VIRDULA Endlosgeschichten Band 1. Jay H. Twelve. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jay H. Twelve
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844292756
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bei allen Schiffen gleich. Don machte sich keine Sorgen wegen des Törns, denn die zwei Sechszylinder-Dieselmotoren würden die Yacht auch ohne Segel auf satte elf Knoten bringen. Ihm fiel etwas ein, deshalb kratzte er sich nachdenklich am Kinn.

      „Ist dir etwas Außergewöhnliches unten im Motorenraum aufgefallen?“, fragte er Edy.

      „Es sind zwei, Don, welchen meinst du eigentlich?“

      „Beide, Edy. Irgendetwas kam mir seltsam vor.“

      „Es ist alles sauber, kein Rost, kein Öl. Moment mal, die angerosteten und staubigen Bohnenbüchsen schienen irgendwie fehl am Platze zu sein.“

      „Genau, Edy. Wozu sind die dort, wo alles Werkzeug ordentlich sortiert in Schubläden aufbewahrt wird?“

      „Bin gleich zurück, dann wissen wir mehr.“

      Als Edy zurückkehrte, hielt er zwei ein Kilo Dosen in der Hand, ging in die Kombüse, holte eine Schüssel aus Edelstahl und stellte sie auf den Tisch. Die Dosen waren randvoll mit ziemlich verrosteten Schrauben gefüllt. Keine einzige Schraube auf diesem Schiff war aus normalem Stahl, sondern aus rostfreiem Material gefertigt. Edy kippte den Inhalt in die Schüssel und siehe da, ein kleines Wunder kam zum Vorschein.

      „Nicht zu fassen, die Sparbüchse der Opalbuddler. Sie müssen sie irgendwo in der Werft in Taiwan versteckt haben. Kurz vor der „Probefahrt“ versteckten sie die Dosen im Motorraum, getarnt mit Stahlschrauben obendrauf. Vermutlich Opale als Altersversorgung. Die zwei Knaben mussten den Plan von Anfang an gemeinsam ausgeheckt haben. Wenn in allen sechs Büchsen der gleiche Inhalt steckt, dann kommt ein beachtliches Vermögen zusammen.“

      „Gut zu wissen“, sagte Don. „Das wird uns helfen die Zwei zu überreden schnell mit uns ins Geschäft einzusteigen.“

      „Das kann nicht schaden. Ich bringe die Büchsen wieder an ihren Platz.“

      „Hört, hört, ich habe einen Riesenhunger und Appetit auf ein echtes ungarisches Gulasch mit Butterreis. Heute Abend bin ich der Koch.“

      „Dann mach dich an die Arbeit, Partner, zeig deiner Verlobten, wozu du sonst noch gut bist“, stichelte Edy, wohl wissend, dass die zwei wie rote Tomaten aus der Wäsche schauten.

      „Edy, du hast schon öfters solche Anspielung gemacht. Bist du vielleicht eifersüchtig?“, zischte Alida. Alle drei Männer platzten fast vor Lachen, aber sie wurde richtig zornig.

      „Was gibt es da zu lachen möchte ich wissen?“

      „Alida“, sprang Erol ihr zur Hilfe. „Die wollen uns nur ermuntern die Katze aus dem Sack zu lassen.“

      „Ich denke nicht, dass sie es ernst gemeint hat, ihr Ganoven. Wir haben Wichtigeres zu tun, als solche Witze zu machen. Lassen wir es dabei, Jungs. Sie hat in der letzten Zeit zu viel erlebt und braucht Zeit erst einmal zu sich zu kommen“, schlichtete Don die Wogen. Alida meldete sich trotzdem.

      „Don, du hast wie immer Recht. Es hört sich so an, als wenn wir uns schon lange kennen, obwohl uns unsere Freundschaft gerade erst eine Woche verbindet. Und doch habe ich das Gefühl, vielmehr die Gewissheit, als wäre ich mit euch Dreien aufgewachsen. Noch vor einer Woche war ich auf der Flucht vor meinen eigenen Landsleuten. Ich wusste nicht mal warum? Don, du hast meine Situation innerhalb weniger Minuten besser begriffen als ich selbst, und sofort deine Freunde mit erheblichen Unkosten in die Situation verwickelt, die euch in keiner Weise euer Leben leichter gemacht hat. Vielmehr, ihr habt euer Leben meinetwegen aufs Spiel gesetzt. Wenn ich euch gestehe, dass ich das alles so logisch und fast selbstverständlich angenommen habe, klingt das in meinen Ohren ziemlich anmaßend. Ich sollte unter normalen Umständen ein schlechtes Gewissen haben, aber ich habe es nicht. Vielmehr habe ich die Gewissheit, dass ich zu eurem Team gehöre, weil das Schicksal es so bestimmt hat.

      Was meine innigsten intimen Gefühle für Erol anbelangt, so sind sie echt, vom ersten Augenblick an. Es ist immer gut zu wissen, woran man ist. Ich mag nicht um den heißen Brei herum reden. So, meine Freunde und Partner, jeder weiß jetzt genau, wo der Hammer hängt.“

      „Applaus, Applaus”, jubelten die jungen Männer und umarmten sie vor lauter Ergriffenheit und Freude.

