Lausige Zeiten. Elke Bulenda. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elke Bulenda
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737516662
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ratterte leise, während er versuchte, Simons Kurs zu folgen. Es wirkte, als hätte der kleine Roboter viel Spaß dabei, falls ein Roboter so etwas empfinden konnte. Wenn Simon mit Hand und Fuß redete, ahmte der Roboter diese Gesten nach. Diesem kleinen Roboter folgte wiederum Edward Mullen, das kleine Stinktier. Für Ambrosius bot dies gleich ein dreifach amüsantes Schauspiel.

      »Wie stellst du dir das eigentlich vor? Einfach den Wappler abklemmen? Weißt du was mit Cornelius passiert, wenn ich das mache?«, fragte Simon aufgebracht.

      Ambrosius musste nicht lange darüber nachdenken: »Er wird gegrillt?«

      »Ja, in der Tat, er wird gegrillt! Meinst du, ich will Cornelius noch zusätzlich auf dem Gewissen haben?«

      »Simon, du solltest dir nicht die Schuld an Ragnors Verschwinden geben!«, redete Ambrosius beruhigend auf den jungen, blonden Mann ein. Simon wirkte in letzter Zeit ohnehin so, als wäre er mit den Nerven zu Fuß. Für junge Väter ist es schwer, sich damit abzufinden, bei ihrer Gemahlin nicht mehr die erste Geige zu spielen. Und Durchschlafen war ebenfalls nicht mehr drin. Simons Tochter, Nevia-Navi, besaß offenbar jetzt schon den wachen Geist ihres Erzeugers.

      »Du hast gut reden!«, fauchte Simon zurück. Doch als er sah, wie Ambrosius einen Schritt zurückwich, bemerkte er, dass er sich eindeutig im Tonfall vergriffen hatte. »Entschuldigung, du kannst wirklich nichts dafür. Mir ist das Temperament durchgegangen.«

      »Kein Problem, Simon. Du trägst keine Schuld daran, dass jetzt dieses Chaos herrscht. Als du Ragnor von der Zusatzfunktion des Teleporters erzähltest, war seine Welt noch völlig in Ordnung, da lebte Amanda noch«, erklärte der Magus geduldig.

      »Ach, hinterher ist man ja immer so viel schlauer! Mich kränkt, wie er nur so schamlos mein Vertrauen missbrauchen konnte! Dabei dachte ich, wir wären gute Freunde. Schließlich fackelte er nicht lange, als Diemal und ich von diesem Dämonen, diesem Baal bedroht wurden, der uns beinahe verspeiste. Deshalb bin ich auch so aufgebracht! Ich hätte es ihm überhaupt niemals sagen dürfen! Wegen mir stecken nun Molly und Esther ebenfalls in Schwierigkeiten. Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, dass der Wappler Esther wieder dorthin transportiert, wo sie sich zu diesem Zeitpunkt befand. Nicht nur einen Fehler kann ich mir anlasten, sondern zwei. Zwei sind zwei zu viel! Ein weiterer Fauxpas soll nicht auf mein Konto gehen. Zumindest hat Ragnor mir gezeigt, wie ungenügend die Sicherheitsvorkehrungen für diesen Raum waren.«

      »In der Tat entging mir nicht, dass du eine Zusatzkamera vor der Tür installieren ließt. Dazu das neue Tastenfeld mit Iris- und Handabdruck-Scanner«, nickte der Magus. »Aber mal unter uns: Glaubst du nicht, Ragnor ließe sich davon abbringen, dich niederzuschlagen und anschließend unter den Arm zu klemmen? Deine Hand auf den Scanner zu batschen und dir das Auge aufzureißen?«, grinste er.

      »Mir ist jetzt wirklich nicht nach Scherzen zu Mute. Wir müssen uns eine konkrete Lösung überlegen, wie wir Cornelius unbeschadet in die Vergangenheit transportieren, ohne aus ihm ein Grillhähnchen zu machen.«

      »Wieso lassen wir den Wappler nicht abgeklemmt und kleiden Connie unterdessen in einen Astronauten- oder Asbestanzug?«, warf Ambrosius ein.

      »Weil wir damit ein Paradox auslösen könnten! Damals gab es weder Astronautenanzüge, noch das Material Asbest. Das wird sich unweigerlich rächen. Vergiss nicht, wir dürfen den Zeitfluss nicht stören! Er ist ein empfindliches Konstrukt! Stell dir vor, wir schicken Connie in die Vergangenheit und müssen kurz darauf feststellen, dass es einen Astronautenanzug in einem Museum gibt, der 600 Jahre alt ist!«, lief Simon auf und ab, gefolgt von dem kleinen Roboter und dem Stinktier. Simon nahm während des Laufens die Hände hinter den Rücken - und der kleine Roboter ahmte diese Geste nach. Edward klemmte sich stattdessen seinen Schweif zwischen die Beine.

      »Jetzt wo du es sagst, ist das einleuchtend. Simon? Was ist das eigentlich für ein kleiner, possierlicher Bursche, der dich die ganze Zeit über verfolgt?«, fragte Pistillum, getrieben von Neugierde.

