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Angeblich gibt es in Deutschland seit kurzem den Beruf des Entscheiders. Der wird kurz angelernt aus anderen Berufen oder aus Arbeitslosigkeit und entscheidet dann schnell über Asylanträge. Und angeblich müssen Banken ein Testament machen nach neuestem. Ich weiß nicht, ob’s wirklich stimmt oder ob man nur einen Witz gemacht hat. Angeblich stimmt’s.
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Goebbels’ Richtlinien des Bescheißens, dazumal wie jetzo, lauten wie folgt: Warten können! Darauf kommt es jetzt an [...] Die Zeit arbeitet für uns [...] Lerne schweigen! So lautet das erste Gebot des Revolutionärs. Lerne warten! So lautet das zweite Gebot des Revolutionärs [...] schweigend warten! Im von ihm gegründeten Blatt Der Angriff hat Goebbels das so publiziert. Und dass man als – wie Goebbels es nannte – Nazi-Sozi, als Nazi-Sozi, als Revolutionär eben, als Aktivist, als reißender Wolf den Schafspelz umzulegen [... und] Bürger unter Bürgern zu sein [habe, auch wenn man] aufbrüllen möchte [und] einen Stunde um Stunde der Teufel verfolgt. Goebbels wortwörtlich weiter: Ein Revolutionär muss alles können [...] Hass und Verzweiflung organisieren [...] Bereit sein ist alles [...] Weil wir Aktivisten sind [...]. Der Aktivist, der Revolutionär, der Nazi-Sozi müsse, so Goebbels, freundlich lächeln können und ein guter Nachbar sein. [...] eiskalt dem Gegner auf den Pelz rücken, ihn abtasten, auskundschaften, wo seine verwundbare Stelle ist, überlegsam und berechnend den Speer schärfen, ihn wohlgezielt in die lecke Blöße [...] hineinjagen und dann [...] freundlich lächelnd [...] sagen: Verzeihen Sie, Herr Nachbar, aber ich kann nicht anders! In seinen Tagebüchern beteuerte Goebbels, dass er viel von seiner Mutter lerne, sie erkläre ihm die Stimmungen des Volkes besser als all die Experten. Das Volk ist meistens viel primitiver, als wir uns das vorstellen. Das Wesen der Propaganda ist deshalb unentwegt die Einfachheit und die Wiederholung. Nur wer die Probleme auf die einfachste Formel bringen kann und den Mut hat, sie auch gegen die Einsprüche [...] ewig in dieser vereinfachten Form zu wiederholen, der wird auf Dauer zu grundlegenden Erfolgen [...] kommen. Ich weiß nicht, ob Goebbels oder ob Schirach folgendes Gebet den Kindern ins Herz zu pflanzen veranlasst hat: Händchen falten, Köpfchen senken, innig an den Führer denken, der uns Arbeit bringt und Brot, der uns hilft aus jeder Not.
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Elohaj, n’schama sch’natata bi t’hora hi.
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Baruch ata Adonaj, Elohejnu, melech ha-olam, ha-tow we ha-metiw.
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Die Frau, die früher oft im Tierheim behilflich war, kann sich immer weniger rühren. In der Straßenbahn hat sie sich nicht gut festhalten können, weil sie Probleme mit ihren Schultergelenken hat, und sie hat sich in der Straßenbahn in der Folge fast die Hälfte ihrer Zähne ausgeschlagen, etliche Zahnstücke fehlen ihr jetzt und weh tut das natürlich auch. Sie hat aber kein Geld, sich die Zähne reparieren zu lassen. Essen geht sie jetzt seit langer Zeit immer in die Armenausspeisung. Die Frau ist nämlich regresspflichtig. Sie muss für ihre Tochter zahlen, die vor ein paar Jahren Sozialhilfe bekommen hat. Natürlich habe ich das jetzt falsch berichtet, aber es stimmt trotzdem. Denn die Mutter will eben ihrer Tochter die Rückzahllast lindern. Es sei ja ihre Pflicht als Mutter, der Tochter zu helfen, damit die in irgendeiner Form doch eine Existenz haben kann, doch eine Zukunft. Irgendwie ein Leben eben. Von den großen Unternehmen, hat da die öffentliche Hand schon jemals die Subventionen zurückverlangt, frage ich mich.
