Herzstolpern. Tara McKay. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tara McKay
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753192536
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Rory ist doch nicht enttäuscht von dir, oder?“, frage ich vorsichtig und nehme die letzten Putzarbeiten in Angriff.

      „Nein“, antwortet Izzy, erhebt sich vom Stuhl und rückt alles auf dem Schreibtisch gerade. Die Schale mit den Süßigkeiten holt sie von der Kommode, wo ich sie kurzfristig abgestellt hatte, um sie wieder dort zu platzieren, wo sie ursprünglich war. Jedoch nicht, ohne sich noch ein kleines rosa Rock in den Mund zu schieben. „Rory lacht mich meistens aus, wenn ich mal wieder keine Ahnung habe, aber er ist mir deswegen nicht böse. Allerdings betont er immer wieder, wie sehr er meine Unterstützung bei Geschäftsessen und Partys braucht und ich denke, es wäre eher kontraproduktiv, wenn ich mich von dem Ganzen noch mehr zurückziehe. Deswegen werde ich das tun, was du sagst und in die Welt des Golfs eintauchen. Hey, vielleicht macht mir das am Ende sogar richtig Spaß!“

      Ich lache kurz auf, es klingt etwas ungläubig. Aber als gute Freundin sollte ich mehr an Izzy glauben. Dann sehe ich mich im Zimmer um, das mittlerweile sehr wohnlich aussieht, sogar für einen Teenager.

      „Gute Arbeit, Mrs. McKenzie“, lobe ich Izzy.

      „Das kann ich nur zurückgeben. Auch wenn ich dich dringend darum bitte, dieses Mädchen nicht hier einziehen zu lassen. Ich denke, jetzt haben wir uns eine Stärkung nach getaner Arbeit verdient.“

      „Ich könnte uns schnell etwas kochen.“

      Große Lust habe ich keine. Ich fühle mich nach der ganzen Putzerei ziemlich erschöpft. Manchmal habe ich das Gefühl, dass mir meine Angst auch jegliche Energie geraubt hat, selbst kleine körperliche Aufgaben sind mir schon zu viel.

      „Du willst dich doch nicht jetzt hinstellen und zu kochen anfangen!? Ich dachte eher, wir gehen einen Happen im Dalriada essen, das ist doch nicht weit.“

      „Auf gar keinen Fall!“, protestiere ich sofort, mir wird heiß und kalt zugleich. „Nach dem letzten Besuch dort kann ich nicht mehr hingehen.“

      „Komm schon, ich habe dir doch eine gute Ausrede für deine Flucht besorgt und außerdem wird sicher nicht derselbe Barkeeper wieder da sein. Und du schuldest mir einen Besuch, schließlich wollte ich schon gestern auf einen Wein mit dir hingehen.“

      Ich spüre ein Flattern in meinem Brustkorb, meine Atmung beschleunigt sich kaum merklich. Am liebsten würde ich mich jetzt zuhause verkriechen, selbst Izzys Anwesenheit ist mir dann zu viel. Aber urplötzlich sehe ich Dr.Walker vor mir, spüre seine Hand auf meiner Schulter.

       Sie müssen sich dem stellen, was Sie nervös macht.

      „Na gut“, gebe ich nach. „Gehen wir.“

      Samstagmittag gibt es im Dalriada immer eine Kleinigkeit zu essen und es ist deswegen meist ziemlich voll, aber heute ist der Himmel wolkenverhangen und ab und zu öffnet er seine Schleusen für einen Platzregen, weshalb nicht viele am Strand unterwegs sind. Die Bar ist fast leer, als Izzy und ich sie betreten und wir haben so gut wie freie Wahl bei den Tischen.

      Wir entscheiden uns für einen Platz an einem riesigen Erkerfenster mit Blick auf das Meer. Ich bin nervös, das kann ich nicht leugnen. Alleine der Weg hierher war aufregend und ich habe mich mit sinnlosem Geplapper über meinen neuen Roman abgelenkt. Doch jetzt bin ich fast ein wenig stolz, dass ich hier sitze, das Blatt mit den Speisen in der Hand. Zwar verschwimmen die Buchstaben vor meinen Augen, sodass ich nichts lesen kann, aber ich bin hier.

      „Was kann ich euch bringen?“ Ein junges, kaugummikauendes Mädchen Anfang Zwanzig steht plötzlich neben unserem Tisch.

      Ich kann mir ein lautes Aufatmen nicht verkneifen. Ich hatte wirklich die Befürchtung, dass der Barkeeper von neulich da sein könnte. Was noch eine zusätzliche Herausforderung bedeutet hätte.

      „Ich nehme erstmal nur ein Wasser“, beeile ich mich zu sagen. „Wegen dem Essen schaue ich noch.“

      „Ich nehme ein Magners Birne und die Suppe des Tages“, meint Izzy schnell entschlossen.

