Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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hätte ich doch nicht ganz so hart sein sollen, ging es ihm jetzt durch den Kopf. Aber wieso mußte sie auch herausfinden, daß man ihn gefeuert hatte, und daß er sich überhaupt keine Mühe machte, eine neue Arbeit zu finden.

      Egal, das war nicht mehr zu ändern. Jetzt konnte er nur hoffen, daß sie froh war, wenn er bei ihr auftauchte.

      Also, erst einmal feststellen, ob sie noch in der Klinik lag. Wenn nicht, hatte er schlechte Karten. Dann mußte er nämlich herausfinden, wo sie abgeblieben war. Aber das würde ihm schon irgendwie gelingen. Jetzt witterte er nämlich seine große Chance, und da konnte er zäh sein. Wenn das Glück endlich mal auf seiner Seite war, dann brauchte er auch nicht mehr die Schläger zu fürchten, die Franz Schreiber auf ihn hetzen würde, wenn er nicht bezahlte. Mit dem Wisch von dem Anwalt würde der Spielclubbesitzer ihm die Frist wohl verlängern.

      Aber es mußte klappen, von Anfang an. Carsten Winter wußte, daß vom glücklichen Ausgang dieser Geschichte unter Umständen sein Leben abhing!

      *

      Die beiden kleinen leistungsstarken Scheinwerfer tauchten den Altar in ein gleißendes Licht. Zwei Fotokameras standen auf ihren Stativen, und Florian Mahler hantierte mit dem Belichtungsmesser.

      »Um die Mittagszeit ist’s am besten«, hatte Pfarrer Trenker gesagt. »Da sind die meisten Touristen ohnehin beim Essen.«

      Jetzt arbeitete der Fotograf seit einer halben Stunde und außer den Geräuschen, die er dabei verursachte, war es still in der Kirche.

      Florian hatte zu Hause seine ganze Ausrüstung in den Kombi geladen und mitgenommen. Darunter auch eine Trittleiter, die für manche Einstellung nützlich war. Jetzt kletterte er darauf und fotografierte den Altar von oben.

      »Falls Sie Hilfe brauchen, kann der Herr Kammeier Ihnen zur Hand gehen«, hatte der Geistliche vorgeschlagen.

      Florian hatte dankend abgelehnt, doch jetzt ärgerte er sich darüber, das Angebot nicht angenommen zu haben. Er hätte gut jemanden brauchen können, der den Reflektor hielt.

      Aber gut, dann mußte es eben so gehen.

      Gerade hatte er zwei, drei Bilder gemacht, als er hörte, wie die Kirchentür geöffnet wurde. Offenbar kamen um diese Zeit doch Besucher herein. Hoffentlich störte es sie nicht, wenn er hier arbeitete.

      Florian drehte sich um und wäre vor Überraschung beinahe von der Leiter gefallen.

      Anja Weilander schritt den Mittelgang hinunter.

      »Hallo«, sagte er mit einem freudigen Lächeln. »Wollen S’ mir helfen?«

      »Ich glaub’ net, daß ich Ihnen helfen könnt’«, lächelte sie zurück. »Vom Fotografieren versteh’ ich nix. Ich hab’ nur einen einfachen Apparat, den jedes Kind bedienen kann. Ich komm’ aus einem anderen Grund; Pfarrer Trenker bat mich Sie zu fragen, ob Sie mitessen möchten?«

      Florian sprang von der Leiter herunter.

      »Vielen Dank«, sagte er. »Die Einladung nehm’ ich gern’ an.«

      Er schaute sich um.

      »Hoffentlich werd’ ich dann nachher auch rechtzeitig fertig, bevor die Besucher wieder hereinkommen.«

      Anja sah ihn an. Schon auf dem Weg hierher hatte ihr Herz fürchterlich schnell geklopft und jetzt schlug es geradezu Kapriolen.

      »Wenn S’ mir zeigen, was ich machen soll«, meinte sie, »vielleicht stell’ ich mich net so dumm an…«

      »Das würden S’ wirklich tun?«

      Sie nickte.

      »Es ist wirklich ganz einfach«, versicherte Florian. »Sie müssen nur den Reflektor so halten, wie ich’s Ihnen sag’.«

      »Na ja, das kann ja net allzu schwer sein. Aber jetzt sollten wir erstmal ins Pfarrhaus gehen.«

      Auf dem Weg dorthin schwiegen sie. Anja hatte das Gefühl, wie auf Watte zu gehen. Schon den ganzen Morgen hatte sie an nichts anderes denken können, als daran, daß Florian heute mit dem Fotografieren beginnen wollte.

