»Es ist dringend erforderlich, dass wir lernen, optimale Modelle umzusetzen, um solch potente Verbindungen wie 5-MeO-DMT handhaben zu können. Die Erforschung der traditionellen Anwendung als Sakrament betont die Bedeutung von Set und Setting ebenso wie die Fachkenntnis und die ethische Integrität des Vermittelnden.«
Charles Grob (Metzner 2015b: 8)
5-MeO-DMT, wie es im Internet angeboten wurde.
Der US-amerikanische Chemiker und Psychedelik-Pionier Alexander Shulgin wartet mit einer nicht minder interessanten Beschreibung eines Trips mit 20 gerauchten mg 5-MeO-DMT auf: »Dies ist ein sehr starkes Halluzinogen. Eine Zwanzigminuten-Erfahrung. Für mich war es, als kombiniere man MDMA mit DMT. DMT macht mir Angst (obwohl ich es immer wieder mache), und ich muss wirklich erst darüber nachdenken, bevor ich es nehme. Das 5-MeO-DMT war viel entspannter, eher eine Art Erfahrung kosmischen Bewusstseins. Ich brach in einen Raum durch, der dem DMT-Raum recht ähnlich war, aber es war mehr wie eine empfangene Gnade. Beim Herunterkommen fühlte ich mich etwas zitterig (Tremor-artig).« (Shulgin und Shulgin 1997: 533) Einen weiteren Bioassay mit 25 gerauchten mg dokumentiert Shugin wie folgt: »Ich inhalierte allen Dampf, der Geschmack war mild – nicht dieser Plastikgeschmack wie beim DMT. Etwa zehn Sekunden nach dem Inhalieren des letzten Dampfs begann es mit einem schnell ansteigenden Gefühl von Aufregung und Erstaunen, mit einem Unterton von ›Jetzt hast du es getan‹, aber dominiert von einem Gefühl von ›WOW, DAS IST ES!‹. Ich hatte ein gewaltiges Gefühl von Geschwindigkeit und Beschleunigung. Innerhalb von etwa zehn weiteren Sekunden verstärkten sich diese Eindrücke zu einer Intensität, wie ich sie nie zuvor erlebt hatte. Das gesamte Universum implodierte durch mein Bewusstsein. Es war, als sei der Geist fähig gewesen, eine große Anzahl an Objekten, Situationen und Gefühlen gleichzeitig wahrzunehmen, die er sonst nur einzeln erfassen kann.« (Ebd.: 533f.)
Und Stanislav Grof berichtet über Erlebnisse einer Todes- und Wiedergeburtserfahrung unter 5-MeO-DMT-Einfluss: »Meine einzige Realität bestand aus strahlender, wirbelnder Energie von immensem Ausmaß, die alle Existenz in einer kondensierten und vollständig abstrakten Form zu beinhalten schien. Ich wurde reines Bewusstsein im Angesicht des Absoluten. Es hatte die Helligkeit von Myriaden von Sonnen … es schien reines Bewusstsein zu sein, eine Intelligenz und schöpferische Energie, die alle Polaritäten transzendiert. Es war unendlich und endlich, göttlich und dämonisch, erschreckend und ekstatisch, schöpferisch und destruktiv – all das und viel mehr. Ich hatte kein Konzept und keine Kategorien für das, was ich da erlebte. Ich konnte im Angesicht dieser Macht den Sinn separater Existenzen nicht aufrechterhalten. Meine gewöhnliche Identität war zersplittert und aufgelöst; ich wurde eins mit der Quelle.« (Grof 2006: 255)
5-MeO-DMT wirkt also nicht genauso wie N,N-Dimethyltryptamin und ist ohnehin nicht eins zu eins mit DMT zu vergleichen, allein schon, weil es etwa vier- bis achtmal potenter ist. Auch die Wirkdauer ist different; Ralph Metzner erklärt den Unterschied: »Bei beiden Substanzen beginnt die Wirkung praktisch unmittelbar, wenn sie geraucht oder verdampft eingeatmet werden, wie der Rauch oder Dampf durch die Mund- und Rachenschleimhäute sowie von den Lungen aufgenommen wird. DMT wird sehr schnell metabolisiert, und die Wirkung ist innerhalb von ungefähr 3 bis 5 Minuten mit einem deutlichen, schnellen Abfall der Konzentrationen im zerebralen Kreislauf beendet. Die Wirkung von 5-MeO-DMT beginnt ebenfalls fast unmittelbar nach der Inhalation, es wird aber anscheinend langsamer metabolisiert, denn die Wirkung bleibt für etwa 15 bis 20 Minuten erhalten, dreimal länger als beim DMT.« (Metzner 2015b: 30)
Der US-amerikanische Psychonaut James Oroc hat ein Standardwerk zum 5-MeO-DMT geschrieben, nämlich das nur auf Englisch verfügbare Buch »Tryptamine Palace: 5-MeO-DMT and the Sonoran Desert Toad«. Der Band enthält auf der einen Seite Informationen zu 5-MeO-DMT und der Colorado-Kröte Bufo alvarius, auf der anderen Seite eine Vielzahl von Erfahrungsberichten mit dem Molekül und dem Krötensekret sowie die zahlreichen Erkenntnisse, die daraus resultierten. Das Werk war ursprünglich als Broschüre für die Community des psychonautischen Burning Man Festivals17 in der Black-Rock-Wüste Nevadas geschrieben und dort 2006 und 2007 in diversen Auflagen verschenkt worden, enthielt aber, wie Oroc im Vorwort erzählt, zunächst zahlreiche Fehler und Fehlinformationen. 2009 ist das Buch dann im renommierten psychedelischen Verlag Inner Traditions (Park Street Press) erschienen.
