nMomentan ist es klüger, zurückzustecken, statt um Erfolg oder Zustimmung zu ringen. Mach dich von niemandem abhängig! Es lohnt sich nicht, einen stärkeren Gegner herauszufordern. Niemand kann dir deine Einsichten absprechen, doch ob er dir dafür Anerkennung schenkt, ist seine Sache. Letztlich zählt jetzt vor allem, dass du an dich glaubst.
Tiefendynamik
Statt uns selbst treu zu sein, verfallen wir immer wieder in eine falsche Treue zu den Werten der Mehrheit und zum kollektiven Wirklichkeitsmodell. Solche fehlgeleiteten Loyalitäten ziehen zwangsläufig Unheil an. Sie dienen nicht unserem höheren Wohl, sondern machen uns zu Sklaven der öffentlichen Meinung. Wir sollten jetzt ernsthaft überprüfen, wie wichtig es uns ist, was andere über uns denken. Erfolg, Status und Anerkennung verführen uns allzu leicht, unsere Seele zu verkaufen für die falschen Silberlinge eines schmeichelhaften Selbstbildes. Vielleicht identifizieren wir uns ja gerade mit so einem ehrenwerten Image, wie: Ich bin ein anständiger und großherziger Mensch / Ich bin klug und kompetent / Ich besitze spirituelle Reife / ich bin selbstlos und hilfsbereit…
Wandellinie 4
Man kann nicht streiten, kehrt um und fügt sich dem Geschick,
ändert sich und findet Frieden in Beharrlichkeit. Heil!
Der größte Sieg ist der über sich selbst
Wenn wir mit uns selbst im Clinch sind, neigen wir oft dazu, einen Streit anzufangen, damit uns wieder leichter wird. Es reizt uns, Gift zu verspritzen, an anderen herumzunörgeln und sie schlecht zu machen, um uns selbst moralisch aufzurichten oder uns vor anderen ins rechte Licht zu rücken. Da wir gerade in der stärkeren Position sind, könnten wir unseren Gegner tatsächlich problemlos an die Wand drücken. Allerdings verspüren wir Skrupel, die sich nicht zum Schweigen bringen lassen. Unser Gewissen erkennt glasklar, dass ein Streit an dieser Stelle nicht fair wäre und dass nichts Gutes dabei herauskäme.
In dieser Situation tritt ein Perspektivenwechsel ein: wir registrieren unsere zementierten Glaubenssätze und Vorurteile und beginnen uns davon zu lösen. Obwohl unsere Einsichten nicht eben angenehm sind, lassen sie uns doch endlich wieder zur Ruhe kommen.
Lass locker, gib deine streitbaren Absichten und dein provozierendes Wesen auf. Statt deinen emotionalen Aufruhr weiter mit schlimmen Geschichten zu füttern, solltest du lieber nach innen schauen. Es ist Zeit, einzulenken und dich mit der Situation auszusöhnen.
Tiefendynamik
Vor allem zwei Gedankenkonstrukte geben wiederholt Anlass zum Streit: das in unserer Kultur verankerte Eigentumskonzept und die Überzeugung, wir besäßen irgendwelche Rechte. Allerdings sieht die universelle Ordnung diesbezüglich ganz anders aus als die der Gesellschaft: Aus kosmischer Sicht ist alles, was zu uns kommt, ein reines Geschenk, das dazu beitragen möchte, dass wir den einzigartigen Zweck unseres Daseins erfüllen. Der Anspruch, diese Gaben verdient zu haben oder nach eigenem Gutdünken darüber verfügen zu können, ist eine Erfindung des Ego, das die Menschen als getrennte Konkurrenten betrachtet.
Da wir hier deutlich spüren, dass unsere Empörung uns selbst nicht gut tut, dass sie uns von der Fülle des Kosmos trennt, lassen wir uns beschwichtigen und schlagen einen versöhnlicheren Ton an.
Wandellinie 5
Streiten vor ihm bringt erhabenes Heil.
Salomonisches Urteil
Diese Linie zeigt den überlegenen Friedensrichter, der die Fähigkeit besitzt, unparteiisch und gerecht zu urteilen, da er nicht nur äußere, sondern auch innere Zusammenhänge berücksichtigt. Weil er selbst nicht in die Sache involviert ist, hat er genug Abstand, um zu sehen, worum es wirklich geht. So verfügt er über die nötige Autorität, um im Namen der höheren Wahrheit Recht zu sprechen und die Lage ruhig und sachlich zu schlichten.
