Genauso ist es im Leben, wenn sich kommende Ereignisse abzeichnen. Wir spüren zwar schon, dass etwas in der Luft liegt, aber konkrete Anhaltspunkte sind noch nicht zu erkennen. In diesem Augenblick dürfen wir keinesfalls eigenmächtig und vorschnell eingreifen. Es besteht ja kein Grund, uns zu ängstigen. Wir können uns darauf verlassen, dass es immer genau zur rechten Stunde und in der richtigen Weise regnen wird, so wie es dem natürlichen Rhythmus und Plan der Dinge entspricht. Statt uns zu sorgen, können wir vertrauensvoll, entspannt und heiter das Leben genießen. Jetzt ist Zeit, Leib und Seele zu stärken und uns etwas Gutes zu tun, um Kraft und Ruhe für den entscheidenden Moment zu sammeln. Jedes negative, zweiflerische Herumgrübeln würde uns nur schwächen. Denn so oder so kommt das Schicksal von allein auf uns zu, und dann heißt es, bereit zu sein. Wir müssen uns wohl oder übel damit aussöhnen, dass es nicht in unserer Macht liegt, die Dinge zu steuern. Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Entscheidung des Himmels (den Regen) hinzunehmen, die zu ihrer Zeit kommen wird. Furchtlos abwarten zu können beweist eine ganz besondere Form der Weisheit.
In gelassener Erwartung
Das Warten.
Wenn du wahrhaftig bist, so hast du Licht und Gelingen.
Beharrlichkeit bringt Heil.
Fördernd ist es, das große Wasser zu durchqueren.
Jede schicksalsschwangere Situation erzeugt einen qualvollen Konflikt: Einerseits möchten wir vorwärts und die unerträgliche Spannung hinter uns lassen, andererseits müssen wir uns doch noch gedulden. Wir sehen, wie am Horizont Herausforderungen aufziehen, ohne dass wir aber eine unmittelbare Kontrolle über die Entwicklung der Dinge hätten. Erfolg wird hier zur Frage des rechten Zeitpunkts - und der ist von oben bestimmt und lässt sich nicht beschleunigen. Diesen entscheidenden Moment müssen wir in aller Gelassenheit abwarten. Wer zornig gegen seine Machtlosigkeit rebelliert, schadet sich nur selbst. Voreilige Wagnisse beschwören nämlich langwierige Probleme herauf, die vermeidbar sind, wenn wir nur auf unsere warnende innere Stimme hören.
In dieser Phase tatenlosen Wartens dürfen wir weder aufgeben noch uns verkrampfen. Es spielt jetzt eine große Rolle, wie wir die Situation deuten und welche Geschichten wir uns darüber erzählen. Denn wenn wir uns künftige Katastrophen und Tragödien ausdenken, schaffen wir ein Klima der Angst und schwächen uns damit selbst. Angesichts dessen, dass wir mit jedem Gedanken, jedem Wort und jeder Handlung unsere Realität erschaffen, wird klar, dass Schwarzmalen der beste Weg ist, um eine Spirale des Leidens zu erzeugen. Auf diese Weise kann sich die Zeit des Wartens zu einer heftigen Lebenskrise auswachsen.
Dabei könnte alles so leicht sein. Es gibt gerade nichts Wichtiges in der Außenwelt zu tun. Wir dürfen und sollen das Leben feiern, Spaß haben und es uns gut gehen lassen. Um diese Phase erfolgreich zu meistern, müssen wir gut für uns selbst sorgen. Beständigkeit, Anpassungsfähigkeit und positives Denken sind jetzt die Stichworte. Unsere zentralen Aufgaben lauten schlicht: im Hier und Jetzt ankommen und zuversichtlich darauf vertrauen, dass wir geführt werden. Wir müssen nichts entscheiden, wir können nichts versäumen, allein der Lauf der Zeit macht nun den Fortschritt aus. Die Stunde des Handelns wird schon noch kommen – später! Momentan machen wir sozusagen eine schöpferische Pause - da ist nämlich noch etwas unreif, das erst genährt werden muss. Wenn wir diesen Prozess nicht stören, kann er sich konstruktiv entfalten, bis sich schließlich von selbst zeigt, wie die aktuelle Lektion zu bewältigen ist. Damit ist die aktuelle Wartezeit also keine quälende oder lästige Notwendigkeit, sie ist vielmehr der Schlüssel zu einer inneren Entwicklung, die uns mit der geistigen Welt verbindet. Denn Warten heißt wohl, dass wir uns zurückhalten, nicht aber, dass wir unsere Vorhaben aufgeben. Warten ist kein leeres Hoffen. Es hat die innere Zuversicht, dass sich unser Schicksal erfüllen wird.