Oroc hatte 2003 erstmals mit 5-MeO-DMT experimentiert und es, wie er es beschreibt, sehr achtlos genommen, mit einer für ihn »charakteristischen Abwesenheit von Umsicht, die viele meiner zahlreichen Abenteuer im Leben begleitet hat«. (Oroc 2009: 2) Was er mit dem Psychedelikum erlebte, veränderte sein Leben und wurde zu einem der wichtigsten Ereignisse seiner Biografie. »Nach meiner ersten Paradigma-verändernden Begegnung mit 5-MeO-DMT befand ich mich in einer Art intellektuellem Schockzustand, während die Fetzen meiner bisherigen Weltsicht um mich herumlagen und sich mir ein komplett neues rätselhaftes Universum zur Erforschung öffnete.« (Oroc 2009: 19) Die Substanz hatte ihn in direkten Kontakt mit einer energetischen Kraft gebracht, »die viel größer war, als ich es jemals für möglich gehalten hatte. (…) Diese erste Erfahrung hat meine Sicht der Realität auf eine solch massive Weise umgeworfen, wie ich es nie geglaubt hätte.« (Ebd.: 2f.)
Oroc, der sich selbst vorher als überzeugten Atheisten gesehen hatte und sich eine »geerbte zynische und materialistisch-reduktionistische Weltsicht zu eigen gemacht hatte«, ist durch diese eine Erfahrung mit 5-MeO-DMT zu der Gewissheit gelangt, dass es Gott gibt (von Oroc G/d geschrieben und damit »zu einem spirituell inspirierten und viel hoffnungsvolleren Menschen geworden« (ebd.: 3). Überdies ist er seitdem davon überzeugt, dass die Seele nach dem Tod weiterhin existiert; diese Überzeugung kommt übrigens häufig vor, wenn Menschen erstmals DMT oder 5-MeO-DMT genommen haben. Es ist nicht verwunderlich, dass James Oroc nach einer Durchbrucherfahrung einer spirituellen Wandlung unterlag. Das heißt in etwa: Erst die visionäre Umstrukturierung18, dann die Umstrukturierung des Lebens. Oroc hat für Erfahrungen mit 5-MeO-DMT eine eigene Abkürzung geprägt, nämlich 5MDE (5-MeO-DMT experience) und beschreibt seine eigenen folgendermaßen: »Ich inhaliere den Dampf ganz und halte ihn gemeinhin so lange ein, bis die Vision meines physikalischen Umfelds in fraktale Scher- ben zerbricht, und dann atme ich aus. Nahezu unmittelbar nachdem ich ausgeatmet habe, nehme ich ein Feld aus Lichtfraktalen wahr. Mein Geist löst sich dann in diesem weißen Licht auf, bis irgendwann die Wahrnehmung der äußeren Welt an Bedeutung verliert (bzw. ich die Umgebung nicht mehr wahrnehmen kann). Dieses weiße Licht – das mit der gestochenen Intensität eines Lasers leuchtet und weißer als weiß ist und gleichzeitig in brillanten Farben funkelt – ist vielleicht der Knackpunkt der Erfahrung. Als ich das erste Mal 5-MeO-DMT rauchte, bekam ich von dem Freund, der mir die Substanz gegeben hatte, nur eine einzige Anweisung: Ich solle so lange wie möglich versuchen, in diesem Licht zu bleiben. (…) Als Nächstes können sich vielfältige innere Erscheinungen zeigen. Manche berichten, sie sehen Schutzgeister (Tiere oder Engel), während andere beschreiben, dass sie direkt mit dem Licht kommunizieren. Auf einer meiner frühen Reisen spazierte ich über Flächen von Sternen und unterhielt mich mit einer Göttin, die in vielen wechselnden Formen erschien, manche waren mir vertraut, manche archetypisch, und ich erinnere mich, dass sie lachte und mich wie ein Kind behandelte. Wer immer in dieser Dimension das Sagen hat, weiß, sich kurz zu fassen, wenn wir zu Besuch sind; verglichen