Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jodocus Temme
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027238149
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Dorf Eine

       Inhaltsverzeichnis

      Nicht weit von der Stadt Warendorf im Münsterlande liegt ein Dorf, Eine geheißen. Als man dieses vor langem erbauen wollte, schickten die Leute vorher einen Abgesandten an den Bischof von Münster, mit der Frage, wie das Dorf heißen solle. Der Bischof aber fragte: wie viele Wohnungen das Dorf denn schon hätte? Die Abgesandten antworteten: Eine! Da sprach jener: Dann soll es auch Eine heißen!

      (Mündlich.)

      Der Bullerborn

       Inhaltsverzeichnis

      In dem Fürstenthum Paderborn ist ein kleiner Fluß, die Becke, oder der Bullerborn geheißen, des Letztern von dem Geräusche seines Wassers. Vor Zeiten hat derselbe, eben wie das Meer, seine Ebbe und Fluth gehalten, und so oft er mit seinem Wasser nach der Ebbe wieder im Ausfluß gewesen, hat die Gipfel der umstehenden Bäume ein Wind mit vielem Geräusche bewegt, worauf denn das Wasser ausgestoßen worden. Als im Dezember des Jahrs 1630 die Hessen sich des Stiftes Meister machten, ist dieser Bullerborn gänzlich vertrocknet; als sie es aber im Jahre 1638 wieder räumen mußten, ist er wieder gekommen; jedoch hält er nach solcher Zeit keine Ebbe und keine Fluth mehr, sondern fließt beständig.

      (v. Steinen Westph. Gesch.)

      Der Schatz bei Schwerte

       Inhaltsverzeichnis

      Auf dem Weidenhofe bey Schwerte liegt schon seit undenklichen Zeiten ein reicher Schatz vergraben, von dem man aber nichts anders weiß, als daß eine verwünschte Jungfrau ihn bewachen muß. Als im dreißigjährigen Kriege viele Soldaten in der Stadt lagen, gingen einst zwey von diesen des Abends nach einem Wirthshause, welches da stand, wo jetzt die Schwerter Mühle liegt. Gegen Mitternacht kehrten sie nach ihrem Quartiere zurück. Ihr Weg führte sie über den Weidenhof. Als sie auf diesem ankamen, sahen sie hier plötzlich eine weiße Jungfrau vor sich stehen, worüber sie sehr erschracken und davon laufen wollten. Aber die Jungfrau rief Einen von ihnen beym Namen; da faßte sich dieser ein Herz und fragte sie: Was wandelst Du hier? Worauf sie antwortete: Ich bewache hier einen Schatz! mit dem Hinzufügen, daß der Soldat den Schatz haben solle, wenn er sie erlösen werde; er solle morgen Nacht in derselben Stunde wiederkommen, aber allein. Darauf verschwand sie. Aber der Soldat, fürchtete sich und kam in der folgenden Nacht nicht wieder.

      Nicht lange nachher wurde ein Schwerter Bürger auf gleiche Weise von der Jungfrau angeredet. Dieser versprach wiederzukommen, und hielt sein Wort. Die Jungfrau war schon da. Sie sagte zu ihm: Fang’ da an zu hacken! Er aber entgegnete ihr: Hacke Du selbst! – Sie that dieß, und hackte in der Erde ein glänzendes Schloß los, an dem eine Kellerthüre befindlich war, die sich von selbst öffnete. Der Bürger ging hinein und sah nichts als Gold und Silber. Er packte alle seine Taschen voll. Die Jungfrau aber rief ihm zu: Vergiß das Beste nicht! – Er meinte, er solle blos das Gold nehmen und das Silber liegen lassen, und er griff daher blos nach dem Golde, und trat dann wieder heraus, und die Kellerthüre schlug hinter ihm zu. Da sprach seufzend die Jungfrau: Hättest Du auch den Schlüssel mitgenommen, so wäre ich erlöset, und Du der reichste Mann auf Erden! – Mit diesen Worten verschwand sie. Schloß und Kellerthüre hat man nie wiedergesehen; die Jungfrau aber geht noch oft um Mitternacht herum, und seufzt und weinet.

      (Mündlich.)

