Baphomets Jünger. Julia Fromme. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Julia Fromme
Издательство: Bookwire
Серия: Dunkelwaldtrilogie
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750232730
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so“, herrschte ihn Rudger an. „Ich bin weder lieb, noch Euer Junge. Ich habe auf mehr Schlachtfeldern gekämpft, als alle Eure Vorfahren zusammen“, knurrte er. „Also, keine Spielchen. Was wollt Ihr wirklich?“

      Heidenreich wusste nicht, ob er belustigt oder beleidigt sein sollte. Letztendlich entschied er sich, den Ausbruch Rudgers nicht weiter ernst zu nehmen. Eigentlich war es sogar von Vorteil, wenn der Ritter sich als ein harter Mann erwies. Denn die Aufgabe, die er ihm im Namen vieler Fürsten der Mark zukommen lassen wollte, erforderte viel Mut und die Bereitschaft, gegebenenfalls sein Leben aufs Spiel zu setzen.

      „Ich weiß“, begann er versöhnlich. „Ich hätte Euch allen schon viel früher reinen Wein einschenken sollen. Doch wisst Ihr selbst, wie heikel diese Mission ist. Viele der Adligen haben Familienmitglieder, die dem Templerorden angehören. Allerdings finden sie bei Markgraf Friedrich wenig Gehör. Er hält sich raus aus allem. Der Streit um sein Erbe, das ihm auch unser jetziger König Heinrich nur zähneknirschend überlässt, hat ihn ausgelaugt.“ Er machte eine kurze Pause. „Wir wollen froh sein, dass er den Klerus nicht unterstützt. Soweit mir zu Ohren gekommen ist, lehnt er die Verfolgung der Templer durch die Justiz ab und hat auch den Bischof von Meißen dazu angehalten, sich zurückzuhalten. Zwar ist auch König Heinrich nicht an einer Verfolgung des Ordens interessiert. Doch was ist, wenn er im Gegenzug zu seiner Kaiserkrönung dem Papst verspricht, der Kirche in Meißen und Thüringen freie Hand zu gewähren?“ Heidenreich machte ein verdrießliches Gesicht.

      „Nicht zu vergessen, dass Heinrich nicht gut auf den böhmischen König zu sprechen ist“, ergriff nun auch Hencke das Wort. „Dieser hat sich seiner Meinung die böhmische Krone erschlichen. Heinrich wollte, dass sein Sohn Johann von Luxemburg den Thron erhält. Jetzt hat der Böhme alle Hände voll zu tun, seinen Königsstuhl zu verteidigen. Es sieht nicht gut aus, denn die Fürsten und die Stände sind gegen ihn. Wer weiß, wie lange er seinen Anspruch auf den Thron noch aufrechterhalten kann. Das Dumme an der Sache ist nur, dass er auf jeden Fall, schon aus Prinzip, die Templer aufnimmt und sie vor der Verfolgung durch die Kirche schützt. Was, wenn er seinen Thron verliert?“ Zweifel schwang in seiner Stimme mit.

      „Das mag ja alles sein. Auch mir ist bewusst, dass wahrscheinlich weder der König des Heiligen Römischen Reiches noch der Markgraf sich am Ende gegen den Papst stellen werden. Denn ihnen allen ist das Hemd näher als der Rock, wenn es um die Erhaltung ihrer Macht geht. Doch was hat das alles mit der Sache hier zu tun? Was hast du für ein Interesse an der Rettung unserer Brüder?“ Rudger sah Hencke herausfordernd an. Irgendwie wurmte es ihn mächtig, dass der Schellenberger so vertraut mit Agnes erschien.

      „Ganz einfach“, meinte Hencke lapidar. „Unsere Familie ist reichsfrei, das heißt, eigentlich nur dem Kaiser unterstellt. Und seit das Pleißenland wettinisch geworden ist, maßt sich Markgraf Friedrich an, sich in unsere Angelegenheiten einmischen zu wollen.“

      „Nun gut, auch ich gehöre einem reichsfreien Geschlecht an“, gab Rudger zurück. „Aber dein Vater ist zudem noch Richter des Pleißenlandes. Da dürfte es wohl schwierig sein, sich dem Wort des Markgrafen zu entziehen.“

      Die Augen des jungen Schellenberges blitzen zornig auf. „Wir lassen uns nicht vorschreiben, was wir tun. Und selbst dir dürfte es bekannt sein, dass weder der König noch der Markgraf uns unterstützt haben, als der Abt von Altzella sich einige unserer Dörfer einfach unter den Nagel gerissen hat. Sie haben sogar unsere Burg belagert!“, ereiferte er sich. „Genützt hat es ihnen allerdings wenig, denn sie haben sich die Zähne ausgebissen an unserer Feste und mussten ohne Erfolg wieder abziehen. Nur durch die Besonnenheit meines Vaters kam es damals zu einem Ausgleich. Was, glaubst du wohl, wem unsere Loyalität gilt?“

