Von dem Leben und den Meinungen berühmter Philosophen. Diogenes Laertius. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Diogenes Laertius
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Философия
Год издания: 0
isbn: 9783843800181
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wegen dieses Gebiets gekommen, in welchem Periander Richter gewesen, und es den Athenern zugesprochen habe.

      2. (75) Die Mitylener ehrten damals den Pittakus sehr und gaben ihre Regierung in seine Hände, die er zehn Jahre behielt und sie, nachdem er die Staatsverfassung wieder in Ordnung gebracht hatte, niederlegte, wonach er noch zehn Jahre gelebt hat. Die Mi­ty­lener wiesen ihm einen Acker an, den er zu einem Heiligtum machte, welches noch jetzt das Pittakische heißt. Sosikrat sagt, dass er nur ein kleines Stück davon abgesondert und gesagt habe: die Hälfte sei mehr als das Ganze. Als Krösus ihm Schätze geben wollte, nahm er sie nicht an und erwiderte: er besitze schon doppelt so viel, als er wünsche, denn er habe seines kinderlosen Bruders Vermögen noch geerbt.

      3. (76) Pamphilas aber schreibt im zweiten Buche seiner Denkwürdigkeiten, dass sein Sohn Tyräus, da er zu Kyme bei einem Bartscherer gesessen, durch ein von einem Schmiede geworfenes Beil sei getötet worden. Wie hierauf die Kymeer den Töter [= Verursacher] an Pittakus geschickt und er den Hergang vernommen, habe er denselben mit den Worten losgelassen: Verzeihung ist der Reue vorzuziehen. Heraklit aber sagt, er habe den Alkäus in seine Gewalt bekommen, ihn losgelassen und gesagt: Verzeihung ist besser als Strafe. Er machte das Gesetz, ein Betrunkener, der Verbrechen begehe, solle doppelt gestraft werden, damit keiner sich betränke. Denn es wuchs viel Wein auf der Insel.

      4. Er sagte ferner: Es ist schwer, fürtrefflich zu sein.

      Dieses Spruchs erwähnt auch Simonides in der Zeile:

      Pittakus spricht, ein Guter wahrhaft zu werden, ist sehr schwer.

      (77) Auch Platon erwähnt dessen im Protagoras. Der Notwendigkeit können selbst Götter nicht widerstehen. Die Regierung zeigt den Mann. Als man ihn fragte, was das beste sei, erwiderte er: das Gegenwärtige gut verrichten. Als Krösus ihn fragte; welche Herrschaft die größte sei; erwiderte er: die des bunten Holzes; womit er auf die Gesetze deutete. Er sagte ferner, man müsse siegen ohne Blut. Als Phokäer sagte, man müsse einen strebsamen nützlichen Mann suchen, antwortete er: wenn du ihn noch so sehr suchst, wirst du ihn doch nicht finden. Als man ihn fragte; welches ist das Angenehmste; sagte er, die Zeit. Unsichtbar ist die Zukunft, zuverlässig die Erde, unzuverlässig das Meer. (78) Er sagte auch: ein verständiger Mann müsse vor dem Unglück Vorsicht gebrauchen, dass es nicht erfolge, ein herzhafter Mann aber müsse es zu nützen suchen, wenn es erfolgt sei. Was du tun willst, das sag’ nicht vorher, denn man wird dich auslachen, wenn’s nicht glückt. Wirf niemand sein Unglück vor; fürchte die Nemesis. Was dir anvertraut wird, das gib zurück. Rede nicht schlecht von deinem Freunde, ja nicht einmal von deinem Feinde. Übe dich in der Gottesfurcht. Liebe die Bescheidenheit. Halte auf Wahrheit, Treue, Erfahrung, Rechtschaffenheit, Freundschaft, und Sorgsamkeit.

      5. Von seinen berühmten Sprüchen sind folgende vorzüglich geschätzt:

      Nimm den Bogen und den pfeilbergenden Köcher,

       Schreite auf den Bösewicht los;

       Denn niemals redet durch den Mund Treues die Zunge,

       Wenn zwiespältigen Geist das Herz besitzt.

      (79) Er hat auch 600 elegische Verse geschrieben und in ungebundener Rede über die Gesetze an seine Mitbürger.

      6. Er blühte vorzüglich in der 42. Olympiade und starb unter Aristomenes im dritten Jahre der 52. Olympiade, schon über 70 Jahre alt. Auf seinem Grabmal liest man die Inschrift:

      Hier begrub die heilige Lesbos ihren Sohn,

       Pittakus, weinend auf ihn zärtliche Tränen herab.

       Sein Spruch war: Nimm die Zeit in Acht!

      7. Es ist noch ein anderer Pittakus ein Gesetzgeber gewesen, wie Faborin im ersten Buche der Denkwürdigkeiten, und Demetrius von den Gleichnamigen, schreiben, welcher auch der Kleine genannt wurde.

