Vampire essen keine Pasta. Elke Bulenda. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elke Bulenda
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737581219
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zu tun, nicht damit, die Mumie könne zu dir sprechen!«, klugscheißerte das kleine, rote Teufelchen. Es stemmte provokativ die Hände in die Hüften. »Was sagt sie denn zu dir?«, fragte es eher ungläubig.

      »Sie ist ein Er und hat schrecklichen Durst!«, antwortete Agnir leicht verwirrt, schaute nochmals in den Glaskasten und nickte. »Ja, genau. Er hat schlimmen Durst.«

      »Ich habe aber nichts zu trinken dabei. Und Hundekuchen hilft da auch nicht weiter. Ach, was hältst du von dem Hund, den ich draußen kennenlernte?«, fragte Ructus, noch immer tief von dessen Größe und Erscheinung beeindruckt.

      »Was soll ich davon halten, ist halt ein Hund! Kannst du nicht für mich den Deckel öffnen, damit ich der Mumie etwas zu trinken geben kann?«

      Ructus überlegte kurz. »Bist du verrückt? Wir bekommen einen Scheiß-Ärger mit deinem Alten! Und ich weiß wovon ich spreche! Ich habe gesehen, wie er meinen vorherigen Arbeitgeber zu Hackfleisch verarbeitete!«

      »Na und, so was wird er wohl kaum mit uns veranstalten, oder? Hilfst du mir jetzt, oder nicht?«, wurde Agnir langsam ungeduldig. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Erwachsenen merkten, dass sie ihnen nicht gefolgt waren.

      »Okay!«, entschloss sich Ructus. »Aber du wirst mir helfen, deinen Alten zu überreden, dass wir den großen Hund mitnehmen dürfen, ja?«

      »Alter! Von mir aus!«, verdrehte Agnir genervt die Augen. »Jetzt mach hinne!«, drängte er Ructus.

      Routiniert steckte Ructus die Spitze seiner Klaue ins Schloss und drehte. Mit einem leisen Klicken wurde der Deckel freigegeben. Nach links und rechts sehend, hob Agnir ihn an.

      Ructus meldete sich wieder zu Wort. »Was willst du ihm jetzt zu trinken geben?«

      »Hm, ich dachte da an mein Blut. Kann ja nicht schaden. Mein Vater meinte, Blut sei Leben. Vielleicht stillt ein Tropfen meines Blutes seinen schlimmen Durst? Also, wenn ich Durst habe, trinke ich logischerweise auch Blut!«, gab Agnir neunmalklug zu Gehör.

      »Na, wenn das mal nicht nach hinten losgeht!«, befürchtete Ructus.

      »Quatsch! Sei nicht immer so ein Schisser!«, lachte Agnir. Er biss in seinen Finger und ließ ein wenig Blut in den Mund der Mumie tröpfeln. Nichts passierte. »Siehst du? Ich glaube sein Durst ist nicht mehr ganz so schlimm und aufgestanden ist er auch nicht!«

      »Um eine Mumie zu erwecken, muss man aus dem Buch der Toten zitieren. In vielen Grabstätten stehen die dementsprechenden Sprüche an den Wänden. Z. B. ›Erhebe dich König, nimm deinen Kopf, umfasse deine Knochen, sammle die Erde von deinem Fleisch, empfange dein Brot, das nicht schimmeln, dein Bier, das nie sauer werden kann. Mögest du an die Türflügel treten, die die Untertanen abwehren. Möge dir die Erde öffnen, auf dass du ausgehst und eingehst mit Re, indem du frei schreitest wie die Herren der Ewigkeit. Möge dein Ba leben, deine Gefäße gedeihen, dein Gesicht offen sein aus den Wegen der Finsternis.‹ Was guckst du denn so?«, grinste Ructus. »Er kann ja nicht auferstehen, denn ihm fehlt das Gehirn, außerdem, wer sagt denn, dass diese Mumie ein König ist?«, fragte Ructus, nachdem Agnir ein wenig ängstlich guckte. »Sag jetzt nicht, du hast Bammel, dass er aufersteht und dein Gehirn fressen will!«

      »Nee, das machen doch nur Zombies, oder?«, fragte Agnir leicht verunsichert.

      Plötzlich meldete sich eine heisere Stimme mit seltsamen Dialekt zu Wort: »Wenn ihr mich tut fragen; ich glauben, das Gehirn wird immer bewertet über! Jeder wissen, dass der wahre Sitz der Seele, liegt im Herzen verborgen.«

      Ructus und Agnir sahen sich verwundert an und schreien lauthals: »Waaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhh!«

      Ructius knallte den Glasdeckel zu, der auf dem Schädel der Mumie landete. »Setz dich auf den Deckel! Setz dich auf den Deckel! Na los!«, befahl der rote Teufel.

      »Und was machst du?«, fragte Agnir, der geistesgegenwärtig auf den Glasdeckel kletterte.

