Lidwicc Island College of Floral Spells. Andreas Dutter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Dutter
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783959915700
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sie mit der Sandburg, die wir gebaut hatten.

      »Wie sieht es mit dir aus? Wo wohnst du, wenn du nicht auf Lidwicc bist?«

      Ein Schlag noch und das Dach der Sandburg hatte die Form erreicht, die ich wollte.

      »Toulouse. In Frankreich.« Sand rieselte durch ihre Hand. Sie sah weg, ich kannte diesen leeren Blick. Sie verfiel in eine Art Trance, weil sie eine Erinnerung unterdrückte.

      »Blödes Thema?«

      »Nein, es ist nicht so schlimm wie …«

      »Bei mir?«

      »Das habe ich nicht gemeint, eher, ähm.«

      »Schon gut, Harmonia. Ich weiß, dass es nicht das non plus ultra ist, auf der Straße zu leben.«

      »Wie ist es dazu gekommen?« Harmonia schnappte sich mit ihrer leicht zitternden Hand ihren Pappbecher und saugte an dem pflanzlichen Strohhalm.

      »Es ist ein, hm.« Was machte ich da? Harmonias Gesellschaft mochte angenehm sein, trotzdem kannte ich sie nicht, also durfte ich nicht zu viel verraten. »Ein wenig kompliziert.«

      Harmonia tat meine Antwort mit einem Nicken ab. Die plötzlich auftretende Stille zeigte mir, dass sich unsere Annäherung ausgebremst hatte.

      »Ganz alleine?«

      Nicht er wieder. Links von uns schritt er zwischen den Bäumen hervor und betrat den Platz, als wäre er auf einem roten Teppich. Jedoch begleitete ihn jemand.

      Harmonia riss vor Schreck die halbe Sandburg um.

      »Harmonia.« Ein Mädchen mit hochgesteckten, roten Locken hatte sich bei Drakon eingehakt und richtete sich ihre dicke Eisenkette um den Hals.

      »Clio. Ganz alleine unterwegs?« Was meinte Harmonia?

      »Du kannst mich nicht mehr behandeln, als wäre ich unsichtbar.« Eigentlich ein ziemlich passender Einwand von Drakon.

      »Ganz allein, mein Bruder wollte nicht mit.« Clio war Drakons Schwester? Die beiden sahen sich nicht ähnlich. Wirkte Clio wie aus einem klischeehaften Gothic Musikvideo samt düsterem Make-up, stolperte Drakon geradewegs aus einem Gossip Girl Spin Off – er gehörte dabei zu den bösen Reichen.

      »Ha, ha, total unlustig.« Drakon löste sich von seiner Schwester und warf seinen Blazer über die Schulter.

      »Wer ist deine Freundin?« Clio schenkte mir ein knappes Lächeln.

      »Das ist Margo.« Drakon posaunte das heraus, als wäre er stolz, diese Information vor Clio erfahren zu haben.

      »Ah, du bist die, die so tut, als hätte sie keine Ahnung von ihrer Magie, damit du der Hauptcharakter in unserer kleinen Soap namens Lidwicc College bist?« Was war schlimmer? Ihre Aussage oder ihr lautes Kaugummikauen?

      »Als du mich verfolgt und angebaggert hast, klang es nicht, als wüsstest du von nichts.« Wie gern hätte ich ihm sein Grinsen aus dem Gesicht geprügelt.

      Da gab es aber auch noch diese eine selbstauferlegte Regel von mir: Nie in der ersten Woche, in der ich neu bin, jemanden verprügeln.

      Zwar musste ich zugeben, dass Harmonias geweitete Augen und der Schock in ihrem Gesicht Gold wert waren. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.

      »Ich habe dich angebaggert? Da habe ich etwas versäumt.«

      »Muss dir nicht peinlich sein.« Drakons Schulterzucken machte die Situation nicht besser. Ich kannte solche Typen wie ihn.

      Auf der Straße lauerten diese Leute mit dem Selbstbewusstsein eines Löwen, das sie sich mit einer Line ins Hirn geschossen hatten, an jeder Ecke. Auch für meine Leute musste ich eine Lanze brechen. Die meisten von ihnen waren tolle Menschen, die mir mehr Familie als reiche Adoptiveltern waren.

