Baphomets Jünger. Julia Fromme. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Julia Fromme
Издательство: Bookwire
Серия: Dunkelwaldtrilogie
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750232730
Скачать книгу
für unsere Unternehmung besprechen wollten.“

      „Ja, das auch“, brummelte Rudger.

      „Aha“, machte Jorge nur.

      Auch Valten und Endres war der Ärger über Rudgers Geheimniskrämerei anzusehen. Inzwischen näherten sie sich der Zugbrücke. Der Torwächter kannte die Ritter unterdessen gut genug und so dauerte es nicht lange, und sie ritten in den Hof der Burg.

      Heidenreich kam ihnen entgegen. Seine Miene wirkte etwas gehetzt. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass Ihr heute nach Lichtenwalde kommt“, begann er. „Ich habe einen Gast“, fuhr er fort. „Aber vielleicht ist es eine Fügung, dass Ihr hier seid. Denn es gibt wichtige Neuigkeiten zu besprechen.“

      Ohne weitere Erklärungen ging er voran in die Halle und gebot ihnen, ihm zu folgen.

      Endres hielt seinen Freund zurück. „Also hat uns Agnes mit Absicht abgefangen?“, fragte er leise, dass Heidenreich sie nicht hören konnte. „Du wusstest davon.“

      Rudger sah seine Gefährten bedeutungsvoll an. „Sie hat mich herbestellt, weil heute irgendetwas wichtiges hier passieren soll. Aber fragt mich nicht, was.“

      „Nun, wir werden es gleich erfahren“, meinte Valten und schickte sich an, Heidenreich zu folgen.

      Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannten die Templer Hencke von Schellenberg, der mit einem Pokal Wein vor sich an der Tafel des Ritters saß. Als er die jungen Männer erblickte, erhob er sich erstaunt. Dann schaute er fragend zu Heidenreich.

      „Wie es die glückliche Fügung Gottes ist, hat er die vier Ritter heute hierhergeführt“, begann Heidenreich umständlich. Hencke hob etwas irritiert die Brauen. „Wie auch immer, ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir den Herren reinen Wein einschenken ... Ah, das ist das Stichwort“, unterbrach er seine Rede. „Frida, bringe uns Wein, gleich einen großen Krug.“

      „Was heißt das? Gibt es etwas, dass Ihr uns schon längst hättet sagen müssen?“, fragte Rudger überrascht.

      „Setzt Euch“, gebot ihm der Burgherr. „Ich glaube, es ist an der Zeit, Euch in unsere näheren Geheimnisse einzuweihen.“

      Die Magd brachte den Wein und es entstand eine Pause, bis sie wieder verschwand. Rudger spürte, dass es Hencke sichtlich unangenehm war, ihn hier anzutreffen. Irgendetwas schien er verheimlichen zu wollen. Aber Heidenreich ignorierte die Verlegenheit des Ritters.

      „Ihr wisst, dass ich dem Orden der Templer sehr positiv gegenüberstehe“, begann er. „Wir haben oft genug darüber diskutiert, wie man den betroffenen Brüdern, die sich auf der Flucht befinden, helfen kann.“ Er machte eine kurze Pause.

      Valten nutzte die Gelegenheit und ergriff das Wort. „Und was ist daran so geheimnisvoll, dass Ihr so herumdruckst? Sind wir nicht auch Templer, die vor dem Erzbischof fliehen mussten?“ Er schaute Heidenreich herausfordernd an. Die anderen Ritter murmelten zustimmend. Auch Rudger fragte sich, worauf der Alte hinauswollte. Heute war einiges eigenartig. Erst die seltsame Begegnung mit Agnes, die ihn bei seinem ersten Aufenthalt hier in Lichtenwalde nahezu dazu aufgefordert hatte, heute hierher zu kommen. Und jetzt die eigenartige Rede ihres Vaters.

      „Es gibt in Lichtenwalde ein unterirdisches Gewölbe, von dem keiner weiß“, verriet ihnen Heidenreich.

      „Gibt es so etwas nicht fast auf jeder Burg“, meinte Endres amüsiert. Wenn dies das Geheimnis war ...

      „In Ywen nicht“, sagte Rudger

      „Wundert’s dich?“, warf Hencke ein. „Wir sprachen von einer Burg.“

      „Idiot.“ Rudger verzog beleidigt das Gesicht.

      „Nun, meine Freunde“ ergriff Heidenreich wieder das Wort. „Darum geht es jetzt auch nicht. Es ist viel wichtiger, was es hier mit diesem Gewölbe auf sich hat.“

      Die Ritter aus Ywen horchten interessiert auf. Doch entging es Rudger nicht, dass Hencke vollkommen unbeeindruckt zu sein schien. Was wusste er davon? Die nächsten Worte des alten Ritters bestätigten seine Vermutung, dass der junge Schellenberger eine viel größere Rolle bei der Sache spielen musste, als es den Anschein hatte. Er gab hier vor, gemütlich mit dem Hausherrn einen Pokal zu leeren, doch mit Sicherheit führte ihn etwas anderes nach Lichtenwalde.