      »Ich? Ich werde jetzt das einzig Vernünftige tun: Flüchten!«

      »Verdammt Ructus, ich kann ihn nicht allein mit meinem Gewicht dort drin einsperren!«, meinte Agnir panisch und rutschte sogleich vom Glas, nachdem der Winkel zu steil zum Sitzen wurde. So ergriff auch er, Hals über Kopf die Flucht...

      ***

      »Durch Mala warst du so nahe am Lord wie noch nie. Und wir wussten, dass du es niemals aufgeben würdest, ihm abermals nach dem Leben zu trachten, selbst als der erste Attentatsversuch scheiterte und du fast den eigenen Kopf verloren hättest. Und als die Kinder erst einmal da waren, wusste ich, dass du dadurch noch an Einfluss hinzu gewinnen würdest. Doch um nicht unvorbereitet überrumpelt zu werden, mussten wir sozusagen einen Wachposten bei dir einschleusen«, erzählte er.

      »Dyna«, sagten wir gleichzeitig.

      »Ja, sie war diejenige, die mich frühzeitig warnen sollte, wenn dein Attentat an Lord Seraphim von Erfolg gekrönt sein würde«, erläuterte er weiter. »Denn dann käme es zu einer Vergeltungsaktion, seitens der Ritter.«

      Einen Einwand hatte ich noch. »Warum nur dich warnen, und nicht alle anderen?«, war meine berechtigte Frage.

      »Es mussten dringend Reformen her. Also war es die beste Möglichkeit, nur Wenige von uns durchkommen zu lassen. Die breite Masse hätte niemals anerkannt, das wir Frieden mit den Menschen schließen müssen. Und so war es besser, offiziell zu sterben, um dadurch den Cleveren und Jungen das Ruder in die Hand zu geben. Und du hast ja gesehen, Cornelius hat alles richtig gemacht!«, endete er seine Erzählung. Und in mir kochte die Wut hoch.

      »Du hast mich dazu benutzt, durch meine Tat einen Genozid an deinen Söhnen und Töchtern auszuführen? Das ist so krank! Tu so etwas nie wieder, mich als Waffe für deine perversen Pläne zu benutzen! Moment mal, wo sind eigentlich die Kinder?«, fragte ich verwirrt.

      Leider nahm unser Disput ein rasches Ende, denn zuerst ertönte ein Schrei bzw. zwei Schreie im Duett - und dann hörten wir die raschen Schritte der Kinder. Die Jungs sahen wie erschreckte Katzen aus, jedenfalls Agnir, dem förmlich die Haare zu Berge standen.

      »Was habt ihr denn jetzt schon wieder angestellt? Und lügt mich nicht an, ich sehe es euch an den Nasenspitzen an!«, machte ich ihnen die Situation klar.

      »Äh, nichts!«, leugnete mein Sohn.

      »Nichts? Das glaube ich nicht. Und Ructus, was hast du ausgefressen?«, stellte ich ihn zur Rede.

      »Natürlich habe ich auch nichts Schlimmes getan!«, blockte der kleine Teufel ab.

      »Na wenn das so ist! Dann sehe ich eben selbst nach, ihr Spitznasen!«, machte ich mich auf den Weg.

      Agnir bat ängstlich: »Nein, bitte Papa, geh da nicht rein!«

      Kurz darauf zersplitterte Glas...

      *

      Wir sollten das Leben verlassen wie ein Bankett: weder durstig, noch betrunken.

      (Aristoteles)

      Da das Glas erst splitterte, als die beiden Jungen längst wieder bei mir waren, konnte ich ihnen das leider nicht mehr ankreiden. Dieser Anblick, der sich mir allerdings vor Ort bot, nicht mal in meinem schlimmsten Albtraum hätte ich so etwas erwartet. Nur, was machte dieser schrumplige Kerl, gehüllt in Harz getränkten Binden dort am Schaukasten? Überall um ihn herum lagen Glasscherben. Er griff sich kleine Behältnisse mit Tierköpfen heraus und öffnete diese. Stopfte er sich etwa davon irgendetwas in den Brustkorb? Oder kippte er sich einen hinter die Binde? (Gemerkt? Das war ein Wortwitz!)

      Inzwischen war auch Malfurion zu uns gestoßen, der interessiert zusah, was der Vertrocknete mit den Alabastergefäßen anstellte. Allerdings musste er seine Aufmerksamkeit teilen, weil der Nachtwächter mit erschrockener Miene hereingelaufen kam. Das Splittern des Glases hatte ihn aus seiner Trance gerissen. Malfurion klinkte sich in sein Hirn: »Es ist nichts geschehen! Gehe wieder auf deinen Platz. Alles ist gut!«

      »Ja, alles ist gut!«, sagte der Nachtwächter wie ein Roboter, ging zurück zu seinem lauschigen