DMT - eBook. Markus Berger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Markus Berger
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783038000969
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Menschen und anderer Säugetiere, ist in Meerestieren, Gräsern und Erbsen, in Kröten und Fröschen, in Pilzen und Schimmel, in Rinden, Blüten und Wurzeln vorhanden«. (Ebd.) Alexander T. Shulgin (1925–2014) geht sogar noch einen Schritt weiter und stellt in seinem Buch »TiHKAL – The Continuation« fest: »DMT is everywhere!«, zu Deutsch: »DMT ist überall.« (Shulgin 1997: 247)

      In der Tat: DMT ist in seinen Abwandlungen ein häufig vorkommender Pflanzen- und Pilzwirkstoff, der in vielen weltweit zu findenden Gewächsen und Organismen nachweisbar ist. Allein im Amazonasgebiet existieren zahlreiche Pflanzen, die DMT und 5-MeO-DMT enthalten (5-MeO-DMT = 5-Methoxy-DMT, ein nahe verwandtes Molekül, das sehr ähnliche psychedelische Eigenschaften aufweist wie N,N-DMT), aber auch im deutschsprachigen Raum existieren zwei bzw. drei Gattungen von Gräsern (Phalaris, Phragmites und seltener Arundo), in denen diese beiden Halluzinogene nachweisbar sind. DMT ist überdies eine körpereigene Substanz in Mensch und Tier und eventuell auch ein Botenstoff – der Fachmann spricht in diesem Fall von einem endogenen (körpereigenen) Neurotransmitter (Botenstoff).

       WAS SIND TRYPTAMINE?

      Tryptamin (chemische Bezeichnung: 2-(Indol-3-yl)-ethylamin) selbst ist, wie der Name schon verrät, ein Amin (Abkömmling des Ammoniaks), das durch einen chemischen Abspaltungsprozess (Decarboxylierung) aus der Aminosäure Tryptophan entsteht. In entsprechend hoher Dosierung (5 bis 15 Gramm) kann Tryptamin auf oralem Wege eine Stimmungsaufhellung bis Euphorisierung sowie eine leicht veränderte Wahrnehmung herbeiführen. Intravenös appliziert (bis 250 mg), soll Tryptamin laut Alexander Shulgin und anderen Forschern kurzzeitig zu ähnlichen Wahrnehmungsveränderungen und Körpergefühlen führen wie eine geringe (nicht quantifizierte) Dosis LSD. (Shulgin und Shulgin 1997: 580f.; Bigwood 1977; Ott 1993: 197)

      Tryptophan oder genauer L-Tryptophan ist eine sogenannte essenzielle Aminosäure, die in allen Pflanzen und Tieren vorkommt, die aber der menschliche Körper nicht selbst herstellen kann, weshalb wir sie über die Nahrung aufnehmen. Tryptamin hingegen ist ein natürliches Stoffwechselprodukt in Menschen, Tieren und Pflanzen, und es gibt eine Vielzahl an Abkömmlingen, die der Fachmann Tryptamin-Derivate nennt und die der Einfachheit halber kurz als Tryptamine bezeichnet werden. Tryptamine gehören zu den Indol-Alkaloiden, einer Stoffgruppe chemischer Verbindungen, die in so gut wie allen Organismen und damit auf der ganzen Welt vorkommen und verschiedene Funktionen im Stoffwechsel von Lebewesen erfüllen. Beim Menschen z. B. wirkt Tryptamin unter anderem auf das Zentralnervensystem und auf die glatte Muskulatur von Blutgefäßen und Gebärmutter ein.

      »Vom Tryptamin als biogenem Amin leiten sich die einfachsten Indol-Alkaloide pflanzlicher und tierischer Herkunft ab. Diese Alkaloide stehen dem in Blut und Geweben der Säugetiere und des Menschen vorkommenden, gefäßverengenden Serotonin (5-Hydroxytryptamin) sehr nahe und wirken je nach Substitutionsmuster mehr oder weniger halluzinogen.« (Breitmaier 2002: 47) Indol-Alkaloide (oder Indol-Monoamine) sind Alkaloide (organische, stickstoffhaltige und meist basische Substanzen), die einen Indolring bzw. Tryptamin als Teilstruktur aufweisen – oder wie der Psychiater, Psychotherapeut und Psychedelikaforscher Hanscarl Leuner es ausdrückt: »Substanzen, die gemeinsam ein Indolring bzw. die Kombination eines Benzol- mit einem Indolring kennzeichnet.« (Leuner 1981: 34)

      Die Gruppe der Indole ist besonders groß, über 1500 Indol-Alkaloide sind bislang bekannt. Sie »stellen neben den Isochinolin-Alkaloiden die umfangreichste Alkaloidgruppe dar« (Trachsel 2011: 191). Viele natürlich vorkommende, aber auch synthetisch erzeugte Tryptamine sind als Psychedelika von Bedeutung, denken wir neben DMT an Psilocin und dessen Phosphorsäureester Psilocybin als hauptwirksame Inhaltsstoffe der Psilocy-bin-Pilze (Magic Mushrooms), an die Mutterkornalkaloide bzw. Lysergsäurederivate wie LSD, LSA und viele andere sowie an die Beta-Carboline vom Harmala-Typus, die z. B. in der Ayahuasca-Liane (Banisteriopsis caapi) und in der Steppenraute (Peganum harmala) vorkommen und ebenfalls die Tryptamingrundstruktur aufweisen, aber eine eigene Stoffklasse bilden.