Zwischenzeit
Dieses Zeichen erscheint oft, wenn wir uns an einer wichtigen Weggabelung des Lebens befinden und uns verzagt fragen, welche Richtung wir einschlagen sollen. Ohne uns dessen bewusst zu sein, warten wir auf göttliche Hilfe. Und tatsächlich werden wir das wegweisende Licht anziehen, wenn unser Wunsch, den richtigen Weg zu finden, nur ehrlich ist.
Man kann natürlich auch mit der falschen Einstellung warten – das tun etwa jene Menschen, die viel zu lange in einer destruktiven, ungerechten Situation ausharren. Manche von ihnen fühlen sich dabei sogar noch als Held. Ihr Wahn redet ihnen ein, wenn sie nur alle nötigen Härten aushielten, würden sie ihr Wunschziel schon erreichen. Tatsächlich aber verpassen sie vor lauter Dulden und Harren ihr Leben. Die Überzeugung, dass passives Warten an sich eine Lösung sein könne, blockiert nämlich eine effektive Unterstützung des Kosmos. Wer so denkt, hat in Wahrheit nur Angst, den nächsten Schritt zu tun. Er misstraut dem Leben und fürchtet, jeder Schritt ins Unbekannte sei gefährlich. Konstruktives Warten geht immer mit Vertrauen und Selbstliebe einher.
Wandellinie 1
Warten auf dem Anger.
Fördernd ist es im Dauernden zu bleiben.
Kein Makel.
Ungewisse Vorahnungen
Was auch immer da auf uns zukommt, noch liegt es in weiter Ferne. Die Umstände sind zurzeit unkompliziert, wir fühlen uns stark und handlungsfähig - alles ist eigentlich wie immer. Dennoch ahnen wir vage, dass sich eine nicht abschätzbare dunkle Wolke nähert. Wenn wir uns jetzt auf Fantasien einlassen, könnte uns das sinnlos verunsichern. Wir wissen ja noch gar nichts, und es wäre sehr unklug, gegen etwas anzugehen, was nicht zu greifen ist. Die bessere Option lautet, entspannt und in voller Bewegungsfreiheit abzuwarten. Wir dürfen unseren alltäglichen Rhythmus solange beibehalten, bis zur gegebenen Zeit dann Größeres ansteht.
Mach dich nicht verrückt, auch wenn etwas Ungewisses in der Luft liegt - noch musst du dich damit nicht befassen. Jedes voreilige Eingreifen vergeudet Kraft, die später noch gebraucht wird. Was jetzt geschieht, hat seine eigene unberechenbare Dynamik. Wenn du aber wartest und aufmerksam den Lauf der Dinge studierst, kommst du in Kontakt mit deiner Intuition und deinen natürlichen Instinkten – und das gibt dir Sicherheit von innen.
Tiefendynamik
In diesem Moment befinden wir uns an einem Scheideweg, der uns mehrere Richtungen anbietet. Aus Angst, die falsche Wahl zu treffen, verkrampfen wir uns. Dabei ist es im Grunde völlig gleichgültig, wofür wir uns entscheiden, solange wir nur aufrichtig sind. Die Frage nach dem „richtigen“ oder vorteilhaften Weg ist eine typische Ego-Frage. Nur das Ego hat den Wunsch, die Zukunft zu kontrollieren, nur das Ego befürchtet ständig, wir könnten einen Fehler machen. Wir sollten wir uns besser nach der richtigen Haltung fragen, um im Einklang mit dem Kosmos zu bleiben. Darüber hinaus sollen und dürfen wir unbesorgt weiterleben, das ist sogar die Voraussetzung dafür, dass sich der Weg klar zeigen kann.
Wenn wir jetzt unserem inneren Dialog lauschen, kann manches klarer werden. Unsere unheilsamen Einstellungen offenbaren sich in destruktiven Kommentaren wie: Was glaubst du, wer du bist? / Du bist verrückt, niemand hat das je so gemacht / Eines Tages wirst du es bereuen / Du musst vorsorgen, sonst wächst dir alles über den Kopf …
Wandellinie 2
Warten auf dem Sand.
Es gibt ein wenig Gerede. Das Ende bringt Heil.
Erste Spannungen
In diesem Bild warten wir am Strand, an der Grenze zum großen Wasser. Noch ruhen wir in uns, unverkrampft, aber entschlossen. Doch allmählich wird es ungemütlich - so als würden wir von einer ans Ufer schwappenden Welle nassgespritzt. Wir sind durchaus willens, größere Herausforderungen anzunehmen – eine Entscheidung, die zwar stressanfällig, aber dennoch positiv zu bewerten ist. In unserem (inneren) Umfeld erregt unsere unpopuläre Risikobereitschaft dagegen Missgunst und Unverständnis. Es wird geredet - Klatsch, abschätzige Kommentare, Kritik, Zweifel, Schuldzuweisungen...