A Demon's F***ing Heart. Luca Mercedes. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Luca Mercedes
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960894650
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Richtige war? Und dass ihre damit einhergehenden Ansichten und Behauptungen über diese Welt derart unfehlbar seien, dass alles andere nicht galt? Obwohl sie sich damit in der absoluten Minderheit befanden! Hatten sie also tatsächlich keine Ahnung gehabt? Nie gezweifelt? Oder aber hatten sie sich und ihren Sohn vielleicht sogar fahrlässig einer Gefahr ausgesetzt, die jederzeit über ihnen allen hätte hereinbrechen können, nur, um auch ja auf ihrer Religion bestehen zu können? War ihnen ihr Glaube demnach wichtiger gewesen als ihre eigene Unversehrtheit und die ihrer Lieben? Und hatten sie sich allesamt aus diesem Grund dem Risiko ausgesetzt, jederzeit auf Dunkelwesen zu treffen und von ihnen angegriffen zu werden? Nein. Christopher hatte eine andere Erklärung für ihr Verhalten. Und die hieß blindes Gottvertauen. Nur so konnte er sich ihr naives Handeln erklären. Doch ihr unumstößlicher Glaube hatte seine Familie an jenem Tag leider nicht retten können. Im Gegenteil. Sie starben alle einen grässlichen Tod. Dabei waren sie doch so gute, anständige Menschen gewesen. Soviel stand fest. Nie hätten sie absichtlich etwas Böses getan noch etwas Böses gewollt. Sie hatten vermutlich einfach einen riesengroßen Fehler gemacht, in dem sie sich in ihrem strengen Glauben verrannt und die eindringlichen und warnenden Worte der „ungläubigen“ Menschen nicht ernst genommen hatten. Sie mussten sich von der ertragreichen Erde und den glitzernden Bächen haben überzeugen lassen, dort wäre ein guter Ort, um in Frieden zu leben. Hatten die Gefahr unterschätzt. Nun waren sie tot, regelrecht dahingemetzelt und außer ihm war nichts und niemand mehr übrig, der von ihrer aller Existenz zeugen konnte. Welch eine Ironie zudem, dass ausgerechnet Christopher das Blutbad als einziger überlebt hatte, obwohl er noch nicht einmal der leibliche Sohn seiner Eltern gewesen war und somit nicht der sanctinischen Blutlinie entstammte. Und doch war er allein es, der noch da war. Wenn er genauer darüber nachdachte, erschien diese Tatsache ihm wie eine zusätzliche Verhöhnung seiner ermordeten, gläubigen Familie. Ja, es war ein hoher Preis, den sie für ihren frommen Glauben gezahlt hatten.

      Christopher wurde durch einen langen, barbarisch klingenden Schrei erneut seinen Gedanken entrissen. Rabiat holte der unmenschlich klingende Laut ihn zurück in die Realität und ein eisiger Schauer rieselte ihm den Rücken herunter. Es hörte sich an wie der Urschrei eines wilden Tieres. Er öffnete seine Augen wieder vollends und spähte angstvoll auf die Szenerie vor sich, als er auch schon den Hünen mit der blutigen Axt in der Hand erblickte. Dieser stand schwer atmend da und hielt seine andere Hand triumphierend gen Himmel. An seinem ausgestreckten Arm lief Blut herunter, dessen Ursprung von dem kam, was er da so siegesfreudig in die Höhe hielt. Überhaupt war er von Blut nur so überströmt. Das meiste davon musste das Blut des Reptilienmannes sein, wie Christopher jene Überreste der Kreatur, die dieser einmal gewesen war, noch immer in seinen Gedanken nannte, da er es nun einmal nicht besser wusste. Die unruhige Menge unter ihm jubelte jetzt ebenfalls wieder lautstark und Christopher starrte entsetzt auf den vernarbten Kerl, der sich für seinen grausigen Triumph über den Nebenbuhler ausgiebig feiern ließ. Christopher wagte es nicht, allzu genau auf die blutigen Überreste von dessen besiegtem Kontrahenten zu schauen, da er sonst vermutlich zusammengebrochen wäre. Wenn man zu dem da, zu dieser undefinierbaren Masse, werden konnte … dann hoffte Christopher, dass er selbst zumindest nach dem ersten oder zweiten Axthieb bereits so mausetot war, dass er von dem weiteren Gräuel nichts mehr mitbekommen würde, den man ihm antat.

      Er war noch völlig in seinem Entsetzen über diese vorangegangene Situation gefangen, dass er beinahe nicht mitbekommen hätte, wie es mit einem Mal mucksmäuschenstill wurde. So, als wäre gerade etwas derart Wichtiges oder Grandioses passiert, dass man nun voller stillschweigender Begeisterung innehielt. Raunen und Geflüster ging zunächst noch mit dem Verstummen der zuvor lauten Geräuschkulisse einher. Blicke, die sich erwartungsvoll umsahen. Christophers Augen wandten sich angespannt in jene Richtung, in welche nun alle anwesenden Kreaturen sowie sein höchstbietender Käufer schauten. Er glaubte im nächsten Moment, seinen eigenen Sinnen nicht mehr ganz trauen zu können.