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Ehrlichkeit ist Energieersparnis, hat heute ein Berufsbergsteiger gesagt, und dass man den Augen nicht zu viel glauben solle. Mit den eigenen Kräften sorgsam umzugehen, ist wichtig für ihn, weil er ja oft im Extremen ist in seinem Beruf. Er ist also von Berufs wegen wahrheitsliebend. Er weiß, was Fehler bedeuten, sagt, wenn er einen Fehler mache, sei er weg. Er ist von Geburt an blind und sein Beruf ist zum Beispiel, dass er andere Leute auf Berge bringt. Blinde auch. Auch auf schwierige Berge alle. Die Leute vertrauen ihm. Er sagt zu den Leuten, wenn Blinde und Sehende gemeinsam auf einen Berg steigen, sei das viel sicherer, denn ihre Sinne ergänzen einander. Wenn hingegen nur Sehende auf den Berg gehen, nehmen sie weniger wahr und eine solche Tour von nur Sehenden sei in Wirklichkeit viel gefährlicher. Sein Körper sei, sagt er auch, ein Unternehmen: Die Oberen, die Vorgesetzten seien unzuverlässig und unfähig (seine Augen nämlich), und diejenigen, die unten arbeiten müssen im Unternehmen, bluten oft, nämlich seine Knie und seine Hände. Seine Schwester ist ebenfalls von Kind an blind. Aber die Eltern haben die blinden Kinder weiterhin stets so erzogen wie Sehende. Zum Beispiel haben sie für sie jedes Jahr die Christbäume geschmückt und die Kerzen angezündet und haben ihren Kindern Eislaufen und Skifahren und Radfahren beigebracht. Egal, was die Leute damals gesagt haben. Die Nachbarn sollen die Köpfe geschüttelt haben, was die Eltern da aufführen und wozu das denn gut sein solle und ob die Eltern denn blöde seien. Der Bergsteiger sagt des Weiteren, dass das Wort UNABHÄNGIG die größte Lüge sei, die unsere Gesellschaft erfunden habe. Unabhängigkeit sei heutzutage und überhaupt eine Art Betrug. In Wahrheit sei niemand unabhängig, denn jeder brauche dauernd andere Menschen. Und das sei ja vielleicht auch der Sinn des Lebens. Der Bergsteiger sagt auch, dass er es in seinem Beruf eigentlich nie mit der Angst zu tun bekomme, denn er sehe ja nichts und daher in keinen Abgrund hinunter. Sondern der Körper sei mit ganz anderen Dingen beschäftigt, mit dem wirklich Wichtigen eben. Jedes Mal, wenn ich es zufällig und aus weiter Ferne mit dem blinden Bergsteiger und seiner Frau zu tun bekomme, fällt mir sofort Wittgenstein ein. Der Denkungsart wegen. Denk nicht! Schau!, hat Wittgenstein zum Beispiel gesagt und hat sich immer so aufgeregt über alles und hat so gezittert und hat sich immer gewünscht, dass man ihn an der Hand nimmt und ruhig und freundlich mit ihm redet, und hat das vielen anderen Leuten ja auch so gesagt und es hat aber nicht viel genützt, gar nichts eigentlich, weil die das eben nicht gemacht haben. Im Gegensatz zu dem, was, kommt mir halt vor, der blinde Bergsteiger tun würde.
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Der Lehrer, den die Kinder mögen, sagt zu ihnen, dass er ohne Religionsbekenntnis sei, und versucht ihnen zu erklären, warum. Ein paar Kinder, elf, zwölf Jahre alt, fragen ihn daraufhin sofort: Woher weißt du dann, was du essen darfst?
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Zwei aus dem Transportgewerbe treffen in einer Straßenenge aufeinander. Der eine schreit: Halt an! Gib den Weg frei! Der andere erwidert: Ich weiche nicht! Darauf schreit der eine wieder: Mach Platz! Fahr zurück! Ich schwöre dir, wenn du den Weg nicht frei gibst, mache ich mit dir dasselbe, was ich mit allen gemacht habe, die mir in die Quere gekommen sind! Der andere bekommt es jetzt doch mit der Angst zu tun und setzt ein Stück zurück. Als daraufhin sein Kontrahent an ihm vorbeifährt, fragt er diesen, was er denn mit denen gemacht hat, die nicht ausgewichen sind. Die Antwort des Kontrahenten lautet: Denen bin ich ausgewichen, da bin jedes Mal ich zurückgefahren. Die Geschichte stammt von einem persischen Satiriker aus dem 14. Jahrhundert. Kann auch sein, sie kommt aus dem 11. Jahrhundert, von einem persischen Mathematiker und Dichter her, der vom Weinen und vom Wein viel gehalten hat. In die spieltheoretischen Modelle der Kriegswissenschaftler und der Friedensforscher hat sie später dann, sozusagen heutzutage, Eingang gefunden. Und zwar unter der von Bertrand Russel ersonnenen Bezeichnung FEIGLINGSPARADOXON.
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Damit Menschen einträchtig leben und einander hilfreich sein können, ist es nötig, dass sie einander sicherstellen, künftig nichts zu tun, was den anderen schädigen könnte. Eine Art Staatsdefinition ist das eigentlich. Von Spinoza kommt die. 17. Jahrhundert. Für Erich Fromm war Spinoza