Scheidungskind Samantha. Bine Thunder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Bine Thunder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754134818
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schauen … , wohin wussten wir zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht?

      ***

      Wenn Polen verloren ist, dann hilft den überlieferten Weisheiten nach, nur noch das Beten, aber bei uns Atheisten war der Glaube schon lange verpufft, die Moral quasi im Eimer, die Stimmung im Keller, wir redeten kaum noch mit einander, lebten wie Bruder und Schwester. Ich nahm eines Tages all meine Gefühle zusammen und schrieb meiner Frau einen langen emotionalen Brief. Ich wollte mir nicht das Ende unserer Ehe eingestehen, unser Kind sollte weiterhin bei ihren Eltern glücklich aufwachsen …

      Ich wusste nicht wie meine Frau auf meinen Hilfeschrei reagieren würde, denn es herrschte schon sehr lange ein Stillstand unserer Gefühle und das bedeutete nichts Gutes.

      Eines Abends fand ich einen Brief von meiner Frau auf dem Kopfkissen in meinem Bett, sie wählte den selben Weg, ihre Gefühle und ihre Emotionen mir darzulegen …

      Nach diesem Briefwechsel, der wahrscheinlich doch ein guter Weg war, so durften wir Beide wieder etwas Mut und vielleicht auch Hoffnung schöpfen, das Kind war zwar in den Brunnen gefallen, aber es konnte noch gerettet werden. Was uns am Meisten belastete waren die hohen Rückzahlungsraten von unserem Traumhaus, das langsam zum „Albtraum-Haus“ wurde. Nun mussten wir wesentlich kleinere Brötchen backen, auch wenn es uns schwer fiel. Wir beschlossen einen Hausverkauf in Erwägung zu ziehen, unsere beiden Golfplatz-Aktien mit lebenslangen Spielrecht hatten wir bereits verhökert um die letzte Grundstücksrate damit zu tilgen. Die Schulden waren nun getilgt, aber die Spielberechtigung war auch ausgelaufen, ich sah diesen Umstand nicht so verbissen, denn unter diesen Umständen, hatte ich sowieso keinen Spaß am Golfspiel …

      Unsere Wohnadresse war immer noch ganz exklusiv der Golfplatz, aber dies war das Einzige was uns davon übrig blieb. Das einst so geliebte Golfspiel hatte seinen Reiz verloren, Golf ist eine mentale Kopfsache und diesen Kopf hatten wir schon sehr lange mit anderen wichtigen Existenzfragen überbelegt. Außerdem fehlte uns nun das nötige Kleingeld, aber eines Tages, und da war ich mir damals schon ganz sicher, würde ich wieder Golf spielen, mit einer Leidenschaft, die keine Leiden schafft …

      V

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      D ie Jahreszeiten kamen und gingen wie seit Millionen von Jahren, das begonnene Frühjahr ging Hand in Hand in den Sommer über und ehe wir uns versahen, es war September geworden.

      Ende des Monats stand mein fünfzigster Geburtstag an. In meinen früheren Planungen hatte ich mir diesen Ehrentag schon als etwas Besonderes vorgestellt, es war nun alles Makulatur, denn es war Ebbe in unserer Kasse und ich sah auch keinen Grund, auch nur eine kleine Feier zu begehen. Ursprünglich hatte ich eine Feier mit meinen Bekannten, Freunden und Geschwistern geplant, dazu ein kleines Golfturnier veranstalten, aber es kam leider ganz anders. Die Kasse war leer und ich konnte zwar Sprünge wie ein Känguru unternehmen, aber nur mit leeren Beutel?

      Es wurde nichts mit meinem Traum zum Fünfzigsten …

      Eine meiner Schwestern bekam davon Wind, dass ich nicht feiern konnte oder wollte, denn Beides traf zu und diese Schwester lud uns Drei, zu sich nach Rügen an der Ostsee ein, wo sie mit ihrem Partner ein Hotel, recht erfolgreich führte. Wir erhielten einen günstigen Preis und zur Überraschung ein kostenloses Galadiner. Wir verbrachten ein paar sorglose Tage in teils stürmischer, aber auch sonniger Ostseeluft. Es war ein gelungenes Geburtstagsfest in einem ganz kleinen, feinen Rahmen und in Gedanken dachte ich bereits an eine verschobene Feier zu meinen Sechzigsten, aber das war dann schon wieder „der Schnee von Gestern …“

      Die größte Überraschung, wieder einmal im negativen Sinne, kam von meiner „sozial angehauchten“ Ehefrau, sie hatte ohne mein Wissen, naja sonst wäre es keine Überraschung gewesen, ihre schmarotzerische Busenfreundin samt Kind eingeladen, natürlich auf unsere Kosten und in das von uns bewohnte Appartement im Hotel, „Super mein Freund, was willst Du mehr …?“

      Irgendwie hatte ich damals schon das komische Gefühl, diese Frau kann es schon nicht mehr anders …

      … so ist es mit „Murphys-Gesetz“ und für das fünfte Rad am Wagen war für die restlichen Tage ausreichend gesorgt.