Wenn wir den ehrlichen Wunsch haben, die Dinge in Ordnung zu bringen, ist jetzt der entscheidende Moment, um unser Problem an kompetenter Stelle vorzubringen:
Im Fall äußerer Streitigkeiten können wir einen kundigen Schiedsrichter oder Mediator zurate ziehen, der die strittigen Aspekte objektiv beleuchtet und aus höherer Warte beurteilt. Unter diesen Umständen besteht gute Aussicht, die Meinungsverschiedenheiten so gründlich auszuräumen, dass keine Ressentiments zurückbeiben.
Vielleicht brauchen wir aber auch gar keine Unterstützung von außen, sondern können die Sache mit uns selbst austragen. Seelische Konfliktstoffe gehören in die Obhut unseres inneren Meisters, des großen Mannes. Er wird eine Entscheidung treffen, die unserer Gesamtpersönlichkeit gerecht wird und deshalb auch von allen streitenden Anteilen anerkannt wird.
Du spürst, dass eine ruhige, vertrauenswürdige Stimme in dir zu einem Urteil gekommen ist. So wird eine Einigung möglich, die den Weg für eine Wiederannäherung ebnet.
Tiefendynamik
Manchmal sind wir zwischen zwei Alternativen gefangen, die beide vernünftig scheinen und doch beide in die Irre führen. Wir könnten uns etwa fragen, ob wir besser kämpfen oder klein beigeben sollen. Dabei liegt die Lösung an einer ganz anderen Stelle, die aber nur von höherer Warte erkannt werden kann. Damit ist der Moment gekommen, um unseren Konflikt an den Kosmos zu übergeben und den Blick völlig davon abzuwenden. Solange wir uns noch damit aufhalten, zu argumentieren und zu rechten, können wir nicht verstehen, was das Orakel uns sagen will. Streit macht uns blind für Antworten, die seinen Rahmen überschreiten!
Wandellinie 6
Wenn einem etwa auch ein Ledergürtel verliehen wird,
am Ende eines Morgens wird er ihm dreimal entrissen.
Ewig hadern
Hier könnten wir das Streiten zu weit treiben! Der Linientext entwirft das Bild einer (inneren) Person, die anmaßend ihre Macht demonstriert, während sie sich zugleich gegen neue Erfahrungen sperrt und damit den Kontakt zur Wahrheit verliert. Eigentlich geht es ihr schon lange nicht mehr um die Sache, sondern nur noch darum, Recht zu bekommen. Die Streiterei soll ihrem Status Geltung verschaffen. Im Grunde steht der ganze Aufstand in keinem Verhältnis zum Ergebnis. Doch da dieser Sturkopf das nicht einsehen will, rückt er keinen Zentimeter von seinem Standpunkt ab. Er zieht den Streit bis zum bitteren Ende durch - und triumphiert auch schließlich über seinen Kontrahenten... Allerdings hinterlässt diese Art von Selbstbehauptung einen üblen Nachgeschmack, weil sie auf hässliche und unfaire Mittel zurückgeht, auf verbales Machtgebaren, Überrumpelung oder emotionale Erpressung. Solche Siege bringen weder Frieden noch Freude, sondern lösen nur eine Kette von weiteren Zwistigkeiten, Racheakten und Ressentiments aus. Selbst die erste Genugtuung währt nur kurz: Was wir durch Gewalt erringen, wird uns durch Gewalt wieder entrissen. Wir werden immer neu herausgefordert, so dass ein aufreibender Streit ohne Ende herauskommt.
Du hast dich in der wesentlichen Frage durchgesetzt – und wirst trotzdem nichts davon haben. Ein Erfolg beweist ja noch lange nicht, dass du auch im Recht bist. Sei ehrlich: Hast du den Konflikt bereinigt oder hast du ihn letztlich verschärft? Spür nach und lass dir von deinen tiefen Gefühlen den Weg weisen. Eigentlich bist du des Kämpfens doch so müde. Was du brauchst, sind Klarheit und Einsicht, um Sieg und Niederlage geht es gar