Baphomets Jünger. Julia Fromme. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Julia Fromme
Издательство: Bookwire
Серия: Dunkelwaldtrilogie
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750232730
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wir zu Euch gekommen, um Eure Hilfe zu erbitten, falls diese notwendig ist.“

      Der Ritter von Lichtenwalde schaute Rudger lange an. Dann erhellte ein leichtes Lächeln sein Gesicht. „Ihr seid hartnäckiger, als ich dachte“, meinte er nur. „Agnes!“, rief er nach seiner Tochter. „Geh zur Köchin und trage ihr auf, uns eine Stärkung zu bringen. Ich glaube unser Gespräch wir länger dauern“, wandte er sich wieder den vier jungen Männern mit einem verschmitzten Augenzwinkern zu.

      Schon wurden die Schatten länger, als die Ritter den Heimweg antraten. Gerade wollten sie ihre Rösser besteigen, da trat Nes aus dem Schutz der Mauer zu ihnen. Direkt vor Rudger blieb sie stehen. „Kommt in zwei Monden wieder, Herr Ritter“, sagte sie leise. „Vielleicht könnt Ihr Euch nützlich machen. Und wisst, auch mir ist das Schicksal der Templer nicht gleichgültig. Deshalb passt auf, wenn Ihr nach Hause reitet. Die Dämmerung senkt sich bald herab.“ Verschwörerisch zwinkerte sie ihm zu, dann huschte sie schnell zurück in die Halle. Rudger wusste nicht so recht, was er denken sollte, denn die Worte des Mädchens erschienen ihm recht mysteriös.

      „Was war das denn?“, fragte Endres erstaunt. „Was hat sie zu dir gesagt?“

      „Sie hat uns nur einen guten Heimritt gewünscht“, wich Rudger aus. Endres schaute ihn zweifelnd an.

      „Und warum hat sie es dann nicht laut gesagt, sondern nur mit dir heimlich geflüstert?“, fragte Valten und Ärger schwang in seiner Stimme mit.

      „Ja, das würde mich auch mal interessieren“, meldete sich Jorge ebenfalls zu Wort. „Kanntest du das Mädchen schon?“

      „Nein, natürlich nicht“, zischte Rudger. „Ist doch jetzt auch egal.“

      „Mir ist es nicht egal“, sagte Valten. „Sie ist ein hübsches Mädchen. Vielleicht lege ich die Kutte doch ab.“ Er schaute Rudger herausfordernd an.

      „Mach doch, was du willst“, schnauzte der. „Aber ich glaube kaum, dass du eine Chance bei Heidenreich hast.“

      „Aber du, was?“, höhnte Valten.

      „Mich interessiert das Mädchen nicht.“

      „Sah aber gerade ganz anders aus da drinnen. Ihr kennt euch bereits“, beharrte Valten.

      „Was willst du eigentlich?“, schrie Rudger nun. „Ich habe sie vor dem heutigen Tag noch nie gesehen. Sie hat uns nur vor der Dämmerung gewarnt. Vielleicht weiß sie von Räuberbanden, die die Gegend unsicher machen. Also halte die Augen auf, anstatt in Träumereien über ein für dich unerreichbares Mädchen zu versinken.“ Rudger gab seinem Gaul die Sporen und stob davon, dass der Staub nur so aufwirbelte. Verblüffung stand seinen Freunden ins Gesicht geschrieben.

      „Tja, mein Lieber. Du scheinst da einen wunden Punkt getroffen zu haben“, witzelte Endres. Doch Valten warf ihm nur einen wütenden Blick zu.

      Kapitel 10

       Lichtenwalde

       März 1309

      Nes und ihre jüngere Schwester Magdalin standen direkt am großen Tor des Vorwerkes. Es war ein sonniger Märztag. Die Vögel sangen bereits aus Leibeskräften und kündeten vom beginnenden Frühling. Magdalin nahm ihren weiten Mantel von den Schultern und reckte das Gesicht in die wärmenden Strahlen der Sonne.

      „Meinst du, es ist schon warm genug, um ohne Mantel zu gehen?“, fragte Agnes. „Du hast erst vor wenigen Tagen krank darniedergelegen. Fordere das Schicksal nicht heraus.“

      Doch Magdalin lachte nur. „Ich glaube nicht an das Schicksal, liebe Schwester“, sagte sie leichthin. „Es gibt immer eins das andere, immerfort. Meinst du nicht auch, dass wir das, was wir Schicksal nennen, selbst in der Hand haben?“ Mit klugem Blick aus ihren hellblauen Augen schaute sie die Ältere an.

      „Was du nur immer im Kopf hast“, meinte diese. „Die ehrwürdigen Benediktinerinnen in Geringswalde scheinen ihren Schützlingen wahrhaft seltsame Gedanken mit auf den Weg zu geben.“ Doch Magdalin lachte nur gutgelaunt. Sie war ein fröhliches Mädchen und ihr offener Charakter spiegelte sich auf ihrem hübschen, von hellblonden Locken umrahmten Gesicht wider.

