Vampire essen keine Pasta. Elke Bulenda. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elke Bulenda
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737581219
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      »Ja, wir haben die Schnitzeljagd erfolgreich beendet und die Artefakte zu Salomons Ring gebracht, wo sie für andere unzugänglich verwahrt werden«, beruhigte ich ihn.

      Mein Schöpfer nickte zufrieden. »Gut, denn so mächtige Artefakte sollten vor dem Zugriff finsterer Mächte geschützt werden. Hm, ich denke, Gungnir musste aus bestimmten Gründen von der Bildfläche verschwinden«, mutmaßte Malfurion. »Mir kam da so eine Geschichte zu Ohren, er hätte jemanden kaltblütig ermordet.«

      »Ja leider steckt er ebenfalls in schlimmen Schwierigkeiten. Aber ich weiß, dass er in eine Falle gelockt wurde. Und an seinen Tod glaube ich ohnehin nicht. Gungnir stirbt nicht so schnell. Um ihn richtig totzukriegen, muss man hinterher noch ein paar Mal mit dem Hammer draufschlagen und ihm den Kopf abtrennen. Er ist mit allen Wassern gewaschen«, verkündete ich stolz. »Äh, nochmals zum Thema. Was soll das heißen, du würdest bei mir wohnen?«, hakte ich erneut nach.

      »Sei nicht so ungehalten, das kann dir Edwin van Weyden besser erklären«, tätschelte Malfurion meine Wange, dabei wusste er ganz genau, wie sehr ich so etwas verabscheue.

      Angewidert warf ich einen Blick auf seine Hand. Er besaß statt fünf Fingern, nur noch drei mutierte Klauen, genauso wie Godfrey. Ein Zeichen dafür, dass er schon seit sehr langer Zeit kein Mensch mehr war und viele Metamorphosen durchlebt hatte. Angeblich zählte Malfurion bereits damals schon, als er uns wandelte, über tausend Jahre. Und seitdem sind inzwischen abermals mehr als tausend Jahre vergangen.

      Mit einem schalkhaften Blick aus gelben Augen, sah er mich an. Und ich plotzte daraufhin wieder auf die Couch, als mir bewusst wurde, was er gerade eben zu mir sagte. »Was? Verdammt... Edwin van Weyden? Was denn? Der lebt auch noch? Da frage ich mich doch, wieso mir jeder Arsch von Vampir, so schwere Vorwürfe macht, wenn wegen mir eigentlich überhaupt niemand umgekommen ist!«

      Statt mir eine Antwort darauf zu geben, sah Malfurion zur Tür, die itzo in diesem Moment, vom besagten Edwin van Weyden geöffnet wurde. Jessas, auch er hatte sich kaum verändert. Das ist wohl das Schicksal aller Vampire: Die Welt um uns herum verändert sich rasant, wir jedoch, bleiben immer die gleichen (vorausgesetzt, dass niemand zwischendurch einen Metamorphose-Schlaf einlegt und sich statt mit fünf, nur noch mit drei Fingern begnügt).

      … Edwin besaß von jeher die Ausstrahlung eines kränklichen Buchhalters. Blass, schmalbrüstig und ein wenig verhuscht, trotz seiner aristokratischen Züge. Die Hakennase, die in seinem Gesicht prangte, verlieh ihm ein raubvogelartiges Aussehen, was sein stechender Blick weitgehend unterstricht. Und er trug wie immer seine Aktentasche herum, als wäre sie sein eigener Sarg. Und Edwins Kleidungsstil schien ebenfalls nach wie vor nichtssagend zu sein. Dunkler Anzug, weißes Hemd, - fehlte nur ein Umhang mit rotem Futter und so eine alberne Ordenskette. Wenn er sich etwas Bequemes anzieht, ist es garantiert das Gleiche wie jetzt, lediglich in einem anderen Farbton, oder er greift zum Leichenhemd...

      Freudig kam Edwin auf mich zu und streckte die Hand aus, die er schnell wieder sinken ließ, weil er wusste, welches Unbehagen es mir bereitet, jemandem die Hand zu geben.

      »Ragnor, wer hätte das gedacht?«, grinste er wie ein Honigkuchenpferd, setzte sich zu Malfurion auf die Couch, und zog seinen Aktenkoffer auf den Schoß. Geräuschvoll ließ er die Schlösser aufschnappen.

      »Äh, was wird das jetzt? Willst du mir weismachen, ich hätte im Lotto gewonnen, oder was?«, ätzte ich rüber. »Eine Glücksfee stelle ich mir wesentlich attraktiver vor. Vor allem fülliger, obenherum.«

      Alles in mir schrie, ich solle unverzüglich die Couch unter ihren Hintern in Brand setzen.

      »Lotto? Ha, ha, ha, ha«, lachte er. »Ja, könnte man so sagen. Niemand kann genau wissen, wie es um dich steht, aber ich kann mich sehr wohl daran erinnern, dass ich damals dein Bankier, und in dieser Funktion, für deine Geldgeschäfte zuständig war. Wohl an, die schlechte Nachricht zuerst«, eröffnete er die geschäftliche Besprechung.

      ...Herrjemine, er fing gleich mit der schlechten Nachricht an? Was kam danach? Die noch schlechtere?...

      »Ja?«, fragte ich blöde.