      Das was ich nicht leiden konnte, trat nun unverzüglich wieder ein, alle Tätigkeiten und Unternehmungen abzustimmen, ob man wollte oder nicht? Diese Ostsee-Tage gingen ohne größere Aufregungen vorbei und wir fuhren, getrennt von ihrer Freundin, nach Hause. Das Faxgerät und der Briefkasten quoll über mit Glückwünschen und gut gemeinten Ratschlägen, ein großes „Notfall-Paket“ meiner Lieblingsschwester erinnert mich Heute noch an deren Übermut.

      Mein Handwerks-Betrieb versprach keine goldenen Eier, aber die Aufträge plätscherten so dahin und ich musste mir Gedanken machen, wo ich über die nahende, kalte Jahreszeit produzieren konnte. Unsere Doppelgarage war dazu nicht geeignet und das Haus wollten wir bekanntlich verkaufen. Bei der Bank waren wir auch schon mit unseren Raten im Rückstand und schon unangenehm aufgefallen, Mahnungen flatterten ins Haus.

      Ich machte mich auf die Suche nach einer geeigneten Bleibe, mir schien ein geräumiger Bauernhof mit guter Substanz und ausbaufähigen Räumlichkeiten, als das Idealbild meiner Vorstellungen. Die Neuen Bundesländer verfügten zwar über diese Verkaufs-Objekte in Hülle und Fülle, aber die meisten Angebote waren schon sehr marode und zum Teil verfallende Ruinen, die schon zu „Honys-Zeiten“ von besseren Besitzern bewirtschaftet worden waren.

      Meine Frau wollte „Ihr“ Haus auch nicht weiter behalten, sie hatte bereits den Gedanken gefasst, getrennt mit ihrer Busenfreundin, als allein erziehende Mädels-WG zu leben. Aber eine solch enge Beziehung oder Nähe wollte ihre Freundin auch wieder nicht, sie hatte wahrscheinlich von den an den Tag gelegten Launen, während ihrer Untermieterzeit bei uns, noch die „Schnauze“ voll.

      Vorerst blieb alles beim Alten, Waffenstillstand und Abwarten, Veränderungen waren angesagt …

      ***

      Im Herbst trat ein neues „Familien-Mitglied“ in unseren Dunstkreis, meine Frau brauchte wieder einmal einen neuen Kostenfaktor in unserem beengten, finanzschwachen Haushalt. Ohne Absprache und ohne Ankündigung, wie es bei ihr schon üblich gewesen war, kam „Peppels“ in unser Leben, es war ein süßer kleiner Hundewelpe, eine Mischung aus Colly und Schäferhund, rabenschwarz und ein „Mädchen“. Das „Hallo“ war richtig groß, Samantha war begeistert und in diesem Alter schon so richtig tierliebend und den Namen hatte sie unserem Hunde-Mädchen gegeben.

      Ich hatte generell nichts gegen Hunde, den ich war immer mit einem Hund aufgewachsen. Bei meiner Familie durften Hunde stets in der Familie alt werden und hatten bis zu ihrem Ende auch ihr Gnadenbrot bekommen, bei der Sprunghaftigkeit meiner Ehefrau war ich mir jedoch nicht sicher, ob Peppels auch so ein glückliches Los gezogen hatte.

      Die Hundedame wurde von meiner Frau erstanden, es war eine der letzten (schwer verkäuflichen) weiblichen Welpen, die ihre Großstadt-Freunde, Hände ringend los werden wollten und für so einen sozialen Abnehmer mit dem gleichnamigen Syndrom, musste meine Frau herhalten. Der Sonder-Preis von einhundertfünfzig Euro, für eine „Stiegengeländer-Rasse“ war sicherlich im freundschaftlichen Bereich?

      Von nun an war Peppels unser Haus- und Hofhund, Papa machte sich daran eine wärmegedämmte Hundehütte in Luxus-Ausführung mit Teppichboden zu bauen, diese wurde Wind und Regen geschützt, in einer Ecke der Terrasse aufgestellt, denn Peppels Platz sollte zumindest außerhalb des Hauses sein?

      Wir, besser gesagt Papa, war der Meinung, dass so ein großer Hund, wie Peppels zum Winter geworden war, nicht ins Haus gehörte. Aber wie so vieles in diesen turbulenten Zeiten, wurde auch diese Vereinbarung von meiner lieben Gattin revidiert.

      Peppel, unser Hundemädchen bekam von einer Nachbarin ein ausgedientes Hunde-Körbchen und hatte von sofort an seinen Stammplatz im Vorraum des Erdgeschosses, zumindest war das Obergeschoss, nach dem Auszug unseres „Schmarotzers“, Hunde frei.

      Die Macht-Durchsetzung meiner Oberbefehlshaberin wurde hiermit unangefochten weiter in die Tat umgesetzt. So wurde doch sehr schnell klar, dass nur „Einer“ im Haus das Regiment übernehmen konnte, denn bekanntlich