Baphomets Jünger. Julia Fromme. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Julia Fromme
Издательство: Bookwire
Серия: Dunkelwaldtrilogie
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750232730
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gefragt.

      Der junge Ritter hatte bei jedem seiner Besuche einige Worte mit dem Mädchen gewechselt. Sie fragte ihn nach den Ereignissen, die der Zerschlagung des Ordens gefolgt waren und bereitwillig berichtete er ihr davon. Die Klugheit und Stärke, mit der sie ihren Worten Nachdruck verlieh, beeindruckten ihn. Aber auf seine Frage, warum er in genau zwei Monden wiederkommen sollte, gab sie nur ausweichende Antworten, tat so, als habe sie es nur dahingesagt. Doch Rudger nahm sich vor, genau an diesem Tag hier zu erscheinen.

      Agnes straffte die Schultern. Dann fing sie den überraschten Blick ihrer Schwester auf, die dazu anhob, etwas zu sagen. Doch ließ Nes sie gar nicht erst zu Wort kommen.

      „Und ja“, raunte sie Magdalin angriffslustig zu. „Ich brauchte eine Anstandsdame.“ Sie reckte herausfordernd das Kinn. „Ich kann mich ja schlecht allein mit dem Ritter von Ywen treffen.“

      „Ach, und da meintest du, wenn ich mitkomme, können es ihrer gleich vier sein.“

      Agnes schaute etwas verlegen drein. „Ich dachte, er kommt allein. Ich habe ihn herbestellt“, raunte sie ihrer Schwester zu.

      Diese schüttelte fassungslos den Kopf und wandte sich zu den Männern um. „Nun, ihr Herren Ritter“, meinte sie etwas herablassend. „Ich glaube, meine Schwester und ich gehen jetzt. Mit Sicherheit wolltet Ihr auch zu unserem Vater. Es wäre schön, wenn er nichts davon erfahren würde, dass wir hier auf Euch getroffen sind. Als Empfangskommando sozusagen.“ Ihre Stimme hatte einen ironischen Unterton angenommen. „Komm, Agnes.“

      Magdalin war drei Jahre jünger als ihre Schwester, die in diesem Sommer neunzehn Jahre zählte. Gleich nach ihrer Geburt hatte Heidenreich mit Ulrich von Ywen eine Übereinkunft getroffen, seine Zweitgeborene später mit dessen Sohn Arnald zu verheiraten. Doch die immerwährend angegriffene Gesundheit des Mädchens ließen ihn seine Pläne ändern. Er versprach, sie der Kirche zu geben, um Gott so, was das Leben des Kindes anging, milde stimmen zu können. Seine älteste, Agnes, war einem Edelmann aus dem Geschlecht der Rechenberger versprochen gewesen. Dessen jahrelanges Siechtum hatte die Vermählung immer wieder hinausgeschoben. Als Agnes` Verlobter dann vor über zwei Jahren recht plötzlich starb, spielte Heidenreich mit dem Gedanken, seine Tochter jetzt Arnald von Ywen zur Frau zu geben. Doch hatte die junge Frau den Vater davon überzeugen können, sie selbst bei der Wahl ihres zukünftigen Mannes ein Wörtchen mitreden zu lassen. Aber mit der Zeit wurde Heidenreich ungeduldig, und er wollte seine Tochter endlich unter die Haube bringen, denn sie wurde langsam eine alte Jungfer. Er gedachte, sie vorteilhaft zu verheiraten, da ihm der erhoffte männliche Erbe noch nicht geboren war. Doch nachdem ihm Ulrich von Ywen immer wieder sein Leid über den unzuverlässigen Sohn klagte, schwankte Heidenreich, ob es eine gute Idee sei, seine Tochter so einem Nichtsnutz zu geben. Langsam erschien ihm Hencke von Schellenberg als der geeignetere Kandidat, und er meinte, bemerkt zu haben, dass auch der junge Ritter Gefallen an Nes gefunden hatte. Doch Agnes erfand immer neue Ausreden und konnte das schier Unvermeidliche hinauszögern. Ihr stand nicht der Sinn danach, den Rest ihres Lebens an irgendeinen Kerl gebunden zu sein, auch wenn es der Schellenberger war. Oder vielleicht auch einer, der mit Sicherheit alt und hässlich wäre, und der sie nur würde heiraten wollen, weil schon drei seiner Ehefrauen vor ihr im Kindbett gestorben waren.

      „Nein Magdalin“, bat Agnes ihre Schwester flüsternd. „Vater darf nichts von dem Besuch Rudgers wissen.“

      „Warum nicht? Wieso hast du ihn herbestellt?“, fragte diese erstaunt.

      „Ich wollte ihm etwas zeigen. Aber das ist nun auch egal, da er ja seine Schatten mitbringen musste.“ Finster schaute sie die Ritter an.

      „Was wolltest du ihm zeigen?“

      „Unsere unterirdischen Gewölbe.“

      „Agnes, untersteh dich!“, rief Magdalin bestürzt. „Das darfst du nicht.“

      Agnes verzog das Gesicht.

      Rudger, Endres, Jorge und Valten wurden langsam ungeduldig.

