Kaana. Rudolf Jedele. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rudolf Jedele
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783745082234
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natürlich nicht, denn sonst hätte ich ihn vielleicht heimlich im Maron ersäuft. Dieser kleine Satan hält sich einfach an nichts, er hat vor nichts Respekt.“

      „Nun, wir werden sehen. Im Moment scheint er die Hosen voll zu haben und vielleicht hat er jetzt etwas kennen gelernt, das ihm Respekt einflößt. Hyänen und Kangals haben das auch schon bei echten Männern geschafft.“

      Prinz Bagarol hatte nichts mehr an sich, das an einen jungen Mann aus hohem Hause erinnerte, sah man von seinen eleganten und ganz sicher sehr teuren Kleidern ab. Vor allem seine eng anliegenden, seidenen Hosen hatten jede Eleganz verloren, denn vorne, zwischen den Beinen hatte sich ein großer, nasser Fleck gebildet und hinten, unterhalb seines Gesäßes hing ein feuchter Knödel, der einen üblen Geruch verbreitete.

      Yamalin ignorierte den Geruch und die Nässe, er nahm seinen dunkelblauen Offiziersmantel ab, legte ihn dem Jungen um die Schultern und führte ihn wortlos zu einem der beiden Wagen Bachailans. Er scheuchte den Jungen mit ein paar knappen Worten in einen der Wagen. Dort war es zunächst still, dann hörte man ein mürrisches Gemurmel und plötzlich ein fauchendes Gebrüll.

      „Ich sage es dir jetzt zum letzten Mal! Du gehst jetzt hinunter an diesen verdammten Fluss und wäschst deinen verdammten, verschissenen, fürstlichen Arsch oder ich schwöre dir, ich schleife dich an den Ohren hinunter und werfe dich so weit hinaus, wie ich nur kann. Dann kannst du zeigen, wie gut ein Prinz Zeparanas schwimmen kann! Und es ist mir scheißegal, ob das Wassre im Fluss kalt ist oder nicht! Verschwinde jetzt!“

      Es war Yamalins Stimme gewesen, die diese fürchterlichen Drohungen ausgestoßen hatte und gleich darauf sprang Bagarol mit nackten Beinen und nacktem Hintern aus dem Wagen und rannte zum Fluss hinunter, um seine mit Kot verschmierten Beine und Hinterbacken zu säubern. Ein gut gemeintes Vorhaben, doch auch diese Aktion ging schief. Bagarol erreichte das Flussufer und wollte gerade ein kleines Stück ins Wasser steigen und sich zu waschen beginnen, als er einen neuerlichen Schrei ausstieß. Yamalin rannte hinter ihm her und kam gleich darauf grinsend zurück. Er fragte Joshara, den er am Feuer traf:

      „Der Strom hat eine Leiche angespült. Einen Mann ohne Kopf. Habt ihr ihn ins Wasser geworfen? Dann solltet ihr künftig darauf achten, dass ihr das nicht in einer Bucht oder unmittelbar vor einer Einmündung eines Nebenflusses tut. Dort bilden sich immer kreisende Strömungen und nichts, was man ins Wasser wirft, wird davon getragen.“

      „Wir sind Steppenreiter. Alles können auch wir nicht wissen!“

      „Ich sag es ja nur. Fürs nächste Mal…. War das Casim?“

      Joshara nickte und Yamalin nahm es zur Kenntnis, doch später, am Beginn der Beratungen wollte Bachailan wissen:

      „Ihr habt Casim getötet? Weshalb? Er hätte uns gute Dienste leisten können!“

      Kazar nahm die Frage auf und fragte zurück:

      „Und welcher Art wären diese Dienste gewesen?“

      „Er stand viele Jahre im Dienst Sabandins und wusste bestimmt eine Menge über seinen Herrn.“

      „Sicher, aber am Ende hat er seinen Herrn verraten und wer garantiert mir, dass er dergleichen nicht wieder tut? Ein Mann, der aus Rache und Hass gegen seinen früheren Herrn arbeitet, wird niemals ein zuverlässiger Partner oder Untergebener sein. Casims Zeit war abgelaufen und deshalb haben wir ihn Maron geschenkt. Den Kopf hat der Strom genommen, den Rest wird er sich auch noch holen, denke ich.“

      Damit war das Thema Casim endgültig erledigt und man wandte sich den wichtigen Dingen zu. Alsbald stellte sich heraus, dass Bachailan den von Joel entwickelten und vom Rat der Ältesten abgesegneten Plan nicht weniger überzeugend fand, als dies Laakon und Hasket getan hatten. Auch über die Art und Weise, wie der Plan umgesetzt werden sollte, hatten sich Joel und Joshara schon ganz genaue Gedanken gemacht und noch ehe der Tag zu drei Vierteln um war, bestand streng genommen Einigkeit, dass man gemeinsam in die Zukunft gehen wollte.

