VIRDULA Endlosgeschichten Band 1. Jay H. Twelve. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jay H. Twelve
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844292756
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rutschte vom Hocker, zahlte seine Bierchen und schlenderte langsam dem verheißungsvollen Pier entgegen. Er zündete sich unterwegs ein Pfeifchen an und genoss die Vorfreude, wohl wissend, dass der Traumjob für Edy eine Schicksalsrichtung eingeschlagen hatte.

      Als sich die Anzahl der vielen Schiffsmasten lichtete und der ellenlange Pier immer kürzer wurde, erblickte Don den schneeweißen Trimaran Albatros, mit zwei mächtigen Masten und einem stattlichen Deckhaus auf drei Kufen. Je weiter er sich näherte, umso mehr entdeckte er glitzernde Details auf der Yacht. Don hatte schon eine Menge toller schnittiger Yachten in den Magazinen gesehen und manche davon in der Bucht von Sydney bewundert. Aber ein Trimaran von solcher Größe war auch für ihn eine Neuheit. Daher verlangsamte er seinen Schritt und genoss jedes einzelne Detail, das durch die schrumpfende Entfernung, wie unter einem Mikroskop mit konstanter Vergrößerung, immer neu zu entdecken war.

      Obwohl er ein notorischer Liebhaber von Holzyachten war, musste er eingestehen, dass diese Yacht etwas Majestätisches an sich hatte. Seine beiden Freunde schworen auf Glasfaser und Kunstharz, das vor kurzem in Amerika als Zukunftswerkstoff hoch bejubelt wurde. Er dagegen empfand solche Schiffe als irgendwie seelenlos, wie entrahmte Milch. Zwar weiß und nach Milch schmeckend, aber ohne Substanz.

      Als er schließlich vor der Yacht stand und die mächtigen Kufen betrachtete, stellte er mit Bewunderung fest, dass jede einzelne dieser Kufen eine schnittige Regattayacht hätte abgeben können. Das Schiff war einundzwanzig Meter lang, mindestens zehn Meter breit, und erinnerte an einen mit Netz umzäunten Tennisplatz. Das zweckentfremdete Luxushaus in der Mitte hatte jeweils einen mächtigen Mast vor und hinter dem Haus. Unter diesem Prachthaus ragten drei messerscharfe Kufen hervor, die wie eine dreizackige Gabel mit strammen Netzen bespannt waren.

      Das Achterdeck war gigantisch, dort standen wunderschöne Gartenmöbel aus edlen Hölzern kunstvoll geschnitzt. An zwei mächtigen Säulen aus spiegelglattem Edelstahl waren zwei Riesensteuerräder angebracht, als seien sie von einem alten Klipper entführt worden. An zwei Edelstahlbögen, die mit einer Holzbrücke verbunden waren, hing ein 22-Fuß-Angelboot, das sich wie ein Spielzeug im Schaufenster präsentierte. Drei junge Hippiesurfer und zwei Hippiemädels kramten in den Proviantboxen. Jeder mit einer Flasche in der Hand wollten sie sich gerade auf die Sessel setzten, als Don sie ansprach.

      „Hey, Leute, seid ihr mit dem Proviantverladen fertig oder wollt ihr da Wurzeln schlagen?“ forderte Don die Jugend auf, sich ihm zu zuwenden. Er hielt demonstrativ die Schlüssel in einer Hand und die Mappe mit den Schiffspapieren in der anderen.

      „Na so was, Don persönlich“, kicherte eines der Mädchen und kokettierte mit einem Küsschen auf dem Finger und einem Windstoß von ihren sinnlichen Lippen, als wollte sie Don gleich verführen. Dieser machte einen Satz über den breiten Spalt, den die birnenförmigen Fender zwischen Pier und Schiff als Abstand hielten. Eine kunstvoll verarbeitete Landebrücke war noch an der Reling angebunden, denn die langbeinigen, durchtrainierten jungen Leute brauchten sie nicht. Als Don auf dem Deck landete, hatte er das Gefühl von einem Boot aufs Festland gesprungen zu sein, weil der Pier wackeliger war als diese schwimmende Plattform.

      „Hat jemand von euch schon Diesel gebunkert?“, fragte er und richtete seinen Blick auf den vermutlich Ältesten der Gruppe. Er sah Verlegenheit in seinen Augen.

      „Dafür braucht man ein besonderes Werkzeug oder einen Schlüssel“, antwortete ein Mädchen.

      Ohne ein Wort zu sagen ging Don zur Steuerkonsole. Er vermutete, wo ein Zweitschlüssel zu finden sei. Unter dem Steuerrad stand eine Box als Fußstütze. Er öffnete den Deckel der Box entnahm einen dicken Korken an dem ein Spezialschlüssel baumelte.

