Die psychedelische Wirkung von DMT und seinen Verwandten wird uns im Verlauf des Buchs noch oft und eindringlich beschäftigen, weshalb hier nur eine geraffte Übersicht über die Phänomenologie der DMT-Erfahrung gegeben werden soll: Je nach Dosis, Einnahmeform, Set und Setting können aus einem DMT-Konsum unterschiedliche Erfahrungen resultieren. DMT ist immer stark psychedelisch, was sich sogar im Micro-Dosing-Bereich bemerkbar machen kann, also bei Einnahme von Dosierungen unterhalb der psychedelisch wirksamen Mindestmenge. Rick Strassman bemerkte zur Wirkung von injizierten Micro-Dosen: »Geringere Dosierungen von DMT wie z. B. 0,1 und 0,05 mg/kg hatten normalerweise keine psychedelischen Wirkungen, wirkten aber auf die Psyche ein. Hier ließen sich Auswirkungen auf die Gefühle und körperliche Auswirkungen beobachten. Einige besonders sensible Personen verspürten jedoch auch bei diesen niedrigen Dosierungen deutliche psychedelische Wirkungen und reagierten auch körperlich auf die Substanz; tatsächlich sind einige der Freiwilligen aus dem Projekt ausgeschieden, weil ihnen die Wirkung von 0,05 mg/kg zu intensiv war.« (Strassman 2004: 203) Weitere Studienteilnehmer mussten laut Strassman aus dem Programm genommen werden, weil deren Blutdruck schon bei der geringen Testmenge DMT derart anstieg, dass Strassman befürchtete, es könne zu Notfallsituationen kommen, wenn diese Probanden die volle DMT-Dosis bekämen (ebd.). Wir sehen also, dass sich Dosierungsangaben auch bei DMT (das gilt im Grunde für jede psychoaktive Substanz) nicht per se und für alle Menschen fix treffen lassen. Manche reagieren empfindlicher, manche vertragen Mengen, die man für einen Elefanten anwenden würde.
Micro-Dose-DMT kann, wenn es geraucht oder verdampft wird und der Gebraucher sich geschickt anstellt und seine individuelle Schwelldosis kennt, wie ein kurzer Pilztrip wirken, der sich durch weitere Züge an Pfeife oder Vaporizer beliebig verlängern lässt.
Mittlere Dosierungen oberhalb des Micro-Dosing-Levels, z. B. 20 bis 30 gerauchte mg DMT, können zu einer veränderten Wahrnehmung des Umfelds und der eigenen Person führen, zu Trancezuständen und zum Eintauchen in innere Welten, zu bunten Pseudohalluzinationen des Gesichtsfelds, zu Schwindelgefühlen, aber für manchen auch zu dem Gefühl, irgendwie im psychedelischen Geburtskanal steckengeblieben zu sein. Einigen Gebrauchern ist das eher unangenehm, manche mögen diesen lebhaften und häufig sehr visuellen Zwischenzustand besonders gerne.
Eine voll wirksame Dosis DMT eröffnet dem Psychonauten dann mit dem sogenannten Durchbruch (im Englischen als »break through experience« bezeichnet) einen psychedelischen Raum, der sich in unterschiedlichster Weise darstellen kann. Der User wird sich womöglich in einem raumlosen Raum innerhalb einer zeitlos erscheinenden Dimension wähnen. Er wird vielfältige, schnell wechselnde, beeindruckende visuelle Sensationen wahrnehmen, ohne dass es sich um ein bloßes Schauen von Eindrücken handelt. Der Bewusstseinszustand des DMT-Adepten switcht vielmehr auf eine vollkommen andere Ebene, manche beschreiben es als einen durch und durch ausgewechselten Zustand – auch das Körpergefühl, die Wahrnehmung der eigenen Physis, verändert sich signifikant. Der Blick kann schärfer werden, aber auch verschwommener. Es kann passieren, dass der DMT-Gebraucher auf Entitäten trifft oder deren Anwesenheit spürt, ohne sie zu sehen. Es kann zu Kommunikation mit anderen Lebensformen kommen, manche treffen auf ihre Schutzgeister, auf ihre Ahnen oder auf Gott, andere sehen Zwerge und andere Naturgeister. Die auditive Wahrnehmung kann sich verändern. Je nach Stadium des DMT-Rausches können die eigene Stimme und Stimmen von anderen tiefer, verzerrt oder unwirklich erscheinen, akustische Reize wie Musik oder jede Form von Klang können sich verändern, sich intensivieren oder aber auch komplett in den Hintergrund treten und verschwinden. Der DMT-User fühlt sich unter Umständen, als würde er sich in Wasser aufhalten. Die Bewegungen sind verlangsamt, behäbig, aber auch erhaben. Es kann sich ein meditativer Zustand einstellen. Der DMT-Gebraucher kann womöglich die Auren von Personen und Objekten wahrnehmen. Er verliert sich bei geschlossenen Augen in Traumwelten, geometrischen Visionen oder er webt innere mentale Teppiche aus Assoziationen. Aber Vorsicht: Bei sehr empfänglichen Menschen können schon niedrigere Dosierungen starke psychedelische Effekte oder gar einen Durchbruch bewirken.
