Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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bedauernd den Kopf. Zwar kannte er das Fabrikat des betreffenden Fahrzeugs, doch es war alles so schnell gegangen, daß er nicht einmal das Kennzeichen gesehen hatte.

      Aber etwas anderes war ihm eingefallen – Wolfgang Burger nämlich, der sich sehr intensiv um die junge Frau gekümmert hatte.

      Als Sebastian zum Pfarrhaus zurückging, dachte er darüber nach, daß der Bauer immer noch Junggeselle war.

      Eigentlich sagte man, daß auf einen Bauernhof auch eine Frau gehöre. Nun lebte zwar die Altbäuerin noch – gottlob – doch würde ihre Stunde unweigerlich eines Tages kommen, und dann stand der Sohn alleine da.

      Sebastian hatte hin und wieder dieses Thema angeschnitten, wenn er Gast auf dem Burgerhof war, und von daher wußte er auch über die Einstellung der Burgerbäuerin Bescheid.

      »Sie muß schon was mitbringen, die Frau, die mein Bub mal heiratet«, hatte sie immer wieder gesagt. Nun war das zwar ihr Wunsch, aber Wolfgang mußte sich ja nicht unbedingt daran halten. Aber, daß der junge Bauer so ganz und gar kein Interesse daran zeigte, zu heiraten, das stimmte den Geistlichen schon nachdenklich. Jedesmal, wenn er den Bauern auf dem Tanzabend sah, dachte Sebastian daran, was für eine gute Partie Wolfgang Burger war. Und Frauen gab es genug, die bereit waren, es auch mit seiner Mutter aufzunehmen.

      Daß Franzi den Burschen liebte, war Pfarrer Trenker nicht unbekannt. Doch diese Liebe war zum Scheitern verurteilt. Als der Bergpfarrer einmal vorsichtig das Gespräch mit Wolfgang in diese Richtung brachte, hatte der nur lachend abgewinkt.

      »Sie ist nett, Hochwürden«, sagte er. »Hübsch und fleißig. Aber wenn das Herz net spricht, dann ist’s doch zwecklos.«

      Womit er zweifellos recht hatte.

      Doch heute abend, da schien es ihm ein ganz anderer Wolfgang Burger zu sein, den er da auf der Straße gesehen hatte. Und er fragte sich, wer diese junge Frau wohl sein mochte.

      Eine Urlauberin, gewiß.

      Aber woher kam sie, was war sie von Beruf und – vor allem – war sie alleine da?

      Max Trenker sah seinen Bruder fragend an. Sebastian hatte ihm natürlich auch von seiner Beobachtung erzählt.

      »Also, wenn ich dich so anschau’, dann bin ich mir fast sicher, daß du mal wieder drauf und dran bist, Schicksal zu spielen«, sagte er.

      Sebastian schmunzelte.

      »Schicksal hab’ ich noch nie gespielt«, meinte er. »Ihm höchstens ab und zu auf die Sprünge geholfen…«

      *

      Regina ging mit gemischten Gefühlen zur Pension zurück. Das Abendessen hatte sie gedankenlos zu sich genommen, ohne wirklich auf die Köstlichkeiten zu achten, die auf der Platte lagen. Immer wieder schaute sie zu Wolfgang hinüber und mußte daran denken, daß sie sich mit ihm verabredet hatte.

      Du mußt von Sinnen gewesen sein, als du zugesagt hast, ging es ihr durch den Kopf. Ein wildfremder Mann, und du willst mit ihm tanzen gehen!

      Dabei hatte sie sich schon vor langer Zeit geschworen, sich nicht wieder auf einen Mann einzulassen…

      Für einen Moment überkam sie Wehmut, als sie sich an die alte Geschichte erinnerte, die sie soviel Kraft und Tränen gekostet hatte. Sie war der Grund dafür, daß sie sich in ihre Arbeit vergraben hatte, und nie hätte Regina geglaubt, daß sie jemals wieder einem Mann unbefangen würde begegnen können.

      Als die Bedienung kam und fragte, ob es ihr nicht schmecke, weil sie ja kaum etwas gegessen hatte, versicherte die Krankenschwester rasch, daß es ausgezeichnet sei, und zwang sich, ein weiteres Brot zu bestreichen. Am Stammtisch ging es hoch her. Stimmen und Gelächter drangen zu ihr herüber. Offenbar heckten die Männer dort etwas aus, wie den Worten zu entnehmen war. Schließlich stand Wolfgang Burger auf und kam noch einmal an ihren Tisch.