      »Ich habe dir nichts davon erzählt«, sagte ich und erhob mich, »weil es dich nichts angeht, du peinlicher Arsch.« Ganz dicht vor ihm legte ich meinen Zeigefinger auf sein Brustbein. »Und jetzt zieh Leine.« Mit ein wenig Nachdruck stupste ich ihn weg.

      Clios ungläubiger Blick spiegelte sich auch in dem Gesicht ihres Bruders wieder, der einen Schritt zurückging.

      »Du weißt echt nicht Bescheid, oder?« Warum glaubte Clio mir auf einmal?

      Sofort roch ich Harmonias klebriges Honig-Karamell-Parfüm, noch bevor sie neben mir stand.

      »Zufrieden? Haut ab.« Sie legte ihre Hand auf meinen Rücken, als müsste sie mich bestärken.

      »Habe ich etwas verpasst?« Jeder von den Dreien wich meinem Blick aus und ich fragte mich, warum ich erst zur anderen Seite der Insel ans Volleyballfeld wechseln musste, damit mir geglaubt wurde?

      »Du weißt nicht, wer wir sind?« Drakon richtete sich seinen Kragen und am liebsten hätte ich diesem arroganten Gesichtsausdruck das Muster meiner Faust zugefügt.

      »Genauso wenig wie ihr mich kennt.«

      »Ich bin Drakon Fenrir Olivsson und das ist meine Schwester Clio Elektra.« Er verkündete ihre Namen wie eine Oscarnominierung.

      »Okay, und was wollt ihr, dass ich mit dieser Info mache?«

      »Margo. Nicht.« Harmonias Hand an meinem Rücken zitterte.

      »Wir sind die einflussreichste Familie in der magischen Welt, die die stärksten Pflanzenbegabten hervorgebracht hat.« Clio verdrehte die Augen, als wäre ihr Drakons Gelaber selbst zu viel.

      »Hört sich an, als wärt ihr Gärtner mit einem besonders grünen Daumen.« Nach meinem Kommentar wirkte Drakon wütend und schürzte angewidert seine Oberlippe, bis er sich verwundert an seine Schwester wandte, nachdem sie losprustete.

      »Sieh mich nicht so an. Das ist echt lustig gewesen.« Clio presste ihre Lippen aufeinander, bis der schwarze Lippenstift verwischte, doch sie lachte wieder los.

      »Sie macht Witze über uns.«

      »Ach, halt den Ball flach. Du bist derjenige, der bei allen Familientreffen Jokes auf Kosten unserer Familie macht.«

      »Ich wollte euch nicht zu nahe treten, aber es nervt, dass ihr glaubt, ich mache einen auf besondere Märchenprinzessin. Der einzige Grund, warum ich noch hier bin, ist …« Daphne.

      »Das geht euch nichts an.«

      »Ganz richtig, Margo. Nur kommen wir so nicht weiter.« Callidora hüpfte aus einem Märzenbecher, als wäre es das Normalste auf der Welt, und näherte sich mir.

      Niemand erschrak und ich hüpfte nur nicht zurück, weil Harmonias Hand mich daran hinderte.

      »Komm mit mir.«

      Vielleicht hätte ich doch mit Callidora gehen und nicht Drakon zum magischen Basketballplatz folgen sollen.

      Die Tulpe wackelte auf und ab, als Drakon abermals traf.

      »Siehst’e. Hab doch gesagt, ich treffe zwanzigmal hinter-einander.« Drakon streckte die Brust raus und bedeutete der Basketballkorb-Blume mit dem Zeigefinger, ihm den Ball zurückzugeben.

      »Nicht schlecht.« Sagte ich, die kein einziges Mal getroffen hatte.

      Ich hielt mir zugute, dass ich noch zu geschockt über die Indoor-Basketballhalle war, in der statt Körben zwei gegenüber-liegende übergroße Tulpen standen.

      Was diese Magie bewirkte, begriff ich nur schwer. Träumte ich echt nicht?

      »Krass mit den Tulpen.«

      »Fosteriana.«

      »Hä?«

      Drakon schoss mir den Ball zu, den ich nur mit Mühe fing. »Das ist nicht einfach eine Tulpe, das ist eine Fosteriana-Tulpe.«

      »Schön für