Zu Beginn einer Durchbrucherfahrung nehmen viele DMT-User entweder einen Tunnel wahr, durch den sie in vielen Fällen auf rasante Weise hindurchfliegen, um schließlich in anderen Welten, auf anderen Realitätsebenen oder in der Unendlichkeit, in der Leere, in der Potenzialität zu landen. Oder sie befinden sich kurz nach dem Anfluten der DMT-Wirkung »vor« einer großen rotierenden, vielfarbigen Blume, die Ethnopharmakologe und Philosoph Terence McKenna die »Chrysantheme« nannte. Durch diese bricht der DMT-Adept hindurch und stößt in alternative Realitäten vor. Von dieser »Chrysantheme« hatten auch die US-amerikanischen Untergrundpioniere der Psychonautik Gracie und Zarkov (Pseudonyme) schon 1985 in ihren »Notes from the Underground« geschrieben: »Zum Ende des visionären Flashs nimmt man ein rundes Gebilde von ineinandergreifenden Mustern in köstlicher Farbgebung wahr. Manche beschreiben es, als schaue man auf eine gewölbte Decke oder Kuppel. Wenn du durch dieses Chrysanthemenmuster, wie wir es nennen, nicht durchbrichst (…), ist dies alles, was du sehen wirst. Aber auch das ist den Trip schon wert.« (Gracie und Zarkov 1985b) Manche finden sich auf anderen Planeten, in fremden Gebäuden, in Laboratorien oder in wie auch immer gearteten »Wunderländern« wieder. Es kann aber auch alles andere passieren. Alles, was man sich vorstellen kann und vor allem alles, was man sich eben so ganz und gar nicht vorstellen kann. Die DMT-Erfahrung ist alles andere als homogen und kann jedes Mal anders sein. Zwar kann es auch passieren, dass man ein bestimmtes Szenario innerhalb des psychedelischen Hyperspaces mehrfach besucht und erfährt, es ist aber ebenso gut möglich, sich mit jeder einzelnen DMT-Erfahrung komplett unterschiedlichen Erfahrungsinhalten ausgesetzt zu sehen. Eines aber ist sicher: In vielen Fällen ist die DMT-Erfahrung so bizarr, unerwartet und andersartig, dass es vielen Usern schwerfällt, das Erlebte überhaupt in Worte zu kleiden.
DARREICHUNGSFORMEN
DMT ist nicht in der Art der klassischen Pharmaka, wie z. B. Ketamin, als klinisch reine Substanz im Umlauf, sondern kann lediglich im eingeweihten Untergrund und seltener auch als Straßenstoff erworben werden. Wenngleich sich die Verfügbarkeit in der sogenannten Dealer-Szene in Grenzen hält, ist DMT in psychonautischen Kreisen in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich. Hier kursieren sowohl von Laien extrahierte wie auch von professionellen Chemikern illegal hergestellte Produkte, beispielsweise Pflanzenextrakte von DMT-haltigen Gewächsen (häufig z. B. von Mimosa- und Acacia-Arten), wie die verschiedenen Variationen von Jungle Spice (das sind rote bis dunkelrot-braune oder orange-gelblich-rötliche, harzartig-klebrige, auch DMT-freie Extrakte aus der Wurzelrinde einer Mimosa-Art, meist Mimosa tenuiflora). Es sind außerdem DMT-haltige Pflanzenteile wie z. B. Samen und Rinden diverser Baumarten im Umlauf, die für die Zubereitung von Schnupfpulvern und Extrakten Verwendung finden, und es gibt eine Vielzahl an Rauchmischungen, die u. a. unter den Namen Changa oder Nanga subsumiert und aus extrahiertem DMT, Beta-Carbolinen und variierenden Kräuterzusätzen zubereitet werden.
Darüber hinaus, allerdings deutlich seltener, hält der Schwarzmarkt DMT-Produkte bereit, für die der Käufer tief in die Tasche greifen muss, z. B. das ebenfalls aus Pflanzenmaterial isolierte und aufgereinigte DMT, das meist als weißes, grau-weißes oder gelbliches Pulver verfügbar ist. Schließlich wird ganz selten in eingeweihten Kreisen auch das Sekret von 5-MeO-DMT produzierenden Kröten (Bufo alvarius, Colorado-Kröte) sowie synthetisch hergestelltes DMT in Form von Pulvern und Kristallen zum Kauf angeboten. Ein Gramm der synthetischen Substanz wird mit Preisen von bis zu 380 Euro gehandelt.
Schwarzmarkt-DMT im Plastikbeutelchen.
Zur Frage, welche Farbe aus Pflanzen aufgereinigtes DMT haben muss, ist viel diskutiert worden. Viele Gebraucher befürchten, dass gelbes DMT eventuell Verunreinigungen aus dem Herstellungsprozess enthalten könnte. Untersuchungen haben ergeben, dass es mindestens zwei verschiedene Formen DMT gibt. Der italienische Drogenforscher Giorgio Samorini erklärt: »Die Form I ist weiß, der Schmelzpunkt liegt bei 57 bis 58 °C. Die Form II ist von gelblicher Farbe, der Schmelzpunkt liegt bei 45 bis 46 °C. Es wird auch