      »Ich muß leider gehen«, sagte er mit Bedauern in der Stimme. »Aber morgen geht’s früh wieder los. Es bleibt doch bei unserer Verabredung?«

      Im ersten Moment wollte sie erklären, daß es ihr leid täte, sie hätte doch keine Zeit, doch dann nickte sie.

      »Einen schönen Abend noch«, wünschte der Bauer und ging hinaus.

      Regina beendete ihr Abendessen und verlangte nach der Rechnung. Als sie zur Pension ging, war es, als schreite neben ihr eine völlig andere Person. Eine zweite Regina Werneke, und sie beobachtete sie, völlig verständnislos über ihr Tun.

      Ria Stubler trat aus der Küche, als die Krankenschwester durch den Flur ging.

      »Um Himmels willen, Frau Werneke, ich hab’ einen Riesenschrecken bekommen, als ich von dem Unfall gehört hab’«, sagte sie und schaute ihren Gast entsetzt an. »Ist Ihnen bestimmt nix geschehen?«

      »Ich bin wirklich ganz gesund«, versicherte Regina. »Ich hatte einen Schutzengel.«

      »Ja, der Wolfgang vom Burgerhof«, nickte die Pensionswirtin. »Ich hab’ schon gehört, wie mutig er war.«

      »Burgerhof? Dann ist er also Bauer?«

      Sie hatte es schon vermutet, durch die Gespräche am Stammtisch. Sicher war sie sich allerdings nicht gewesen.

      »Ja«, bestätigte Ria Stubler jetzt ihre Annahme, »der Wolfgang hat den Hof nach dem Tode des Vaters übernommen. Die Mutter und eine Magd helfen ihm dabei.«

      »Eine Frau gibt’s net?« fragte Regina und bemühte sich, ihre Frage so harmlos wie möglich klingen zu lassen.

      »Bisher ist ihm die Richtige wohl net begegnet«, meinte Ria Stubler.

      Sie schaute die Krankenschwester fragend an.

      »Ich hab’ gerade Kaffee gekocht. Möchten S’ eine Tasse mittrinken?«

      Regina nahm die Einladung dankend an. Auch wenn sie viel lieber auf ihr Zimmer gegangen wäre, um in Ruhe über Wolfgang Burger nachdenken zu können. Aber die Pensionswirtin war so eine liebe und herzensgute Frau, daß sie ihr nicht absagen wollte.

      Dabei ahnte sie nicht, welches Privileg sie damit genoß, in Rias Privaträume eingeladen zu werden. In der Pension Stubler gab es, außer dem Frühstück, sonst keine weiteren Mahlzeiten. Wenn die Wirtin allerdings jemanden in ihr Herz geschlossen hatte, dann lud sie ihn nicht nur zu einem Kaffee ein. Dann war es nicht ausgeschlossen, daß der oder die Betreffende während des ganzen Urlaubs mit ihrer Fürsorge rechnen konnte.

      *

      »Sie sind Krankenschwester, wenn ich’s recht verstanden hab’?« vergewisserte sich Ria Stubler.

      Regina nickte und erzählte von ihrer oft nervenaufreibenden Arbeit auf der Kinderstation.

      »Aber bei aller Anstrengung, ist’s auch schön, für die Kleinen zu sorgen«, erklärte sie. »Gerad’ den Kindern muß unsere ganze Fürsorge gelten.«

      »Sie mögen Kinder wohl gerne, was?«

      »Ja, sehr.«

      »Aber selbst haben S’ keine? Haben S’ net manchmal Sehnsucht danach, Mutter zu sein?«

      Regina schaute nachdenklich vor sich hin, und Ria fürchtete schon, sie mit ihrer Frage vor den Kopf gestoßen zu haben.

      »Entschuldigen S’«, bat sie. »Aber das geht mich ja gar nix an.«

      »Nein, nein«, schüttelte die Krankenschwester den Kopf. »Es macht mir nix aus, darüber zu reden. Es ist nur so – bevor man daran denken kann, Kinder zu haben, braucht’s den richtigen Mann dazu.«

      Sie senkte den Blick.

      »Und ehrlich gesagt – ich hab’ da schlechte Erfahrungen gemacht. Wie heißt’s doch so schön: Gebranntes Kind scheut das Feuer.«

      Ria Stubler sah sich in ihrer Annahme bestätigt. Schon den ganzen Nachmittag hatte sie sich darüber Gedanken gemacht, warum eine so attraktive junge Frau ganz alleine in den Urlaub fuhr. Wahrscheinlich, so hatte die Pensionswirtin vermutet, gab es da einen wunden