A Demon's F***ing Heart. Luca Mercedes. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Luca Mercedes
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960894650
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es leider kein Erwachen mehr geben würde. Die Monster, die ihn und seine Mutter so brutal und ohne Umschweife angriffen, waren nicht alleine gekommen. Sondern zu sechst. Und sie hatten bereits einen Großteil seiner Familie ermordet, während er selbst noch ahnungslos einem langen, arbeitsreichem Tag auf dem Feld entgegensah und dafür eilig sein Werkzeug reparierte. Aber auch das wusste Christopher in diesem Augenblick noch nicht. Noch hegte er Hoffnung, als er sich der Kreatur mutig entgegenstellte. Doch diese Bestien zerstörten alles, was Christopher jemals gekannt und geliebt hatte. Vor seinem geistigen Auge blitzten Bilder von all dem Blut auf dem ungleichmäßigen Lehmboden auf und er konnte auch wieder die markerschütternden Schreie der Magd hören, die von draußen zu ihnen ins Haus drangen. Dann war alles so schnell gegangen. Zu schnell, als dass Christopher hätte entsprechend reagieren können, um diesen hinterhältigen Angriff in irgendeiner Weise abzuwehren. Wenn er an das angsterfüllte Gesicht seiner Mutter dachte, bevor ihr Henker seine Axt auf sie niederschlug, spürte er erneut drängende Übelkeit in sich hochkommen, als er plötzlich und unerwartet aus seinen schauderhaften Gedanken gerissen wurde.

      Er vernahm Geräusche.

      Sofort spannte sich sein schmerzender Körper in Abwehrhaltung an und er hielt mit klopfendem Herzen für einen Moment seinen Atem an. Hörte Schritte. Unterschiedliche Stimmen. Und sie kamen offenbar näher.

      Was würde nun geschehen? Waren das seine Entführer? Die Mörder seiner Familie? Und würden sie ihn jetzt auch töten? Christopher verstand sowieso nicht, warum man ausgerechnet ihn als einzigen Überlebenden des gesamten Hofes noch nicht ermordet hatte, während allen anderen nicht die geringste Chance auf Gnade eingeräumt worden war. Und warum man ihn bis hierher, an diesen widerwärtigen Ort, verschleppt hatte, anstatt ihn direkt an Ort und Stelle gemeuchelt zu haben. Was machte das alles für einen Sinn?

      Die Stimmen waren nun so nah, als stünden die betreffenden Personen direkt vor dem Verlies, und Christopher konnte das Geräusch eines schweren Schlüsselbundes hören, Metall auf Metall. Ein unangenehmer Laut. Dann traf ihn ein dünner Lichtstrahl aus dem Spalt der sich langsam öffnenden, quietschenden Tür und blendete seine von der langen Dunkelheit lichtempfindlichen Augen. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft hier konnte Christopher den Ort, an welchem er die letzten Stunden verbracht hatte, vollständig und in seiner ganzen trostlosen „Pracht“ sehen. Ein kleiner, enger, dreckiger und höhlenähnlicher Verschlag, dessen Deckenhöhe große Unterschiede aufwies und an der Stelle, an der er gegen die Wand gelehnt hockte, am niedrigsten war. Kein Wunder also, dass er nicht hatte aufstehen können.

      „Bei allen teuflischen Heerscharen – was ist das bloß für ein Gestank hier drinnen?“

      Eine eindeutig weibliche Stimme schallte krächzend durch den kleinen Raum, und dem Ausruf folgte ein andauerndes Ächzen und einige Flüche, die sich gewaschen hatten.

      Die Gestalt, der dieses heisere Organ mit der vulgären Ausdrucksweise gehörte, trat nun ganz in das kleine unterirdische Verlies hinein und Christopher blinzelte heftig, um sie in dem Lichtstrahl, in welchem sie nun stand, zu erkennen, da sich seine Augen noch immer nicht vollständig an die ungewohnte Helligkeit gewöhnt hatten.

      „Da soll mich doch der Teufel zweimal holen ... ich fasse es nicht!“, rief die Person erneut aus und vor Christopher stand tatsächlich eine ältere Frau, wie er zunächst vermutet hatte, deren Buckel so rund war, dass er sie auf mindestens achtzig Lenze geschätzt hätte. Sein Körper, der noch immer vor lauter Anspannung bebte, lockerte sich ein wenig und er sah ihr in das faltige Gesicht. Eine alte Frau, so beruhigte er sich selbst, auch wenn sie derartig unflätig fluchte und zeterte, würde ihm sicher nichts Barbarisches antun wollen. Er versuchte sich deshalb ein wenig zu entspannen und spähte mit flehendem Blick in ihr von tiefen Furchen durchzogenes Antlitz, als er erschreckt zurückwich. Es war dabei weder ihre von seltsamen Pocken übersäte, schlaffe Haut noch die ungeheuer lange, verdreht wirkende Nase, die Christopher in eine erschrockene Starre versetzt hatte. Sondern vielmehr die beiden Hörner, die aus ihrem Schädel ragten, als wäre sie eine Mischung aus Mensch und Ziege. Sie kringelten sich in der Mitte und wirkten wie ein gewöhnliches Tiergeweih. Sie trat noch einen weiteren Schritt auf ihn zu, und Christopher wurde sich wieder bewusst, dass er längst nicht mehr unter seinesgleichen war, seit man ihn von Zuhause entführt hatte. Wie konnte er bloß so dumm sein zu glauben, eine stinknormale, alte Frau stehe vor ihm an einem Ort wie diesem? Er hätte es wirklich besser wissen müssen!

