Lidwicc Island College of Floral Spells. Andreas Dutter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Dutter
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783959915700
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Wie ich dieses Gefühl hasste. Meine Schleimhäute brannten und mir fiel es schwer, mich zu orientieren.

      Nach und nach beruhigte ich mich, schloss meine Augen und zwang mich, einen kühlen Kopf zu bewahren. Meine Lider öffneten sich und die schaumigen Bläschen um mich lösten sich auf.

      Dieser Kerl hatte mich ins Meer geworfen. Einfach so! Der Zorn in mir verlieh mir einen Düsenantrieb und schneller als mir lieb war, kam ich an die Oberfläche. Tiefes Einatmen wurde von einem Hustenanfall abgelöst.

      »Du hättest dein Gesicht sehen müssen.« Seine freche, strolchige Stimme ließ mich nicht los.

      »Du hast sie doch nicht mehr alle, du Arsch!«

      »Ich habe dir das Leben gerettet.«

      Leider hatte er irgendwie recht.

      »Kannst du mich hochholen?«

      »Was bist du denn für eine? Bist du eine áchristi mageía? So eine ohne Magie brauchen wir hier nicht.«

      Wieder so sinnloses Geschwafel.

      »Keine Ahnung, vielleicht? Holst du mich rauf?«

      »Was bekomme ich dafür?«

      Meine Hände ballte ich zu Fäusten und strampelte voller Wut, sodass ich bald nicht nur oben schwamm, sondern selbst hochfliegen würde.

      »Vergiss es!«

      Fünf

      Was wäre ohne die Pusteblume passiert?

      Drakon, und du bist?«

      »Margo.« Oh? Der zornige Unterton, der mitschwang? Ja, der war bewusst gewählt.

      Tat mir die Abkühlung gut?

      Ja.

      Hatte er mir das Leben gerettet?

      Ja.

      War ich trotzdem sauer, weil er mich bloßgestellt hatte?

      Ja.

      Hörte ich auf, mich wie ein Sturkopf zu benehmen?

      Nein.

      »Hey, tut mir fast leid, dass ich dich so hops genommen habe.«

      »Na fast danke.«

      Drakons Augen schmälerten sich, bis nur zwei Halbmonde übrig blieben, als er breit grinsend auf meine nassen Klamotten sah. Seine zartgrünen Augen, die so eindrucksvoll tief in meine Seele blickten, faszinierten mich.

      »Ganz ehrlich, Margo. Warum hast du dich da eben fast auf-spießen lassen?« Drakon fummelte an seinen Hosenträgern herum, die an seiner engen, dunkelblauen Chino hingen, und ließ sie mehrfach gegen das weiße Hemd schnalzen.

      Wie weit konnte ich bei ihm gehen? Sollte ich ihm die Wahrheit sagen oder mich anpassen?

      »Bin neu. Ist bisschen überwältigend.« War nicht völlig gelogen und verriet nicht zu viel.

      »Verstehe, du stammst von armen Pflanzenbegabten ab. Du hast vorher noch keinen Fuß auf die Lidwicc Insel gesetzt?«

      Pflanzenbegabten. Insel. Drakon sprach wie die Nonne über all das.

      »Was hat das mit arm sein zu tun?«

      »Wollte dir nicht zu nahe treten. Obwohl irgendwie ja schon.« Selbst wie er nach dem bescheuerten Satz seine platinblonden Haare zurückstrich, besaß einen überheblichen Touch.

      »Lass dir lieber deinen Ansatz nachfärben.«

      »Der ist gewollt dunkler.«

      »Aha.« Ich musste von dieser Insel weg. Wie war ich überhaupt hierhergekommen?

      Am liebsten wäre ich ausgerastet und im Kreis gelaufen, während ich ständig »Das darf doch nicht wahr sein«, wiederholt hätte, aber das verriete mich. Also ließ ich mich zurückfallen und spürte das Gras unter meinen Fingern, die Sonnenstrahlen auf meiner Haut, den angenehmen Wind an meiner Nasenspitze und beruhigte meinen Herzschlag.

