VIRDULA Endlosgeschichten Band 1. Jay H. Twelve. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jay H. Twelve
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844292756
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      „Das sind eine Menge Schiffe. Wo sollen die herkommen?“

      „Darüber darfst du dein schlaues Köpfchen anstrengen. Vielleicht kaufst du zuerst einige Werften und entwickelst eine neue Generation Charteryachten. Du und Erol seid Design-Ingenieure und Segler, nicht wahr?“

      „O Mann, o Mann, ein Traumjob, traumhafte Yachten zu entwerfen und sie auch noch bezahlen zu können. Damit fange ich gleich an.“ Das tat er dann auch, suchte seinen Zeichenblock samt Stifte und verschwand in Richtung Vorderdeck.

      Es dauerte dann doch etwas länger, ehe sie den Ross Crieen Kanal erreichten. Don steuerte die Yacht im Kriechtempo durch den Tasman Kanal und landete an der Südseite der Masthead Road. Von dort lief man nur über die Straße, um auf das Gelände der Marina zu gelangen. Edy blieb an Deck. Er zeichnete Entwürfe von Traumschiffen, die er bald bauen würde.

      Auf dem Weg in die Marina erkundigte sich Don nach dem Büro des Schiffsbroker. Leger spazierte er in die gezeigte Richtung und warf zwischendurch einen fachmännischen Blick auf die vorhandene Anlage. Es gab zu dieser Zeit nicht viel zu sehen, aber überall in Australien, bis auf die traditionellen Yachtclubs, herrschte Aufbruchstimmung. Wassersport ist in Australien allgegenwärtig, daher die Lieblingsbeschäftigung der meisten Küstenbewohner.

      Die Bürotür stand offen, nur die Moskitonetztür klapperte rhythmisch im Wind. Es war niemand da, weil vermutlich zur Mittagszeit irgendwo in der Nähe ein Imbiss oder eine Bar als Sammelpunkt der Skipper und des Personals der Marina Hochkonjunktur hatte. Don folgte seiner Nase und entdeckte gleich fünfzig Meter weiter eine Kneipe. Die von außen schmuddelig wirkende Bar, die zugleich als Garküche diente, war gut besucht und ziemlich laut. Es passierte alles zur gleichen Zeit, was die moderne Technik zu bieten hatte. Das TV, hoch an der Decke aufgehängt, übertrug irgendein sportliches Ereignis. Der Plattenspieler spielte Rock’n Roll Musik, die Fritteuse blubberte und die Kakophonie der Bier trinkenden Fisch- und Chips Vertilger kämpfte munter dagegen an. An solchen Plätzen wird Seemannsgarn erzählt und manch lukratives Geschäft eingefädelt.

      Don ging zur Bar, lehnte sich an die Theke und wartete, dass der Barkeeper ihn zur Kenntnis nahm. Als es dann endlich so weit war und er ihm mit wedelndem Handtuch entgegen kam, fragte Don:

      „Wo finde ich den Schiffsbroker?“

      „Den hast du gefunden, womit kann ich dienen, Sportsfreund?“

      Der Barkeeper und Broker in einer Person, ein kaum über zwanzig Jahre junger Mann, mit langen blonden Haaren und braun gebranntem muskulösen Körper. Nach seiner Kleidung zu urteilen schien er ein abgebrannter Surfer zu sein. Er gehörte zu einer besonderen Gattung der jungen australischen Nation, die das freie Leben an Stränden verbrachte und immer dort unterwegs war, wo man gigantische Surfwellen vermutete. Wenn sich ihre Kasse so langsam leerte, suchten sie sich irgendwo einen Job, denn die Jungs und Mädels waren hochintelligent und vielseitig erfahren. So kamen sie schnell an eine neue Überlebenstätigkeit, die mal wieder für einige Wochen ausreichen würde.

      „Mein Name ist Don José. Ich bin der Skipper der Yacht, die die jungen Leute für die Party gechartert haben.“

      „Na klar doch, Erol und Alida. Sind sie Freunde?“

      „Nie gesehen, nur per Telefon gesprochen.“

      „Ich kann dir nur Sandwich anbieten. Der Fisch ist alle, vielleicht ein Bier dazu.“

      „Ein Bier bitte, ich hab schon gegessen“, antwortete Don.

      „Wann soll die Party steigen? Ich habe da ein paar flotte Mädels an der Hand“, bot der Allroundsurfer an.

      „Man hat mich für ein Uhr hierher bestellt. Alles andere musst du mit den Klienten besprechen“, erwiderte Don und fing an seine Pfeife zu stopfen.

