde. Lediglich die Kräuter waren frisch und stammten aus dem Pfarrgarten – immerhin.

      Indes hatte sie mit diesem Essen noch keine Beifallsstürme bei Pfarrer Eggensteiner hervorrufen können.

      Aber was soll’s, dachte sie, die Gesundheit geht vor jeden Genuß!

      Und damit machte sie sich daran, ein paar kleine Kartoffeln in der Speisekammer herauszusuchen und bereitzustellen.

      *

      Der Geistliche hatte ein breites Lächeln aufgesetzt, als er sein Arbeitszimmer betrat.

      »Sebastian«, rief er und breitete die Arme aus, »was führt dich zu so früher Stunde zu mir?«

      »Guten Morgen, Blasius«, sagte der Bergpfarrer. Er schüttelte die dargebotene Hand.

      »Ich hab’ da ein Anliegen«, begründete er seinen Besuch. »Allerdings wollt’ ich darüber net am Telefon mit dir reden.«

      »So heikel?« fragte sein Amtsbruder und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Nimm Platz.«

      Er selbst ließ sich in den bequemen Drehsessel sinken, wobei er einen ätzenden Laut von sich gab.

      »Also, was gibt’s denn so Wichtiges, daß du extra von St. Johann herüberkommst?« wollte er wissen.

      »Es geht um den Toni Hornbacher und seine Frau, die Burgl«, begann Sebastian Trenker. »Oder vielmehr um den Bub, den die beiden bekommen haben. Sie waren gestern bei mir, weil sie den Florian gern’ in meiner Kirche taufen lassen wollen… Ich bin jetzt hergekommen, um dich zu fragen, ob du was dagegen einzuwenden hast.«

      Der rundliche Pfarrer richtete sich in seinem Sessel auf.

      »Was?« rief er, wobei sein Gesicht noch mehr von der dunkelroten Farbe annahm. »Ich hör’