Leben mit dem PCO-Syndrom. Julia Schultz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Julia Schultz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783831270491
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kann man auch eher sehen, ob du vielleicht noch keine Insulinresistenz hast, aber hart an der Grenze bzw. im oberen Spektrum des Referenzbereiches bist. Das kann ebenfalls wichtig sein.

      Es ist wahrscheinlicher, dass PCOS-Typ 1 übergewichtig ist, aber auch normalgewichtige Frauen können eine Insulinresistenz aufweisen. Sie kann zur Gewichtszunahme führen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes steigern. Daher ist es so wichtig, dass eine Insulinresistenz abgeklärt wird. Im Fall von PCOS kann ein erhöhter Insulinwert im Blut das Signal an die Ovarien sein, vermehrt Testosteron (anstatt Östrogen) zu produzieren. Außerdem soll Insulin die Hirnanhangdrüse veranlassen mehr LH auszuschütten,11 was wiederum einen Androgenausstoß stimulieren soll.

      Die Sache mit dem Gewicht

      Normalgewicht bedeutet nicht, dass eine Insulinresistenz oder -sensibilität ausgeschlossen werden kann. Häufig lehnen Ärzte einen Test auf Insulinresistenz aus diesem Grund ab, weil man »nicht ins typische Muster« fallen würde. Aber auch die Zellen normalgewichtiger Frauen können weniger sensibel auf Insulin reagieren. Frage gezielt nach diesem Test, damit eine Insulinresistenz ganz sicher ausgeschlossen werden kann.

      Frauen, die an diesem PCOS-Typ leiden, werden vermehrt auf Kohlenhydrate (besonders raffinierten Zucker) achten müssen und können sehr stark von einer Ernährungsumstellung profitieren. Andere Ursachen für das PCOS sollten aber nicht ausgeschlossen werden. Der ganze Körper ist vernetzt, und es ist nachgewiesen, dass auch dieser Typ ein erhöhtes Stresslevel aufweist und von Stressminderung profitiert. Auch sollen Rauchen, Schlafmangel, Alkohol, ein Magnesiummangel und Umweltgifte eine Insulinresistenz begünstigen.

      Für gewöhnlich sieht und merkt man eine Entzündung. Der Körper reagiert auf schädliche Reize mit Rötung, Schwellung, Schmerz und/oder Erhöhung der Temperatur im entzündeten Bereich. Es ist ein toller Schutzmechanismus des Immunsystems und notwendig, um zu heilen. Bei stillen Entzündungen (auch chronische Entzündungen genannt) merkt man fast gar nichts. Doch ist das Immunsystem dauerhaft aktiviert, schadet uns das. Es ist, als hätten wir eine akute Entzündung, nur ständig auf einem sehr niedrigen Niveau. So, als wären wir dauerhaft krank, aber nur ein bisschen. Es tut nicht wirklich weh, und wir können wie gehabt durchs Leben gehen, weil es uns nicht wirklich »umhaut«. Aus diesem Grund nimmt man die Ernsthaftigkeit kaum wahr, weil im Prinzip irgendwie alles »okay, aber auch nicht richtig gut« ist. Auf Dauer schaden diese stillen Entzündungen: Der Stoffwechsel läuft auf Sparflamme, Insulin- und Fettstoffwechsel können sich verändern, wir können ohne sichtbaren Grund zunehmen, hormonelle Dysbalancen werden gefördert und viele Volkskrankheiten begünstigt. Die Prozesse laufen aber nur im »subklinischen Bereich« ab und sind somit kaum nachweisbar.

      Es gibt viele mögliche Ursachen für stille Entzündungen im Körper und damit die konstante Aktivierung des Immunsystems. Hier ein paar Beispiele:

      • eine Ernährung mit viel Weißmehl und Zucker

      • Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien

      • ein Ungleichgewicht der Darmflora bis hin zum durchlässigen Darm (Leaky Gut)

      • Umweltgifte, wie beispielsweise Pestizide

      • Erkrankungen im Mund

      Je mehr Auslöser zusammenwirken, desto mehr wird sich das im Körper auswirken, die Entzündungsneigung erhöhen und die natürliche Entgiftung stören.

      Falls du PCOS und keine Insulinresistenz hast, könnte es sein, dass du in diese Kategorie von Typ 2 fällst. Es kommt aber sehr häufig vor, dass Frauen mit Insulinresistenz ebenfalls stille Entzündungen vorweisen. Hier kommt es zu Überschneidungen, weshalb der Ratschlag, bei Insulinresistenz auf Kohlenhydrate zu verzichten, meist nicht ausreicht und noch mehr Maßnahmen ergriffen werden sollten.