      „Na ja, die zwei sind ein bisschen zugeknöpft.“

      „Vermutlich strikte Familienfeier im engeren Kreis. Mal sehen, was dabei heraus kommt.“

      „Wenn du die Yacht besichtigen möchtest, die Schlüssel liegen auf dem Tisch in meinem Büro. Ich habe hier noch eine Weile zu tun.“

      „Was ist das überhaupt für ein Schiff? Ich bin nicht ganz im Bilde.“

      „Ein ganz neuer Schlitten, frisch von Taiwan reingerauscht. Siebzig Fuß von Glanz und Gloria. Kaum zu fassen, was die Chinesen so fertig bringen.“

      „Eine Motoryacht, oder was?“

      „Ein Trimaran Ketsch, Kutter getakelt, schneller als der Wind. Sowas von Luxus sage ich dir, da blieb mir sogar die Spucke weg, als ich das erste Mal an Deck ging.“

      „Wo liegt sie denn? Ich sah sie nicht, als ich hierher kam?“, fragte Don José interessiert.

      „Auf der anderen Seite am Ende des Pier, wo die Tankstelle ist. Meine Freunde bunkern gerade und laden Proviant.“

      „Dann ist also für alles gesorgt.“

      „Nicht ganz, meine Freunde bringen alles an Deck, weil ich denen die Schlüssel keine Sekunde anvertrauen kann. Die würden womöglich mit dem Ding glatt abhauen und ich hätte die Bescherung.“

      „Wer ist der Eigner der Super Yacht?“, bohrte Don José weiter.

      „Das ist eine echte Outback Tragödie, Sportsfreund. Der Mann buddelt sein Leben lang in einem Loch unter der Erde nach Opale, träumt von einer super Yacht, bastelt an einem Modell, wenn er nicht gerade buddelt und hortet Opale kiloweise. Moment mal ich bin gleich zurück“, sagte eilig der Barkeeper und verschwand. Er fischte gekonnt den verbrutzelten Fisch aus der Friteuse, verteilte alles geschwind auf drei Teller, legte drei Portionen Chips daneben, ein Häufchen klein gehacktes Grünzeug dazu. Der Salzstreuer wirbelte darüber wie eine undichte gläserne Wolke. Dann noch ein bisschen Blupp vom French Dressing über das Grünzeug und das war’s schon. Die Menüs hoch aufgetürmt zu einer Pyramide, wanderte kurze Zeit darauf wie Ufos durch den Raum. Eine knackige Gesinnungsgenossin im Bikini mit Schürze balancierte die Teller den hungrigen Skippern entgegen.

      „Wo bin ich stehen geblieben? Ach ja, der Opal Buddler. Schleicht sich bei Nacht und klarem Sternenhimmel aus seinem Loch, klaut einen alten Laster und verduftet auf Nimmerwiedersehen. Ein Jahr später schickt er eine Karte aus Taiwan und die ganze Buddlerbande besäuft sich besinnungslos vor Neid. Der Lastwagenbesitzer schwört Rache und wartet geduldig, bis der Ex-Buddler, jetzt stolzer Yachteigner, im Hafen von Townsville einklariert. Moment mal, ich muss Bier einschenken.“

      „Schenk mir auch ein Glas ein“, nutzte Don die Gunst der Stunde.

      „Du denkst, gleich wird die tolle Yacht von Blut besudelt. Nicht die Spur von Blut, dafür aber eine Menge Whisky für die zwei Buddelbrüder, die beschlossen erst zu saufen und danach zu kämpfen. Die kämpften sich auch durch drei meiner alten Freundinnen rein und raus, segelten hierher und wurden gleich eingebuchtet.“

      „Warum denn das? Ein bisschen Lebensfreude ist doch kein Verbrechen!“

      „Das nicht, aber eine Yacht klauen schon. Die Chinesen behaupten, der Opalheini hätte nur dreißig Prozent angezahlt, Probefahrt gemacht und sei dann abgehauen.“

      „Das kommt vor. Wieso ist die Yacht zum Charter freigegeben worden, während der Eigner im Knast sitzt?“

      „Anwaltskosten, mein lieber Sportsfreund. Der Anwalt ist auch mein Boss, dem gehört der Laden hier.“

      „Wie praktisch und köstlich amüsant. Was soll aus der Yacht werden?“

      „Die Chinesen wollen sie zurück haben, weil sie ein geheimer Prototyp ist. Ganz neue Technik mit allem Schnickschnack. Aber mein Boss will sie versteigern lassen, damit der Buddler seine dreißig Prozent und das Designerhonorar einkassieren kann.“

      Don horchte auf und dachte schnell nach.

      „Vielleicht kenne ich einen Investor, der selber Designer ist, der dabei beide Parteien zufrieden stellen könnte.“

      „Das wäre viel zu schön um wahr zu sein. Springt dabei für