      Das Mädchen war erst vor wenigen Wochen zurück in die Burg ihres Vaters gekommen. Nahezu zwei Jahre lang lebte sie im Kloster der Benediktinerinnen in Geringswalde, wohin Heidenreich sie zur Erziehung zur Novizin gegeben hatte. Doch ihre angegriffene Gesundheit veranlasste ihren Vater dazu, sie wieder nach Hause zu holen. Die Zukunft würde es weisen, ob er seine Tochter endgültig der Kirche gab. Auch Agnes hatte eine Zeit im Kloster verbracht. Doch fühlte sie sich nicht zur Nonne berufen. Ihr widerspenstiger Geist hatte die Äbtissin dazu veranlasst, sie zurück zu ihrem Vater zu schicken. Heidenreich war seiner Tochter nicht gram. Er akzeptierte den Wunsch des Mädchens und gestattete Agnes, zunächst zu Hause bei der Mutter zu bleiben, um dieser bei der Führung des großen Haushaltes zur Hand zu gehen. Immerhin hatten die Nonnen sie das Lesen und Schreiben gelehrt. Auch konnte sie ganz gut rechnen und einige Brocken Latein. Auf einem so großen Besitz, wie Lichtenwalde es war, konnte so etwas nur von Nutzen sein.

      Agnes schaute zurück zur Burg. Auf dem hohen Bergfried, der sich über die Bäume, welche die Feste umstanden, erhob, wehte eine Flagge mit dem Wappen ihrer Familie. Ihre Vorfahren hatten Lichtenwalde vor weit über einhundert Jahren im Auftrag Kaiser Friedrichs, den man auch den Rotbart nannte, zu einem gewaltigen Herrschaftssitz ausgebaut, zu dem auch etliche Dörfer gehörten. Ein warmes Gefühl überkam Agnes, als sie an ihre Großmutter, Gott habe sie selig, dachte. Als sie noch ein kleines Mädchen war, hatte ihr die alte Frau oft von den Heldentaten ihrer Ahnen erzählt und Stolz auf ihre Familie regte sich in ihrer Brust.

      „Agnes!“ Die Stimme ihrer Schwester riss sie aus ihren Tagträumereien. „Schau, da vorn. Es nähern sich Reiter. Meinst du nicht, es wäre klüger, zurück in die Burg zu gehen, oder wenigstens hinein ins Vorwerk zu Meister Fercho? Wer weiß schon, was diese fremden Männer hier wollen?“ Magdalin blickte ihre Schwester etwas ängstlich an.

      Agnes sah in die angezeigte Richtung. Vier Reiter hielten in vollem Galopp auf das Tor zum Vorwerk zu. Doch die junge Frau schien nicht im Mindesten beunruhigt. „Das sind Rudger und seine Freunde“, meinte sie. Auf den Tag genau zwei Monate nach seinem ersten Besuch auf Lichtenwalde, dachte Nes bei sich.

      „Rudger!“ Magdalin klatschte in die Hände. „Lerne ich diesen großartigen Ritter, von dem du die ganze Zeit schwärmst, auch endlich einmal kennen?“

      Agnes stemmte die Hände in die Hüften. „Untersteh dich!“, rief sie erbost. „Ich habe niemals von Rudger geschwärmt. Er ist nur ein sehr tapferer Mann.“

      „Woher willst du das wissen?“, fragte Magdalin und der Schalk sprach aus ihrer Stimme.

      „Nun“, begann ihre Schwester zu stammeln. „Er ist ein Templer.“ Triumphierend sah sie Magdalin an.

      „Dann müssten also jetzt gleich vier dieser Prachtexemplare hier erscheinen“, zog sie die jüngere weiter auf. „Vielleicht sollte ich sie mir einmal genauer anschauen.“

      „Es war wohl doch keine so gute Idee, dich mit hierher zu nehmen“, meinte Agnes.

      Inzwischen hatten sich Rudger und seine Freunde dem Vorwerk genähert. „Gott zum Gruße, edle Jungfer“, grüßte der Ritter die junge Frau.

      Agnes runzelte die Stirn. Wie förmlich Rudger sie ansprach. Fast hätte sie aus lauter Verwirrung gar nicht bemerkt, dass er weiterredete.

      „Ich nehme an, das ist Eure Schwester“, stellte er fest. „Auch Euch unseren freundlichen Gruß.“ Er verbeugte sich leicht, seine Freunde taten es ihm lachend nach.

      „Ihr seht, ich habe nicht vergessen, dass Ihr uns auf den heutigen Tag hierherbestellt habt. Nun verratet uns, was der Grund unseres Besuches sein wird“, sagte Rudger, noch immer mit einem leisen Lächeln in der Stimme. Nach seinem ersten Besuch auf Lichtenwalde im Winter war er noch zwei weitere Male mit Valten hier gewesen. Heidenreich hatte