      Laakon war es, der alles zusammenfasste:

      „Wir, die wir uns das Volk Sheehanoa nennen, werden also entlang der Grenze Kaanas feste Handelsposten einrichten und unterhalten. An keinem dieser Handelsposten dürfen weniger als zehn und mehr als hundert Menschen und die dazu erforderliche Anzahl an Tieren leben, denn auch an den Grenzen soll Kaana unbeschadet erhalten bleiben. Die Anzahl der Handelsposten, die wir einrichten bleibt uns überlassen, doch kein Posten darf von einem anderen mehr als einen Tagesritt mit einem Muli entfernt sein. Zwischen den Posten wird eine Nachrichtenübermittlung mit einem Spiegelsystem nach zeparanischem Muster eingerichtet und alle Nachrichten werden auch an den Palast in Zeparana weiter geleitet.

      Das Volk Kaana handelt in Zukunft nur noch mit uns, den Sheehanoa und wir handeln ausschließlich mit Händlern, die eine Legitimation des Moguls besitzen.

      Mogul Bachailan wird eine neue Amtsstelle einrichten, in der Legate erteilt werden und in dieser Stelle werden immer mindestens zwei Angehörige des Volkes Sheehanoa sitzen, um illegale Handlungen wie Korruption und dergleichen zu verhindern. Die alten Ämter dürfen keine Händlerzulassungen mehr vergeben.

      Sabandin und seine Marktvereinigung können sich um eine Zulassung bewerben und erhalten eine solche, wenn sie sich an die Handelsmengen und Umtauschsätze halten, die noch festgelegt werden.

      Das Volk Kaana verpflichtet sich überdies, im Notfall rasch und ohne nachzufragen mit Reitertruppen einzugreifen, sollte es zu Übergriffen auf die Handelsposten kommen.

      So werden wir es also tun, doch es gibt noch ein einziges Hindernis. Unsere weise Frau Axilara wird einem wie auch immer gearteten Konzept erst zustimmen, wenn sie persönlich mit dem Mann gesprochen hat, der sich all das ausgedacht hat. Sie verlangt, dass Joel mit uns zur Oase reist und mit Axilara über alles spricht und sie endgültig überzeugt.“

      Kazar, Joshara, Bachailan sahen den jungen Sheehanoa verblüfft an, dann wollte Kazar wissen:

      „Welcher Hexenzauber steckt denn hinter einer solchen Forderung? Und wieso entscheidet eine Frau über die Angelegenheit von Männern?“

      „Dahinter steckt kein Hexenzauber und wenn du Axilara kenntest, wüsstest du weshalb wir immer und bedingungslos auf sie hören. Es gibt keinen klügeren Menschen auf dieser Welt, als Axilara. Wir aber garantieren durch unser Leben, dass Joel gesund und unversehrt zu seinem Volk zurückkehren wird.“

      Kazars Miene wirkte wie in schwarzen Obsidian geschnitten, als er leise antwortete:

      „Weißt du, was dein Leben und das deines Freundes mir wert sind? Nicht mehr, als ich zwischen zwei Fingerspitzen verstecken kann, also nichts.

      Joel wird selbst entscheiden, ob er zu dieser Axilara reitet, doch ich garantiere euch, wenn er zum Thing nicht wieder bei seiner Sippe zurück ist, wird Kazars Schwert über euch kommen und ihr werdet euch wünschen, nie geboren worden zu sein.

      Das ist ein Schwur und meine Schwüre sollte man ernst nehmen.“

      Kazar atmete tief durch, dann fragte er seinen sechsten Sohn:

      „Willst du diese Reise auf dich nehmen, mein Sohn? Entscheide selbst.“

      „Ich wollte schon längst einmal ein Stück von der Welt außerhalb Kaanas sehen. Der Besuch im Gebirge Hiron hat mich neugierig gemacht und ja, ich werde gehen. Wir reisen morgen früh.“

      Eigentlich war nun alles besprochen, doch Yamalin hatte noch ein Anliegen und bat um Sprecherlaubnis.

      „Bei den Numa ist es Sitte, dass ein solcher Vertrag durch den Austausch von Geiseln bekräftigt wird. Ich schlage vor, dass Prinz Bagarol als Geisel zu den Kaananiten geht und für mindestens fünf Jahre bei ihnen bleibt.“

      Bachailan starrte seinen Gardegeneral zuerst wütend an, dann aber glitt ein fröhliches Grinsen über sein Gesicht und er fügte hinzu:

      „Ein junger Prinz soll Garant für einen derart wichtigen Vertrag werden? Das halte ich für zu wenig. Joel soll auf seinem Rückweg in Zeparana halt machen und meinen ältesten