sich so trocken an, dass es bereits schmerzte. Als er die Flasche unter seinen zitternden Fingern fühlte, bemerkte er endlich auch die lauten, obszönen Geräusche, die sein Unterbewusstsein bis dahin ausgeblendet hatte. Christopher sah sich irritiert in der vom Schein der Feuerstelle erhellten Dunkelheit um, als ihm die beiden Verursacher der ungewöhnlichen Geräuschkulisse ins Blickfeld kamen. Er musste tatsächlich eine ganze Weile auf die schamlose Szenerie in knapper Entfernung zu seinem Sitzplatz hier starren, um seinen Augen auch Glauben schenken zu können. Als er endgültig begriffen hatte, was da Unmanierliches vor sich ging, konnte er nicht anders, als sich völlig geschockt abzuwenden. Mit erneut klopfendem Herzen war er jedoch immer noch gezwungen, das Stöhnen und Ächzen der beiden miteinander verkehrenden Dunkelwesen anzuhören. Er wollte nicht glauben, was da vor seinen Augen geschah. Wie konnte jemand so vulgär sein? Und doch passierte es. Er drehte beschämt seinen Kopf zur Seite und schloss die Lider so fest aufeinander, dass es wehtat. Doch das Stöhnen wurde dadurch weder weniger noch leiser. Im Gegenteil. Es drang tief in Christophers Ohren, sein Hirn ein. Es ließ ihn das soeben gesehene vor seinem geistigen Auge erneut auferstehen und machte ihn äußerst nervös. Nahm dieser Unhold die zierliche Hexe etwa mit Gewalt? In Christopher sträubte sich alles. Er konnte nicht einmal helfen, wenn dies der Fall sein sollte. Denn er war selbst gefesselt und seine Kräfte hätten vermutlich auch ohne die Eisenkette um seinen Hals nicht ausgereicht, um nur annähernd gegen diesen Hünen der Unterwelt anzukämpfen. Er brauchte lediglich an den Klumpen Fleisch zu denken, den dieser aus dessen heutigem Kampfgegner gemacht hatte. Das Stöhnen der Hexe hörte sich allerdings auch nicht unbedingt so an, als würde ihr das, was sie da mit dem Hünen tat, nicht ebenso gefallen wie diesem. Christopher schluckte hart. Als Sohn streng gläubiger Sanctinier war er stets zur Keuschheit und reinen Gedanken angehalten worden. Sex wurde ausschließlich zum Zeugen des Nachwuchses praktiziert und dann auch nur unter bestimmten Regeln und Voraussetzungen. So verlangte es ihre Religion. Es galt, die Reinheit der Seele unbedingt zu bewahren. Auch wenn er selbst sicherlich nicht immer nur unverdorbene Gedanken gehabt hatte. Geschweige denn, tatsächlich noch komplett unschuldig war. Aber so derart intim mit einem anderen Menschen, wie Ravanna und dieser Hüne es da gerade vor ihm miteinander trieben, war er noch nie mit jemandem gewesen. Er hörte ein dumpfes Geräusch und blinzelte wieder erschreckt in Richtung der beiden Stöhnenden, die soeben jedoch lediglich ihre Position verändert hatten. Nun kniete die Hexe auf allen vieren, während der muskelbepackte Hüne hinter ihr hockte und … Christopher hielt seinen Atem an, als er die Augen vollends öffnete. Er kannte diese Position zwar bereits von seinem Vieh. Doch das hier war trotzdem etwas vollkommen anderes. Christopher wusste natürlich sehr genau, wie Mann und Frau zusammenpassten. Und dass es zudem die unterschiedlichen Praktiken gab, war ihm ebenfalls bewusst. Auch wenn diese unter Sanctiniern strikt verboten waren, so bedeutete das nicht, dass es ihn deshalb nicht gereizt hätte, mehr darüber zu erfahren. Seine Familie lebte streng gläubig, ja. Doch er selbst wusste schon eine ganze Weile, dass er dieser Religion längst nicht mehr würdig war. Denn wenn seine Eltern und Großeltern zu ihren Lebzeiten gewusst hätten, was er tief in seinem Inneren einst für seinen besten Freund Taran empfunden hatte, bis dieser irgendwann einfach aus seinem Leben verschwand, dann hätten sie ihn womöglich vom Hof gejagt. Schließlich wusste Christopher, was sie alle über Männer mit derartigen Neigungen dachten. Und er war nun einmal ein Mann mit solchen Neigungen. Trotzdem konnte er diese Gefühle in sich nicht unterdrücken. Umso irritierender fand er nun den Umstand, dass ihn jenes ordinäre Verhalten dieser beiden Dunkelwesen da vor seinen Augen offenbar in irgendeiner Weise aufwühlte. Denn er spürte das Kribbeln und Ziehen in seinen eigenen Lenden mehr als deutlich bei jedem leidenschaftlichen Stoß, den der Hüne Ravanna zuteil werden ließ, während sie sich dort auf dem Boden ihrer Lust hingaben. Christopher fühlte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg und er drehte sich endgültig vom ungezügelten Treiben der beiden fort, um dieses Schauspiel nicht länger mitansehen zu müssen.