      »Das ist doch dein Stinktier... Ach, du meinst den kleinen Kerl hier? Er ist gerade dabei, den Lernmodus zu beenden. Er wurde darauf programmiert, die menschliche Gestik sowohl zu deuten, als auch zu kopieren. Meine Mitarbeiter beschweren sich ständig, sie müssten zu viele Überstunden machen. Selbst die Kobolde weigern sich, länger zu bleiben. Da habe ich mir eben einen Mitarbeiter gebaut, der nicht klagt. Er heißt Robot-Nick, witzig, oder?«, grinste Simon.

      »Robotnik? Ist er denn ein Pole?«

      »Nein polnisch ist er nicht, obwohl Robotnik das polnische Wort für Arbeiter ist. Er ist aber genauso fleißig. Polen sind eindeutig die besseren Arbeiter. Schuften zwölf Stunden am Stück und wenn sie müde sind, stecken sie einfach den Finger in die Steckdose, dann sind sie wieder fit und arbeiten weitere zwölf Stunden... Bei ihm sollte es genauso sein. Und wenn seine Akkus leer sind, wird er wieder aufgeladen. Ich sollte ihn rot-weiß lackieren lassen, dann haben wir einen Running-Gag«, nickte Simon.

      Gerade in dieser sich entspannenden Lage, klingelte Ambrosius Handy. Sein Rufton war nicht ohne. Eine Stimme erklang, die rief: »Meister! Telefon!«

      »Oh, das ist Cornelius, ich muss da ran!«, nahm er das Gespräch an. »Hallo, Cornelius. Was? Du bringst einen Besucher mit? Geht in Ordnung, ich sage den Sicherheitskräften Bescheid. Nichtsdestotrotz musst du deinen Gast nach Betreten der Räumlichkeiten, sofort die Schweigeklausel unterschreiben lassen. Ja, aber es ist nun mal Vorschrift. Gut, dann bis nachher«, beendete Ambrosius das Telefonat.

      Er nickte Simon zu: »Cornelius trifft in etwa einer halben Stunde ein. Er bringt Besuch mit!«

      Als wäre dies das passende Stichwort, ertönte ein Signalton. Simon ging zum Monitor. »Apropos Besuch, das ist Delia mit der Kleinen!«

      Wenig später fuhr Delia mit einem futuristisch anmutenden Kinderwagen in den Raum; einer Mischung aus Segway und Buggy. Delia sah ein wenig zerzaust aus, als wäre sie in eine schlimme Windböe geraten. Atemlos stieg sie vom Trittbrett. Zuerst nickte sie Ambrosius freundlich zu, der wiederum zurück grüßte und der kleinen Nevia zuzwinkerte. Das Baby lächelte ihn an, gluckste und wackelte mit den Füßen. Delia ging mit Simon ins Gericht.

      »Schatz, du musst dir noch einmal die Hundeabwehrschutzvorrichtung ansehen!«

      »Funktioniert sie denn nicht?«, fragte Simon erstaunt. »Wenn ein Hund die Sicherheitsdistanz überschreitet, müsste eigentlich der Wasserstrahl gezielt treffen.«

      »Schon, aber das tut er auch bei allen anderen Passanten, du solltest das noch einmal überprüfen! Mir ist es schon unangenehm einkaufen zu gehen! Scheinbar stört der Kinderwagen die empfindliche Elektronik. Jedenfalls, wenn ich an der Supermarktkasse stehe, will mir die Verkäuferin immer mehr Wechselgeld zurückgeben, als ich bezahlte. Außerdem habe ich unterwegs mit dem Kinderwagen ein Mofa überholt... Ein frisiertes. Mich beunruhigt ein wenig, dass das Tacho bis 160 Km/h ausgelegt ist. Nevia gefällt das, aber ich fühle mich wie Ben Hur beim Wagenrennen«, bemerkte Delia peinlich berührt.

      »Aber das GPS funktioniert doch, oder?«, fragte Simon.

      »Ja, schon, aber ist das normal, dass auf dem Display ab und zu Teddybären, Luftballons und Mobiles erscheinen?«

      Simon fragte sich, warum alles, was er für seine kleine Tochter baute, unweigerlich in einem Super-GAU endete. Jedes Mal kam er sich wie ein Volltrottel vor, und nicht etwa wie der Leiter der Technischen Abteilung. Er sah sich die Hundeabwehrschutzvorrichtung etwas genauer an. Sofort traf ihn ein Wasserstrahl mitten ins Gesicht. Nevia jauchzte beglückt, klatschte in die Händchen und lachte.

      »Ja, mein Schatz, das gefällt dir wohl, was? Jetzt ist Papa ganz nass!«

      Er wandte sich an seinen kleinen Robotergehilfen: »Robot-Nick? Bring mir den 10er!«, gab er sich trotz allem Unbill professionell.

      Robby fuhr los, gefolgt von Edward, dem Stinktier, der noch immer reges Interesse am Roboter zeigte. Weniger dagegen am Kinderwagen, nachdem er sah, was dieser alles konnte.

      Erwartungsvoll streckte Simon die Hand aus, um den Schraubenschlüssel zu empfangen. Doch sollte er tief enttäuscht werden.

      »Robot-Nick! Was soll denn