      »Du bist ziemlich seltsam. Sonderlich nett bist du auch nicht, ich bin nämlich ein Olivsson, weißt du?«

      Nö, ich setzte mich jetzt nicht auf, da ich mir auch so vorstellte, wie er das Kinn vorreckte, die Nase noch höher trug und sanft mit dem Kopf wackelte.

      »Und ich bin ein psychischer Totalnotfall.«

      Hörte ich da ein belustigtes Schnauben?

      Selbst die Wolken über mir kamen mir merkwürdig vor. Drehte ich durch oder sahen sie alle aus wie Blüten, Blätter, Bäume oder Pilze?

      »Wenn du neu bist, was machst du dann allein so weit weg vom Schloss?«

      »Schloss?« Innerlich zuckte ich zusammen. »Ich meine, klar, das Schloss. Ich bin nur gern allein, dann kann ich meine Batterien besser aufladen.«

      Lange folgte nichts. »Spüre ich. Mach ich auch oft so.« Warum hatte er so lange für seine Antwort gebraucht?

      »Kann ich dir etwas anvertrauen, Margo?«

      »Warum mir?«

      »Du wirkst nicht wie jemand, dem man glaubt, etwas über mich zu wissen, falls du es weitertratschst.«

      Meine Lippen öffneten sich, ich beschloss jedoch, nicht zurückzuschießen. Immerhin hatte ich Schlimmeres gehört und er war ehrlich.

      »Schieß los.«

      Nachdem ich meinen Satz beendet hatte, zog etwas meinen Magen zusammen. Ich sah hinunter und entdeckte etwas, das sich wie ein Gürtel um mich schlang.

      »Das ist nicht gut.« Erst jetzt erkannte ich, dass auch Drakon von der Ranke umschlungen wurde.

      »Was –« Bevor ich nachhaken konnte, riss es mich vom Fleck weg und ich schoss hoch in die Luft.

      »Und nur so kann ich meine Freundin retten?«

      »Wen?« Calliope, die mich vorhin nun doch noch erwischt hatte, drehte sich von ihrem bunten Mosaikfenster weg und glotzte mich an. Nein, warte, sie hieß nicht Calliope. Callidora! Das war’s.

      »Daphne.«

      »Äh, ja, genau. Du musst dieses Schicksal annehmen. Wir wissen noch nicht, wie deine Magie versiegelt sein konnte. Noch nie ist uns das untergekommen und das wirft Fragen auf. Gibt es mehr wie dich? Du bist definitiv eine von uns.« Den letzten Satz sagte sie eher zu sich selbst.

      Diese Infos fütterten meine Migräne und die freute sich darüber, noch mehr Kraft zu tanken, um mir gegen die Schläfen zu boxen.

      »Und diese Insel ist eine Zauberschule, so wie in Büchern?«

      »Denk gar nicht daran. Du bist auf Lidwicc Island und wir sind ein College. Außerdem ist das kein Märchen, sondern deine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.« Ihr Schleier verwehrte mir jeden Blick auf ihre Mimik. Ihre Stimme überzeugte mich davon, dass sie mich nicht veralberte.

      »Wie kann das alles …«, ich breitete meine Arme aus, »… wahr sein? Wie kann es das überhaupt geben?« Wichtiger: Wozu Callidoras halbtransparenter Brautschleier?

      »Ich finde es modisch.«

      Okay? Konnte sie Gedankenlesen?

      »Normalerweise wachsen wir damit auf. Wir werden von Eltern oder Familienmitgliedern unterrichtet, in Kursen oder in der nächstgrößeren Stadt. Das College ist für Pflanzenbegabte nach ihren Zwanzigern. Für jene, die gerne eine magische Laufbahn einschlagen wollen.« Callidora spaßte, oder?

      Das