      „Also los, junger Mann, bring die Zapfkanone hierher.“

      Er entdeckte gleich den glänzenden Deckel mit eingeprägter Aufschrift, Fuel Diesel only’, ging in die Knie und schraubte den Deckel mit diesem Schlüssel auf. Auf jeder Außenkufe gab es zwei Deckel für die Dieseltanks. In der Mitte des Achterdecks war ein Deckel zum Bunkern von Wasser.

      „Hey, du Verführerin! Willst du nicht den Wasserschlauch holen?“, rief Don dem Mädchen zu das ihm den Kuss per Lustpost geschickte hatte. Sie sprang sofort auf und eilte zum Pier. Es dauerte eine gute Viertelstunde, bis die Tanks voll waren. Dann zeigte er ihr wie man verspritzten Diesel vom Deck abwäscht. Schließlich schloss er die Schiebetüren zum Deckhaus auf. Die Klimaanlage lief auf vollen Touren und verwandelte das ganze Schiff in eine Kühltruhe. Er schloss die Türen hinter sich, worauf die jungen Leute verdutzt draußen stehen blieben. Gezielt suchte er den Schalter für die Klimaanlage und machte dem Winter ein Ende. Don verließ sofort das Deckhaus, denn ihm lief eiskalter Schweiß den Nacken hinunter. Eine Erkältung wollte er sich absolut nicht einfangen. Als er die Türen hinter sich zusammenzog, standen die jungen Leute zum Gruß und warteten auf die Freikarte eintreten zu dürfen.

      „Bedaure, Leute, drinnen ist es eiskalt. Wir müssen abwarten, bis sich die Luft etwas erwärmt hat. Erst später werden wir hinein gehen. In der Zwischenzeit bringt ihr bitte das Schiff von außen auf Hochglanz. Jeder bekommt einen fünfundzwanziger Schein, vorausgesetzt, die Beauty ist wie geleckt.“

      „Abgemacht und versprochen, sonst brechen wir dir alle Knochen“, riefen sie vereint im Chor und machten sich erfreut an die Arbeit.

      Als Don erneut zurück zur Bar kehrte, waren noch immer viele Leute anwesend, die ihren Durst mit kaltem Bier löschten und übersalzten Fisch mit Chips aßen. Don entdeckte Erol und Alida in einer ruhigeren Ecke an einem Tisch sitzen, gab ihnen ein Zeichen zu warten und ging zum Barkeeper.

      „Ist meine Kundschaft schon eingetroffen?“, fragte er.

      „Die beiden sitzen schon eine Weile und warten auf dich.“

      „Ich muss von deinem Büro aus mal telefonieren. Den Freund anrufen, wegen der Yachtversteigerung. Wenn ich zurückkomme zeigst du mir die Leute.“

      „Glaubst du, er kann soviel Geld aufbringen?“

      „Darauf kannst du deine Haare wetten.“

      „Wenn du das fertig bringst, dann rasiere ich mir eine Glatze.“

      „Abgemacht und versprochen, sonst breche ich dir alle Knochen“, imitierte Don den Surferspruch.

      „Du lernst schnell, Sportsfreund. Mach schon, rufe den Kerl an!“

      Don ging in das Büro, betrachtete die Fotos der zum Verkauf offerierten Yachten, kehrte aber nicht zur Bar zurück, sondern eilte zu Edy, um ihm die frohe Botschaft zu verkünden. Edy saß entspannt mit ausgestreckten Beinen auf einer Bank auf dem Achterdeck, paffte an seiner Pfeife und zeichnete noch immer.

      „Sind Sie der Einkaufsdirektor der, Delfin & Albatros Charter’, Sportsfreund?“, belustigte sich Don als er am Steg ankam.

      „Haben Sie etwas anzubieten, Sportsfreund?“, konterte Edy in gleicher Manier.

      „Pack deine Papierchen Partner. In etwa einer halben Stunde kommst du rüber in die Bar. Mach dich piekfein, du bist jetzt der große Boss.“

      Don José unterrichtete Edy in groben Zügen über das, was ihn am Pier erwarten wird. Edy staunte nicht schlecht, was sein Freund in dieser kurzen Zeit alles geschickt eingefädelt hatte. Kurz darauf überquerte Don die Straße und eilte mit zügigen Schritten zurück zur Bar.

      „Sportsfreund, um dich herum tanzen heute eine Menge Glücksengel. Mein Freund ist schon unterwegs“, flüsterte er dem Barkeeper leise zu. Der wiederum pfiff durch die Zähne, rieb sich die Hände und fragte verschmitzt:

      „Soll ich mich vielleicht ein bisschen kämmen und ein frisches Hemd anziehen?“

      „Das kann nicht schaden, bring mir ein Bier und zeige mir die Leute.“

      Der Barkeeper zapfte ein frisches Glas voll, kam hinter der Theke hervor und ging zu dem jungen Paar voraus.

      „Darf ich Ihnen den Kapitän Ihrer Yacht vorstellen, Don José ist sein Name und mein bester Freund“, lieferte er die Empfehlung hinterher.

      Die zwei standen auf, lächelten belustigt über dieses