      „Ihr wisst, dass in der Familie der Rechenberger einige Männer dem Orden der Templer beigetreten sind. Vielleicht sind sie Euch selbst bekannt.“ Rudger und die anderen schüttelten die Köpfe. „Nun, wie auch immer. Schon seit alters her haben wir auf Lichtenwalde eine enge, freundschaftliche Beziehung zu den Rittern von Rechenberg“, fuhr Heidenreich fort. „Vor einigen Monaten kamen Wilhelm und Albert von Rechenberg nach Lichtenwalde, und mit ihnen zusammen drei Templer, die aus Paris geflohen waren.“

      Rudger und seine Freunde rissen die Augen auf. „Und das sagt Ihr uns erst jetzt“, schnauzte Rudger aufgebracht, dass der alte Ritter zusammenzuckte. „Was ist aus ihnen geworden?“, fragte er etwas ruhiger.

      „Sie waren sehr entkräftet. Doch ist es auch hier nicht ungefährlich, geflohene Templer zu verstecken, zumal sie auch noch Franzosen waren. Sie wollten weiter nach Böhmen, da sie dem Markgrafen von Meißen nicht über den Weg trauten. Durchaus berechtigt, wenn Ihr mich fragt.“

      Rudger entfuhr ein Schnauben.

      „Und? Was dann?“, drängte Endres ihn, weiterzusprechen.

      „Ich habe sie in unsere unterirdischen Gewölbe gebracht und mit Proviant versorg. Dort hielten sie sich einige Tage versteckt. Als ich nach einer Woche wieder hin bin, waren sie fort. Doch hatten sie eine Botschaft hinterlassen.“ Heidenreich lächelte.

      „Nämlich?“, fragte Rudger ungehalten.

      „Sie haben in die Schlusssteine der Decke, da wo sich die Bogen der Gewölbe treffen, zwei Symbole gehauen. Das eine zeigt das Tatzenkreuz der Templer, das andere, in dem Raum daneben, eine in Stein gehauene Eichel.“

      „Also wird jeder, der in Eure unterirdischen, und überdies noch geheimen Gewölbe kommt, sehen, dass Ihr Templer beherbergt habt. Und dass sie auch noch das passende Werkzeug für ihre Arbeit hatten.“ Die vier Ritter lachten.

      „Ein Hammer und verschiedene Eisen liegen da immer herum. Wir lagern dort hin und wieder Bier und brauchen das Werkzeug zum Verkeilen.“

      „Ah ja, Bier ...“

      Rudger sah, dass Hencke, der sich bis jetzt nicht an der Unterhaltung beteiligt hatte, vollkommen ruhig geblieben war. „Und, was hat er damit zu tun?“, fragte er, mit einem Heben des Kinns auf Hencke zeigend.

      „Es kamen später immer mehr. Und er hat sie auf seine Isenburg und von da aus nach Böhmen gebracht.“

      Sprachlos schauten Rudger und seine Gefährten den Schellenberger an, der stumm in seinen Weinpokal starrte.

      Die Ritter schwiegen. Auch Heidenreich schien nicht so recht zu wissen, was er noch sagen sollte. Als sich die Tür öffnete und Agnes hereinkam, blickte Rudger den Burgherrn verwundert an. Sie war die letzte, die er hier zu sehen erhofft hatte. Doch jetzt kam Leben in Hencke. Er stand auf und wartete, dass das Mädchen an die Tafel getreten war. Dann nahm er ihre Hand und nötigte sie mit leichtem Druck, sich neben ihn zu setzen. Rudger bemerkte, wie Agnes ganzer Körper sich verkrampfte, doch zwang sie sich zu einem Lächeln.

      „Was will Eure Tochter hier?“, fragte Valten mit barscher Stimme. Er warf Hencke einen wütenden Blick zu. Dieser Kerl schien sich an das Mädchen heranmachen zu wollen.

      „Nun, da dies meine Halle ist, kann sich meine Tochter auch in ihr aufhalten, wann immer sie will“, gab Heidenreich etwas verstimmt zurück. „Außerdem verpflegt sie unsere ‚Gäste’.“ Der Ritter legte auf das letzte Wort eine ganz besondere Betonung. „Denn in der Zwischenzeit haben wir den Aufenthalt in den Gewölben etwas behaglicher gestaltet“, fuhr er fort. „Und essen und trinken muss ja wohl ein jeder.“

      „Da Ihr ja hier bereits alles bestens im Griff zu haben scheint, was wollt Ihr dann