      Was tuscheln diese Weiber da bloß, dachte Valten verärgert. Wir machen uns hier zum Gespött. Doch sagte er es nicht laut, denn er wollte Agnes nicht verärgern. Noch immer hatte er die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sie ihm eines Tages ihr Herz schenken würde. Immer wieder versuchte er, mit ihr allein zu sein. Aber das Mädchen verstand es geschickt, ihm auszuweichen. Wenn er es recht betrachtete, zeigte sie überhaupt kein Interesse an ihm, was er nur schwer akzeptieren konnte. Doch schien auch Rudger an dem Mädchen nichts weiter zu finden, was Valten ein wenig beruhigte. Er hatte in seinem Gefährten schon immer auch den Konkurrenten gesehen, ganz gleich, ob es darum ging, ihrem Ordensmeister Friedrich zu gefallen, in einer Schlacht Ruhm zu ernten oder, wie jetzt, die Aufmerksamkeit eines Mädchens auf sich zu ziehen. Mit Letzterem hatte er wenig Übung, allerdings beschwichtigte ihn der Gedanke, dass es seinem Mitbruder nicht anders erging.

      „Vielleicht sollten wir zurück reiten“, schlug er vor. „Die Weibsbilder haben sich einen Spaß mit uns erlaubt.“

      „Nun, das werden wir gleich wissen“, meinte Rudger und stieg von seinem Pferd. Langsam näherte er sich den Schwestern. Magdalin gewahrte es als erste und trat ihm angriffslustig entgegen. Doch bereute sie ihre Forschheit schnell, denn der Ritter überragte sie um einiges, obwohl sie einen halben Kopf größer als ihre Schwester war.

      Rudger amüsierte sich im Innern königlich, denn es war ihm keineswegs entgangen, dass die Schwestern nicht so recht wussten, was sie mit den vier Rittern anfangen sollten. Es geziemte sich nicht für ein Fräulein von Stand, sich allein mit einem Mann zu treffen, geschweige denn gleich mit vieren.

      „Edle Fräulein“, begann er. „Wir sehen, dass es ein glücklicher Zufall war, Euch hier zu treffen. Wir sind natürlich überaus geehrt. Und Ihr habt recht. Wir wollten zu Eurem Vater. Vielleicht könnt ihr uns, da wir uns nun einmal hier begegnet sind, zu ihm geleiten.“

      Magdalin nickte, immer noch etwas unsicher, wie sie sich verhalten sollte. Doch schienen die Ritter in friedlicher Absicht gekommen zu sein.

      „Nun, Herr Ritter, Ihr werdet den Weg gewiss allein finden“, antwortete sie und wandte sich zum Gehen. Was hatte ihnen ihre Schwester da wohl bloß wieder eingebrockt? Hoffentlich hatte sie vom Vorwerk aus nur keiner beobachtet, denn sie war ja eine angehende Nonne. Ihr Vater wäre sicher sehr ungehalten über so ein ungebührliches Verhalten. Nun, und was ihre Schwester anbelangte ... Wo blieb sie überhaupt? Magdalin drehte sich um. Erschrocken sah sie, wie Agnes dicht bei Rudger stand. Sie musste zwar zugeben, dass der Mann eine Augenweide war, aber das durfte sie nicht weiter interessieren, denn sie hatte sich dazu entschieden, eine Braut Christie zu werden.

      „Wieso kommt Ihr nicht allein“, raunte Agnes Rudger mit leiser Stimme zu. „Ich wollte Euch in ein Geheimnis von Lichtenwalde einweihen. Es sollte nicht alle Welt davon erfahren.“

      „Und Ihr?“, fragte Rudger ebenso leise zurück. „Wieso habt Ihr Eure Schwester mitgebracht? Vertraut Ihr mir nicht? Immerhin bin ich ein Mann Gottes.“

      „Mir wäre schon etwas eingefallen, sie abzuschütteln“, sagte Nes.

      Rudger staunte nicht schlecht. Bis jetzt war ihm die Jungfer immer etwas spröde erschienen. Obwohl sie oft miteinander sprachen, verhielt sie sich ihm gegenüber relativ kühl. Auch wenn er sich darüber ärgerte, sagte er sich immer wieder, dass er seine Heimat sowieso bald verlassen würde, um in den Deutschen Orden einzutreten. Und als Kämpfer des Herrn stand es ihm nicht an, sich nach einer Frau zu verzehren.

      „Was ist nun?“, fragte Valten ungehalten und die Eifersucht nagte erneut in seiner Brust.

      „Jungfer Agnes wollte sich nur noch verabschieden“, antwortete Rudger und sah sie eindringlich an. Nes errötete leicht. Dann drehte sie sich abrupt um und lief ohne ein weiteres Wort ihrer Schwester nach, welche bereits ungeduldig auf sie wartete.

      „Lasst uns in die Burg reiten“, meinte Rudger.

      „Du wusstest, dass sie hier wartet, stimmt’ s?“, fragte Endres. Sein enttäuschter Blick traf den jungen Templer.

      „Nun ja, nicht so direkt“, antwortete sein Freund etwas