      „Edy, mach ein bisschen Musik. Heute wird gefeiert, wie sich das so unter besten Freunden gehört“, machte Don einen Vorschlag, dabei reichte er Alida sein Taschentuch, denn sie begann plötzlich zu weinen.

      Don dachte darüber nach, wie sie die geschäftlichen Angelegenheiten mit der neu entstandenen intimen Entwicklung optimal verbinden sollten. In den kommenden Monaten würde eine Menge Arbeit zu erledigen sein. Dass Alida Klarheit geschaffen hatte, war von immenser Bedeutung. Die plötzliche Neuordnung ihres Lebens, die seine zwei Freunde und Alida in der letzten Woche durchmachten, war gewaltig und unwiderruflich. Die Stimme des Sängers Nat King Cole weckte ihn aus seinen Gedanken. Woher Edy diese Schallplatte so schnell herzauberte, war ihm ein Rätsel. Als der Duft von brutzelnden Zwiebeln in Butter seine Nase erreichte, wusste er sofort, dass ein genüssliches Abendessen in Vorbereitung sei. Erol tischte ordentlich Ungarisch Gulasch auf und Edy schenkte allen einen gut gekühlten Champagner dazu ein.

      Am nächsten Morgen, so gegen sieben Uhr, als die Freunde den Frühstückstisch abräumen wollten, watschelte eine kugelrunde Gestalt den Pier entlang, gefolgt von dem verschlafenen Broker-Barkeeper-Freund.

      „Guten Morgen allerseits! Habt ihr noch eine Tasse Kaffee für uns?“

      Die Freunde ahnten, wer das sein konnte, sie winkten ihnen zu an Bord zu kommen. Edy ergriff das Wort:

      „Ich nehme an Sie sind der Anwalt der Yachteigner, stimmt das so?“

      „Diese Annahme ist richtig, mein Herr. Ich bin informiert worden, dass Sie ernsthaftes Interesse haben, die Yacht zu ersteigern.“

      „Allerdings“, erwiderte Edy selbstbewusst. „Doch zunächst würde ich gern mit dem Eigner persönlich sprechen, wenn Sie das für Montagnachmittag einfädeln könnten. Setzen Sie sich, meine Herren, und trinken Sie in Ruhe ihren Kaffee.“ Alida brachte zwei Tassen und goss ihnen schweigend ein. Es folgte zunächst ein belangloses jedoch bewunderndes Gespräch über die Yacht. Erol räusperte sich ungeduldig und ging in die Offensive, weil ihm die Konversation zu langweilig wurde.

      „Don, wir wollten gleich auslaufen, kann dieses Gespräch verschoben werden?“

      „Klar doch“, beschwichtigte Edy. „Geben Sie mir ihre Visitenkarte, ich rufe Sie Montag gegen Mittag an. Das Gespräch mit dem Eigner ist mir sehr wichtig“, beendete er kurz das Gespräch.

      Der Anwalt trank die Tasse in einem Zug leer, stand auf, streckte seine Hand zum Abschied und bestätigte die Abmachung. Als die zwei außer Hörweite waren, lachte die Crew vor Freude.

      „Dem Surfer-Broker-Barkeeper Sportsfreund hatte ich so viel Geschäftstüchtigkeit gar nicht zugetraut. Den Anwalt am Samstag so früh aus dem Bett zu holen war schon allein eine Leistung“, sagte Don belustigt.

      „Wie sich die Puzzlesteine aneinander reihen. Man könnte fast denken die alte Dame hat da ein bisschen nachgeholfen.“

      „Unsere gute Uroma. Sie macht manches möglich“, flüsterte Alida mehr für sich, als hätte sie nur laut gedacht.

      „Bevor wir auf große Fahrt gehen, schlage ich folgenden Plan vor: „Erstens: wir segeln direkt zu dem Sandgate Yachtclub und suchen dort, oder bei Baxtlers Jetty ein Dock, an dem wir dieses Monsterschiff andocken können. Wir sollten vor 10 Uhr dort eintreffen. Zweitens: Edy nimmt sich ein Taxi und fährt zu Samuels Laden. Hier hast du die Adresse. Du steigst irgendwo in der Nähe aus und gehst über die Straße. Dort ist ein Kaffeehaus, von wo aus du sein Geschäft gut beobachten kannst. Sollten die Vorhänge zugezogen sein, aber das Schild noch auf „Offen“ hängt, dann geh nicht hinein. Nimm gleich ein Taxi und fahr zu dem kleinen Boot, leg ab und fahre Richtung Southport Yacht Marina. Dort wartest du auf uns.

      Sollten die Vorhänge zugezogen sein und das Schild „Geschlossen“ hängt, bestellst du vom Kaffeehaus aus ein Taxi und fährst um den Block herum. Halte Ausschau nach Autos, die am Straßenrand