Ohne dass wir etwas dazutun, ergibt sich eine Veränderung, die uns zunächst „spanisch“ vorkommt, weil wir sie so gar nicht einschätzen können. Aus dem Nichts tauchen hilfreiche Menschen, Ideen oder Informationen auf, die wir erst einmal argwöhnisch zurückweisen. Manchmal kommt die Lösung auch ganz unerwartet aus dem Unbewussten. Diesen „ungeladenen Gästen“ dürfen wir vertrauen. Statt uns trotzig zu verschließen, sollten wir geschmeidig bleiben und den neuen Impuls zulassen.
Es ist ein kostbarer Moment, wenn du begreifst, dass dein Ego das Problem nicht lösen kann. Wenn du dich jetzt fallen lässt, öffnest du dich heilsamen Kräften, dann können die Dinge wieder in Fluss kommen und sich zum Guten wenden.
Tiefendynamik
Wenn wir zugeben müssen, dass wir unser Ziel nicht erreichen, egal wie krampfhaft wir uns darum bemühen, fallen wir leicht ins Loch der Verzweiflung. Und doch waren unsere Erfahrungen nicht vergeblich. Wir müssen uns nur von der Idee verabschieden, wir könnten und müssten alles selbst tun und wissen. Wenn wir uns für die göttliche Gnade öffnen (Dein Wille geschehe), aktivieren wir die Selbstheilungskräfte des Lebens.
Manchmal werden wir aber auch Zeuge der Verzweiflung eines anderen. Dann ist es wichtig zu sehen, dass dieser Mensch weder unsere Lösungsvorschläge noch unser Mitleid braucht, sondern unsere einfühlende Präsenz.
Der Streit
Konflikte
Schlüsselbegriffe
Unstimmigkeit / widersprüchlich / Interessenkonflikt / Argwohn / Konfrontation / Unverständnis / Stress / Querelen / feindselig / Disput / Rivalität / rechthaberisch / um sein Recht kämpfen / innerer Widerstreit / in sich gespalten / unversöhnlich / unnachgiebig / sich für etwas Besseres halten / Zivilprozess / Rechtsstreit / Verleumdung / Nötigung / zurechtweisen / Querulant …
Sobald unsere Überzeugungen und Interessen auf Widerspruch stoßen, gibt es Streit. Solange aber Unfrieden herrscht, sollten wir uns nicht vornehmen, Entscheidungen großer Tragweite zu treffen. Der Moment bietet viel eher Anlass, unsere Absichten und Beweggründe möglichst ehrlich zu überprüfen. Im Hintergrund einer Auseinandersetzung stehen ja oft heimliche Umtriebe: (Selbst-)Betrug, Machtansprüche, Manipulation... Wir müssen diese verborgenen Fangstricke beizeiten ausräumen, damit nicht unlösbare Verstrickungen daraus entstehen. Die Auflösung des Knotens liegt dabei immer auf halbem Weg. Wir kommen ihr näher, wenn wir den Standpunkt eines unbeteiligten Beobachters einnehmen.
Naturbild
Himmel und Wasser gehen einander entgegengesetzt:
Das Bild des Streites.
So überlegt der Edle bei allen Geschäften, die er tut, den Anfang.
In diesem Bild wölbt sich der Himmel unerreichbar hoch über einer Wasserflut, die der Schwerkraft folgend immer nach den Niederungen strebt. Dieser gewaltige, zu allem entschlossene Himmel kennt keinen Zweifel. Das Wasser unter ihm stürzt aber immer wieder in Schluchten und steht damit für Gefahr. Wenn nun eine solche nach außen gekehrte Stärke einen klaffenden Abgrund im Unterbau hat, deutet sich ein heftiger Konflikt an. Zu einem guten Ende findet diese Konstellation nur, wenn die machtvolle Überzeugung des Himmels auch ihre Grenzen einsieht, sonst droht ihr der Absturz…
Wasser verkörpert die Dimension der Gefühle und Bedürfnisse, die aus unserem unbewussten seelischen Urgrund hochkommen und sich nicht um unsere bewussten Zielsetzungen scheren. Ihr Widerstand stellt für den Führungsanspruch des Himmels eine riskante Herausforderung dar, über die er sich am liebsten einfach hinwegsetzen möchte.