      »Leider hat der Verkauf deines Hauses am Fluss, nicht den erwarteten Kaufpreis eingebracht«, enthüllte er mir.

      »Äh...«, meldete ich mich zu Wort, »Moment mal ...ich hätte nicht erwartet, dieses Haus überhaupt verkaufen zu können. Eher dachte ich daran, wir wären kurzerhand von der Obrigkeit wegen Hochverrats enteignet worden.«

      »Jahahaha!«, stieß Edwin den Zeigefinger in die Luft. »Aber wir waren clever, verkauften es an ein paar Zwerge, die ganz scharf auf das umliegende, fruchtbare Weideland waren. Wegen der Kühe, verstehst du? Wir datierten den Kaufvertrag ein paar Wochen zurück, und so konnte ich für das Haus noch einen einigermaßen akzeptablen Preis erzielen, in Anbetracht dessen, dass die Zwerge harte Verhandlungspartner - und obendrein geizig sind«, erklärte van Weyden.

      »Ja, was soll ich sagen? Toll! Nur was habe ich davon?«, knarzte ich genervt.

      »Wir, das heißt, dein Schöpfer und ich, legten dein Geld gewinnbringend für dich an. Ach ja, zusammen mit dem Verkauf deiner anderen Immobilien und dem Silber, das du monatlich von König Hogarth bezogen hast. Vergiss nicht, du warst damals schon sehr reich. Als du von ihm zum Ritter geschlagen wurdest, verzichtetest du auf Güter im Osten und entschiedst dich stattdessen für eine monatliche Zuwendung in Form von Silber. Wir haben für dich und deine Familie interveniert, und für deine Erben weiterhin, den ihnen zustehenden Betrag erhalten. Ich brauchte Jahre, um herauszufinden, wo sich deine Frau Mala herumtrieb. Als ich sie endlich fand, wollte sie nichts von deinem Eigentum haben. Sie meinte, eure Ehe wurde annulliert und sie sei nun lediglich deine Ex-Frau. Stattdessen schlug sie vor, ich solle dein Vermögen an deine leiblichen Kinder verteilen. Da Gungnir und Wally bereits früher ihren Erbteil erhalten hatten, blieben nur noch Mara und Jule übrig. Jule konnte ich letztendlich im Norden ausfindig machen, aber sie wollte, dass ich ihren Teil, genauso wie den von Mara, investiere. Später war Mara nicht mehr aufzufinden, es hieß, sie sei mit ihrer Mutter in die Dämonendimension gegangen. Tja, was soll ich sagen? Sechshundert Jahre sind eine lange Zeit, um aus einem ansehnlichen Vermögen, ein noch größeres zu machen. Wir investierten in Gold, Diamanten, Aktien und natürlich spekulierten wir auf dem Immobilienmarkt, in überwiegend krisensicheren Gegenden. Und da dein Schöpfer durch Seraphims Tod sein Heim, und den Großteil seines Hab und Guts verlor, sah er sich berechtigt, deinen Nachlass zu verwalten. Noch Fragen?«, musterte er mich über seine Habichtsnase hinweg.

      Das musste ich erst einmal ein wenig sacken lassen. Selbstredend machte ich öfter Witze darüber, welcher Reichtum mir entgangen sein musste, weil ich sechshundert Jahre keine Zinsen kassieren konnte. Aber jetzt damit konfrontiert zu werden, fand ich regelrecht erschreckend. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich fand mich damit ab, mein Vermögen verloren zu haben. Deshalb war es für mich so, als hätte mir van Weyden wirklich einen Lottogewinn verkündet.

      »Okay, ich wollte sowieso spätestens in neun Jahren bei Salomons Ring in den Sack hauen und mich in den Un-Ruhestand verabschieden«, überlegte ich laut.

      … Aus gutem Grund wollte ich das. Vor noch gar nicht allzu langer Zeit, stand eine gewisse Molly Flannigan vor meiner Tür und wollte von mir zur Vampirin gewandelt werden. Da sie aber noch reichlich grün hinter den Ohren war, vertröstete ich sie auf später und in meinem grenzenlosen Leichtsinn schwor ich bei Odin, dass ich sie nicht eher als in zehn Jahren wandeln würde. Tja, Schwur ist Schwur. Um diesen Umstand zu umgehen, wollte ich mich vor Ablauf der zehn Jahresfrist klammheimlich aus der Affäre ziehen, indem ich mich stikum verkrümeln wollte. Ja, ich weiß, das ist ziemlich unfair. Aber mal ehrlich: Bis ans Ende meiner Tage, wollte ich nicht von Molly Flannigan genervt werden, denn sie hat - ich mag es selbst kaum glauben - ein Faible für mich. Okay, ich schiebe mit dem Mädchen gern mal eine flotte Nummer, aber als untote Lebensabschnittsgefährtin ist sie für mich gänzlich ungeeignet. Wenn wir nicht gemeinsam im Bett liegen, liegen wir uns gegenseitig in den Haaren. Keine gute Prognose für eine sorgenfreie Zukunft...

      »Ich weiß, ich bin nicht gerade dafür bekannt, ein Altruist zu sein. Dafür bin ich aber ein waschechter Wikinger, der ehrlich teilt. Nicht ich habe das Geld all