      „Einen so Schönen wie diesen habe ich schon lange nicht mehr unter meiner Beute gehabt! Wo, um alles in der Hölle, habt ihr den bloß her?“

      Ihre Stimme wirkte, nachdem Christopher nun ihr Äußeres kannte, noch abstoßender auf ihn und er spürte, wie die zuvor aufkeimende Hoffnung in ihm schmerzlich zerbrach. Ohne genau zu wissen, wen er da vor sich hatte, vermutete er, dass er von dieser unheimlichen Gestalt keine große Hilfe würde erwarten können. Und er drängte sich in dem Bemühen um ein klein wenig mehr Abstand zu ihr so sehr an die steinerne Wand hinter ihm, dass er sich dabei seinen nackten Rücken aufschürfte. Immerhin hatte die grässliche Alte ihn soeben als ihre „Beute“ bezeichnet – sie würde ihm also wahrscheinlich eher keine große Hilfe sein oder ihn gar aus seiner misslichen Lage befreien.

      Jetzt trat auch noch ein bulliger, kräftig gebauter „Kerl“ an der offenen Tür in Erscheinung, dessen Kopf bereits aus der, wenn auch geringen, Entfernung und aufgrund des spärlichen Lichts eher wie der Kopf eines Schweines aussah. Dieser vor Kraft nur so strotzende Oger sperrte das hölzerne Tor alsbald komplett auf, sodass der gesamte Kerkerraum von Licht geflutet wurde, und Christopher nun auch dieses unansehnliche Geschöpf voll und ganz erblicken konnte. Es wäre ihm jedoch lieber gewesen, er hätte nicht so genau hingesehen, denn das Gesicht des Ogers hatte tatsächlich viel mit einem Schweinekopf gemein. Auch bei dieser Kreatur handelte es sich also nicht um einen Menschen und Christopher wollte gar nicht wissen, mit wem oder was er es hier genau zu tun hatte. Und als er ein zweites Mal herüber spähte, kam eine weitere Erinnerung in ihm hoch. Dieser Oger war eine der Bestien, die seine Familie abgeschlachtet hatten. Ja. Christopher war sich sicher. Er erinnerte sich an die langen Klingen und das Geräusch, als ... er schluckte hart und spürte erneut Würgereiz, während sein Herzschlag sich beschleunigte. Was hatten diese Monster mit ihm vor?

      Die gehörnte Alte war inzwischen noch näher an Christopher herangetreten und hatte sich zu ihm herunter gebeugt, um ihn besser zu begutachten. Mit ihren unheimlichen, schwarzen Augen schien sie ihn wie ein Stück guten Schinkens zu prüfen, jeden Körperteil genau zu inspizieren.

      „Er ist jung.“

      Sie streckte eine knochige Hand nach ihm aus und nahm mit einem ihrer schmutzigen Finger Blutstropfen von seiner langen Schnittwunde über der Brust auf, während Christopher erschreckt und angewidert zurückwich. Er hatte noch nie zuvor derart widerwärtig lange und ungepflegte Nägel gesehen wie ihre.

      „Zum Teufel, er ist schüchtern.“

      Sie kicherte spöttisch obgleich seiner offensichtlichen Abscheu ihr gegenüber und betrachtete einen Moment lang sein Blut an ihrem Finger, bevor sie es danach einfach und zu seinem puren Entsetzen genüsslich ableckte. Christopher drehte sich dabei halb der Magen um. Die Wunde, die sich seit jenem Überfall quer über seine Brust zog, war nicht allzu tief, schmerzte zum Glück kaum und blutete auch nur noch leicht. Doch musste man deshalb darin herumbohren? Dass jemandem das Leid eines anderen zu gefallen schien, ja, dass man sich regelrecht daran ergötzte, machte ihn fassungsloser als jede Wunde, die man ihm hätte zufügen können. Die Gehörnte drehte sich zu dem Oger herum.

      „Und du bist dir sicher, dass niemand nach ihm suchen wird?“

      Der unansehnliche Oger lachte dreckig.

      „Wir haben alle, die bei ihm waren, getötet und alles was noch an ihre jämmerliche Existenz erinnert, ist zur Stunde nur noch Asche und Rauch. Wenn überhaupt.“

      Sie nickte, ohne den Blick auch nur eine einzige Sekunde von ihrer faszinierenden „Beute“ abzuwenden.

      „Nun gut, aber kannst du mir dann verraten, warum ihr ihn so verschandelt habt? Ihr wisst doch genau, dass das den Preis deutlich schmälert. Meine Kunden wollen selber entscheiden, in wie viele Häppchen sie ihre Ware teilen.“

      Der