Wandellinie 1
Zögern und Hemmung.
Fördernd ist es, beharrlich zu bleiben.
Fördernd ist es, Gehilfen einzusetzen.
In Ruhe Hilfe suchen
An diesem untersten Platz setzt sich der Geburtsimpuls durch und die Wehen beginnen. Trotz aller Unsicherheit setzen wir uns couragiert und optimistisch in Bewegung. Wir spüren, dass vor uns eine riskante, aber lebendige Unternehmung liegt. Doch kaum haben wir uns aufgemacht, stoßen wir schon an Grenzen, die wir nicht im Sturm nehmen können: das Wie und Wann der erwarteten „Niederkunft“ liegt ja nicht in unserer Regie, und es wäre fatal, „die Geburt gewaltsam einleiten“ zu wollen. Jetzt tut Zurückhaltung Not, bis sich das Chaos von selbst lichtet. Während dieser Phase unfreiwilligen Wartens dürfen wir weder den Mut sinken, noch uns ablenken lassen – im Gegenteil, wir müssen unser Ziel fest im Auge behalten.
Auch wenn wir in unserem Elan gebremst werden, hat doch alles seine Ordnung. Der aktuelle Widerstand zwingt uns ganz einfach, die Dinge mit Bedacht anzugehen. Wenn wir sie neu überdenken, kommen wir zu hilfreichen Einsichten in die tieferen Ursachen unserer Problematik. Die Erfahrungen der Vergangenheit lehren uns ja, wie wichtig ein solides Fundament ist.
Mach dir nicht zu viele Sorgen, denn der Weg ist offen, wenn du nur die richtige Unterstützung findest. Dabei lohnt sich der Blick auf unentwickelte Potenziale bei dir und anderen. Wenn du jetzt deinen Vorwärtsdrang zügelst und ohne Arroganz auf andere zugehst, kannst du wirklich hilfreiche Mitmenschen (oder innere Anteile) für dich gewinnen.
Tiefendynamik
In einer Anfangssituation meinen wir oft, dass wir unbedingt handeln müssten, weil wir gelernt haben, Nicht-Handeln mit Schwäche gleichzusetzen. Doch solange es uns noch an Klarheit fehlt, ist Abwarten und Geschehen-lassen die weitaus klügere Option. Wenn wir aufmerksam nach innen lauschen, können wir das irreführende Credo „Hilf dir selbst, sonst hilft dir niemand!“ identifizieren. Doch wer meint, alles durch Überlegung und Anstrengung erreichen zu müssen (und zu können), bürdet sich eine Last auf, die ihn mit der Zeit erdrücken wird.
Wandellinie 2
Schwierigkeiten türmen sich: Pferd und Wagen trennen sich.
Nicht Räuber er ist, will freien zur Frist.
Das Mädchen ist keusch, verspricht sich nicht.
Zehn Jahre, dann verspricht sie sich.
Sich auch in schweren Zeiten treu bleiben
Derzeit fühlen wir uns schon ausgebremst kaum dass wir etwas begonnen haben. Wir stehen in den Startlöchern und kommen nicht voran. Wir wissen, wo wir hinwollen, aber die Umstände spielen nicht mit. Wenn solche unkontrollierbaren Kräfte am Werk sind, neigen wir schnell dazu, zu verzweifeln oder zu resignieren, obwohl dazu gar kein Grund besteht.
Inmitten dieser unbefriedigenden Situation ergibt sich jetzt eine hilfreiche Wendung, die uns aber sehr irritiert. Obwohl das Angebot tatsächlich keine Falle ist, spüren wir intuitiv, dass die Einladung nicht von der richtigen Seite kommt und nicht der geeignete Weg ist, um unsere Probleme zu beheben. Von daher sollten wir erst einmal Abstand nehmen im Vertrauen darauf, dass früher oder später schon noch der rechte Moment kommt und wir finden, was wirklich zu uns passt. Darin steckt eine wichtige Lektion: Wenn uns in einer schwierigen Phase unerwartet eine Erleichterung winkt, zu der uns aber die echte Beziehung fehlt, sollten wir uns zurückhalten. Nehmen wir die Unterstützung nämlich an, gehen wir damit eine Verpflichtung ein, die unsere Handlungsfreiheit andernorts schmerzlich beschneidet.
