VIRDULA Endlosgeschichten Band 1. Jay H. Twelve. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jay H. Twelve
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844292756
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      „Lassen Sie das mit Eurer Lordschaft’, Kapitän Don José, wir sind in Australien und nicht in England.“

      Erol ergriff die ausgestreckte Hand, die er kräftig schüttelte.

      „Haben Sie das Schiff schon besichtigt, Kapitän Don José?“

      Der wiederum drehte sich zunächst zu Alida, nahm ihre Hand, verbeugte sich galant, gab ihr einen Handkuss, einer Lady angemessen.

      „Jawohl Eure..., Verzeihung“, wollte Don José antworten. „Proviant ist gebunkert, sie wird gerade frisch gereinigt“, fügte er noch hinzu.

      Er drehte sich zum Barkeeper bedankte sich für seine Hilfe und gab ihm ein Zeichen wieder an seine Arbeit zu gehen. Don José trat hinter Alidas Stuhl, half ihr sich zu setzen, wie es von einem wahren Gentleman zu erwarten war. Erol verzog das Gesicht, er hoffte diese Aufmerksamkeit beim nächsten Mal nicht zu vergessen. Als alle saßen meinte er leise:

      „Manches muss ich mir abschminken in Gegenwart einer Dame.“

      „Das kommt schon mit der Zeit, Partner. Passt gut auf, was in der nächsten halben Stunde passieren wird.“

      Er informierte sie über die Geschichte der Yacht und darüber, dass Edy bald als potentieller Käufer aufkreuzen würde.

      „Als wir die Yacht besichtigten, kamen wir beide auf die gleiche Idee. Ein tolles Schiff, nicht wahr?“, schwärmte Erol.

      „Ein absoluter Hammer, ein Prototyp, zukunftsweisend, samt Design-Team und Werft. Alles werden wir stufenweise aufkaufen.“

      „Wenn Edy kommt, machen wir das gleiche Vorstellungstheater. Anschließend gehen wir zusammen zur Yacht. Du bleibst mit Alida auf dem Schiff. Edy und ich gehen ins Büro mit dem Anwalt telefonieren. Dann fahre ich mit dem Landrover und besorge die erste Warenlieferung. Habt ihr die Waage besorgt?“

      „Alles liegt im Landrover“, antwortete Erol. „Schau einmal wer da kommt. Edy konnte es nicht länger abwarten.“

      Don José eilte Edy entgegen. Nachdem sich alle förmlich in der Bar begrüßt hatten, marschierte die Truppe den Pier entlang in Richtung Megayacht. Die Putzkolonne war gerade mit dem Deck fertig, befreiten die Winschen vom Spritzwasser. Alles glänzte in der strahlenden Sonne.

      „Jungs und Mädels, die Yacht sieht aus wie geleckt, ihr seid gefeuert.“

      Don griff in die Hosentasche, verteilte wie versprochen die Dollarscheine an die fleißige Putzkolonne. Was innen noch zu reinigen wäre, damit würden er und seine Partner allein fertig werden. Die Surfer stiegen zögerlich vom Schiff und schlenderten jubelnd der Bar entgegen.

      Das Deckhaus war noch immer spürbar kühl, als sie eintraten. Der große Salon ungefähr acht mal neun Meter, bot eine schlichte Eleganz. Die Auswahl der Möbelstücke im mediterranen Stil, war so geschmackvoll gestaltet und von solcher Noblesse, dass die Partner Mühe hatten, ihre Begeisterung im Zaum zu halten. Sie standen überwältigt da, stießen sich mit den Ellenbogen an oder rollten mit den Augen, wenn sich ihre Blicke trafen.

      Die Kombüse lag Achtern Backbords. Die Hänge- und Unterschränke mit den Geräten verdeckten diskret diese Ecke. Die Bar befand sich auf der Steuerbordseite, genau gegenüber der Kombüse. Daneben standen ein Clubsofa, Tischchen und vier Ledersessel. Dahinter eine Trennwand, mit Büchern und kristallenem Schnickschnack. Hinter dem Bücherregal ging es hinunter in den Niedergang zur Steuerbordkufe. Vermutlich befanden sich dort die Schlafkabinen.

      Auf der Backbordseite zur Mitte stand ein Esstisch für acht Personen quer zur Schiffsachse. Daneben eine Anrichte mit Trennwand, dekoriert mit Ölbildern. Hinter der Trennwand begann der Niedergang zu weiteren Schlafkabinen. Hinter einer zweiten Trennwand befand sich die Navigationsstation ausgestattet mit den modernsten Geräten, was der Markt zu bieten hatte.

      Im Schiff befanden sich nur vier, etwas schmale Schlafkabinen, die jedoch durch die Länge und ihre praktischen Details überzeugten. Ein großes Queensize Bett, große Spiegel an den Wänden, die die Räumlichkeit größer erscheinen ließen. Auf einer Seite befand sich ein Umkleideraum, dahinter ein geräumiges Badezimmer mit allen Raffinessen eines Fünf-Sterne-Hotels.