      Der Schatz in Wiedenbrück

       Inhaltsverzeichnis

      In der Stadt Wiedenbrück an der langen Straße, nicht weit von dem Langenbrückerthore, steht ein kleines Haus, hinter welchem sich ein großer Garten befindet. In diesem Garten hat früher ein Schloß gestanden, das aber zerstöret ist, in welchem vorzeiten ein alter Geizhals gewohnt hat, der Witwen und Waisen betrogen, und viel Geld zusammengescharret, und damit es ihm nicht gestohlen werde, in der Erde vergraben hat. Das Geld liegt noch da, und zur Strafe muß der Geizige es bewachen. Alle sieben Jahre beym Vollmonde kommt es zum Vorscheine, dann öffnet sich die Erde und das Geld glänzt im Mondscheine, darüber aber sieht man eine blaue Flamme. Wie man diesen Schatz heben kann, hat man noch nicht entdecken können.

      In dem Hause, zu dem dieser Garten gehört, wohnte einmal eine Magd, die sich oft verschlief und daher von ihrer Frau ausgeschimpft wurde. Einstmals erwachte dieselbe, und wie sie sah, daß es schon ganz hell war, glaubte sie, sich wieder verschlafen zu haben. Sie kleidete sich deshalb schnell an und ging in die Küche, um das Feuer anzumachen. Wie sie aber während dessen durch das Küchenfenster in den Garten sah, gewahrte sie darin ein kleines Feuer, weshalb sie Stahl und Feuerstein bey Seite legte, eine Schüppe nahm und damit in den Garten auf das Feuer zuging, um sich lebendige Kohlen zu holen. Sie steckte die Schüppe in das Feuer und zog eine Menge Kohlen hervor, mit diesen ging sie in die Küche zurück. Als sie dieselben aber auf den Heerd legte, gingen sie aus, weshalb sie noch einmal in den Garten ging, und sich welche holte. Doch auch diese gingen aus, als sie sie wieder auf den Heerd legte, weshalb sie zum drittenmale in den Garten ging. Als sie aber jetzt an das Feuer kam, ging eine furchtbare Stimme daraus hervor, die rief: Kommst Du noch einmal, so drehe ich Dir den Hals um! Da ließ sie vor Schrecken die Schüppe fallen, und eilte in das Haus zurück. In dem Augenblicke schlug die Uhr Eins. Am anderen Morgen aber lagen auf dem Feuerheerde lauter schöne blanke Dukaten.

      (Mündlich.)

      Der Knüppelhund

       Inhaltsverzeichnis

      In vielen Orten an der Ruhr und auch in manchen anderen Gegenden Westphalens läßt sich des Nachts ein großer Hund sehen, den man wegen eines großen Knüppels, den er am Hals trägt, den Knüppelrüen (Knüppelhund) nennet. Der Hund thut jedoch Niemanden etwas zu Leide, so lange man ihn in Ruhe läßt. Auch in der Stadt Schwerte ist ein solcher, der von des Abends zehn Uhr bis zur Morgendämmerung durch alle Straßen läuft. Einst waren in der Mähestrecke mehrere Leute in einem Hause des Nachts am Dreschen, als sie draußen vor der Thüre etwas rascheln hörten, als wenn der Knüppelhund langsam vorbey käme. Einer von den Dreschern, der sich darauf verließ, daß die untere Scheunenthüre verschlossen war, rief durch das Schlüsselloch: Knüppelhund, wo willst Du hin? – Aber da wurde das Thier wüthig, und sträubte seine Haare empor und machte sich größer, und wuchs so schnell in die Höhe, daß es beinahe in demselbigen Augenblicke seine Vorderfüße oben auf die Scheunenthüre legte. Und als nun Alle voll Angst davon liefen, und auf eine Kammer oben im Hause flüchteten, da ward das Thier noch größer und legte auch seine Füße in das Kammerfenster hinein und schauete mit glühenden Augen durch die Scheiben. Als es aber die Angst der Leute sah, that es Niemandem etwas, sondern ging nach einer Weile ruhig wieder weiter.

      (Mündlich.)

      Der Teufel als Oheim

       Inhaltsverzeichnis

      Ein Bote, der zwischen Schwerte und Hamm ging, gab einst, vor ungefähr dreyhundert Jahren, all sein Geld einem Wirthe in Verwahr. Dieser aber nahm es weg, legte dem Boten an Zinnenzeug, so viel in den Sack, als das Geld gewogen hatte, und klagte ihn noch dazu des Diebstahls an seinem Zinne an. Der Bote wurde darauf zum Tode verurtheilt. Als er nun am Tage vor der Hinrichtung in seinem Gefängnisse saß, klopfte der Böse an, und versprach, ihn zu befreyen, wenn er sich ihm verschreiben wolle; aber der Bote wollte lieber unschuldig sterben, als das thun. Da sprach der Teufel: Ich sehe, daß Du ein ehrlicher Gesell bist, und ich will Dich befreyen, auch ohne daß Du Dich mir zu eigen geben sollst; bekomme ich