      Suppe des Tages! Es wäre zu einfach gewesen das zu sagen, dafür muss ich nicht mal die Karte lesen können. Aber anstatt dem gelangweilt kauenden Mädchen hinterher zu rufen, dass ich das Gleiche nehme, starre ich weiter auf das Blatt in meinen Händen.

      „Zwischen was schwankst du? Vielleicht kann ich dich ja beraten.“

      „Ähm… zwischen mehreren Sachen“, lüge ich, mein Herz beginnt zu rasen.

      Wieso kann ich Izzy nicht einfach sagen, dass ich keine Ahnung habe, was da auf dem Blatt steht, denn meine Augen spielen mir einen Streich, wie sie es manchmal tun, wenn ich aufgeregt bin. Außerdem fällt es mir schwer, mich zu konzentrieren. Dr. Walker hat mir schon mehrfach versichert, dass Sehstörungen bei Panikattacken nicht außergewöhnlich sind, da man in einem Zustand permanenter Anspannung ist. Das verursacht Muskelverspannungen, gerade im Hals- und Kopfbereich. Ich hatte ja eher auf einen Tumor am Sehnerv getippt.

      Unauffällig kreise ich mit dem Kopf, schiebe den Kiefer hin und her, um die Verspannung zu lösen. Dabei habe ich das Gefühl, mich immer mehr zu verkrampfen, weil ich nicht möchte, dass Izzy Verdacht schöpft. Auch wenn sie meine beste Freundin ist, will ich sie nicht ständig mit meiner Krankheit belasten. Und als Krankheit sehe ich es, auch wenn Dr. Walker etwas anderes behauptet.

      „Ich würde das Panini mit Bacon und Brie nehmen, das ist wirklich gut.“ Eine Stimme hinter mir reißt mich aus meiner Grübelei

      Ich drehe mich ruckartig um - und da ist er. Der dunkelhaarige Barkeeper vom letzten Samstag. Er sieht immer noch unverschämt gut aus, das kann ich erkennen obwohl mein Blick verschwommen ist. Mein Herz setzt für einen unangenehmen Moment aus, als würde es kurz stolpern, dann schlägt es ganz normal weiter, wenn auch ziemlich schnell.

      „Oh, danke“, murmele ich. „Dann nehme ich das.“

      „Cait!“, ruft er der Bedienung zu. „Ein Panini mit Brie.“

      Zu meinem Entsetzen steuert er nun zielsicher auf unseren Tisch zu und lässt sich auf einen freien Stuhl neben mir sinken. Jetzt schlägt meine Herz bis zum Hals hoch und ich bin mir sicher, dass ich jeden Moment tot umfalle. Der Mensch, dem ich am Allerwenigsten begegnen wollte, sitzt nun so nah neben mir, dass ich sein Knie an meinem Oberschenkel spüren kann.

      „Hi!“, sagt er.

      „Hi“, antwortet Izzy, ich nicke nur.

      „Wie geht es dir? Dein Magen hat sich hoffentlich beruhigt“, meint er an mich gewandt.

      „Mein Magen?“, presse ich hervor. Ich bin überrascht, dass ich doch sprechen kann, wenn auch etwas rau. Aber das ist das Seltsame bei meiner Angst. Ich habe häufig das Gefühl, etwas absolut nicht tun zu können, nur um mich dann selbst eines Besseren zu belehren. „Oh… ja… Mein Magen… Ja, dem geht es mittlerweile wieder gut. Eine kleine Magenverstimmung, mehr nicht.“

      „Und ich dachte zuerst, du wärest vor dieser Horde Weiber davongerannt.“ Er verdreht die Augen.

      „Vor denen?“ Jetzt bin ich regelrecht empört, sodass ich meine ganz normale Stimme wiedergefunden habe. „Ganz sicher nicht, mir wollten sie ja nicht an die Wäsche. Das wäre dann wohl eher dein Part gewesen.“

      Er grinst und fährt sich durch das pechschwarze Haar.

      „Solche Anmachen gehören zu meinem Job, das erlebe ich öfter als du denkst.“

      „Junggesellinnenabschiede sind immer eine ziemliche laute Angelegenheit“, vermute ich.

      „Aber hallo!“, mischt sich nun Izzy in das Gespräch ein. „Schade, dass du meinen verpasst hast.“

      Ich konnte nicht hingehen, wegen… Naja, ist ja klar weswegen. Wie ich die Hochzeit überlebt habe, ist mir bis heute schleierhaft, aber ich erinnere mich, dass es einer der grauenvollsten Tage meines Lebens war und das sollte er eigentlich nicht sein, denn ich liebe Izzy und ihren Mann Rory.

      „Siehst du, deine Freundin scheint zu wissen, was ich meine.“ Der Barkeeper grinst immer noch, jetzt ein bisschen breiter. „Bei solchen