      Rudger hob beschwichtigend die Hände. „Vielleicht hast du recht, Schellenberger“, lenkte er ein. „Die Pfaffen maßen sich viel zu viel an. Ich kann verstehen, dass du kein Freund der Kirche bist. Und da ich nun einmal ein Templer bin und mit dem größten Teil der Schwarzröcke ebenfalls auf Kriegsfuß stehe, schätze ich, dass wir an einem Strang ziehen.“

      Hencke nickte. „Pass nur auf. Der Abt des Klosters Grünhain hat schon seine Finger ausgestreckt und bedrohte kürzlich den Ritter Georg von Greifenstein, dessen Sohn ebenfalls ein Templer ist. Er wollte sich den Besitz des braven Mannes einverleiben. Zum Glück konnten wir seine Kriegsknechte verjagen, als sie die Burg des Ritters zu belagern versuchten. Doch wird der Abt des Klosters wiederkommen. Aber da hat er die Rechnung ohne den Teufel gemacht.“ Hencke grinste böse.

      „Wir werden Euch brauchen, Rudger“, ergriff Heidenreich wieder das Wort. „Es werden dieser Tage erneut Mitbrüder von Euch nach Lichtenwalde kommen. Es hat sich herumgesprochen, dass ihnen hier geholfen wird, nach Böhmen zu fliehen. Die wenigsten kennen sich aus im Gebirge und benötigen erfahrene Helfer, die sie sicher nach Prag geleiten.“

      Rudger schaute seine Freunde an. In ihren Augen las er nur Zustimmung.

      „Solange ich noch hier bin, kannst du auf mich zählen“, meinte Jorge.

      „Auf mich auch. Ich werde so schnell nirgends hingehen“, meinte Endres treuherzig.

      „Valten?“

      „Ja klar. Was sollte ich auch sonst so machen. Die Möglichkeiten sind ja nicht gerade üppig. Und einem guten Kampf gehe ich nicht aus dem Weg.“

      „Hoffen wir, dass es zu keinem kommen wird“, mahnte Heidenreich. „Aber gut zu wissen, dass es erfahrene Krieger sind, die uns helfen.“

      „Was heißt, Euch helfen? Sind nicht gerade wir am ehesten in die Sache involviert? Ihr habt ein großes Herz und erkennt das Unrecht, wo es ist. Hencke hier steht mit den Pfaffen auf Kriegsfuß, für ihn Anreiz genug, uns zu helfen.“

      Als der Schellenberger protestieren wollte, hob Rudger die Hand.

      „Was? Ist doch so. Aber, wie auch immer. Eines verbindet uns, der Kampf gegen die Ungerechtigkeit. Also? Lasst uns einen Schlachtplan entwerfen.“ Die Ritter lachten befreit.

      „Agnes“, sagte Heidenreich zu seiner Tochter, die die ganze Zeit still den Reden der Männer zugehört hatte. Erst jetzt erinnerte sich Rudger wieder an ihre Gegenwart. Er war erstaunt, dass ihr Vater es dem Mädchen erlaubte, den Gesprächen der Ritter zuzuhören.

      Nes sah ihren Vater fragend an. „Hole uns noch einen Krug Wein, mein Kind. Und dann geh zu deiner Mutter und deiner Schwester. Nicht, dass die beiden noch auf die Idee kommen, sich zu uns zu gesellen.“ Er lachte. „Wir haben noch einiges zu besprechen.“

      Mit einem kurzen, wissenden Blick auf Rudger, huschte Nes zur Tür im hinteren Teil der Halle hinaus.

      Kapitel 11

       Ywen

       Juni 1309

      Das Bild, was sich Rudger bot, war fast zu schön, um real zu sein. Und wäre er sentimental veranlagt, hätte es ihn wahrscheinlich zu Tränen gerührt.

      Eigentlich war er auf dem Weg in die Kirche gewesen. Es wurde langsam Zeit, wieder einmal die Beichte abzulegen. Aber irgendwie erschien ihm das verlogen und überflüssig, denn er hatte kein schlechtes Gewissen. Jedoch verlangte es nun einmal sein Glauben. Und letztendlich war er immer noch ein Templer, auch wenn der Papst anders darüber dachte. Er war ein Mann Gottes, und das sollte auch so bleiben.

      Doch seine Mutter hatte ihn auf dem Weg zu Pater Wito abgefangen. Irgendetwas brannte ihr auf der Seele, aber wusste sie nicht so recht, wie sie ihrem Sohn begegnen sollte.

      „Was habt Ihr, Mutter?“, fragte Rudger. „Ist etwas passiert? Schickt Euch Vater?“

      „Nein, mein Sohn, es ist nichts“, erwiderte Matilda. „Ich wollte dich nur in die Halle holen, da wir uns zusammengesetzt haben, um das Johannisfest zu planen nach der anstehenden Heumahd.“ Sie lächelte etwas aufgesetzt.

      „Das Johannisfest?“ Rudger wunderte sich ein wenig, denn so etwas war eigentlich die Sache der Frauen. „Ich denke, Ihr macht das schon, es sind ja genug Mägde hier, um Euch und Heske zur Hand