      Eventuell hast du neben den typischen PCOS-Symptomen noch andere Beschwerden, die auf stille Entzündungen hinweisen könnten:

      • Verdauungsprobleme

      • Lebensmittelunverträglichkeiten

      • Kopfschmerzen

      • Autoimmunerkrankungen (wie Hashimoto-Thyreoiditis)

      • Gelenkschmerzen

      Das muss aber nicht unbedingt der Fall sein bzw. nehmen wir diese Symptome manchmal kaum wahr oder stellen ihr Dasein nicht infrage.

      Doch laut der Heilpraktikerin Lara Briden bringen Entzündungsprozesse unsere hormonelle Kommunikation durcheinander.12 So soll es Hormonrezeptoren blockieren und den Stoffwechsel von Östrogen negativ beeinflussen, sodass der Eisprung ausfällt und somit die Progesteronproduktion.

      In den folgenden Kapiteln werde ich darauf eingehen, wie du diese stillen Entzündungsprozesse im Körper durch die Ernährung minimieren kannst. Häufig müssen Zucker, Milchprodukte und Weizen gemieden werden. Aber auch andere Lebensmittel können Probleme bereiten. Das ist meist sehr individuell. So sind es bei mir Zucker, Milch, Gluten, Eier, Tomate und ein paar Nusssorten. Wie du selbst und kostenfrei testen kannst, ob du auf bestimmte Lebensmittel reagierst, erkläre ich dir später.

      Da stille Entzündungen recht häufig vorkommen, gehe ich in diesem Buch im Allgemeinen auf dieses Problem ein, indem ich dir zeige, was eine antientzündliche Ernährung bedeutet. Ein entzündungshemmender Lebensstil ist immer von Vorteil. Das bedeutet, dass Rauchen, Alkohol, zu viel ebenso wie zu wenig Bewegung, Schlafmangel und entzündungsfördernde Lebensmittel gemieden werden sollten.

      Eine weitere Art von PCOS, die allerdings im Vergleich zu den anderen eher selten vorkommt, ist das nebenniereninduzierte PCO-Syndrom. Bei dieser Variante werden häufig erhöhte Werte von DHEA-Sulfat (DHEAS) gefunden, wobei andere Androgene, wie Testosteron und Androstendion, meist im normalen Bereich liegen. Wie du später genauer erfahren wirst, wird DHEAS zu 100 Prozent in den Nebennieren produziert. Wir müssen dabei wissen, dass auch bei anderen Frauen mit dem PCO-Syndrom das Hormon DHEAS erhöht sein kann, doch sind dann oft auch andere Androgene miterhöht.

      Bei erhöhten DHEAS-Werten müssen vom Arzt auch immer andere Erkrankungen ausgeschlossen werden, die dieses Hormon erhöhen könnten (beispielsweise erhöhtes Prolaktin oder nichtklassisches Adrenogenitales Syndrom).

      Dieser PCOS-Typ muss unbedingt seinen Stresslevel senken – und das auf allen Ebenen, auf denen Stress entstehen kann. Ernährung ist ein Teilaspekt. Aus eigener Erfahrung als Coach kann ich behaupten, dass besonders dieser Typ häufig an einem Zuviel an Sport »leidet«. Nicht selten sind oder waren diese Frauen sehr sportlich unterwegs (Leichtathletik in der Jugend, Crossfit-Training oder High Intensity Interval Training an mehreren Tagen in der Woche). Besonders für diese Frauen ist der typische Ratschlag »Kohlenhydratverzicht beim PCO-Syndrom« fatal und kann sie noch mehr in Stress versetzen. Im Kapitel über Kohlenhydrate schreibe ich ausführlich darüber.

      Häufiger als gedacht kommt es zu vorschnellen PCOS-Diagnosen nach Absetzen der Antibabypille. Die Pille ist dafür bekannt, dass sie im Körper einiges durcheinanderbringen kann. Es gibt Pillen mit unterschiedlichen Hormonersatzstoffen und Zusammensetzungen. Manche wirken androgen, andere eher antiandrogen. Je nachdem, wie früh du mit der Pilleneinnahme begonnen, wie lange du sie insgesamt genommen und welche Art der Pille du eingenommen hast, kann die Auswirkung unterschiedlich ausfallen.

      Jede Frau reagiert anders auf die Einnahme der Pille. Da die Pille die körpereigene Hormonproduktion unterbindet (im nächsten Abschnitt mehr dazu), kann dein Organismus nach dem Absetzen erst mal völlig überfordert sein. Wenn du die Pille für einen sehr langen Zeitraum genommen hast, hat dein Körper für genau diesen Zeitraum keine eigenen Geschlechtshormone hergestellt. Wenn du auch noch im jungen Alter mit der Pilleneinnahme begonnen hast (dreizehn oder vierzehn Jahre sind keine Seltenheit) hat sich dein Körper vermutlich in der Produktion der Geschlechtshormone nie richtig einstellen können. Beginnt man zum Beispiel mit der