      Nach dem Frühstück hatte sie den Wagen des Geistlichen genommen und war ein wenig umhergefahren. Bis zum Achsteinsee, wo sie eine Stunde lang auf einer Bank saß und über viele Dinge nachdachte. Über Carsten Winter, und daran daß ihre ganzen Sachen noch in der Wohnung waren, daß sie sich also wenigstens noch einmal würden begegnen müssen. Aber sie dachte auch an den jungen Mann, der ihr überhaupt nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte.

      Und Anja gestand sich ein, daß Florian Mahler ihren Vorsatz ins Wanken bringen konnte.

      »Wie kommen S’ denn voran?« erkundigte sich Sebastian, als Anja und der Fotograf ins Pfarrhaus gekommen waren.

      »Ganz gut«, nickte Florian. »Der erste Film ist durch. Aber es ist gewiß noch net der letzte.«

      Sophie Tappert hatte ein leichtes Gericht gekocht; Hühnerfrikassee, mit Butterreis und buntem Salat. Während des Essens unterhielten sie sich über das geplante Buchprojekt, und der gute Hirte von St. Johann registrierte, daß die beiden jungen Leute sich immer wieder verstohlen ansahen.

      »Vielleicht können wir noch in dieser Woche eine Tour machen«, meinte er. »Anja fühlt sich fit, und wenn Sie mit Ihren Fotos fertig sind, steht einem Besuch der Kandereralm nix im Wege.«

      »Prima«, freute sich Florian und sah Anja an. »Sie hatten einen Unfall?«

      »Ja«, nickte sie. »Aber ich bin wieder ganz gesund. Und das Mittel, das Dr. Wiesinger mir gegeben hat, hilft ganz wunderbar.«

      Sie hatte bisher keine weiteren Kügelchen nehmen müssen. Nur am Abend wieder die vorgeschriebene Dosis. Die Kopfschmerzen hatten sie bis jetzt verschont.

      »Ich freu’ mich schon auf den Ausflug.«

      Nach dem Essen begleitete sie Florian zur Kirche. Sebastian schaute ihnen hinterher und nickte zufrieden.

      »Ein bissel höher, wenn’s geht«, bat Florian.

      Er stand wieder auf der Leiter und schaute auf den Belichtungsmesser. Anja hob die dünne, kreisrunde Scheibe, deren Oberfläche mit einer glänzenden Folie überzogen war, ins Licht des einen Scheinwerfers.

      »Das ist sehr gut«, lobte der Fotograf.

      Er blickte durch den Sucher und drückte den Auslöser.

      So ging es die nächsten zwei Stunden. Altar, die Orgel, ein Foto von der Empore geschossen, durch das ganze Kirchenschiff, die geschnitzten Statuen, die Gemälde, Detailfotos von Meßgerätschaften, Altarkreuz und Fensterbildern.

      Am Ende waren zwanzig Filme belichtet.

      »Fertig«, sagte Florian zufrieden und montierte die letzte Kamera vom Stativ.

      Er verpackte sie sorgfältig in dem Koffer und richtete sich auf.

      »Vielen Dank, Anja. Ohne Ihre Hilfe wär’ ich net so schnell fertig geworden.«

      »Gern’ geschehen«, antwortete sie lächelnd. »Es war eine interessante Erfahrung. Ich hab’ wirklich net gewußt, wie viel Arbeit es macht, ein gutes Foto zu schießen.«

      »Wenn S’ mehr darüber erfahren möchten, ich erzähl’ Ihnen gern’ ein bissel was. Wie wär’s – heut’ abend, bei einem Glas Wein?«

      Während der ganzen Zeit, die sie in der Kirche zusammen waren, hatte sie ihn immer wieder ansehen müssen. Das sympathische Gesicht, sein Lächeln, die Art, wie er sich bewegte. Anja spürte, daß ihr Herz lichterloh in Flammen stand, und jetzt wollte er sich mit ihr verabreden.

      »Ich würd’ mich sehr freuen«, sagte sie.

      »Gut«, nickte Florian, »dann hol’ ich Sie so gegen sieben ab?«

      Sie nickte glücklich und hoffte gleichzeitig, daß man es ihr nicht ansah, wie glücklich sie über seine Einladung war.

      *

      Es