       WIRKUNG

      Die Wirkung von DMT, 5-MeO-DMT und einigen der verwandten Moleküle ist in weiten Teilen eine primordiale, sprich: eine nicht zu verbalisierende. Zwar lassen sich gewisse Aspekte beschreiben und bildlich darstellen. Der Kern der Erfahrung, das damit einhergehende Gefühl muss jedoch erlebt werden. Auch die frühen beobachtenden wissenschaftlichen Studien konnten keinen Aufschluss über die Effekte von DMT und Co. bringen – letztlich muss die Substanz von dem, der wissen will, wie sie wirklich wirkt, im Selbstversuch getestet werden. Die psychedelische Aktivität einiger Moleküle des DMT-Komplexes beim Menschen, z. B. von a-MT (DL-alpha-Methyltryptamin), DMT, DET und anderen, wurde von Mitte der Fünfziger- bis Anfang der Sechzigerjahre gut erforscht (Böszörményi et al. 1959; Murphree et al. 1961; Sai-Halasz et al. 1958; Szára 1956 und 1957). Allerdings konnten Studien, die unbekannte Substanzen lediglich an Testpersonen probierten, keinen echten Aufschluss über die pharmakologische Wirksamkeit der Substanzen bringen. David E. Rosenberg, Harris Isbell und E. J. Miner vom NIMH Addiction Research Center im Public Health Service Hospital in Lexington, Kentucky, untersuchten z. B. psychedelische Substanzen, unter anderem DMT und 6-HO-DMT, an Strafgefangenen, die wegen Drogendelikten einsaßen. Die Forscher konnten auf diese Weise aber nur oberflächliche Beschreibungen der psychedelischen Erlebnisse dokumentieren, z. B. dass die psychischen Effekte des DMT zu visuellen Halluzinationen, Angstgefühlen und einer verzerrten Wahrnehmung führen (Rosenberg et al. 1963). Eine Studie von Jonathan Kaplan und Kollegen am U.S. National Institute of Mental Health (NIMH) konnte der Wissenschaft ebenfalls keine nützlichen Erkenntnisse zur Wirksamkeit des DMT liefern (Kaplan et al. 1974). In der Untersuchung wurde psychedelisch erfahrenen Probanden DMT gegeben, und die Testpersonen mussten nichts weiter tun, als »mit einer Zahl angeben, wie ›high‹ sie nach der Gabe einer vollständigen Dosierung DMT gewesen waren.« Die Autoren halten jedoch fest, dass die meisten ihrer erfahrenen Freiwilligen »›higher‹ gewesen waren als je zuvor«. (Strassman 2004: 74)

      »Während dieses plötzlichen Anflutens der Wirkung, das normalerweise 15 bis 30 Sekunden nach dem Rauchen von DMT einsetzt, findet der Wechsel vom Normalbewusstsein in eine überwältigende psychedelische Wirklichkeit mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit statt.« Rick Strassman (2004: 22)

      »Der DMT-Rausch ist der tiefste und visuell spektakulärste Rausch aller Halluzinogene. Seine Kürze, Intensität und toxikologische Unbedenklichkeit sind bemerkenswert.« Terence McKenna (1996: 62)

      Wenn man die Wirkung von DMT beschreiben will, dann muss zwei Aspekten Beachtung geschenkt werden: den körperlichen Effekten der Substanz und den geistigen, den psychischen Wirkungen dieses mächtigen Moleküls.

      Die körperliche Wirkung, die auf die intravenöse Applikation von verschiedenen Dosierungen DMT folgt (von 0,05 bis 4 mg/kg KG9), haben die US-amerikanischen DMT-Forscher Rick Strassman und Clifford Qualls in einer wissenschaftlichen Arbeit über die DMT-Effekte beim Menschen folgendermaßen beschrieben: »Abhängig von der Dosis erhöht DMT den Blutdruck, die Herzfrequenz, den Pupillendurchmesser und die rektale Temperatur, außerdem werden die Blutkonzentrationen von Beta-Endorphin10, Corticotropin11, Cortisol12 und Prolaktin13 erhöht. Der Level an Wachstumshormon steigt in Abhängigkeit von der DMT-Dosis, wohingegen der Melatonin-Level unberührt bleibt.« (Strassman und Qualls 1994)

      Rick Strassman beschreibt den Verlauf der körperlichen Symptome während eines DMT-Rauschs folgendermaßen: »Durchschnittlich stieg die Pulsfrequenz schlagartig von etwa 70 auf 100 Schläge pro Minute an. Bei einigen Freiwilligen stieg sie sogar auf 150, bei manchen nur auf 95. Auch der Blutdruck schnellte von Werten um 110/70 auf durchschnittlich 145/100 hoch. Pulsfrequenz und Blutdruck sanken dann genauso schnell wieder ab, und der Beginn des Sinkens dieser Werte zeigte sich bereits zwischen dem Ablesen in der zweiten und fünften Minute nach der Injektion.« (Strassman 2004: 204) Außerdem stiegen die Hormone, die in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gebildet werden, schnell an und wieder ab, z. B. Beta-Endorphin (Anstieg bis Peak14 in fünf Minuten), Vasopressin, Prolaktin, das Wachstumshormon und Corticotropin. »Der Pupillendurchmesser verdoppelte sich bei einer hohen Dosierung von DMT von 4 Millimetern auf fast 8 Millimeter und war nach 2 Minuten am größten. Der Anstieg der Körpertemperatur vollzog sich über einen längeren Zeitraum hinweg; er begann nach 15 Minuten und stieg dann kontinuierlich weiter an, bis