Warte im Moment ab und versuche nichts zu erzwingen. Lass dich keinesfalls in eine Bindung drängen, bevor du dazu wirklich bereit bist. Du magst zwar in einer schwachen Position sein, doch du hast immer noch ein Vetorecht und die Macht, durch bewusste Unterlassung und Verweigerung eine gewisse Kontrolle auszuüben. Statt dich Fantasien hinzugeben, solltest du lieber versuchen, die Hintergründe dieser komplizierten Situation zu durchschauen. Übe dich also in Geduld und vertrau auf die langfristige Entwicklung.
Tiefendynamik
In Zeiten von Anfangsschwierigkeiten läuft das Ego zu Hochform auf. Immer wieder macht es uns glauben, wir wären völlig unfähig, oder aber wir wüssten die Lösung. Diese vermeintlichen Lösungen bestehen regelmäßig darin, dass wir die Dinge äußerlich forcieren oder reparieren sollen. Doch ohne Ausrichtung auf das Ganze kann das nur misslingen. Eine andere Lieblingsmasche des Ego ist die „Geschäftemacherei“. Wir verkennen dabei, dass, wann immer wir einen Handel eingehen, oder es auch nur erwägen, wir unser wahres Selbst verraten. Da versprechen wir anderen unsere Loyalität, um im Gegenzug bestimmte Vorteile zu erhalten, gehen damit aber Verpflichtungen ein, die genau das ausschließen, was wirklich Not täte. Wie es aussieht, stecken wir gerade in den Fängen so einer entwürdigenden Situation und müssen dringend umdenken. Hier einige typische Gedankengänge, mit denen wir uns selbst betrügen: Man muss Kompromisse machen, wenn man etwas erreichen will / Den „richtigen“ Partner gibt es sowieso nicht / Man darf sich auf nichts verlassen / Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach / Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul…
Wandellinie 3
Wer den Hirsch jagt ohne Führer,
der verirrt sich nur im Wald.
Der Edle versteht die Zeichen der Zeit und steht lieber ab.
Weitermachen bringt Beschämung.
Führungslos herumirren
Der selbstbewusste Anfänger, mit dem wir es hier zu tun haben, möchte auf eigene Faust in einem fremden Wald jagen gehen. Da er sich der Situation durchaus gewachsen fühlt, meint er, keine Hilfe zu brauchen - und das, obwohl er sich gar nicht auskennt und keinerlei Erfahrung hat. So ist es vorhersehbar, dass er bald die Orientierung verlieren und sich verirren wird - eine peinliche Situation, die er sich ersparen könnte.
In dieser Übergangssituation stehen wir unmittelbar davor, unsere Blockaden zu überwinden. Trotzdem sind wir in Gefahr, uns im Dschungel der Schwierigkeiten zu verlaufen. Wir jagen Dingen nach, ohne wirklich zu wissen, was wir tun, da wir die besondere Sprache der Umstände (noch) nicht verstehen. Unter der Oberfläche fühlen wir uns vielleicht schwach und isoliert, oder auch rastlos und unbeherrscht. Unsere Gefühle sind jedenfalls derzeit keine gute Orientierungshilfe, da wir unsere unbewussten wahren Beweggründe nicht kennen. Trotz allem möchten wir unbedingt voran (und damit insgeheim vor uns selbst weglaufen). Nur, wenn uns der Ehrgeiz in eine voreilige Handlung treibt, ohne dass wir eine solide Basis und ein höheres Ziel hätten, führt das direkt in eine demütigende Niederlage.
nHalt inne bei dem, was du tust, und überdenke die Situation neu. Momentan fehlt dir sowohl der Überblick wie auch die innere Führung. Deshalb solltest du nicht eigenmächtig handeln, sondern lieber Abstand nehmen und das Ganze lassen. Es ist heilsamer, auf einen Wunsch zu verzichten, als sich selbst bloßzustellen, indem man versucht, ihn zu erzwingen.
Tiefendynamik
Diese Linie warnt uns vor der materialistischen Sichtweise, die Natur und den Kosmos als Mechanismus zu betrachten, den wir nur zu manipulieren brauchen, damit herauskommt, was wir wollen. Das Leben kann uns sehr schnell klar machen, wie beschränkt unser Gesichtsfeld ist.
Wandellinie 4