      Den Zugang zum Motorenraum kaschierte eine mannshohe Spiegeltür. Ein Sechszylinder Fiat-Diesel mit satten 135 PS in jeder Außenkufe, schallgedämmt, mit einem 25KW Dieselgenerator gekoppelt. Dieseltanks an jeder Seite, eine Werkbank, ein Ersatzteillager und eine Lichtluke. Der ganze Raum vollklimatisiert.

      Die mittlere Kufe war wesentlich schmaler, beherbergte Wassertanks, zwei Tiefkühltruhen, einen Kühlraum für Obst, Gemüse und Weinlager hinter einer Trennwand für die noch nicht ausgebauten Kojen der Crew. Alles zusammen war das ein Schiff, mit dem acht bis zehn Leute rund um den Globus segeln konnten, ohne viel einkaufen zu müssen.

      Als Don wieder im Deckhaus auftauchte, saßen seine Freunde an der Bar und feuchteten ihre trockenen Kehlen an, um die überraschende Entdeckung hinunter zu spülen.

      „Don, ist mit der Yacht alles in Ordnung?“, fragte Alida und verzog ihr Gesicht zum Lachen. Es war nicht zu übersehen, dass sie von der Pracht, der Ausstattung und dem Raumangebot sehr beeindruckt war.

      „Yes, my Lady, alles in bester Ordnung.“

      Edy war in das Gespräch mit dem Broker vertieft und hörte ihm aufmerksam zu. Don ergriff die Initiative um dem Staunen ein Ende zu setzen. Es gab Arbeit zu erledigen.

      „Edy, wenn du ernsthaft an dieser Yacht interessiert bist, möchte dich Lady Alida einladen, mit uns das Wochenende zu segeln“, spielte Don weiter das Theater und grinste wie ein Lausbub.

      „Das ist eine gute Idee, nicht wahr, Erol?“, ergänzte Alida.

      „Womit kann ich das wieder gut machen? Vielleicht mit einem Honeymoon Törn bis nach Sydney, wenn ich die Yacht ersteigere“, konterte Edy und kratzte sich an der Nase.

      Die zwei Möchtegernverlobten wurden rot, schauten sich verlegen an, als wenn die ganze Welt schon wüsste, was die zwei sich insgeheim erhofften.

      „Dann ist alles geregelt, Edy. Abgemacht und versprochen, sonst breche ich dir alle Knochen“, wiederholte Don den Schwur der Surfer, der ihm so gut gefiel. Es war Zeit zu gehen, denn so manches musste noch erledigt werden. Don verließ mit Edy und dem Broker die Yacht.

      Inzwischen war es drei Uhr nachmittags geworden, als Don und Edy zurück kehrten. Um Zeit zu sparen widmete sich jeder einer Aufgabe zu. Erol und Alida bereiteten Sandwiches zu, dabei schwärmten sie ausgiebig über die große Yacht. Don sortierte einige Diamanten, wog sie auf der neuen Präzisionswaage und Edy errechnete ihren Wert aus dem aktuellen Börsenbericht.

      Jeder Plastikbehälter sollte genau 1kg oder 5000 Karat wiegen, insgesamt 15000 Karat. Somit dürfte ein Wert von 30 Millionen Australischen Dollar herauskommen. Sie verstauten die Behälter in normale Einkaufstüten, verspeisten mit Appetit die Sandwiches und tranken bei angeregtem Geplauder in aller Ruhe noch eine Tasse Tee. Es war Zeit, die große Yacht für die Nacht vorzubereiten und die Strategie des kommenden Tages zu besprechen.

      Die Sonne ging unter, als die Partner mit der Unterbringung von Proviant, Bettwäsche, Handtüchern, Saubermachen und Aufräumen fertig waren. Nach sorgfältiger Überprüfung der Anlagen und Geräte stellten sie mit Erleichterung fest, dass an dieser Yacht alles tadellos funktionierte.

      Don saß im Deckhaus vor dem Steuerrad auf einem bequemen Stuhl. Er studierte die Steuerung der Winschen, die sowohl hydraulisch als auch manuell bedienbar waren. Er hatte schon viel darüber gelesen, aber noch nie eine solche Technik in der Praxis erlebt. Mehrrumpfschiffe haben in mancher Hinsicht ihre Vorteile aber auch Tücken. Diese Yacht war zwar ein Trimaran mit höherer Stabilität als ein leicht gebauter Katamaran, aber bei ungünstigem Wind und Wellenverhältnissen mehrfach gefordert. Entweder ist das Schiff zu steif und die Segel fliegen in Fetzen, oder die Segel halten was sie versprechen und die Masten brechen wie Streichhölzer, oder der Wind kommt von unten unterstützt von einer kräftigen Welle und das Schiff kentert so schnell, dass die Crew nicht einmal Zeit hat „Keks“ zu sagen. Für eine Drei-Mann-Crew, die noch nie