Wie Himmel und Wasser stehen auch zwei streitende Parteien auf entgegengesetzten Standpunkten und erheben dabei große Forderungen. Ihr Konflikt kommt daher, dass sie sich innerlich entfremdet und ihre Gemeinsamkeiten aus den Augen verloren haben. Im Streit erhalten sie nun die Gelegenheit, sich einander wieder anzunähern. Gerade wenn es sich um einen inneren Disput handelt, ist eine intensive Auseinandersetzung unvermeidbar, da wir keinen Frieden finden, wenn wir nicht allen beteiligten Anteilen gerecht werden.
Differenzen auf den Grund gehen
Der Streit: du bist wahrhaftig und wirst gehemmt.
Sorgliches Innehalten auf halbem Weg bringt Heil.
Zu Ende führen bringt Unheil.
Fördernd ist es, den großen Mann zu sehen.
Nicht fördernd ist es, das große Wasser zu durchqueren.
Zurzeit liegt innere und äußere Disharmonie in der Luft: Wir ecken bei anderen an oder liegen mit uns selbst im Clinch. Auf der Bühne unseres Bewusstseins streiten verschiedene Wesensanteile. Mit manchen davon identifizieren wir uns, während andere in den Schatten oder in die Projektion verbannt sind. Die widersprüchlichen Überzeugungen, die da zutage treten, versetzen uns in Stress und provozieren äußere und innere Konflikte.
Ganz allgemein entsteht Streit, wenn jemand, der überzeugt ist, Recht zu haben, auf Widerstand stößt. Dann kommt es zum Kampf, da das Ego nicht anerkennen will, dass die persönliche Wahrheit des anderen ebensoviel Daseinsberechtigung hat wie seine eigene.
Im Streit ist die Wahrheit also in zwei Lager gespalten. Dieser feindselige Antagonismus kann nur von einer übergeordneten Instanz (dem großen Mann) entgiftet werden. In der Außenwelt kann das ein kompetenter Ratgeber oder gerechter Schiedsrichter sein, bei innerer Uneinigkeit ist unser wahres Selbst gefragt, das sich nicht in die Händel des Ego verstricken lässt. So eine unparteiische Autorität kann uns die versteckten Hintergründe des Streitfalls bewusst machen. Ihre objektive Neutralität wird dafür sorgen, dass sich die Heftigkeit legt, mit der wir auf unser Recht pochen. Denn egal wie sehr uns jemand widerstrebt, wir dürfen uns nie zum Richter über andere aufschwingen. Die Wahrheit braucht niemanden, der für sie streitet - sie überzeugt ganz ohne unsere Schützenhilfe! Deshalb sollten wir freiwillig das Kriegsbeil begraben und unserem Kontrahenten auf halber Strecke entgegenkommen. Wenn wir unsere Sichtweise schlicht und sachlich zum Ausdruck bringen, finden wir vielleicht Kompromisse, die unseren schwelenden Groll beschwichtigen. Sollte die Klärung der Positionen jedoch zu keinem Ergebnis führen, ist Rückzug die klügste Strategie, damit die Sache nicht eskaliert.
Im Streit wird die Wahrhaftigkeit tief verdunkelt. Zugleich kommen Dinge ans Licht, aus denen wir viel über uns lernen können: Wir treten ja gerade dann hart und massiv nach außen auf, wenn aus unserem Unbewussten etwas aufsteigt, was unser Selbstbild bedroht. Fast automatisch wird alles, was nicht dazu passt, ausgeklammert und in den Schatten gedrängt. Unbewusst versuchen wir, diese abgelehnten Anteile loszuwerden, indem wir sie auf andere projizieren - mit dem Ergebnis, dass wir diese Menschen ablehnen und meinen, uns gegen sie verteidigen zu müssen. So schlittern wir aktiv oder passiv in Machtspiele, die letztlich nur unser eigenes zerstrittenes Innenleben widerspiegeln und daher auch nicht auf der äußeren Ebene gelöst werden können. Wir dürfen uns jetzt also keinesfalls hinreißen lassen, zurückzuschlagen, selbst wenn wir uns ungerecht behandelt und angegriffen fühlen. Wenn wir stattdessen innehalten und unter die Oberfläche