      Das Wesen, welches da auf sie alle zukam, wirkte so dermaßen deplatziert an diesem Ort, dass es an Absurdität schwer zu überbieten war.

      Denn für die neuerliche Stille unter der zuvor so laut und obszön lärmenden Menge war niemand Geringeres verantwortlich, als eine zierliche, hübsche Frau, die bedächtig zwischen den monströsen Gestalten hindurch und mit langsamen Schritten auf die Tribüne zuging.

      Es wirkte beinahe so, als wäre sie eine Art Königin oder zumindest jemand Hochgeborenes, dem man Tribut zu zollen hatte. Denn warum sonst sorgte sie für derart viel Wirbel, dass selbst die stärksten dieser Kreaturen mit halb offenen Mündern da standen und sie anstarrten, als wäre sie ihrer aller Herrscherin und Gebieterin? Oder war sie das etwa? Genaugenommen sah sie für Christopher nämlich nicht unbedingt so aus. Eine grazile Erscheinung, sicher, sehr hübsch dazu, dies zweifelsohne bereits aus der geringen Entfernung erkennbar. Nur eben alles andere als Furcht einflößend oder aber besonders kräftig. Mit anderen Worten, auf den ersten Blick relativ hilflos anzuschauen unter dieser Horde Bestien und muskelbepackter Rohlinge.

      Und doch rührte niemand sie an, während sie sich zielstrebig ihren Weg durch die Menge bahnte. Sie trug ein langes, schwarzes Cape um ihre zarten Schultern, dessen Kapuze bis jetzt auch nur die Hälfte ihres filigranen Gesichts entblößte. Darunter hatte sie ein außergewöhnliches Kleid an. Es war ebenfalls schwarz, lang bis zu ihren Füßen, doch dabei so eng anliegend, dass sich jede ihrer wohlgeformten Rundungen darunter genauestens abbildete. Zudem besaß es zwei seitlich durchgehende Schlitze, die bis zu ihren Hüften reichten und dabei ihre nackte, ebenmäßige Haut entblößten. Um den zarten Hals schlängelte sich eine prachtvolle, goldene Kette, die sich über ihrer Brust in mehrere Glieder teilte und offenbar irgendwo bei den Brustwarzen und dem Bachnabel zu enden schien. Zumindest zeichnete sich dies ebenfalls unter ihrem geschmeidigen Gewand ab.

      Aus dem ledernen Miedergürtel, der ihre schlanke Mitte schmückte, lugten mehrere Hefte unterschiedlicher Waffen, vermutlich Messer und Dolche, heraus und jetzt erkannte Christopher auch, dass sie sogar gleich zwei Schwerter mit sich trug. Deren aufwendig verzierte Griffe blitzten hinter ihrem Rücken auf und versetzten ihn wahrlich ins Staunen. Er fragte sich, ob und wie eine so zart wirkende Person mit derartigen Waffen umgehen konnte.

      Als die Gestalt kurz vor der Tribüne und dem narbengesichtigen Hünen angekommen war, machte sie halt und nahm die Kapuze ab. Ein Schwall ebenholzfarbenen, lockigen Haares ergoss sich über ihre Schultern. Dann warf sie Christopher unvermittelt einen Blick zu. Sie lächelte ihn an und zwinkerte ihm zu, als würden sie sich schon Ewigkeiten kennen, bevor sie sich dann an den Hünen wandte. Zunächst ohne ein Wort zu verlieren, klatschte sie langsam, aber laut und deutlich in ihre mit schwarzen Ornamenten verzierten Hände.

      Christopher beobachtete das ungewöhnliche Treiben zu seinen Füßen und wusste nicht, ob er nun wieder Angst haben oder neue Hoffnung schöpfen durfte. Was würde als Nächstes geschehen? Ein weiterer Kampf?

      „Im Namen aller teuflischen Dämonen, ich bin beeindruckt!“, sprach die Schönheit mit ungewöhnlich fester und rauer Stimme, die so gar nicht zu ihrem lieblichen Äußeren passen wollte.

      „Was seid ihr Kerle hier bloß für … starke Krieger.“

      Der spöttische Unterton war für Christopher nicht zu überhören und sie hätte auch sagen können: Was seid ihr hier bloß für völlig unterbelichtete Barbaren. Das wäre fast auf dasselbe herausgekommen bei der Art, wie sie mit dem muskelbepackten Koloss vor sich sprach. Doch dieser schien, zu Christophers Verwunderung, nur umso ehrfürchtiger zu werden.

      „Ravanna!“, kam es ihm sogleich von den Lippen und er starrte das weibliche Wesen vor ihm demütig an. Er sprach ihren Namen geradezu wie ein düsteres Gebet aus.

      „Ich habe schon so viel von dir gehört, aber dich nun wahrhaftig vor mir zu sehen, straft alle Erzählungen und Beschreibungen deiner Schönheit Lügen ... du ...“

      Noch bevor der von Blut besudelte Hüne weitersprechen konnte, trat die alte Mera aus dem Hintergrund hervor und fuhr ihm streng über den Mund: „Ach sei doch still, du Trottel von einem Riesen!“

      Dann baute sie sich in all ihrer krummen Größe vor der jungen Schönen auf und ließ ihren missbilligenden Blick einige Male an dieser auf und abgleiten.

      „Woher gebührt uns