      8. Der Weise soll seinem Jünglinge, der ihn ums Heiraten fragte und seinen Rat verlangte, gesagt haben, wie wir in Kallimachs Epigrammen lesen:

      (80) Als ein Atarnit den mitylenischen Weisen Pittakus, einst den Sohn des Hyrradius, fragt: Lieber Greis, ich werde gereizt zu doppelter Heirat, Eine Jungfrau gleicht meinem Vermögen und Stamm, Einer steh’ ich selbst nach. Ich bitte nun, sage mir, welche Führ ich als bess’re davon hin zu Hymens Altar? So der Jüngling. Er hob des Greises schützenden Stab auf, Diese, sprach er, sieh an, jener Stimme vernimm. Kinder schwangen sich hier in schnellgewirbelten Kreisen, Gleich an Gleich gefasst, auf dem Dreiweg umher. Folge den Spuren derselben, sprach er, und trat ihnen näher; Gleich an Gleich gestellt! schrieen die Knaben sich zu. Dieses merkte der Fremdling, und zog vom größeren Hause Sich bedächtig zurück, von den Knaben gewarnt, Wählete die nach Stamm und Gütern ihm ähnliche Jungfrau. Folge Dion, ihm nach, wähle, welche dir gleicht!

      (81) Er scheint dies recht überdacht gesagt zu haben, denn er hatte selbst eine Frau von edlerem Geschlecht, eine Schwester Drakons Penthils Sohns, die sich mit hochmütigem Stolz gegen ihn betrug.

      9. Alkäus nennt ihn Sarapodes und Sarapus, weil er breite Füße hatte, und einen Fuß nachschleppte: Cheiropodes, weil er aufgerissene wunde Füße hatte: Gaures, weil er sich ohne Ursache brüstete: Physkon und Gastron, weil er dickbäuchig war; desgleichen Zophodorpedes wegen seines schwachen Gesichts; Agasyrtus endlich, weil er nachlässig und unreinlich war. Seine Leibesübung war, Weizen zu mahlen, wie der Philosoph Klearch schreibt.

      10. Folgendes Briefchen ist von ihm:

      Pittakus an Krösus.

      Du lädst mich ein, nach Lydien zu kommen um deine Glückseligkeit zu sehen. Aber auch ungesehen bin ich überzeugt, dass der Sohn des Alyattes der goldreichste der Könige ist. Und das könnte ich nicht stärker werden, wenn ich auch zu dir nach Sardes hinkäme. Gold habe ich nicht nötig, sondern ich bin bei dem, was ich habe, vergnügt, welches für mich und für meine Freunde zureicht. Doch werde ich kommen, um als Gast deines Umgangs zu genießen.

       Bias

      1. (82) Bias, Teutams Sohn, war von Priene. Satyr gibt ihm den Vorzug unter den Sieben. Einige nennen ihn einen Reichen, Duris aber sagt, er sei ein Beiwohner gewesen. Phanodik erzählt, er habe kriegsgefangene Messenierinnen losgekauft, sie als seine Töchter behandelt, ihnen eine Aussteuer noch dazu geschenkt,und sie ihren Eltern nach Messene wieder zugeschickt. Als in der Folge, wie bereits erzählt worden, zu Athen der Dreifuß von den Fischern aufgefischt wurde, worauf sich die Inschrift befand: dem Weisen! sind, wie Satyr sagt, diese Mädchen, oder nach andern, zu welchen Phanodik gehört, ihre Väter in die Volksversammlung gegangen und haben Bias für den Weisen erklärt, indem sie erzählt, was er für sie getan hatte: worauf ihm der Dreifuß zugeschickt worden. Bias aber sagte, wie er ihn sah, nur Apollon ist weise, und nahm ihn nicht an.

      2. (83) Einige sagen dagegen, er habe ihn dem Herakles geweiht, weil er aus Theben herstammte, von wo eine Kolonie nach Priene ausgewandert war: dies behauptet auch Phanodik. Man erzählt auch noch, wie Alyattes Priene belagerte, habe Bias zwei Maultiere gemästet und sie ins Lager hinaus getrieben. Als der König diese gesehen, sei er bestürzt geworden, dass sich der Wohlstand der Stadt noch sogar in dem Vieh zeige, und dies habe ihn zu einem Vergleich geneigt gemacht, weswegen er einen Abgeordneten hineingeschickt. Bias habe nun große Sandhaufen aufhäufen, sie oben mit Getreide beschütten lassen und dem Manne gezeigt. Wie Alyattes dies erfahren, habe der König mit den Prienern Friede gemacht und hierauf zu Bias geschickt, dass er zu ihm kommen möchte, der ihm sagen lassen: ich rate dem Alyattes, Zwiebeln zu essen, das heißt, zu weinen.

      3. (84) Man sagt auch von ihm, dass er ein starker Redner vor Gericht gewesen, aber seiner Stärke im Vortrage sich nur in guten Sachen bedient habe. Hierauf deutet auch der Aleirier Demodik, wenn er sagt, wenn du richten sollst, so sprich einen Prienischen Spruch; und Hipponax in den Worten: hier ist besser gesprochen, als Bias der Priener urteilte.

      4.